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Na­vi­ga­ti­on

Black & White

Mel­dung vom 30.07.2024

Re­tro­spek­ti­ve des dä­ni­schen Ma­lers Jørgen Buch

4. Au­gust bis 17. No­vem­ber 2024
Kunst­hal­le Ros­tock (Schau­de­pot)

Am 3. Au­gust wird um 18 Uhr die Re­tro­spek­ti­ve des dä­ni­schen Ma­lers Jørgen Buch in der Kunst­hal­le Ros­tock er­öff­net. Ab 16.30 Uhr be­steht für Pres­se­ver­tre­ter:in­nen die Mög­lich­keit im Bei­sein von Zeit­zeu­gen und Pro­jekt­be­tei­lig­ten an ei­nem Aus­stel­lungs-rund­gang teil­zu­neh­men. Um An­mel­dung wird ge­be­ten.

Ob­wohl sich ein be­deu­ten­der Teil des künst­le­ri­schen Schaf­fens Jørgen Buchs (1943–2021) im Be­stand der Kunst­hal­le Ros­tock be­fin­det, zählt er ge­gen­wär­tig zu den we­ni­ger be­kann­ten Po­si­tio­nen der Samm­lung. Buch war Teil ei­nes pro­gres­si­ven und po­li­tisch links ein­ge­stell­ten Krei­ses in der Ko­pen­ha­ge­ner In­nen­stadt und sym­pa­thi­sier­te mit dem Ge­sell­schafts­sys­tem der ehe­ma­li­gen DDR. Er war im Zeit­raum von 1969 bis 1985 auf ins­ge­samt acht Bi­en­na­len der Ost­see­län­der, Nor­we­gens und Is­lands in Ros­tock und be­reits als jun­ger Künst­ler mit ei­ner Ein­zel­aus­stel­lung in der Kunst­hal­le Ros­tock ver­tre­ten. Er stu­dier­te in den po­li­tisch be­weg­ten 1960er und 1970er Jah­ren in Ko­pen­ha­gen, in ei­ner Zeit, in der dort un­ter­schied­lichs­te künst­le­ri­sche Strö­mun­gen exis­tier­ten. Ver­mut­lich emp­foh­len durch Ros­tock und durch sein Stu­di­um in Le­nin­grad, dem heu­ti­gen St. Pe­ters­burg, stu­dier­te Buch von 1975 bis 1976 an der Kunst­hoch­schu­le in Ber­lin-Wei­ßen­see.

Im Mit­tel­punkt sei­nes Schaf­fens ste­hen po­li­ti­sche und ge­sell­schafts­kri­ti­sche Wer­ke, die von ei­ner rea­lis­ti­schen Mal­wei­se ge­prägt sind. Zu sei­nen zen­tra­len Ar­bei­ten zäh­len bei­spiels­wei­se das Ge­mäl­de „Black and white“, in dem er den ame­ri­ka­ni­schen Ras­sis­mus an­pran­gert, oder die Werk­rei­he über den Mi­li­tär­putsch ge­gen den de­mo­kra­tisch ge­wähl­ten mar­xis­tisch-so­zia­lis­ti­schen Prä­si­den­ten Sal­va­dor Al­len­de. In „Litt­le Boy“, ei­nem Haupt­werk der 1980er Jah­re, bil­det Buch die US-ame­ri­ka­ni­sche Atom­bom­be ab, die zy­ni­scher­wei­se den Code­na­men „Litt­le Boy“ er­hielt. Sie wur­de am 6.8.1945 über der ja­pa­ni­schen Stadt Hi­ro­shi­ma ab­ge­wor­fen und tö­te­te über 90.000 Men­schen durch ra­dio­ak­ti­ve Strah­lung. Der Künst­ler griff die­ses The­ma auf, weil in den NA­TO-Staa­ten um Atom­be­waff­nung als Ab­schre­ckung ge­gen die So­wjet­uni­on de-bat­tiert wur­de.
Jørgen Buch ver­stand sich als Zeit­zeu­ge, misch­te sich in Ge­gen­warts­pro­ble­me ein und re­flek­tier­te die­se künst­le­risch.

Die Kunst­hal­le Ros­tock möch­te das Le­ben und Schaf­fen Jørgen Buchs dif­fe­ren­zier­ter, aus ver­schie­de­nen Per­spek­ti­ven und un­ter zeit­ge­mä­ßen Ge­sichts­punk­ten be­trach­ten, aber auch kri­tisch hin­ter­fra­gen. Mit Wer­ken aus über sechs Jahr­zehn­ten, dar­un­ter vor­ran­gig Ge­mäl­den, so­wie di­ver­sen Do­ku­men­ten gibt die Aus­stel­lung ei­nen Ein­blick in sein viel­sei­ti­ges Schaf­fen. Sein Œuvre zeigt Ge­gen­sät­ze, vie­le sei­ner Ar­bei­ten wer­fen Fra­gen auf und re­gen zur Dis­kus­si­on an – ru­fen nicht zu­letzt As­so­zia­ti­on zu ak­tu­el­len The­men her­vor, die ei­ner Aus­ein­an­der­set­zung be­dür­fen.

