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Na­vi­ga­ti­on

Recht­li­che Be­treu­ung: Be­stel­lung be­an­tra­gen

Im Rah­men der Be­treu­ung wird dem Be­trof­fe­nen ein Be­treu­er zur Sei­te ge­stellt, der für ihn han­delt und ihn ver­tritt. Der Be­treu­er wird vom Be­treu­ungs­ge­richt be­stellt. Die Be­treu­ung darf nicht län­ger als not­wen­dig dau­ern. Spä­tes­tens nach sie­ben Jah­ren muss über die Auf­he­bung oder Ver­län­ge­rung der Be­treu­er­be­stel­lung ent­schie­den wer­den.

Als Rechts­mit­tel ge­gen die Ent­schei­dun­gen des Be­treu­ungs­ge­richts kom­men in Be­tracht:

  • Be­schwer­de, die Be­schwer­de­frist be­trägt grund­sätz­lich ei­nen Mo­nat und be­ginnt mit schrift­li­cher Be­kannt­ma­chung des Be­schlus­ses; für Be­schwer­den ge­gen einst­wei­li­ge An­ord­nun­gen und ge­gen Be­schlüs­se, die die Ge­neh­mi­gung ei­nes Rechts­ge­schäfts zum Ge­gen­stand ha­ben, gilt ei­ne Be­schwer­de­frist von nur zwei Wo­chen
  • Er­in­ne­rung, falls der Rechts­pfle­ger ent­schie­den hat und bei ei­ner Ent­schei­dung durch den Rich­ter die­se nicht an­fecht­bar wä­re

Wel­ches Rechts­mit­tel im Ein­zel­fall in Be­tracht kommt, wo und auf wel­che Wei­se es ein­zu­le­gen ist, er­gibt sich aus der Rechts­mit­tel­be­leh­rung, die das Be­treu­ungs­ge­richt be­stimm­ten Ent­schei­dun­gen bei­zu­fü­gen hat. Über die Be­schwer­de ent­schei­det das Land­ge­richt. Ge­gen die Ent­schei­dung des Land­ge­richts über die Be­schwer­de ist wie­der­um die Rechts­be­schwer­de zu­läs­sig, so­fern das Be­schwer­de­ge­richt sie zu­ge­las­sen hat. In Be­treu­ungs­sa­chen zur Be­stel­lung ei­nes Be­treu­ers, zur Auf­he­bung der Be­treu­ung, zur An­ord­nung oder Auf­he­bung ei­nes Ein­wil­li­gungs­vor­be­halts ist die Rechts­be­schwer­de oh­ne Zu­las­sung statt­haft. Rechts­be­schwer­de­ge­richt ist der Bun­des­ge­richts­hof. Es be­steht An­walts­zwang.

Der Be­trof­fe­ne ist auf­grund kör­per­li­cher, geis­ti­ger oder see­li­scher Be­hin­de­rung oder auf­grund ei­ner psy­chi­schen Er­kran­kung nicht in der La­ge, sei­ne An­ge­le­gen­hei­ten selbst zu re­geln.

Ein­lei­tung des Ver­fah­rens

Der Be­trof­fe­ne selbst kann ei­nen An­trag auf Be­stel­lung ei­nes Be­treu­ers stel­len. In al­len an­de­ren Fäl­len ent­schei­det das Be­treu­ungs­ge­richt auch oh­ne An­trag des Be­trof­fe­nen von Amts we­gen. Drit­te (z.B. Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­ge oder Nach­barn) kön­nen ei­ne recht­li­che Be­treu­ung form­los beim Be­treu­ungs­ge­richt an­re­gen.

Stel­lung des Be­trof­fe­nen

Der Be­trof­fe­ne ist in je­dem Fall ver­fah­rens­fä­hig, das hei­ßt, er kann selbst An­trä­ge stel­len und Rechts­mit­tel ge­gen ge­richt­li­che Ent­schei­dun­gen ein­le­gen. Des­halb ist der Be­trof­fe­ne vom Be­treu­ungs­ge­richt über den mög­li­chen Ver­lauf des Ver­fah­rens zu un­ter­rich­ten. Al­le Ent­schei­dun­gen des Be­treu­ungs­ge­richts müs­sen dem Be­trof­fe­nen be­kannt ge­ge­ben wer­den.

