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6. Rostocker Filmtage „AB`GEDREHT“

Pressemitteilung vom 05.10.2011

In der Woche vom 6. bis 12. Oktober finden zum sechsten Mal die Rostocker Filmtage „AB`GEDREHT“ im Lichtspieltheater Wundervoll statt.
Vor dem Hintergrund, dass psychische Leiden immer stärker die Menschen und die Gesundheitssysteme belasten, wurde diese thematische Filmwoche durch das Gesundheitsamt in Zusammenarbeit mit der Klinik für Psychiatrie der Universität Rostock, der Gesellschaft für Gesundheit und Pädagogik mbH, der AWO-Sozial- arbeit gGmbH, den Landesverbänden Psychiatrie-Erfahrener M-V e.V. und Angehöriger und Freunde psychisch Kranker e.V. sowie dem Lichtspieltheater Wundervoll organisiert.

Schätzungen zufolge leiden jedes Jahr gut 38 Prozent aller Europäer mindestens an einer neuropsychiatrischen Erkrankung. Die am weitesten verbreiteten Störungen in der EU sind Angst und Depressionen. Allein an einer Angststörung leiden 14 Prozent, sieben Prozent an ernsten Schlafstörungen, ebenso viele an Depressionen, fünf Prozent an Demenz, psychosomatischen Krankheiten oder am ADH-Syndrom und mehr als drei Prozent an Alkoholabhängigkeit. Bis zum Jahr 2020 wird damit gerechnet, dass Depressionen die zweithäufigste Ursache von Erkrankungen in den Industriestaaten sein werden. Das derzeitige Lebenszeitrisiko, an einer psychischen Störung zu erkranken, liegt allerdings mit über 50 Prozent der Bevölkerung wesentlich höher! Auch die Einschränkungen der Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit durch psychische Störungen liegt deutlich höher über jenen anderen Volkskrankheiten. Bei Kindern und Jugendlichen werden heute fünfmal so viele Depressionen festgestellt wie noch vor einer Generation.
In diesem Sinne trägt die Filmwoche mit sechs thematisch unterschiedlichen Filmen sowohl zur Aufklärung über verschiedene psychische Erkrankungen als auch zur Relativierung und Sensibilisierung weit verbreiteter Vorurteile gegenüber psychisch erkrankten Menschen bei.

Im Anschluss an die gezeigten Filme werden wieder Fachleute Fragen zu unterschiedlichsten Themen beantworten.
Die Filmwoche wird am 7. Oktober im LiWu in Anwesenheit der Regisseurin Gamma Bak mit ihrer autobiografischen Dokumentation „Schnupfen im Kopf“ über die Krankheit Psychose eröffnet.

Betroffene psychisch erkrankte Menschen und deren Angehörige stoßen oft auf eine Mauer des Schweigens. Über psychische Gesundheitsprobleme wird nicht gern gesprochen, weil zur schwierigen krankheitsbedingten Situation Angst, Verunsicherung, Scham und Verzweiflung hinzukommen. Diese emotionale Belastung führt zu weiterer Isolation. In dieser Situation sind oft Kommunikation und menschliche Zuwendung besonders wichtig, denn für Menschen mit psychischen Erkrankungen gibt es neben rein medizinischen Therapieansätzen heute auch vielfältige Unterstützungsmöglichkeiten zur Bewältigung des Alltags. Hierzu laden die Landesverbände Psychiatrie-Erfahrener M-V e.V. und Angehöriger und Freunde psychisch Kranker e.V. am 10. Oktober ins Gemeinsame Haus zu einem Vortrag mit anschließenden Möglichkeiten zur Selbsterfahrung und Entdeckung neuer Handlungsmöglichkeiten ein, um Konfliktpotentiale in der Kommunikation heraus- zustellen und durch neu erworbene Handlungsmöglichkeiten aufzubrechen bzw. abzumildern.

Einige Veranstaltungen werden außerhalb des LiWu gezeigt, so läuft im Rahmen der Aktionstage „Ein schönes Stück Rostock“ der Sozialen Stadtgebiete Rostocks und der Vereinigten Bürgerinitiative Toitenwinkel am 6. Oktober, um 18 Uhr, in der Alten Schmiede der Spielfilm „Berlin calling“.

Höhepunkt der Filmwoche ist der 10. Oktober - der Welttag der seelischen Gesundheit. An diesem Tag sind verschiedene Veranstaltungen in der Stadt organisiert, unter anderem findet in Begleitung von Dr. Liane Melzer, Senatorin für Jugend und Soziales, Gesundheit, Schule und Sport, Kultur ein Filmabend im Peter-Weiß-Haus statt.
Die Organisatoren freuen sich sehr über zahlreiche Besucher der einen oder anderen Filmvorstellung oder Veranstaltungen der XVII. Tage der Gemeindepsychiatrie der Hansestadt Rostock.

