Home
Navigation

Wie die DDR-Wochenkrippe das Leben prägt – Betroffene erzählen

Meldung vom 14.03.2023

Donnerstag, 16. März 2023, 18 Uhr
Susanna M. Farkas: „Das Singen hat mich gerettet“

Anlässlich der Ausstellung „abgegeben – Wochenkrippen in der DDR“ lädt die Kunsthalle Rostock am 16. März um 18 Uhr ins Schaudepot zu einem Gesprächsabend mit der Autorin und Sängerin Susanna M. Farkas ein, die von 1972 bis 1975 einen Teil ihrer Kindheit in einer Wochenkrippe in Zwickau verbrachte.

Susanna M. Farkas sagt von sich selbst, dass sie ihr ganzes Leben auf der Suche nach „ihrem“ Platz im Leben war. An die Zeit in der Wochenkrippe kann sie sich kaum erinnern. Erst viele Jahre später taucht wie aus dem Nichts ein einschneidendes Erlebnis auf. Im Gespräch erzählt sie von dieser Erfahrung, über ihren Lebensweg von Zwickau über Budapest nach Hamburg – und warum sie heute gern in Seniorenheimen singt.

Moderiert wird der Gesprächsabend von der Journalisten und Projektbeteiligten Ulrike Fischer. Die Teilnahmegebühren sind im Eintrittspreis enthalten.

Die Ausstellung „abgegeben - Wochenkrippen in der DDR" wurde am 4. März eröff­net und läuft bis zum 1. Mai. Die Initiatorinnen wollen anhand von Betroffenen selbst angefertigten Collagen oder mit Bildern aus dem Sammlungsbestand der Kunsthalle Rostock das bislang wenig beachtete Kapitel der DDR-Geschichte beleuchten.

Wochenkrippen wurden in den 1950er Jahren eingeführt und waren in der DDR weit verbreitet. Ab der sechsten Lebenswoche bis zum dritten Lebensjahr konnten dort Kinder wochenweise inklusive der Nächte abgegeben werden, für Kleinkinder bis zum sechsten Lebensjahr gab es Wochenheime. Die Gründung der Wochenkrippen hatte einen ökonomischen Hintergrund und war gleichzeitig der Gleichberechtigung ge­ schuldet.

Grobe Schätzungen gehen von mehreren hunderttausend Kinder aus, die über die DDR-Geschichte hinweg in den Krippen und Heimen einen Teil ihrer Kindheit ver­brachten. Viele der einstigen Wochenkrippe-Kinder haben Studien zufolge seelische Schäden erlitten. So ist nach Worten von Ulrike Fischer, die „abgegeben" mitgestaltet hat, eine hochemotionale Ausstellung entstanden. ,,Es geht nicht darum zu sagen, alle Wochenkrippen waren furchtbar und alle Kinder haben gelitten. Es habe Kinder gege­ben, die das gut verkraftet haben und solche, die gelitten haben." Das Thema soll zur Diskussion gestellt werden.

Die Ausstellung im Schaudepot der Kunsthalle beinhaltet verschiedene Komponenten, mit denen die Besucher:innen auf eine Reise durch die Welt der Wochenkrippen be­gleitet werden.

  • Ca. 20 Werke aus dem Sammlungsbestand der Kunsthalle Rostock, die von ei­ner ehemaligen Mitarbeiterin der Kunsthalle, ebenfalls ein Wochenkrippe-Kind, ausgesucht wurden und in einem Kontext zum Thema stehen.
  • Ein von der international bekannten Künstlerin Nadine Schemmann geschaffe nes Werk aus textilen Materialien, ein intuitives Statement mit in sich zerfließenden Farben.
  • Eine Installation rund um ein Kinderbettchen aus den 1950er Jahren der DDR mit Kommentaren von Betroffenen der Künstlerin Karla Sachse.
  • Zehn multimediale Bildsequenzen von Sophie Linz mit Porträts der Betroffenen, Fotografien aus den Wochenkrippen, mit Collagen aus persönlichen Erinne­ rungsstücken sowie Auszügen aus Interviews mit ihnen, die über Kopfhörer angehört werden. Die Porträtfotografien stammen von der freien Berliner Fotokünstlerin Anja Lehmann. Sie sind eine Auseinandersetzung und Aneignung im Umgang mit der Vergangenheit.
  • Die Ausstellung wird durch zeithistorische Fotografien und Objekte aus ehemaligen Wochenkrippen sowie Texttafeln und Filme zum Thema ergänzt. Darunter sind auch Filmausschnitte des tschechoslowakischen Films „Kinder ohne Lie­be" aus dem Jahr 1963 über Wochenkrippen, in dem bereits auf die teils schweren psychischen Folgen für die Kinder hingewiesen wurde. Der Film wird erst­ mals in voller Länge mit deutschen Untertiteln im begleitenden Symposium zu sehen sein.

Wissenschaftliches Symposium, 21.-23. April 2023: Im Rahmen der Ausstellung findet ein Symposium in Kooperation mit der Universitätsmedizin Rostock, der Landeszentrale für politische Bildung MV, wochenkinder.de und der Kunsthalle Rostock statt. Es spricht Betroffene und all jene an, für die Kinderbetreuung heute relevant ist und präsentiert aktuelle Forschungsergebnisse der wochenweisen Fremdbetreuung auch im internationalen Kontext.

Weitere Info: http://wochenkinder.de/aktuelles/symposium/ Anmeldung unter: kunsthalle@rostock.de

 

Eintritt (Kunsthalle Rostock)

8 EUR 16 EUR ermäßigt I Rostocker Studierende und  Flüchtlinge  kostenlos (Kulturti­cket)

 

Kunsthalle Rostock

Hamburger Straße 40, 18069 Rostock
T.: +49 (O) 381 / 3817000
kunsthalle@rostock.de
www.kunsthallerostock.de

 

Öffnungszeiten

Dienstag bis Sonntag 11-18 Uhr Montag geschlossen