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Na­vi­ga­ti­on

Bau­stel­le Rat­haus­er­wei­te­rung Ros­tock: Sel­te­ne Fun­de und Be­ginn des Roh­baus

Mel­dung vom 17.04.2025 - Kul­tur, Frei­zeit, Sport / Rat­haus

Der Ros­to­cker Rat­haus­kom­plex wird durch den Ei­gen­be­trieb KOE in den kom­men­den Jah­ren um die Häu­ser C und D er­wei­tert. Jetzt ist die ar­chäo­lo­gi­sche Un­ter­su­chung des Are­als weit­ge­hend ab­ge­schlos­sen und der Roh­bau-Start steht be­vor.

Gra­bung zwi­schen „Am Schil­de“ und „An der He­ge“

Seit 2023 war ein Team der Fir­ma Ar­chäo­lo­gie in Meck­len­burg-Vor­pom­mern (AIM-V) un­ter der Lei­tung von Dr. Jörg An­sor­ge und Re­na­te Sa­ma­ri­ter auf der Groß­bau­stel­le ak­tiv.
Im Be­reich des künf­ti­gen Hau­ses C am Neu­en Markt wur­den zu­letzt der Un­ter­grund rund um die ehe­ma­li­ge Stra­ße An der He­ge so­wie die Vor­kel­ler des his­to­ri­schen Ge­bäu­des Am Schil­de 1-2 un­ter­sucht. Das einst prä­gen­de Dop­pel­gie­bel­haus wur­de 1942 zer­stört.

Ei­ne Er­kennt­nis: Die Fas­sa­de war ur­sprüng­lich nicht für ein Dop­pel­gie­bel­haus ge­dacht. Der Gie­bel zeig­te gar nicht zum Platz Am Schil­de, son­dern war um 90 Grad ge­dreht – ver­mut­lich in Rich­tung der Stra­ßen An der He­ge oder Orts­und. „Das Ge­bäu­de wur­de of­fen­bar erst ab et­wa 1400 vom Trau­fen­haus zum Gie­bel­haus um­ge­baut“, nimmt Dr. An­sor­ge an.
Wei­te­re Be­fun­de folg­ten ab No­vem­ber 2024, dar­un­ter ei­ne gro­ße ge­mau­er­te Zis­ter­ne. His­to­ri­sche An­sich­ten zeig­ten dort einst ei­nen Pum­pen­o­be­lisk, der ver­mut­lich um 1860 bis 1880 au­ßer Be­trieb ge­nom­men wur­de.

Sel­te­ne Be­le­ge für den Tuch­han­del mit Flan­dern

Span­nend war die Ent­de­ckung ei­ner gro­ßen run­den Gru­be ne­ben der Zis­ter­ne. Dort ent­deck­ten die Ar­chäo­lo­gen flan­dri­sche Tuch­plom­ben aus der zwei­ten Hälf­te des 13. Jahr­hun­derts. Ein Stück aus Gent schätzt Dr. An­sor­ge als Uni­kat ein. Die­se Fun­de sind Hin­wei­se auf den See­han­del zwi­schen Ros­tock und den gro­ßen Han­dels­zen­tren wie Brüg­ge.

Bern­stein­ver­ar­bei­tung in Ros­tock?

Am al­ler­letz­ten Gra­bungs­tag stell­te das Team schlie­ß­lich fest, dass die Gru­be ein tie­fer Holz­schacht war – ver­mut­lich als Brun­nen an­ge­legt. Zwi­schen Ton­scher­ben und Bern­stein­split­tern kam plötz­lich ei­ne ge­schlif­fe­ne Bern­stein­per­le zum Vor­schein. Dr. An­sor­ge: „Wir fan­den fa­cet­tier­te Per­len und wei­te­re halb­fer­ti­ge Pro­duk­te. Es gab deut­li­che Spu­ren von Be­ar­bei­tung – und da­mit Hin­wei­se auf ei­ne lo­ka­le Ver­ar­bei­tung von Bern­stein in Ros­tock in der Zeit um 1260 bis 1280.“ Die­se schätzt der Fach­mann als „sehr sel­ten“ ein.
Die Ar­chäo­lo­gen ver­brin­gen die kom­men­den Wo­chen mit der ab­schlie­ßen­den In­ven­ta­ri­sie­rung ih­rer Fun­de, be­vor sie im Ma­ga­zin des Lan­des­am­tes für Kul­tur- und Denk­mal­pfle­ge ein­ge­la­gert wer­den.

Wie es auf der Bau­stel­le wei­ter­geht

Die gro­ße Bau­gru­be für den Ver­wal­tungs­bau (Haus D) an der Klei­nen Was­ser­stra­ße steht vor ih­rer Fer­tig­stel­lung. Hier wur­de in die­ser Wo­che noch ei­ne Schicht Erd­reich ab­ge­tra­gen und ei­ne Schutz­fo­lie ver­legt. Sie sorgt da­für, dass der Bau­grund bei Näs­se nicht auf­weicht und die Trag­fä­hig­keit er­hal­ten bleibt. Im wei­te­ren Ver­lauf wird u.a. ei­ne Sau­ber­keits­schicht für die Fun­da­ment­plat­te ge­gos­sen.


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