Gesundheitsamt
Dr. Antje Wrociszewski,
Sucht-/Psychiatriekoordinatorin


Programm der Filmtage

Veranstaltungsort Lichtspieltheater Wundervoll, im Hansa-Kino, Saal 3 und 4, Maßmannstraße 14, www.liwu.de,
Kartenbestellungen unter Tel./Fax 4903859, mail@liwu.de, zu erreichen mit Buslinien 24 und 25 bis Schillingallee, S-Bahn bis Parkstraße, Straßenbahnlinien 1, 4 und 5 bis Maßmannstraße.
Nachts fahren die Linien F1 und F2 ab Schillingallee
Eintrittspreise: Schüler: 3,00 EUR, Erwachsene:6,00 EUR

Donnerstag, 6. Oktober
Traditionelle Spezialvorstellung für Berufsschulen
14.00 Uhr Mary und Max
Regie: Adam Elliot
Animationsfilm, Australien 2009, 96 min, FSK 12
Die achtjährige Mary wächst am Stadtrand von Melbourne auf. Sie unterhält eine intensive Brieffreundschaft zu Max Jerry Horovitz, einem 44-jährigen schwer gestörten New Yorker, der unter anderem unter dem Asperger Syndrom leidet, einer Form des Autismus. Max hat keine Freunde, aber er hat Mary, die ihm Briefe aus einer Welt schickt, die ihm gänzlich unbekannt ist. Und Mary hat Max, den sie nach allen Dingen fragen kann, die sie gerade brennend beschäftigen . . .
anschließendes Filmgespräch mit Dr. Antje Wrociszewski, Gesundheitsamt, Dr. Thomas Leyk, Gesundheitsamt, Vertretern des Projektes „Das Verrückte Schul- projekt“

Donnerstag, 6. Oktober
Aktionstage „Ein schönes Stück Rostock“ der Sozialen Stadt- gebiete Rostocks und der Vereinigten Bürgerinitiative Toitenwinkel vom 23. September bis 9. Oktober in der Alten Schmiede Hölderlinweg 10
18.00 Uhr Berlin calling
Regie: Hannes Stöhr, D 2008, 100 min, FSK 12
Der Berliner DJ und Produzent Martin Karow, genannt Ickarus, tourt mit seiner Managerin und Freundin Mathilde durch die Tanzclubs der Welt. Um durch- zuhalten, nimmt er Drogen, die er von seinem Freund Erbse bekommt. Nachdem Ickarus jedoch bei einem Auftritt eine PMA-haltige Ecstasy-Tablette konsumiert hat, erleidet er eine drogeninduzierte Psychose. Er landet in einer Klinik und soll sich einer Therapie unterziehen. Doch der DJ hat Probleme, die Finger von den Drogen zu lassen und sich einem Reglement wie dem der Psychiaterin Petra Pau (Corinna Harfouch) zu unter- werfen. Er rebelliert gegen die Therapie, feiert Orgien in der Klinik und bricht aus, um sich erneut mit Stoff zu versorgen. Mit seinen Eskapaden gefährdet Ickarus alles, was seinem unste- ten Leben bislang Sicherheit und Stabilität verlieh.
Der Eintritt ist frei.
anschließendes Filmgespräch mit Fachleuten aus dem Gesundheitsamt, dem HaLT- und CAN- STOP-Projekt. Mixen von alkoholfreien Getränken mit Auszubildenden der Fortbildungsakademie der Wirtschaft
Weitere Informationen zu den Aktionstagen unter: www.stadtteilbuero-tw.de

Freitag, 8. Oktober
Eröffnung der Filmtage
Dr. Antje Wrociszewski
Gesundheitsamt, Sucht- und Psychiatriekoordinatorin der Hansestadt Rostock
Autobiografische Dokumentation der Regisseurin Gamma Bak über die Krankheit „Psychose“
D 2010, 92 min
Schnupfen im Kopf ist nicht nur für Betroffene im weitesten Sinne interessant. Der Dokumentarfilm macht ein Thema öffentlich, das aus der allgemeinen Wahrneh- mung gern an den Rand geschoben wird, ins irgendwie Anrüchige oder Obskure. Wer will schon zugeben, sich nicht „im Griff zu haben“, wenn es so wichtig ist, gesellschaftlich richtig zu „funktionieren“? Gleichzeitig wird die Langzeitbeobachtung zum Zeugnis dieser beeindruckenden menschlichen Kraft, die auch unter schwierigsten Bedingungen immer wieder um Autonomie, künstlerischen Ausdruck, ums eigene Leben kämpft.
anschließendes Filmgespräch mit Fachleuten und der Regisseurin Gamma Bak

