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Na­vi­ga­ti­on

Son­der­päd­ago­gi­schen För­der­be­darf fest­stel­len

För­dern ist ein Grund­prin­zip päd­ago­gi­schen Han­delns und der Aus­gangs­punkt von Un­ter­richt, Bil­dung und Er­zie­hung al­ler all­ge­mein bil­den­den Schu­len. Es ist die Auf­ga­be je­der Schu­le, güns­ti­ge Lern­be­din­gun­gen für al­le Schü­ler zu ge­stal­ten, um dro­hen­dem Leis­tungs­ver­sa­gen und an­de­ren Be­ein­träch­ti­gun­gen ent­ge­gen­zu­wir­ken und ih­re Aus­wir­kun­gen zu ver­rin­gern.

Be­vor ei­ne Schu­le die Fest­stel­lung des son­der­päd­ago­gi­schen För­der­be­darfs in Er­wä­gung zieht, ist sie auf­ge­for­dert, al­le für den Schü­ler not­wen­di­gen För­der­maß­nah­men fest­zu­stel­len, die­se in För­der­plä­nen zu do­ku­men­tie­ren und den Er­zie­hungs­be­rech­tig­ten die Mög­lich­kei­ten für ei­ne best­mög­li­che För­de­rung auf­zu­zei­gen. Die vor­ge­schla­ge­nen För­der­maß­nah­men wer­den mit den Er­zie­hungs­be­rech­tig­ten ab­ge­stimmt. Die För­de­rung und die Ent­wick­lung sind nach­voll­zieh­bar zu do­ku­men­tie­ren.

Liegt ei­ne um­fäng­li­che Be­ein­träch­ti­gung vor, die nicht al­lein durch päd­ago­gi­sche För­der­maß­nah­men kom­pen­siert wer­den kann, ist die An­trag­stel­lung auf ei­ne Fest­stel­lung des son­der­päd­ago­gi­schen För­der­be­darfs mög­lich.

Son­der­päd­ago­gi­scher För­der­be­darf ist bei Schü­lern ge­ge­ben, die in ih­ren Ent­wick­lungs-, Lern- und Bil­dungs­mög­lich­kei­ten so er­heb­lich ein­ge­schränkt sind, dass sie, um ih­ren Lern­er­folg zu si­chern, im Un­ter­richt zu­sätz­li­che son­der­päd­ago­gi­sche Maß­nah­men be­nö­ti­gen.

Son­der­päd­ago­gi­scher För­der­be­darf ist un­ter­schied­lich aus­ge­prägt und kann in fol­gen­den Schwer­punk­ten vor­lie­gen:

  1. Ler­nen
  2. Spra­che
  3. emo­tio­na­le und so­zia­le Ent­wick­lung
  4. Se­hen
  5. Hö­ren
  6. kör­per­li­che und mo­to­ri­sche Ent­wick­lung
  7. Geis­ti­ge Ent­wick­lung
  8. Un­ter­richt kran­ker Schü­le­rin­nen und Schü­ler.

Die Fest­le­gung von För­der­schwer­punk­ten bil­det die Grund­la­ge für die nach­fol­gen­de Ent­wick­lung ei­ner son­der­päd­ago­gi­schen För­der­pla­nung und dient dem Ein­satz von Leh­rern mit spe­zi­el­len son­der­päd­ago­gi­schen Kom­pe­ten­zen.

Die son­der­päd­ago­gi­sche Dia­gnos­tik wird vom Zen­tra­len Fach­be­reich für Dia­gnos­tik und Schul­psy­cho­lo­gie der zu­stän­di­gen Schul­be­hör­de durch­ge­führt. Auf der Grund­la­ge der Er­geb­nis­se der Dia­gnos­tik er­folgt ei­ne fall­be­zo­ge­ne För­de­rung durch qua­li­fi­zier­tes Fach­per­so­nal.

Auf An­trag der Er­zie­hungs­be­rech­tig­ten, der all­ge­mei­nen oder der be­ruf­li­chen Schu­le stellt die zu­stän­di­ge Schul­be­hör­de den son­der­päd­ago­gi­schen För­der­be­darf fest. Grund­la­ge der Ent­schei­dung über Art, Um­fang und Dau­er und über die Vor­aus­set­zun­gen für ei­nen an­ge­mes­se­nen Un­ter­richt ist ein son­der­päd­ago­gi­sches Gut­ach­ten, das von der zu­stän­di­gen Schul­be­hör­de ein­ge­holt wird. Die Er­zie­hungs­be­rech­tig­ten ha­ben ei­nen An­spruch auf um­fas­sen­de Be­ra­tung.

