Nachruf: Prof. Dr. Manfred Schukowski (16. Januar 1928 bis 14. März 2025)
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Am 14. März 2025 verstarb in Rostock mit Prof. Dr. Manfred Schukowski einer der verdienstvollsten Denkmalpfleger und Wissenschaftler unseres Bundeslandes. Sein Tod hinterlässt eine schmerzliche Lücke.
Manfred Schukowski wurde am 16.01.1928 in Stralsund geboren. Er studierte Physik und Astronomie im Institut für Lehrerbildung in Putbus und an der Pädagogischen Hochschule Potsdam; später arbeitete er, unterbrochen durch mehrjährige Lehrtätigkeit im Ausland, in der Lehrerausbildung und als Fachrichtungsleiter Physik/Astronomie in der Schulverwaltung des Bezirkes Rostock. 1970 wurde er an der Universität Rostock zu einem Thema der Methodik der Astronomie promoviert und 1979 ebenfalls dort habilitiert. Tatkräftig hat er in dieser Zeit die Geschichte der Schulastronomie im Osten Deutschlands mitgeschrieben. In der Nach-wendezeit setzte er sich für den Erhalt der Sternwarten und astronomischen Einrichtungen, sowie für die Gründung von astronomischen Vereinen in unserem Bundesland wie in den anderen neuen Bundesländern ein.
Seit seinem sechsten Lebensjahrzehnt hat sich Prof. Dr. Schukowski mit unvergleichlichem Engagement den mittelalterlichen astronomischen Monumentaluhren zugewandt. Kenn-zeichnend ist, dass sich seine Aktivitäten nicht auf den rein wissenschaftlichen Aspekt bezogen haben, sondern dass er stets auch die praktischen Belange der Denkmalpflege berücksichtigte. Enge Kontakte und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den verantwortlichen Denkmalämtern waren für ihn eine Selbstverständlichkeit. Bei all diesen Arbeiten wurde Prof. Schukowski für die jeweiligen Spezialisten zu einem der wichtigsten Ansprechpartner.
Sein spezielles Interesse galt einem der kulturhistorisch bedeutsamsten Objekte unseres Bundeslandes, der 1472 erstmals urkundlich erwähnten Astronomischen Uhr der St.-Marien-Kirche Rostock. Ihm gelang es zu belegen, dass es sich bei ihr um die weltweit älteste noch zum größten Teil original erhaltene und funktionierende Monumentaluhr überhaupt handelt.
Es ist aber deutlich hervorzuheben, dass sich das Augenmerk von Prof. Schukowski nicht nur auf die Rostocker Uhr richtete. Vielmehr zielte sein Bemühen stets darauf, einen umfassenden Blick auf die Geschichte national und international bemerkenswerter Groß-uhren zu ermöglichen. In vielen wissenschaftlichen Veröffentlichungen, die auch von der internationalen Fachwelt anerkannt sind, konnte er seine Erkenntnisse verbreiten. Mit vollem Recht gilt er als einer der bedeutendsten Kenner astronomischer Uhren überhaupt.
Sein internationaler Blickwinkel hinderte ihn nicht daran, sich gezielt mit weiteren Zeugnissen dieses Kapitels der Technikgeschichte in unserem Bundesland Mecklenburg-Vorpommern zu befassen. Genannt seien hier beispielsweise die Astronomische Uhr der St. Nikolai-Kirche in Stralsund, die Astronomische Uhr der St. Maria- und St. Johannis-Kirche in Malchin und die leider nur noch in Fragmenten vorhandenen Uhren des Doberaner Münsters, der Wismarer St.-Nikolai-Kirche, der Stralsunder St. Jakobi-Kirche und der 1945 durch Bombenangriffe zerstörten Großuhren der Wismarer St. Georgen- und St. Marien-Kirche.
Über viele Jahre hinweg und auch in hohem Alter ließ er es sich nicht nehmen, Besuchern der St. Marien-Kirche seine Erkenntnisse in persönlichen Führungen nahezubringen. Dank einer seltenen Verbindung wissenschaftlicher Einsichten und pädagogischer Fähigkeiten gelang es ihm stets, seine Zuhörer in Bann zu ziehen und sie für die Astronomische Uhr und die Vielfalt der mit ihr verbundenen Aspekte zu begeistern.
Ein besonders hervorhebenswertes Beispiel für seine Fähigkeiten einer wirkungsvollen kulturgeschichtlichen Öffentlichkeitsarbeit stellt die von ihm angeregte Durchführung zweier internationaler Symposien zu mittelalterlichen astronomischen Großuhren in den Jahren 2012 und 2022 in Rostock dar. Beide Veranstaltungen fanden ein bemerkenswert großes inter-nationales Echo.
Außergewöhnliche Resonanz erhielt auch die Neueinweihung des Kalendariums der Astronomischen Uhr für die Jahre von 2018 bis 2150. Die Berechnung der dafür notwendigen Daten war zuvor durch Prof. Schukowski erfolgt. In einem feierlichen Akt am 1. Januar 2018, der gleichzeitig als Eröffnungsveranstaltung für das Doppeljubiläum von 800 Jahre Stadt Rostock und 600 Jahre Universität Rostock diente, wurde ihm dafür eine besondere Form der Anerkennung zuteil: Gemeinsam mit seinem neunjährigen Urenkel oblag es ihm, das Uhrwerk wieder in Gang zu setzen.
Breite Resonanz fanden seine Aktivtäten in unterschiedlichsten regionalen und überregionalen Presseorganen, die sich in zahlreichen Artikeln seinem Schaffen gewidmet haben. Auch in mehreren Rundfunk- und Fernsehsendungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und privater Sender stand sein Schaffen im Blickpunkt.
Folgerichtig wurde sein Engagement auch von der Hanse- und Universitätsstadt Rostock, dem Bundesland Mecklenburg-Vorpommern und weiteren Institutionen gewürdigt. Dazu gehört im Jahre 1995 die Auszeichnung mit dem Kulturpreis der Universitäts- und Hansestadt Rostock. 2013 folgte die Eintragung in das Ehrenbuch der Stadt für seine Verdienste um die Erforschung der astronomischen Uhr. Im gleichen Jahr wurde er von der Deutschen Gesellschaft für Chronometrie mit der Philipp-Matthäus-Hahn-Medaille geehrt. 2015 erhielt er als Anerkennung für sein Lebenswerkes den Ehrenpreis der Sternwarte Greifswald. Im Jahre 2021 wurde er durch Bettina Martin, die Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern, mit einer der höchsten Auszeichnungen für Denkmal-pflege des Landes geehrt.
Eine große Vielfalt von Büchern zu einzelnen Uhren und Veröffentlichungen zu speziellen Fragen der Uhrentechnik oder auch astronomischer Belange gehört zu dem großen Schatz der von Prof. Schukowski hinterlassenen Werke.
Sein Tod stellt einen schmerzlichen Verlust dar und bedeutet einen tiefen Einschnitt in die Forschungen zu astronomischen Großuhren in Mecklenburg-Vorpommern und europaweit. Alle, die ihn kannten, bedauern zutiefst, dass sie zukünftig auf die stets angenehmen persönlichen Kontakte und aufschlussreichen Gespräche mit dieser großen Persönlichkeit verzichten müssen.
Für den Verein „Astronomische Uhr Rostock von 1472 e.V.“
Der Vorstand