Ist der Be­trof­fe­ne nicht in der La­ge, sei­ne In­ter­es­sen selbst wahr­zu­neh­men, be­stellt ihm das Be­treu­ungs­ge­richt ei­nen Ver­fah­rens­pfle­ger für das Ver­fah­ren. Er soll den Be­trof­fe­nen im Ver­fah­ren un­ter­stüt­zen (z.B. ihm die ein­zel­nen Ver­fah­rens­schrit­te, den In­halt der Mit­tei­lun­gen des Be­treu­ungs­ge­richts und die Be­deu­tung der An­ge­le­gen­heit er­läu­tern). Der Ver­fah­rens­pfle­ger hat auch dem Ge­richt die Wün­sche des Be­trof­fe­nen mit­zu­tei­len. Als Ver­fah­rens­pfle­ger kön­nen bei­spiels­wei­se Ver­trau­ens­per­so­nen aus dem Fa­mi­li­en-, Freun­des- und Be­kann­ten­kreis so­wie Mit­ar­bei­ter von Be­treu­ungs­ver­ei­nen, So­zi­al­ar­bei­ter oder Rechts­an­wäl­te be­stellt wer­den.

Das Be­treu­ungs­ge­richt hat in Be­treu­ungs­sa­chen den Be­trof­fe­nen vor be­stimm­ten Ent­schei­dun­gen, et­wa der erst­ma­li­gen Be­stel­lung ei­nes Be­treu­ers, der Er­wei­te­rung von des­sen Auf­ga­ben­kreis oder sei­ner Ent­las­sung ge­gen den Wil­len des Be­trof­fe­nen - von we­ni­gen Aus­nah­me­fäl­len ab­ge­se­hen - per­sön­lich an­zu­hö­ren und sich ei­nen per­sön­li­chen Ein­druck von ihm zu ver­schaf­fen. Die­se Vor­schrift soll si­cher­stel­len, dass der Vor­mund­schafts­rich­ter sich hin­rei­chend über die Per­sön­lich­keit des Be­trof­fe­nen in­for­miert.

Den un­mit­tel­ba­ren Ein­druck soll sich das Be­treu­ungs­ge­richt in der üb­li­chen Um­ge­bung des Be­trof­fe­nen ver­schaf­fen, wenn er es ver­langt oder wenn es der Sach­auf­klä­rung dient. Ge­gen sei­nen Wil­len soll der Be­trof­fe­ne je­doch nicht in sei­ner Pri­vat­sphä­re ge­stört wer­den. Wi­der­spricht er da­her ei­nem Be­such des Be­treu­ungs­rich­ters, fin­det die An­hö­rung in den Amts­räu­men statt.

Der An­hö­rungs­ter­min muss, so­fern ein Ver­fah­rens­pfle­ger be­stellt ist, in des­sen Ge­gen­wart durch­ge­führt wer­den. Das Be­treu­ungs­ge­richt kann auch be­reits in die­ser Pha­se des Ver­fah­rens ei­nen Sach­ver­stän­di­gen hin­zu­zie­hen. Auf Wunsch des Be­trof­fe­nen kann ei­ne Per­son sei­nes Ver­trau­ens teil­neh­men. Wei­te­ren Per­so­nen kann das Ge­richt die An­we­sen­heit ge­stat­ten, je­doch nicht ge­gen den Wil­len des Be­trof­fe­nen.

Das Er­geb­nis der An­hö­run­gen, das Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten oder das ärzt­li­che Zeug­nis so­wie die Per­son des Be­treu­ers und des­sen et­wai­ger Auf­ga­ben­be­reich wer­den mit dem Be­trof­fe­nen er­ör­tert, so­weit dies zur Ge­wäh­rung des recht­li­chen Ge­hörs oder zur Sach­auf­klä­rung not­wen­dig ist (so­ge­nann­tes Schluss­ge­spräch). Das Schluss­ge­spräch kann mit der per­sön­li­chen An­hö­rung des Be­trof­fe­nen ver­bun­den wer­den.

Be­tei­li­gung Drit­ter

Vor der Be­stel­lung ei­nes Be­treu­ers oder der An­ord­nung ei­nes Ein­wil­li­gungs­vor­be­halts hat das Ge­richt die sons­ti­gen Be­tei­lig­ten an­zu­hö­ren.

Die Be­treu­ungs­be­hör­de er­hält Ge­le­gen­heit zur Äu­ße­rung, wenn der Be­trof­fe­ne dies ver­langt oder wenn es der Sach­auf­klä­rung dient. In der Re­gel sol­len auch Ehe­gat­ten, El­tern, Pfle­ge­el­tern und Kin­der Ge­le­gen­heit zur Stel­lung­nah­me er­hal­ten.

Auf Ver­lan­gen des Be­trof­fe­nen hat das Ge­richt ei­ne ihm na­he­ste­hen­de Per­son an­zu­hö­ren, so­fern dies oh­ne er­heb­li­che Ver­zö­ge­rung mög­lich ist.

Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten

Ein Be­treu­er darf - von Aus­nah­me­fäl­len ab­ge­se­hen - nur be­stellt und ein Ein­wil­li­gungs­vor­be­halt darf nur dann an­ge­ord­net wer­den, wenn ein Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten über die Not­wen­dig­keit und den Um­fang der Be­treu­ung so­wie die vor­aus­sicht­li­che Dau­er der Hilfs­be­dürf­tig­keit ein­ge­holt wur­de. Der Sach­ver­stän­di­ge soll Arzt für Psych­ia­trie oder Arzt mit Er­fah­rung auf dem Ge­biet der Psych­ia­trie sein.

Der Sach­ver­stän­di­ge ist ver­pflich­tet, vor der Er­stat­tung sei­nes Gut­ach­tens den Be­trof­fe­nen per­sön­lich zu un­ter­su­chen und zu be­fra­gen. Das Gut­ach­ten muss zum Krank­heits­bild, zur Krank­heits­ent­wick­lung, zu den durch­ge­führ­ten Un­ter­su­chun­gen, zum kör­per­li­chen und psych­ia­tri­schen Zu­stand des Be­trof­fe­nen so­wie zum Um­fang des Auf­ga­ben­krei­ses und zur Dau­er der Maß­nah­me Stel­lung neh­men.

Ent­schei­dung

Das zu­stän­di­ge Be­treu­ungs­ge­richt ent­schei­det nach Durch­füh­rung der er­for­der­li­chen An­hö­run­gen und Er­mitt­lun­gen. Kommt das Ge­richt zum Er­geb­nis, dass die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne Be­treu­er­be­stel­lung vor­lie­gen, be­stellt es den Be­treu­er und legt gleich­zei­tig den Zeit­punkt fest, zu dem spä­tes­tens über die Auf­he­bung oder Ver­län­ge­rung der Be­treu­er­be­stel­lung zu ent­schei­den ist.

Die Ent­schei­dung wird dem Be­trof­fe­nen, dem Be­treu­er, dem Ver­fah­rens­pfle­ger und der Be­treu­ungs­be­hör­de be­kannt ge­ge­ben. Wirk­sam­keit er­langt die Ent­schei­dung in der Re­gel mit der Be­kannt­ga­be an den Be­treu­er.

Der Be­treu­er wird vom Be­treu­ungs­ge­richt münd­lich ver­pflich­tet - er er­hält ei­ne Ur­kun­de über sei­ne Be­stel­lung. Die­se Ur­kun­de dient als Aus­weis für die Ver­tre­tungs­mög­lich­keit. Wenn der Be­treu­er nicht per­sön­lich be­kannt ist, ist sie zu­sam­men mit dem Per­so­nal­aus­weis zu ver­wen­den, da sie kein Licht­bild ent­hält. Die Ur­kun­de soll­te nicht im Ori­gi­nal an Drit­te über­sandt wer­den, Ab­lich­tun­gen oder be­glau­big­te Ab­lich­tun­gen rei­chen da­für in der Re­gel aus. Aus der Ur­kun­de er­gibt sich, für wel­che Auf­ga­ben­krei­se der Be­treu­er be­stellt ist. Nach Be­en­di­gung der Be­treu­ung ist die Ur­kun­de an das Be­treu­ungs­ge­richt zu­rück­zu­ge­ben.

Einst­wei­li­ge An­ord­nung

Das be­schrie­be­ne Ver­fah­ren, das ei­ne um­fas­sen­de Er­mitt­lungs­tä­tig­keit des Vor­mund­schafts­rich­ters er­for­dert, nimmt ge­wis­se Zeit in An­spruch. Häu­fig muss je­doch rasch ge­han­delt wer­den. Dann kann in ei­nem ver­ein­fach­ten Ver­fah­ren durch einst­wei­li­ge An­ord­nung ein vor­läu­fi­ger Be­treu­er be­stellt, ein vor­läu­fi­ger Ein­wil­li­gungs­vor­be­halt an­ge­ord­net, ein Be­treu­er ent­las­sen oder der Auf­ga­ben­kreis des be­stell­ten Be­treu­ers vor­läu­fig er­wei­tert wer­den. Ei­ne sol­che Eil­maß­nah­me ist al­ler­dings nur un­ter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen zu­läs­sig und darf kei­nes­falls län­ger als ein Jahr be­stehen blei­ben. In be­son­ders ei­li­gen Fäl­len kann das Be­treu­ungs­ge­richt an­stel­le ei­nes Be­treu­ers, so­lan­ge die­ser noch nicht be­stellt ist oder wenn er sei­ne Pflich­ten nicht er­fül­len kann, selbst die not­wen­di­gen Maß­nah­men tref­fen.

Kei­ne