Home
Na­vi­ga­ti­on

Zehn Jah­re Spit­zen­me­di­zin für die Bauch­spei­chel­drü­se

Mel­dung vom 16.05.2025 - Bil­dung und Wis­sen­schaft / Um­welt und Ge­sell­schaft

Das Bauch­spei­chel­drü­sen­zen­trum am Kli­ni­kum Süd­stadt Ros­tock be­geht in die­sem Jahr sein zehn­jäh­ri­ges Be­stehen als zer­ti­fi­zier­tes Zen­trum der Deut­schen Krebs­ge­sell­schaft. Seit der Erst­zer­ti­fi­zie­rung im Som­mer 2014 hat sich die Ein­rich­tung zur grö­ß­ten ih­rer Art in Meck­len­burg-Vor­pom­mern ent­wi­ckelt – und ge­hört heu­te bun­des­weit zu den 20 füh­ren­den Kli­ni­ken im Be­reich der Pan­kre­aschir­ur­gie.

„Pa­ti­en­tin­nen und Pa­ti­en­ten sol­len sich auf ei­ne hoch­wer­ti­ge Be­hand­lungs­qua­li­tät und leit­li­ni­en­ge­rech­te Struk­tu­ren ver­las­sen kön­nen – da­für neh­men vie­le Be­trof­fe­ne auch län­ge­re We­ge in Kauf. Bei Krebs­dia­gno­sen steht Si­cher­heit im­mer an ers­ter Stel­le“, be­ton­te Prof. Dr. Jan P. Roes­ner, Ärzt­li­cher Di­rek­tor am Kli­ni­kum Süd­stadt Ros­tock. „Die en­ge, in­ter­dis­zi­pli­nä­re Zu­sam­men­ar­beit in un­se­rem Zen­trum trägt ma­ß­geb­lich zu bes­se­ren Hei­lungs­chan­cen bei.“

The­ra­pie auf dem neu­es­ten Stand: OP-Ro­bo­ter, Dia­gnos­tik, Me­di­ka­men­te
Mehr als 1.500 Men­schen wur­den in den ver­gan­ge­nen 15 Jah­ren im Zen­trum be­treut, über 1.000 kom­ple­xe Ope­ra­tio­nen an der Bauch­spei­chel­drü­se durch­ge­führt – jähr­lich mehr als 80 Ein­grif­fe, Ten­denz stei­gend. Mög­lich macht das ei­ne in­ten­si­ve Zu­sam­men­ar­beit von On­ko­lo­gen, Chir­ur­gen, Gas­tro­en­te­ro­lo­gen, Ra­dio­lo­gen und wei­te­ren Fach­dis­zi­pli­nen. Die­ser fach­über­grei­fen­de Ex­per­ten­aus­tausch führt zu deut­lich ge­rin­ge­ren Kom­pli­ka­ti­ons­ra­ten; so­gar un­ter dem Bun­des­durch­schnitt.

„In den ver­gan­ge­nen zehn Jah­ren hat sich enorm viel ge­tan“, mach­te Prof. Dr. Ka­ja Lud­wig, Chef­arzt der Kli­nik für All­ge­mein-, Vis­ze­ral-, Tho­rax- und Ge­fä­ßchir­ur­gie und Lei­ter des Bauch­spei­chel­drü­sen­zen­trums, deut­lich. „Die Dia­gnos­tik ist fei­ner ge­wor­den, wir er­ken­nen heu­te früh­zei­ti­ger Vor­stu­fen von Krebs, be­vor er ent­steht. Gleich­zei­tig ha­ben wir wirk­sa­me­re Me­di­ka­men­te und scho­nen­de­re Ope­ra­ti­ons­me­tho­den – nicht zu­letzt dank des Da­Vin­ci-Ope­ra­ti­ons­ro­bo­ters. Das be­deu­tet für vie­le Pa­ti­en­ten vor al­lem eins, ei­nen Zu­ge­winn an Le­bens­zeit.“

Im Zen­trum kom­men al­le mo­der­nen Ver­fah­ren zum Ein­satz – klas­si­sche of­fe­ne Ope­ra­tio­nen eben­so wie mi­ni­ma­l­in­va­si­ve Me­tho­den, ent­we­der la­pa­ro­s­ko­pisch oder ro­bo­tisch un­ter­stützt. Je nach in­di­vi­du­el­ler Ein­schät­zung wird das je­weils best­ge­eig­ne­te Ver­fah­ren ge­wählt. Die ganz­heit­li­chen The­ra­pie­kon­zep­te fol­gen stets ak­tu­el­len wis­sen­schaft­li­chen Leit­li­ni­en.

Ein Fall, der Mut macht: Pe­tra Ran­ge aus Vor­pom­mern
Wie ent­schei­dend ei­ne früh­zei­ti­ge Dia­gno­se sein kann, zeigt der Fall von Pe­tra Ran­ge. Die Mut­ter zwei­er er­wach­se­ner Söh­ne klag­te über Ma­gen­krämp­fe und Bauch­schmer­zen. Ihr Haus­arzt schick­te die 64-jäh­ri­ge aus der Re­gi­on Wol­gast zur Ab­klä­rung zu ei­nem Ma­gen-Darm-Spe­zia­lis­ten nach An­klam. Der Fach­arzt dia­gnos­ti­zier­te beim Ul­tra­schall auf­fäl­li­ge Ver­än­de­run­gen an der Bauch­spei­chel­drü­se und über­wies sei­ne Pa­ti­en­tin ins Bauch­spei­chel­drü­sen­zen­trum nach Ros­tock.