Im Vor­feld der Fest­stel­lung des son­der­päd­ago­gi­schen För­der­be­darfs ist von der zu­stän­di­gen Schu­le im Schul­be­richt dar­zu­stel­len, wel­che För­der­maß­nah­men bis­her er­grif­fen wur­den, um dem Auf­trag der all­ge­mei­nen Schu­le nach § 34 Ab­satz 3 SchulG M-V zu ent­spre­chen.

Die zu­stän­di­ge Schul­be­hör­de ver­an­lasst über den Zen­tra­len Fach­be­reich für Dia­gnos­tik und Schul­psy­cho­lo­gie (ZDS) pro­zess­be­glei­tend in der all­ge­mei­nen Schu­le die Fest­stel­lung des son­der­päd­ago­gi­schen För­der­be­darfs. Dem ZDS ge­hö­ren Psy­cho­lo­gen und die Dia­gnos­ti­ker ver­schie­de­ner son­der­päd­ago­gi­scher Fach­rich­tun­gen an. Der ZDS er­fasst, prüft und be­ar­bei­tet die An­trä­ge zur Fest­stel­lung des son­der­päd­ago­gi­schen För­der­be­darfs. Im Pro­zess der son­der­päd­ago­gi­schen Dia­gnos­tik über­nimmt der ZDS au­ßer­dem ei­ne Be­ra­tungs­funk­ti­on. Der ZDS er­stellt ein son­der­päd­ago­gi­sches Gut­ach­ten. Da­bei fin­den Gut­ach­ten au­ßer­schu­li­scher Dia­gnos­tik- und Be­ra­tungs­zen­tren, zum Bei­spiel so­zi­al­päd­ago­gi­sche, fach­me­di­zi­ni­sche und psy­cho­lo­gi­sche Gut­ach­ten, ei­ne an­ge­mes­se­ne Be­rück­sich­ti­gung.

Auf der Grund­la­ge des Gut­ach­tens und der Emp­feh­lung des ZDS er­folgt ei­ne ab­schlie­ßen­de Emp­feh­lung durch die zu­stän­di­ge Schul­be­hör­de über den För­derort.

Die Er­zie­hungs­be­rech­tig­ten ha­ben An­spruch auf um­fas­sen­de Be­ra­tung, ins­be­son­de­re in der Zeit vor der An­trag­stel­lung so­wie wäh­rend des dia­gnos­ti­schen Ver­fah­rens. Die Be­ra­tung er­folgt in der Re­gel durch den zur Gut­ach­ten­er­stel­lung be­auf­trag­ten Dia­gnos­ti­ker. Da­bei wer­den die Er­zie­hungs­be­rech­tig­ten über die auf­tre­ten­den Pro­ble­me, die bis­he­ri­gen För­der­maß­nah­men so­wie die Er­geb­nis­se der son­der­päd­ago­gi­schen Dia­gnos­tik und die ver­schie­de­nen Mög­lich­kei­ten päd­ago­gi­scher Hil­fen in­for­miert.

Die Er­zie­hungs­be­rech­tig­ten ent­schei­den dar­über, ob ihr Kind ei­ne all­ge­mei­ne Schu­le oder ei­ne För­der­schu­le be­sucht. Die zu­stän­di­ge Schul­be­hör­de muss der Ent­schei­dung wi­der­spre­chen, wenn an der ge­wähl­ten all­ge­mei­nen Schu­le die säch­li­chen oder per­so­nel­len Vor­aus­set­zun­gen für die not­wen­di­gen son­der­päd­ago­gi­schen Maß­nah­men nicht ge­ge­ben sind oder wenn auf Grund der all­ge­mei­nen päd­ago­gi­schen Be­din­gun­gen er­heb­li­che Zwei­fel be­stehen, ob der Schü­ler in der all­ge­mei­nen Schu­le an­ge­mes­sen ge­för­dert wer­den kann. Hal­ten die Er­zie­hungs­be­rech­tig­ten auch nach der Be­ra­tung ih­re Ent­schei­dung auf­recht, ent­schei­det die zu­stän­di­ge Schul­be­hör­de über den För­derort.