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„Ohren auf! Augen auf! Mund auf!“

Pressemitteilung vom 11.08.2020 - Umwelt und Gesellschaft

Gemeinsam für mehr Zivilcourage - gemeinsam für Rostock


Mischen Sie sich ein! Stärken Sie Betroffene! So könnte der Aufruf der Rostocker City-Light-Plakate in der Zeit vom 11. bis 25. August 2020 klingen. Wer auf den Straßen und Wegen der Hanse- und Universitätsstadt unterwegs ist, kann jetzt das Motiv der Rostocker Illustratorin Anne Schmidt erleben, eingebunden in eine Kampagne des Kommunalen Präventionsrates, die auf das bestehende Beratungs- und Hilfenetzwerk im Internet unter www.rostock.de/notrufe aufmerksam machen will.

„Das Plakat soll für eine Gesellschaft sensibilisieren, die sich nicht nur gegen häusliche Gewalt stark macht, sondern auch für eine nachbarschaftliche Zivilcourage“, sind sich die Illustratorin und Hans-Joachim Engster, Vorsitzender des Kommunalen Präventionsrates, einig.

Wie wichtig Aufmerksamkeit bei häuslicher Gewalt ist und wie wichtig es ist, couragierte Nachbarn zu haben, die helfen, schildert Anne Schmidt an einem Beispiel: „Eines nachts bin ich durch starken Lärm aufgewacht - NachbarInnen, die sich streiten. Es kam von der Wohnung unter mir. Dort wohnte eine Familie mit drei Kindern - sie hatten eine kunterbunt angestrichene Wohnungstür, wirkten recht alternativ, der Mann war Künstler, organisierte multikulturelle Feste und war immer freundlich, wenn wir uns auf dem Flur begegneten. Und jetzt war da mitten in der Nacht dieser höllische Lärm von der netten Familie nebenan. Ich war damit total überfordert. Bilde ich mir das nur ein? Diskutieren die nur laut, weil sie etwas zu viel getrunken haben? Warum sind meine Mitbewohner gar nicht wach? Ich war total allein mit der Situation, jetzt die Verantwortung dafür zu übernehmen. Rufe ich die Polizei? Gehe ich mal unten klingeln, und frage, ob alles in Ordnung ist? Wecke ich meinen Mitbewohner? Eigentlich habe ich Angst und will mich nicht einmischen oder damit beschäftigen. Es geht mich doch gar nichts an. Aber wenn doch was passiert? So ging das die ganze Nacht und ich war nicht fähig, von meiner Grübelei zur Aktion überzugehen und zum Hörer zu greifen. Als ich morgens den Hausflur hinunterging, habe ich einen Gesprächsfetzen aufgegriffen. Hinter der bunten Tür drang eine Frauenstimme hervor „… du kannst nicht den Kopf deines Kindes gegen die Wand schlagen! Das geht nicht!” Spätestens da wurde mir richtig übel und ich habe das Jugendamt angerufen. Damals habe ich mir geschworen, dass mir so etwas nie wieder passiert. Das nächste Mal handele ich sofort“, beschreibt die Illustratorin ein Erlebnis aus ihrer Vergangenheit. „Ich hab mich damals nicht getraut, weil ich in einer Gesellschaft aufgewachsen bin, in der man sich nicht in fremde Angelegenheiten einmischt“. Anne Schmidt wurde mit Ihrem Entwurf zur Gewinnerin des ersten Preises im Plakatwettbewerb „STARK MACHEN“ des gleichnamigen Vereins gekürt.

Auf der Internetseite www.rostock.de/notrufe sind die Kontaktdaten zu den sozialen Hilfsangeboten in der Hanse- und Universitätsstadt Rostock finden, wenn man von häuslicher Gewalt betroffen ist.

Kontakt zum Präventionsrat für die Förderung kriminalpräventiver Projekte:
Kommunaler Präventionsrat
Marlen Schmidt
Neuer Markt 1, 18055 Rostock
Tel. 0381 381-5450
E-Mail: praeventionsrat@rostock.de
www.rostock.de/praevention