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Inge Jastram, Die Zeit treibt mich.

Meldung vom 09.09.2024 - Kultur, Freizeit, Sport

21. September 2024 bis 5. Januar 2025 Ausstellung in der Kunsthalle Rostock

Ausstellungseröffnung | Freitag, 20. September, 18.00 Uhr 

Zum Auftakt der von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und der OSPA-Stiftung geförderten Ausstellungsreihe Künstlerinnen und Wahrnehmung widmet die Kunsthalle Rostock der renommierten Zeichnerin und Druckgrafikerin Inge Jastram (*1934) anlässlich ihres 90. Geburtstages eine erste umfassende Retrospektive.

Ein Leben im Zeichen der Kunst: Inge Jastram

Inge Jastram, geboren 1934 in Naumburg, absolvierte zunächst eine Ausbildung zur Schneiderin, bevor sie an der Weißensee Kunsthochschule Berlin bei den namenhaften Grafikern Arno Mohr (1910-2001) und Werner Klemke (1917-1994) Buchgrafik studierte. 1958 verlegte sie mit ihrem Mann, dem Bildhauer Jo Jastram (1928-2011), ihren Lebensmittelpunkt von Berlin nach Rostock. Später ließ sich die Familie dauerhaft in Kneese nieder.

Im Spannungsfeld zwischen kulturpolitischen Vorgaben und künstlerischer Individualität schuf Inge Jastram sowohl in Berlin als auch in Rostock eine beeindruckende Zahl von baubezogenen Kunstwerken, darunter großformatige Giebelgestaltungen und Wandmalereien. Parallel arbeitete sie als Buchgrafikerin für bedeutende Verlage und Zeitungen.

Die Wende als Chance zur künstlerischen Emanzipation

Nach der Wende geriet Inge Jastram zunächst in eine Phase der Orientierungslosigkeit: Mit dem Zusammenbruch des staatlichen Kunstsystems brachen auch die gewohnten Aufträge weg. Sukzessiv emanzipierte sie sich von der Gebrauchsgrafikerin zur freischaffenden Künstlerin und fand in der Radierung eine neue Dimension ihres künstlerischen Ausdrucks, die sie zu einer bedeutenden künstlerischen Stimme in Mecklenburg-Vorpommern werden ließ.

Seit sieben Schaffensjahrzehnten die menschliche Figur im Fokus

Im Zentrum von Inge Jastrams Œuvre steht bis heute die menschliche Figur. Ihre freien grafischen Blätter erfassen ein breites Spektrum menschlicher Erfahrungen und Emotionen. Frauen, Kinder, Paare, Artisten und Clowns bevölkern ihre Arbeiten. Mit beeindruckender Präzision und kritischem Blick strebt sie danach, ihre Figuren in ihrer unverstellten Gestalt zu erfassen – als Individuen und soziale Wesen, bewegt von inneren Konflikten, zeitlosen Emotionen und tiefgreifenden Erfahrungen. Auf diese Weise zieht sie die Betrachtenden unweigerlich in ihren Bann und lädt sie ein, hinter die äußere Fassade zu blicken.

Eine Retrospektive als Zeitdokument

Die Ausstellung, unter der Leitung der Kunstwissenschaftlerin Antje Schunke von der Kunsthalle Rostock und kuratiert von der Kunstwissenschaftlerin Christin Sobeck, zeichnet den Lebensweg und das künstlerische Schaffen von Inge Jastram nach, deren Entwicklung eng mit den politischen und gesellschaftlichen Umbrüchen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verbunden ist. Sie umfasst frühe Werke aus Inge Jastrams Studienzeit, biografische Dokumentationen, Reproduktionen ausgewählter baubezogener Arbeiten und eine große Auswahl freier grafischer Arbeiten. Darunter mehrteilige großformatige Radierungen, die ihr Können als Zeichnerin eindrucksvoll unter Beweis stellen.

