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Na­vi­ga­ti­on

Un­ter­halts­an­sprü­che aus dem Aus­land

Für die Un­ter­halts­be­rech­tig­ten ist es oft schwie­rig, ei­nen An­spruch durch­zu­set­zen, wenn die Un­ter­halts­ver­pflich­te­ten in ei­nem an­de­ren Staat wohn­haft sind. Durch das Vor­lie­gen un­ter­schied­li­cher Rechts­ord­nun­gen und die dar­aus re­sul­tie­ren­den ma­te­ri­el­len und pro­zes­sua­len Un­ter­schie­de tre­ten für die Un­ter­halts­be­rech­tig­ten Er­schwer­nis­se hin­zu, die zu ei­nem fi­nan­zi­el­len und or­ga­ni­sa­to­ri­schen Mehr­auf­wand füh­ren.

Vor die­sem Hin­ter­grund wur­de der Auf­bau be­hörd­li­cher Struk­tu­ren auf dem Ge­biet des in­ter­na­tio­na­len Un­ter­halts­rechts für not­wen­dig er­ach­tet. Welt­weit wur­den so­ge­nann­te Zen­tra­le Be­hör­den ge­schaf­fen, wel­che bei der grenz­über­schrei­ten­den Durch­set­zung von Un­ter­halts­an­sprü­chen Hil­fe­stel­lung leis­ten. Die Zen­tra­len Be­hörden sind eng un­ter­ein­an­der ver­netzt. Sprach­li­che und recht­li­che Pro­ble­me, mit de­nen sich Un­ter­halts­be­rech­tig­te häu­fig kon­fron­tiert se­hen, wenn Un­ter­halt grenz­über­schrei­tend gel­tend ge­macht wer­den soll, kön­nen durch die­se Netz­wer­ke ab­ge­fe­dert wer­den.

Für Deutsch­land ist das Bun­des­amt für Jus­tiz ge­mäß § 4 Abs. 1 des Aus­lands­un­ter­halts­ge­set­zes vom 23. Mai 2011 (AUG) als Zen­tra­le Be­hör­de mit der grenz­über­schrei­ten­den Durch­set­zung von Un­ter­halt be­traut.

Das Bun­des­amt für Jus­tiz als Zen­tra­le Be­hör­de zur grenz­überschreitenden Durch­set­zung von Un­ter­halt er­hebt für sei­ne Tä­tig­keit grund­sätz­lich kei­ne Ge­büh­ren.

Ei­ne Be­auf­tra­gung bei­spiels­wei­se ei­nes aus­län­di­schen Rechts­an­walts oder an­de­rer Ver­ei­ni­gun­gen ist hin­ge­gen mit Kos­ten ver­bun­den, die von den An­trag­stel­lern zu tra­gen sind. Wird ein An­trag nach der EG-Unt­VO oder dem HUÜ 2007 über das Bun­des­amt für Jus­tiz in das Aus­land wei­ter­ge­lei­tet, so hat dies den Vor­teil, dass in den meis­ten Fäl­len für Un­ter­halts­an­sprü­che von Per­so­nen, die das 21. Le­bens­jahr noch nicht voll­endet ha­ben, im an­de­ren Mit­glied­staat au­to­ma­tisch, d. h. oh­ne nä­he­re Prü­fung der Ver­mö­gens­ver­hält­nis­se oder der Er­folgs­aus­sich­ten, Pro­zess­kos­ten­hil­fe ge­währt wird.

Grund­sätz­lich kann je­de un­ter­halts­be­rech­tig­te na­tür­li­che Per­son ei­nen An­trag zur Gel­tend­ma­chung von Un­ter­halt im Aus­land stel­len. In den häu­figs­ten Fäl­len wird es sich je­doch um die Gel­tend­ma­chung von Kin­des­un­ter­halt han­deln. Für min­der­jäh­ri­ge Kin­der müs­sen ih­re ge­setz­li­chen Ver­tre­ter han­deln. Nach § 1712 Abs. 1 Nr. 2 Bür­ger­li­ches Ge­setz­buch (BGB) ge­hört die Gel­tend­ma­chung von Un­ter­halts­an­sprü­chen zu den Auf­ga­ben des Ju­gend­amts als Bei­stand. Da­bei han­delt der Bei­stand als ge­setz­li­cher Ver­tre­ter des un­ter­halts­be­rech­tig­ten Kin­des und ist so­mit be­fugt, die im Rah­men der grenz­über­schrei­ten­den Unter­haltsrealisierung vor­ge­se­he­nen An­trags­for­mu­la­re aus­zu­fül­len und beim Vor­prü­fungs­ge­richt ein­zu­rei­chen.

