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Na­vi­ga­ti­on

[BLANK] – Ge­schich­ten aus den Tie­fen des Le­bens

Mel­dung vom 21.11.2023 - Kul­tur, Frei­zeit, Sport / Um­welt und Ge­sell­schaft

Die Ge­sell­schafts­ana­ly­se von Ali­ce Birch kommt ans Ros­to­cker Volks­thea­ter. Bernd Fär­ber spielt ei­nen Po­li­zis­ten, der vom Idea­lis­ten zum Zy­ni­ker wird.

Mit­ten aus dem Le­ben kom­men Ge­schich­ten, die das Stück [BLANK] – Eng­lisch für ei­ne „Leer­stel­le“ – ab 9. De­zem­ber 2023 am Volks­thea­ter Ros­tock zei­gen wird. Ver­schie­de­ne Ge­schich­ten von Men­schen im quä­len­den All­tags­trott zwi­schen Sehn­süch­ten und Rea­li­tät. Da ist et­wa ei­ne Toch­ter-Va­ter-Be­zie­hung, die aus dem Gleich­ge­wicht ge­rät. Da ist ei­ne to­xi­sche Paar­be­zie­hung zwei­er jun­ger Men­schen. Oder da ist der Po­li­zist Mi­cha­el, ein Idea­list, der im Job gern al­les rich­tig ma­chen möch­te, aber an Ter­min­druck, Über­ar­bei­tung und Al­ko­ho­lis­mus schei­tert, was schlie­ß­lich Men­schen das Le­ben kos­tet.

Bernd Fär­ber spielt die­sen Po­li­zei­be­am­ten. „Er will un­be­dingt ei­nen Ehe­mann, der sei­ne Frau miss­han­delt hat, über­füh­ren“, er­klärt Fär­ber. Das ge­lingt schlie­ß­lich nur, in­dem Mi­cha­el selbst Op­fer von Prü­gel wird – fest­ge­hal­ten mit ei­ner Bo­dy­cam. Fär­ber: „Er op­fert sich und ist froh, ob­wohl er dann schwer­ver­letzt im Kran­ken­haus liegt.“

Al­ler­dings schei­tert Mi­cha­el, die Ge­fahr ver­drän­gend, als Kin­der ei­ner psy­chisch kran­ken Frau ster­ben. War es nur der Al­ko­hol? Der Po­li­zist wird zum Zy­ni­ker, em­pa­thie­arm … „Vom Idea­lis­ten zum Ab­ge­stumpf­ten – ei­ner von vie­len“, er­klärt der Schau­spie­ler. So sei es doch an vie­len Stel­len in der ak­tu­el­len Ge­sell­schaft.

Ein de­pri­mie­ren­des Stück? Mit­nich­ten!, ent­geg­net Fär­ber. „Es ist kei­ne Ko­mö­die, aber es ist auch kein düs­te­rer Abend.“ Das grund­le­gen­de The­ma sei­en ver­schie­de­ne For­men von Ge­walt: psy­chisch, ver­bal oder kör­per­lich. „Das ha­ben wir ja al­le ir­gend­wie tag­täg­lich.“ Auf der Ar­beit, in Be­zie­hun­gen, zwi­schen Fa­mi­li­en­mit­glie­dern. Die Fi­gu­ren zeig­ten zwei Ge­sich­ter. „Weil al­le ei­ne Zer­ris­sen­heit ha­ben - was ih­re Sehn­süch­te sind oder was die Um­stän­de, das Sys­tem, die Kon­di­tio­nie­rung durch die Fa­mi­lie nicht zu­las­sen.“ Macht­aus­übung ge­be es ja schon zwi­schen El­tern und klei­nen Kin­dern.

Der Thea­ter­text [BLANK] der bri­ti­schen Dra­ma­ti­ke­rin Ali­ce Birch um­fasst 100 Sze­nen. Knapp 400 Sei­ten stark ist das Stück, das vom Auf­wach­sen jun­ger Men­schen, ge­prägt durch Ver­nach­läs­si­gung, Kri­mi­na­li­tät, Miss­brauch – Lee­re – er­zählt. Für Thea­ter­leu­te „Ge­schenk und Her­aus­for­de­rung zu­gleich“, er­klärt Ar­ne Bloch, Dra­ma­turg am Ros­to­cker Volks­thea­ter. Re­gis­seur Pe­ter Stupp­ner hat aus dem Sze­nen-Ka­lei­do­skop ei­ni­ge aus­ge­wählt, um drei Hand­lungs­strän­ge zu er­zäh­len. „Es gibt un­zäh­li­ge Mög­lich­kei­ten, die­ses span­nen­de Ma­te­ri­al auf die Büh­ne zu brin­gen. Wir ha­ben uns da­für ent­schie­den, drei kon­kre­te Ge­schich­ten zu zei­gen, die sich punk­tu­ell kreu­zen wer­den“, sagt Bloch über die Ros­to­cker Neu­in­sze­nie­rung.

Schau­spie­ler Bernd Fär­ber, be­kannt für vie­le Rol­len am Volks­thea­ter („Ri­chard III.“, „Peer Gy­nt“), ver­spricht ein in­ter­es­san­tes Stück für Zu­schau­er – „mi­ni­ma­lis­tisch, mit knap­pen Dia­lo­gen“. Viel Stoff zum Nach­den­ken. Er selbst ha­be tief in sich ge­blickt, „An­knüp­fungs­punk­te“ ge­sucht, um den Po­li­zis­ten Mi­cha­el dar­zu­stel­len. Da­für müs­se er selbst nicht kri­mi­nell wer­den oder zum Al­ko­hol grei­fen. „Man ist als Schau­spie­ler im­mer sein ei­ge­nes Werk­zeug.“

Ter­min: [BLANK] am Volks­thea­ter Ros­tock, Pre­mie­re am 9.12.2023, 20 Uhr, Ate­lier­thea­ter. Dar­stel­ler:in­nen: Bernd Fär­ber, Iri­na Kur­ba­no­va, Ul­rich K. Mül­ler, El­len Neu­ser und Jo­shua Walton.