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Sieben deutsche Städte erinnern gemeinsam an die Opfer der Neonazi-Mordserie

Pressemitteilung vom 04.04.2012

Die sieben von der Neonazi-Mordserie betroffenen deutschen Städte Nürnberg, Hamburg, München, Rostock, Dortmund, Kassel und Heilbronn erinnern in einer gemeinsamen Initiative an die Opfer der rechtsextremen terroristischen Gruppe „NSU“ und rufen zum gesellschaftlichen Widerstand auf. In einer Erklärung gedenken die Städte der zehn Opfer, darunter neun Menschen, die mit ihren Familien in Deutschland eine neue Heimat gefunden haben, sowie eine Polizistin. Zugleich äußern sie sich bestürzt und beschämt darüber, dass diese „Morde aus Menschenverachtung“ über zehn Jahre nicht als Taten von Neonazis erkannt wurden. Die rechtsextreme Gruppe verübte die zehn Morde zwischen 2000 und 2007. Als Terrorakte aufgedeckt wurde die Serie erst im Jahr 2011.

Mit ihrer Erklärung kündigen die sieben Städte an, vor Ort der Opfer zu gedenken – durch das Anbringen einer Gedenktafel oder die Schaffung von Orten des Gedenkens, gegebenenfalls auch in Verbindung mit bereits vorhandenen Denkmalen. Wichtig sei, an die Morde und die Opfer in allen Städten mit einer einheitlichen Botschaft zu erinnern und zugleich in allen Städten alle zehn Opfer namentlich aufzuführen. Nur dadurch würden die Morde in angemessener Weise als Serie und erschreckende Taten von ausländerfeindlichem Charakter gekennzeichnet.

Die Initiative mit der gemeinsamen Erklärung ist zwischen den jeweiligen Oberbürgermeistern sowie dem Ersten Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg auf den Weg gebracht und abgestimmt worden. Den Politikern geht es darum, das Gedenken an die Opfer mit einer klaren Botschaft gegen rechtsextreme Gewalt zu verbinden, „die in unseren Städten keinen Platz hat.“ Die gemeinsame Erklärung endet deshalb mit der klaren Aussage „Wir sagen: Nie wieder!“

Eine besondere Betroffenheit sei zudem mit der Tatsache verbunden, dass die Morde über mehr als ein Jahrzehnt nicht als Taten von rechtsextremen Terroristen erkannt und aus diesem Grund im Umfeld der Opfer und ihrer Familien ermittelt wurde. Diese Umstände seien Anlass zu Bestürzung und Beschämung, so der Tenor der gemeinsamen Erklärung.

„Wir wollen mit dieser gemeinsamen Erklärung die tiefe Abscheu zum Ausdruck bringen“, unterstreicht Rostocks Oberbürgermeister Roland Methling. „Es ist von besonderer Bedeutung, dass nicht nur in Rostock, sondern in allen Städten, die Opfer zu beklagen haben, diese Ungeheuerlichkeit nicht in Vergessenheit gerät, damit dies nicht wieder geschehen kann.“  

Die Bürgerschaft folgte während ihrer heutigen Sitzung einem Vorschlag des Oberbürgermeisters, eine Gedenkstele mit dem Inhalt der Erklärung errichten zu lassen. Standort und Gestaltung der Stele sollen mit dem Migrantenbeirat der Hansestadt Rostock und dem Ortsbeirat Toitenwinkel beraten werden.

Die gemeinsame Erklärung, die in geeigneter Weise in allen sieben Städten öffentlich gemacht werden soll, hat folgenden Wortlaut:

Neonazistische Verbrecher haben zwischen 2000 und 2007 zehn Menschen in sieben deutschen Städten ermordet: Neun Mitbürger, die mit ihren Familien in Deutschland eine neue Heimat fanden, und eine Polizistin. Wir sind bestürzt und beschämt, dass diese terroristischen Gewalttaten über Jahre nicht als das erkannt wurden, was sie waren: Morde aus Menschenverachtung. Wir sagen: Nie wieder!

Wir trauern um

Enver Şimşek, 11. September 2000, Nürnberg
Abdurrahim Özüdoğru, 13. Juni 2001, Nürnberg
Süleyman Taşköprü, 27. Juni 2001, Hamburg
Habil Kılıç, 29. August 2001, München
Mehmet Turgut, 25. Februar 2004, Rostock
İsmail Yaşar, 5. Juni 2005, Nürnberg
Theodoros Boulgarides, 15. Juni 2005, München
Mehmet Kubaşık, 4. April 2006, Dortmund
Halit Yozgat, 6. April 2006, Kassel
Michéle Kiesewetter, 25. April 2007, Heilbron

Gemeinsame Erklärung der Städte Nürnberg, Hamburg, München, Rostock, Dortmund, Kassel und Heilbronn, April 2012