So wer­den fast al­le Wer­ke, die der Künst­ler auf der Bi­en­na­le der Ost­see­län­der oder in sei­ner Per­so­nal­aus­stel­lung in der Kunst­hal­le Ros­tock prä­sen­tiert hat, hier wie­der zu se­hen sein – je­doch an­ders. Un­ter dem Ti­tel „Ein dä­ni­scher Künst­ler in der DDR“ wird sei­ne Be­zie­hung zum ehe­mals so­zia­lis­ti­schen Nach­bar­staat Dä­ne­marks er­läu­tert und sei­ne Welt­an­schau­ung hin­ter­fragt. Auf­schluss über die Ein­schät­zung Jørgen Buchs gab u. a. die Per­so­nen­ak­te des Künst­lers aus den 1970er Jah­ren des Mi­nis­te­ri­ums für Staats-si­cher­heit der DDR; sie wirft aber auch gleich­zei­tig neue Fra­gen auf.

Ei­nen Kon­trast bil­den die im Ne­ben­raum prä­sen­tier­ten Por­träts, Akt­bil­der, Still­le­ben und Land­schaf­ten. Sie ver­deut­li­chen u.a. Buchs fa­cet­ten­rei­chen Um­gang mit den Ge­stal­tungs­mit­teln der Ma­le­rei.

Nicht zu­letzt ver­mit­teln Wer­ke, die nach 1990 ent­stan­den sind, wel­chen The­men
sich Buch nach der Wie­der­ver­ei­ni­gung Deutsch­lands und dem En­de der So­wjet­uni­on wid­me­te und wel­che Her­an­ge­hens­wei­se er wähl­te. Den Ab­schluss bil­det da­ge­gen ein Aus­stel­lungs­raum, der sehr per­sön­li­che Wer­ke des Künst­lers prä­sen­tiert – sei­ne ehe­ma­li­ge Frau Eve­lyn Mitt­mann und sei­ne Töch­ter Si­gne und Sa­ra. Es geht um das Le­ben als Künst­ler­paar, als Mo­dell. In die­sem Zu­sam­men­hang wer­den auch Wer­ke der Ma­le­rin Eve­lyn Mitt­mann ge­zeigt.

Die Schau „Jørgen Buch – Black & White“ mar­kiert den Be­ginn ei­nes For­schungs­pro­jek­tes mit dem Ziel der wis­sen­schaft­li­chen Un­ter­su­chung und Prä­sen­ta­ti­on nord- und ost­eu­ro­päi­scher Po­si­tio­nen aus der Samm­lung. Be­glei­tend zur Aus­stel­lung ist ein um­fang­rei­ches Ver­mitt­lungs­pro­gramm ge­plant. Das Vor­ha­ben steht un­ter dem Zei­chen der För­de­rung des Kul­tur­aus­tau­sches und der Ver­net­zung im Ost­see­raum. Der Aus­stel­lungs­ka­ta­log mit ei­nem Ex­kurs zu wei­te­ren dä­ni­schen Po­si­tio­nen aus der Samm­lung wird wäh­rend der Lauf­zeit er­schei­nen.

Ab 31. Au­gust wird dar­über hin­aus die Aus­stel­lung „Dansk kunst – dä­ni­sche Po­si­tio­nen aus der Samm­lung der Kunst­hal­le Ros­tock“ im Ober­ge­schoss des Schau­de­pots zu se­hen sein.

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen zu den Aus­stel­lun­gen und den be­glei­ten­den Ver­an­stal­tun­gen fin­den Sie auf un­se­rer Web­site.
www.​kun​stha​ller​osto​ck.​de

Füh­run­gen im Au­gust

Diens­tag, 6. Au­gust, 16 Uhr
Ku­ra­torin­füh­rung (Jørgen Buch – Black & White)

Sams­tag, 31. Au­gust, 14 Uhr
Ku­ra­torin­füh­rung (Dansk kunst)

Ein­tritt

6 EUR und 4 EUR er­mä­ßigt
Ge­flüch­te­te kos­ten­los
Ros­to­cker Stu­die­ren­de (Kul­tur­ti­cket)

Kunst­hal­le Ros­tock gGmbH
Ham­bur­ger Stra­ße 40, 18069 Ros­tock
T.: +49 (0) 381 / 44040500
in­fo@​kh-​rostock.​de
www.​kun​stha​ller​osto​ck.​de

Öff­nungs­zei­ten
Diens­tag bis Sonn­tag 11– 18 Uhr
Mon­tag ge­schlos­sen