Nach ei­nem MRT und wei­te­ren Un­ter­su­chun­gen er­här­te­te sich schnell der Ver­dacht auf Bauch­spei­chel­drü­sen­krebs. Im Rah­men der wö­chent­li­chen Fall­be­spre­chung in der in­ter­dis­zi­pli­nä­ren Tu­mor­kon­fe­renz wur­de ei­ne so­for­ti­ge Ope­ra­ti­on emp­foh­len. Für die ehe­ma­li­ge In­ten­siv­kran­ken­schwes­ter ein Schock – und doch ein Wen­de­punkt: „Ich woll­te kämp­fen, für mei­ne Fa­mi­lie, für mei­ne En­kel und für mich.“

Nach der Ent­fer­nung der Bauch­spei­chel­drü­se und an­schlie­ßen­den Ge­we­be­ana­ly­se stell­te sich her­aus: Es war ei­ne Krebs­vor­stu­fe. „Ein Glücks­fall – und ein Be­leg da­für, wie wich­tig frü­hes Han­deln ist“, so Prof. Lud­wig. Pe­tra Ran­ge hat sich schnell er­holt und wie­der Mut ge­fasst. Zwei Wo­chen nach der Ope­ra­ti­on konn­te sie An­fang Mai nach Hau­se ent­las­sen wer­den. Dort wird sie nun wohn­ort­nah me­di­zi­nisch wei­ter­be­treut, nach­dem grund­sätz­li­che In­for­ma­tio­nen schon wäh­rend des Kli­nik­auf­ent­hal­tes ver­mit­telt wor­den sind. Das be­trifft ins­be­son­de­re die not­wen­di­ge Er­näh­rungs­um­stel­lung und me­di­ka­men­tö­se Ver­sor­gung.

Sym­pto­me ernst neh­men – Warn­si­gna­le früh ab­klä­ren
In Deutsch­land er­kran­ken jähr­lich et­wa 18.000 bis 20.000 Men­schen an Bauch­spei­chel­drü­sen­krebs (Pan­kre­as­kar­zi­nom). Die Er­kran­kung be­trifft Män­ner und Frau­en na­he­zu gleich häu­fig. Das Ri­si­ko, an Bauch­spei­chel­drü­sen­krebs zu er­kran­ken, steigt mit dem Al­ter. Das mitt­le­re Er­kran­kungs­al­ter liegt bei Män­nern bei et­wa 72 Jah­ren und bei Frau­en bei et­wa 76 Jah­ren. Zu den be­kann­ten Ri­si­ko­fak­to­ren zäh­len Rau­chen, star­kes Über­ge­wicht, Dia­be­tes mel­li­tus Typ 2, ho­her Al­ko­hol­kon­sum so­wie ei­ne fa­mi­liä­re Vor­be­las­tung. Ob­wohl Bauch­spei­chel­drü­sen­krebs im Ver­gleich zu an­de­ren Krebs­ar­ten sel­te­ner auf­tritt, zählt er auf­grund der ho­hen Sterb­lich­keits­ra­te zu den töd­lichs­ten Tu­mor­er­kran­kun­gen. Des­halb gilt all­ge­mein, un­kla­re Be­schwer­den wie Ge­wichts­ver­lust, Bauch­schmer­zen, Ap­pe­tit­lo­sig­keit oder Ver­dau­ungs­pro­ble­me un­be­dingt zü­gig ärzt­lich ab­zu­klä­ren. Ei­ne frü­he Dia­gno­se ist ent­schei­dend für die Pro­gno­se.

HIN­TER­GRUND
Hil­fe durch Selbst­hil­fe – Der AdP e. V.
Der Ar­beits­kreis der Pan­krea­tek­to­mier­ten (Bauch­spei­chel­drü­sener­krank­ten) bie­tet seit 1976 Be­ra­tung und Aus­tausch für Be­trof­fe­ne von Bauch­spei­chel­drü­sen­er­kran­kun­gen. Auch in MV gibt es ak­ti­ve Re­gio­nal­grup­pen. Wei­te­re In­fos: bauch­spei­chel­dru­e­se-pan­kre­as-selbst­hil­fe.de

Welt­pan­kre­as­krebs­tag - 20. No­vem­ber 2025
Der Welt­pan­kre­as­krebs­tag (World Pan­crea­tic Can­cer Day) wur­de erst­mals am 13. No­vem­ber 2014 be­gan­gen. In die­sem Jahr fin­det der Ak­ti­ons­tag am 20. No­vem­ber statt. Ziel ist es, welt­weit auf die Ge­fah­ren von Bauch­spei­chel­drü­sen­krebs auf­merk­sam zu ma­chen, die For­schung zu för­dern und Be­trof­fe­ne so­wie de­ren An­ge­hö­ri­ge zu un­ter­stüt­zen. Wei­te­re In­fos: welt­pan­kre­as­krebs­tag.de