Home
Na­vi­ga­ti­on

Aus­bau des Stra­ßen­bahn­net­zes vom Zoo nach Reu­ters­ha­gen

Mel­dung vom 07.09.2023 - Wirt­schaft und Ver­kehr

Ers­te Er­geb­nis­se des neu­en Gut­ach­tens

Gu­te Nach­rich­ten für ei­nen wei­te­ren Aus­bau des Ros­to­cker Stra­ßen­bahn­net­zes: Bei­de Kor­ri­do­re für die ge­plan­te Neu­bau­stre­cke in Reu­ters­ha­gen wur­den als för­der­fä­hig ein­ge­stuft. Zu die­sem Er­geb­nis kommt das ak­tua­li­sier­te Gut­ach­ten, das von der be­auf­trag­ten VCDB Ver­kehrs­Con­sult Dres­den-Ber­lin GmbH in den letz­ten Mo­na­ten er­stellt wur­de. Bei ge­nau­er Be­trach­tung weist der Kor­ri­dor "West" al­ler­dings das deut­lich bes­se­re Er­geb­nis auf, was in der be­deu­tend bes­se­ren Ge­samt­wir­kung für das Ros­to­cker Li­ni­en­netz be­grün­det ist.

"Wir ha­ben die Hin­wei­se aus der Bür­ger­schaft und der Be­völ­ke­rung auf­ge­nom­men und das Gut­ach­ten ver­tieft. Im Ver­gleich er­reicht der Kor­ri­dor West mehr Men­schen, ent­las­tet stär­ker den ge­samt­städ­ti­schen Ver­kehr, ist wirt­schaft­li­cher und weist ei­ne bes­se­re Kli­ma­bi­lanz auf. Ei­ne Vor­zugs­va­ri­an­te für ei­ne um­welt­freund­li­che Mo­bi­li­tät in Ros­tock, die wir nun auf die Glei­se brin­gen wol­len", be­ton­te Dr. Ute Fi­scher-Gä­de, Se­na­to­rin für In­fra­struk­tur, Um­welt und Bau bei der Vor­stel­lung der ers­ten Er­geb­nis­se des neu­en Gut­ach­tens.

"Noch ist nicht ent­schie­den, wel­cher kon­kre­ter Stre­cken­ver­lauf wirk­lich ge­baut wird. Ge­ra­de das neue Gut­ach­ten zeigt uns aber, dass der Kor­ri­dor West die deut­lich bes­se­ren Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne Stra­ßen­bahn­neu­bau­stre­cke lie­fert. Mit die­ser neu­en Stre­cke kön­nen wir 1,9 Mil­lio­nen Fahr­gäs­te pro Jahr zu­sätz­lich für den ÖPNV ge­win­nen, da­bei die Be­triebs­kos­ten sen­ken und so den städ­ti­schen Haus­halt ent­las­ten. Der Lü­cken­schluss im Stra­ßen­bahn­netz ver­bes­sert nicht nur die ÖPNV-An­bin­dung von Reu­ters­ha­gen, son­dern hat po­si­ti­ve Ef­fek­te auf die Qua­li­tät des Öf­fent­li­chen Per­so­nen­nah­ver­kehr für ganz Ros­tock", so die RSAG-Vor­stän­de Yvet­te Hart­mann und Jan Bleis.

Das sind die ers­ten Er­geb­nis­se

Die Va­ri­an­te des Kor­ri­dors "West" er­reicht ei­nen Nut­zen-Kos­ten-In­di­ka­tor (NKI) von 3,88. Der Kor­ri­dor "Ost" lan­det bei ei­nem Nut­zen-Kos­ten-In­di­ka­tor von 2,20. Da­mit sind bei­de Kor­ri­do­re ver­kehr­lich und volks­wirt­schaft­lich sinn­voll und er­fül­len die Vor­aus­set­zung für ei­ne För­de­rung ge­mäß Ge­mein­de­ver­kehrs­fi­nan­zie­rungs­ge­setz (GVFG). Kon­kret be­deu­tet das ei­ne mög­li­che För­de­rung von 75 bis 90 Pro­zent der Kos­ten durch Bund und Land. Als För­der­vor­aus­set­zung muss je­doch ei­ne sehr gu­te Be­triebs­qua­li­tät des ÖPNV er­reicht wer­den. Im Kor­ri­dor "Ost" müss­te zwin­gend über die vor­han­de­nen Am­peln ei­ne ab­so­lu­te Be­vor­rech­ti­gung der Stra­ßen­bahn rea­li­siert wer­den. Denn im Kor­ri­dor "Ost" tei­len sich Stra­ßen­bahn und Au­to in wei­ten Tei­len die Ver­kehrs­flä­che. Im Kor­ri­dor "West" kann die Stra­ßen­bahn grö­ß­ten­teils auf se­pa­ra­ten Glei­sen und da­mit un­ab­hän­gig vom Stra­ßen­ver­kehr ein­ge­ord­net wer­den.

Der Kor­ri­dor "West" punk­tet vor al­lem durch die An­bin­dung des P+R-Stand­orts Groß Schwa­ßer Weg, wo­mit ei­ne deut­lich hö­he­re Nach­fra­ge er­zielt wird. Neun Bus­se kön­nen ins­ge­samt ein­ge­spart wer­den, drei mehr als beim Kor­ri­dor "Ost", und da­mit auch die ent­spre­chen­den Per­so­nal-, En­er­gie- und Fahr­zeug­kos­ten. Täg­lich 6.400 zu­sätz­li­che Fahr­gäs­te sor­gen in der Sum­me für 1,9 Mil­lio­nen zu­sätz­li­che Fahr­gäs­te pro Jahr. Die Bau­kos­ten lie­gen bei rund 60,7 Mil­lio­nen Eu­ro, in­klu­si­ve 30 Pro­zent Si­cher­heits­auf­schlag für et­wai­ge Kos­ten­stei­ge­run­gen.