Die Gel­tend­ma­chung von Un­ter­halt im Aus­land kann ent­we­der nach der EG-Unt­VO, dem HUÜ 2007, dem UN-Über­ein­kom­men 1956 oder im Rah­men ver­bürg­ter Ge­gen­sei­tig­keit im Sin­ne des § 1 Abs. 1 Nr. 3 AUG er­fol­gen.

Die An­trag­stel­lung er­folgt über das für den Wohn­sitz der an­trags­stel­len­den Per­son zu­stän­di­ge Amts­ge­richt am Sitz ei­nes Ober­lan­des­ge­richts. Das Amts­ge­richt in­for­miert und be­rät, wel­che Mög­lich­kei­ten zur Bei­trei­bung von Un­ter­halt im Aus­land be­stehen und wel­che Un­ter­la­gen hier­für er­for­der­lich sind. Nach­dem der An­trag voll­stän­dig beim Amts­ge­richt ein­ge­reicht wur­de, lei­tet es die­sen nach ei­ner Prü­fung an das Bun­des­amt für Jus­tiz wei­ter. Das Bun­des­amt für Jus­tiz wird als Zen­tra­le Be­hör­de nach dem AUG tä­tig. Es kor­re­spon­diert wäh­rend des ge­sam­ten Ver­fah­rens mit den zu­stän­di­gen Stel­len im Aus­land.

Wel­ches Un­ter­halts­recht an­zu­wen­den ist, rich­tet sich nach dem In­ter­na­tio­na­len Pri­vat­recht des er­such­ten Staats. Als all­ge­mei­ne Re­gel knüpft das Haa­ger Pro­to­koll 2007 in Art. 3 Abs. 1 an das Recht des Staats an, in wel­chem die un­ter­halts­be­rech­tig­te Per­son ih­ren ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt hat.

Soll­te die An­schrift ei­ner un­ter­halts­ver­pflich­te­ten Per­son nicht be­kannt sein, wird die aus­län­di­sche Emp­fangs­stel­le ent­spre­chend ih­rer recht­li­chen und tat­säch­li­chen Mög­lich­kei­ten ver­su­chen, den Auf­ent­halts­ort zu er­mit­teln.

Nach § 1712 BGB ge­hört die Gel­tend­ma­chung von Un­ter­halts­an­sprü­chen zu den Auf­ga­ben des Ju­gend­amts als Bei­stand des Kin­des. Da­bei han­delt der Bei­stand als ge­setz­li­cher Ver­tre­ter des un­ter­halts­be­rech­tig­ten Kin­des und ist so­mit be­fugt, die im Rah­men grenz­über­schrei­ten­der Durch­set­zung von Un­ter­halts­an­sprü­chen not­wen­di­gen An­trags­un­ter­la­gen un­ter Nut­zung der vor­ge­se­he­nen For­mu­la­re zu­sam­men­zu­stel­len und beim zu­stän­di­gen Vor­prü­fungs­ge­richt ein­zu­rei­chen.

Die Fra­ge nach der Be­ar­bei­tungs­zeit kann nur recht all­ge­mein be­ant­wor­tet wer­den. Sie hängt ab vom Ver­fah­rens­ab­lauf in den je­wei­li­gen Län­dern ein­schlie­ß­lich ei­nes even­tu­ell er­for­der­li­chen Ge­richts­ver­fah­rens. Hier be­steht kei­ne Ein­heit­lich­keit; zu­dem kön­nen sich durch den Ein­zel­fall Be­son­der­hei­ten er­ge­ben.

Be­reit­stel­lung wei­te­rer In­for­ma­tio­nen und Un­ter­la­gen:  www.​bun​desj​usti​zamt.​de/​aus​land​sunt​erha​lt

Nütz­li­che In­for­ma­tio­nen auf der Sei­te der Haa­ger Kon­fe­renz für In­ter­na­tio­na­les Pri­vat­recht: www.​hcch.​net

For­mu­la­re für An­trä­ge nach der EG-Unt­VO auf der Sei­te der Eu­ro­päi­schen Uni­on un­ter Dy­na­mi­sche For­mu­la­re/For­mu­la­re-Un­ter­halts­pflich­ten: e-ju­sti­ce.eu­ro­pa.eu