Künstlerinnen der DDR eine doppelte Benachteiligung

Mit dem Ausstellungsprojekt soll zusätzlich auf die doppelte Benachteiligung von Künstlerinnen wie Inge Jastram nach der Wende aufmerksam gemacht werden. Neben der historischen Benachteiligung von Frauen in der Kunstgeschichte kam für Künstlerinnen aus der DDR eine weitere Erschwernis hinzu: Durch den Zusammenbruch des staatlichen Kunstsystems und den nach der Wende entfachten Bilderstreit, etwa durch Äußerungen wie „Es gibt keine Künstler in der DDR“ von Georg Baselitz, wurden ihre künstlerischen Leistungen von der Fachwelt zunächst oft pauschal diskreditiert und fanden zunächst kaum Beachtung.

Die Ausstellungsreihe „Künstlerinnen und Wahrnehmung“ möchte daher diesen Missstand entgegenwirken und die Leistungen von Künstlerinnen in der Vergangenheit und Gegenwart sichtbar machen.

Eröffnung und Besuchsinformationen

Die Ausstellung „Inge Jastram. Die Zeit treibt mich.“ wird am 20. September 2024 um 18 Uhr in der Kunsthalle Rostock eröffnet und ist bis 5. Januar 2025 zu sehen. Weitere Informationen zu Öffnungszeiten und Begleitveranstaltungen finden Sie auf der Website der Kunsthalle Rostock.

Zitate:

„Inge Jastram hat über Dekaden hinweg einen unverwechselbaren Beitrag zur hiesigen Kunstszene geleistet. Ihre Arbeiten sind nicht nur ein Abbild ihrer Zeit, sondern auch Ausdruck einer tiefen Auseinandersetzung mit der menschlichen Existenz. Sie erneut ins Rampenlicht zu rücken, ist eine dringende Notwendigkeit.“ – Dr. Jörg-Uwe Neumann, Leiter der Kunsthalle Rostock
„Diese Ausstellung bietet einen tiefen Einblick in das facettenreiche Schaffen der Zeichnerin und Druckgrafikerin Inge Jastram und zeigt ihre beeindruckende Entwicklung von der Gebrauchsgrafikerin zur freischaffenden Künstlerin. Ihre Fähigkeit, trotz widriger Umstände in den Wendejahren ihren eigenen künstlerischen Weg zu finden, ist inspirierend und beispielhaft.“ – Christin Sobeck, Kuratorin.

„Die Lebensleistungen von Künstlerinnen aus Ostdeutschland in der Zeit zwischen 1945 und heute sichtbar zu machen, ist einer der Förderschwerpunkte der Ostdeutschen Sparkassenstiftung. Deshalb unterstützen wir gemeinsam mit der OSPA-Stiftung diese Ausstellungsreihe. Wir freuen uns, mit den Verantwortlichen der Kunsthalle Rostock verlässliche und kompetente Partner gefunden zu haben, diesen Themenschwerpunkt professionell in die öffentliche Wahrnehmung zu bringen.“ – Patricia Werner, Geschäftsführerin Ostdeutsche Sparkassenstiftung.

Begleitend zur Ausstellung erscheint ein umfassender Werkkatalog, mit Texten von Julia Blume, Volker Braun, Silke Dähmlow, Horst Klinkmann, Antje Schunke und Christin Sobeck, der von Heike Bräuer gestaltet wurde.

Die Kunsthalle Rostock lädt alle Interessierten herzlich ein, diese erste große Überblicksausstellung der Künstlerin zu besuchen. Zeitgleich wird in der Ostgalerie eine Werkschau der Zeichnerin Christin Wilcken unter dem Titel „Vom Licht ins Dunkel, vom Dunkel ins Licht“ gezeigt.

Weitere Informationen zu den Ausstellungen und den begleitenden Veranstaltungen finden Sie auf unserer Website www.kunsthallerostock.de .

Eintritt

10 EUR und 8 EUR ermäßigt.
Rostocker Student:innen und Geflüchtete kostenlos (Kulturticket)

Kunsthalle Rostock gGmbH
Hamburger Straße 40, 18069 Rostock
Tel. +49 (0) 381 / 44040500
info@kh-rostock.de
www.kunsthallerostock.de

Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag 11–18 Uhr
Montag geschlossen

Förderung und Unterstützung

Die Ausstellung ist Teil einer Ausstellungsreihe, mit der das Werk von Künstlerinnen vor dem Hintergrund aktueller und zu DDR-Zeiten geltenden Weiblichkeitsbilder vorgestellt werden. Die Reihe wird großzügig von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung in Zusammenarbeit mit der OSPA-Stiftung gefördert.