Der Kor­ri­dor "Ost" kann mit sei­ner Stre­cken­füh­rung durch die Ul­rich-von-Hut­ten-Stra­ße, Hän­del­stra­ße, Tschai­kow­ski­stra­ße und Trot­zen­bur­ger Weg täg­lich 3.600 Fahr­gäs­te und da­mit rund 1,2 Mil­lio­nen Fahr­gäs­te jähr­lich da­zu­ge­win­nen. Als In­ves­ti­ti­ons­kos­ten wer­den cir­ca 52,3 Mil­lio­nen Eu­ro ver­an­schlagt, auch hier sind 30 Pro­zent Si­cher­heits­auf­schlag für et­wai­ge Kos­ten­stei­ge­run­gen ein­ge­rech­net.

Was pas­siert mit dem Bus­an­ge­bot im Be­reich Reu­ters­ha­gen?

Nach dem ers­ten Gut­ach­ten im April 2023 gab es zahl­rei­che Hin­wei­se zur Bus­an­bin­dung. Dar­auf hat die RSAG re­agiert. Die Bus­hal­te­stel­len E.-An­dré-Stra­ße, Bon­hoef­fer­stra­ße und W.-Hu­se­mann-Stra­ße in Reu­ters­ha­gen II wer­den wei­ter­hin be­dient. In der Ul­rich-von-Hut­ten-Stra­ße be­steht auch zu­künf­tig ein 10-Mi­nu­ten-Bustakt. Die An­ge­bots­qua­li­tät im Be­reich Neu­er Fried­hof wird durch ei­ne zu­sätz­li­che Bus­li­nie mit Neu­erschlie­ßung des Wohn­ge­bie­tes Kie­fern­weg auf­ge­wer­tet.

So geht es wei­ter

Stadt­ver­wal­tung und RSAG se­hen über­ein­stim­mend gro­ße Vor­tei­le für den Kor­ri­dor "West". In der Bür­ger­schafts­sit­zung am 15. No­vem­ber 2023 soll die Auf­nah­me der kon­kre­ten Vor­pla­nun­gen für den Bau die­ser Stra­ßen­bahn­stre­cke im Kor­ri­dor "West" be­schlos­sen wer­den. Bei ei­ner po­si­ti­ven Ent­schei­dung der Bür­ger­schaft kön­nen bis 2025 die Vor-, Ent­wurfs- und Ge­neh­mi­gungs­pla­nun­gen er­stellt wer­den. Im Rah­men der Vor­pla­nung fin­det ei­ne er­wei­ter­te Bür­ger*in­nen­be­tei­li­gung statt, um die An­for­de­run­gen der An­lie­ger*in­nen best­mög­lich zu er­mit­teln und so die vor­teil­haf­tes­te und ver­träg­lichs­te Va­ri­an­te zu fin­den. Ei­ne Stre­cken­er­öff­nung ist un­ter op­ti­ma­len Rah­men­be­din­gun­gen dann bis 2030 mög­lich.

Hin­ter­grund:

Was ist neu bei die­sem Ver­fah­ren zur Un­ter­su­chung der Wirt­schaft­lich­keit?

Die Nut­zen-Kos­ten-Un­ter­su­chung wur­de nach dem neu­en, seit Mit­te 2022 gül­ti­gen Ver­fah­ren der "Stan­dar­di­sier­ten Be­wer­tung 2016+" durch­ge­führt. Die­ses Ver­fah­ren wird deutsch­land­weit an­ge­wen­det und bil­det die Grund­la­ge für die Be­wer­tung sämt­li­cher För­der­tat­be­stän­de des Ge­mein­de­ver­kehrs­fi­nan­zie­rungs­ge­set­zes (GVFG) des Bun­des. Im Fo­kus stan­den hier nicht nur das neue Stra­ßen­bahn­netz, son­dern auch das zu­künf­ti­ge Bus­an­ge­bot. Vie­le ver­schie­de­ne As­pek­te wur­den be­leuch­tet, wie z.B. die Rei­se­zeit­vor­tei­le von Tür zu Tür, die Nach­fra­ge­wir­kun­gen des P+R, die CO2-Emis­sio­nen, der Flä­chen­ver­brauch, die ÖPNV-Be­triebs­kos­ten und na­tür­lich die Ver­kehrs­nach­fra­ge. Das kom­plett fer­ti­ge Gut­ach­ten mit al­len de­tail­lier­ten Be­rech­nun­gen wird vor­aus­sicht­lich En­de Sep­tem­ber 2023 vor­lie­gen.

Aus­führ­li­che In­for­ma­tio­nen zum ge­sam­ten Pro­jekt sind auf der Web­sei­te der RSAG un­ter www.​rsag-​online.​de/​net​zaus​bau zu fin­den. Zu­dem ist die RSAG am 17. Sep­tem­ber 2023 auf dem Kli­ma­ak­ti­ons­tag in der Lan­gen Stra­ße prä­sent und steht für Rück­fra­gen rund um das The­ma Stra­ßen­bahn­netz­er­wei­te­rung zur Ver­fü­gung. Bei ei­nem Tras­sen­spa­zier­gang im Kor­ri­dor "West" kön­nen sich in­ter­es­sier­te Bür­ge­rin­nen und Bür­ger aus Reu­ters­ha­gen auf Er­kun­dungs­tour vor Ort be­ge­ben. Die ers­ten Ter­mi­ne sind am 18. und 19. Sep­tem­ber 2023 ge­plant. An­mel­dun­gen da­zu sind über die Web­sei­te der Volks­hoch­schu­le Ros­tock mög­lich.