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„Fair walten in Rostock“ - ein Rückblick

Pressemitteilung vom 12.07.2004



Unter dem Motto „Fair walten in Rostock“ hatten der Entwick-
lungspolitische Runde Tisch und das Agendabüro am 18. Juni in die
Rathaushalle geladen zum fairen Frühstück mit anschließender
Information und Diskussion rund um das Thema fairer Handel. Die
Veranstaltung bildete gleichzeitig den Abschluss der 10. Rostocker
Umwelt- und Gesundheitstage.

Gemeinsam mit den Teilneh-menden aus Bürgerschaft, Stadt-
verwaltung, Eigenbetrieben, Beteiligungen und Mitgliedschaften der
Stadt haben wir Bilanz gezogen zu den bishe-rigen Aktivitäten und nach
Wegen gesucht, wie wir Einwohnerinnen und Einwohner für die
Verwendung fair gehandelter Produkte gewinnen können.
Herr Stiewe, Vizepräsident der Bürgerschaft, verwies in seinen
Begrüßungsworten auf den Beschluss der Bürgerschaft vom 7. Juni
2000, in dem es um die Förderung des fairen Handels in der Rostocker
Politik und Verwaltung geht. Ziel sei Fairness im Umgang von Produ-
zenten und Verbrauchern, wodurch Kleinbauern und Landarbeiter in
den Entwick-lungsländern die Chance erhalten, Einkommen für ein
menschenwürdiges Dasein erzielen. Wurden noch vor einiger Zeit fair
gehandelte Produkte nur von wenigen Kleinanbietern verkauft, so gibt
es diese Waren heute bereits in vielen Geschäften und Supermärkten,
sowie in den (Eine-) Weltläden in allen größeren Städten Deutschlands.
Von anfänglich nur Kaffeeerzeugnissen weitete sich die Produktion auf
Tee, Kakao, Bananen, Gewürze, Blumen, handgenähte Fußbälle,
Teppiche u.a. aus.

Herr Stiewe berichtete, dass seine Familie bereits regelmäßig faire
Produkte kauft und kündigte an, dass auch seine Fraktion (PDS) künftig
fair gehandelte Produkte beziehen wird.
Von den wenigen Ämtern, die bereits regelmäßig fair gehandelten
Kaffee, Tee, Gebäck u.a. für Veranstaltungen und Arbeitskreise nutzen,
informierten das Gesundheitsamt, das Umweltamt und das Büro für
nachhaltige Stadtentwicklung/ Agenda 21 über ihre Wege und
Möglichkeiten zur kreativen Umsetzung des Bürgerschafts-beschlusses
und ermunterten die anderen Ämter, mehr Engage-ment zu zeigen.
Auch Andrea Kiep, Sprecherin des Entwicklungspolitischen Runden
Tisches, kritisierte die bisher mageren Ergebnisse in der Hansestadt
Rostock, obwohl das Angebot von Händlern fair gehandelter Produkte
mehr hergeben würde. Alle Gremien, von der Bürgerschaft, den
Fraktionsbüros, über die OB- und Senatorenebene bis zu den
Verwaltungen, Betrieben und Einrichtungen sind zur Umset-zung des
Bürgerschaftsbe-schlusses über den Einsatz fair gehandelter Produkte
angesprochen. Insbesondere wünscht sie sich die Berücksichtigung fair
gehandelter Produkte bei verschiedenen städtischen Anläs-sen und
Gelegenheiten, auch im Protokollbereich des OB.

Anneheide von Biela aus Norderstedt bei Hamburg konnte über sehr
gute Erfahrungen zum Fairen Handel berichten. Der „FAIRflixt goote
Kaffee“ hat mittlerweile Markencharak-ter angenommen und ist zum
Kernstück der Initiative „Norderstedt Marketing“ geworden. Daran sind
das Agendabüro, der Eine Welt für Alle e. V., engagierte Norder-stedter
Unternehmen, u. a. renommierte Einzelhandels- ketten, Kaufhäuser
und Spezial-anbieter, gleichermaßen beteiligt. Veranstalter fragen
bereits gezielt nach, weil sie auf ihren Events den Biokaffee als
besonderes Highlight anbieten oder für Geschenkaktionen verwenden
möchten.

In der von Dr. Sibylle Gundert-Hock vom Eine-Welt-Landes-netzwerk
M-V e. V. moderierten Diskussion wurden konkrete Vorschläge
unterbreitet, wie die Präsentation und Ausreichung fair gehandelten
Kaffees und anderer Produkte zu den Bürgerschaftssitzungen sowie die
städtische Unterstützung von regelmäßigen Informations- und
Präsentationsständen des Weltladens auf dem Uni-Platz und die
Förderung eines Welt-ladens in der Fußgängerzone. Auch angesichts
der schwierigen Haushaltssituation sollte es möglich sein, bei
bestimmten Anlässen und Veranstaltungen, wie Hanse Sail, City- und
Stadtteilfesten, auf Angebote aus fairem Handel zurückzugreifen. Nach
einem Gespräch mit Catering-Firmen und Kantinen-Betreibern sind
meist auch diese dazu bereit. Mit etwas Engagement könnte der faire
Alltag in viele Büros innerhalb und außerhalb der Stadt-verwaltung
einkehren mit dem guten Gewissen, so ganz nebenbei etwas für eine
gerechtere Welt zu tun.

In seinen Abschlussworten versicherte Senator Dr. Wolfgang Nitzsche,
seinen Gesprächs- teilnehmern und Gästen künftig konsequent
Biokaffee aus dem Welt-Laden anzubieten. Auch wenn es in
Mecklenburg-Vorpommern noch viele eigene Probleme gibt, kann man
den globalen Fragen einer gerechten Weltwirtschaftsordnung nicht
ausweichen. Das beginnt bei der gerechten Verteilung von Grund und
Boden in den Erzeuger- ländern, geht weiter über das Verbot von
Kinderarbeit und das Recht auf Bildung, auch für die nichtprivilegierten
Bevölke-rungsschichten, den Abbau von Einfuhrzöllen bei den
Industrie-nationen für Agrarprodukte aus Entwicklungsländern und
endet nicht beim Schuldenerlass gegenüber diesen Staaten.
Dr. Nitzsche beendete die 10. Rostocker Gesundheits- und Umwelttage
und bedankte sich bei allen Akteuren und Organi-satoren für die
gelungenen Aktionen und Veranstaltungen.

Während der bundesweit stattfindenden „Fairen Woche“ vom 20. bis
26. September 2004 werden wir in Rostock die nächste Gelegenheit
haben, uns über den aktuellen Stand des Angebots fair gehandelter
Produkte und über die aktuelle Situation der sie produzierenden
Kleinbauern und Landarbeiter in den Entwicklungsländern zu
informieren.
Bei Präsentationen und Aktio-nen zum Fairen Handel leisten der
Entwicklungspolitische Runde Tisch und das Agenda-Büro gern
Unterstützung. Kontakt über Wolf Falk, Tel. 381-115

Dr. Hinrich Lembcke
Büro für nachhaltige Stadtentwicklung/Agenda 21