Montag, 10. Oktober
„Tag der seelischen Gesundheit“
10.00 bis 18.0 Uhr
Landesverband M-V der Ange- hörigen und Freunde psychisch Kranker e.V.
Landesverband Psychiatrie-Erfahrener M-V e.V.
Gemeinsames Haus Rostock e.V., Henrik-Ibsen-Straße 20
Angehörige psychisch kranker Menschen geraten häufig in Konflikte mit ihren erkrankten Familienmitgliedern, weil Krankheitssymptome falsch interpretiert werden oder die Bemühungen der Angehörigen als auf- dringlich empfunden und ignoriert werden. Psychisch kranke Menschen und ihre Angehörigen bewegen sich oft auf einem schmalen Grad zwischen Liebe und Abgrenzung, Mitgefühl und Unverständnis. Als Hauptursache stellt sich sehr oft eine Störung der Kommunikation innerhalb der Familien heraus. Wir wollen einen Beitrag leisten, Konfliktpotentiale in der Kommunikation herauszustellen und durch neu erworbene Handlungsmöglichkeiten aufzubrechen bzw. abzumildern. Im Rahmen eines Vortrages sollen Ideen entdeckt und Impulse für Veränderungen gegeben werden. In daran angeschlossenen Gruppenübungen geht es um die Selbsterfahrung und Entdeckung neuer Handlungsmöglichkeiten.
Fortsetzung des Programms:

10.00 - 13.00 Uhr
Tag der offenen Tür des LApK M-V e.V. und des LPE M-V e.V.

13.00 - 14.00 Uhr
Mittagspause

14.00 - 15.30 Uhr
Vortrag „Mit Konflikten besser umgehen“
Dr. Ulf Gausmann

15.30 - 16.00 Uhr
Pause

16.00 - 17.30 Uhr Gruppenübungen

17.30 - 18.00 Uhr
Ausklang der Veranstaltung
Die Teilnahme ist kostenfrei.
Voranmeldung bis 30.September unter Tel/Fax: 722025 oder E-Mail: koordinator@lapkmv.de

Montag, 10. Oktober
18.00 Uhr
Filmabend mit Snacks im Peter-Weiss-Haus Doberaner Straße 21, Begrüßung
Dr. Liane Melzer, Senatorin für Jugend und Soziales, Gesundheit, Schule und Sport, Kultur

18.30 Uhr Spider
Regie: David Cronenberg
UK/Kanada 2002, 98 min, FSK 12
Dennis Cleg (Ralph Fiennes) soll nach vielen Jahren in einer Anstalt für kriminelle Geistes- kranke in die Gesellschaft resozialisiert werden. In der Obhut der resoluten Mrs. Wilkinson (Lynn Redgrave), die in London eine Pension für Menschen wie Spider betreibt, soll der fahrige, stets nervös murmelnde Mann seinen Platz im Leben wiederfinden. Doch Dennis, der von seiner Mutter „Spider“ genannt wird, leidet an akuter Schizophrenie; sein Hirn ist voll von Erinnerungsfetzen an das schreckliche Geheimnis, das ihn zu dem gemacht hat, was er ist. Jetzt, da er an den Ort seiner Vergangenheit zurückgekehrt ist, beginnt ihn der Albtraum wieder einzuholen. Mit den Augen eines Erwachsenen sieht er die Hölle seiner Kindheit: Er erlebt noch einmal die qualvolle Spannung zwischen seinen Eltern, spürt erneut die schmerzhafte Liebe zu seiner sanften, aber traurigen Mutter (Miranda Richardson), leidet wieder unter der Verachtung seines groben Vaters (Gabriel Byrne) - und er erlebt noch einmal jenen schrecklichen Tag, an dem sein Vater und dessen Geliebte seine Mutter töteten und Spiders ganzes Leben sich in eine einzige grauenhafte Lüge verwandelte...
anschließendes Filmgespräch

Dienstag, 11. Oktober
19.00 Uhr Requiem
Regie: Hans-Christian Schmid
D 2006, 93 min, FSK 12, Deutscher Filmpreis 2006
Süddeutschland in den 1970er Jahren: Michaela Klingler (Sandra Hüller) hat des Häufigeren epileptische Anfälle, die auch nach Beginn ihrer Studienzeit anhalten. Michaela fängt an zu glauben, vom Teufel besessen zu sein und steigert sich in diese Vorstellung so hinein, dass sie zusammenbricht. Sie begibt sich zu einem Pfarrer (Walter Schmidinger), der auf Exorzismus spezialisiert ist.
anschließendes Filmgespräch

Mittwoch, 12. Oktober
Vorstellung für Berufsschulen
14.00 Uhr Mary und Max
Regie: Adam Elliot
Animationsfilm, Australien 2009, 96 min, FSK 12
Anschließendes Filmgespräch:
Dr. Antje Wrociszewski und Dr. Thomas Leyk, Gesundheitsamt

19.00 Uhr Der Mann, der über Autos sprang
Regie: Nick Barker-Monteys
D 2010, 112 min, FSK 6, Max-Ophüls-Preis 2011
Julian ist Psychiatriepatient und will zu Fuß von Berlin nach Süddeutschland. Er glaubt, dass er durch die Kraft des Gehens den herzkranken Vater seines gestorbenen Freundes heilen kann. Erst einmal läuft er der jungen Ärztin Ju vors Auto, der er bald zufällig wieder begegnet. Sie fühlt sich unglücklich, sucht ihr Herz, und schließt sich spon- tan dem sympathischen Träumer auf seinem Weg nach Tuttlingen an, wo der kranke Mann lebt. In einem Touristenort schließt sich ihnen eine frustrierte Ehefrau und Mutter an.
anschließendes Filmgespräch