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Na­vi­ga­ti­on

Ar­chäo­lo­gi­sche Aus­gra­bun­gen am Pri­mel­berg in Dier­kow er­gän­zen Ros­tocks Stadt­ge­schich­te

Pres­se­mit­tei­lung vom 07.09.2016

Seit meh­re­ren Jah­ren und in die­sem Jahr letzt­ma­lig fin­den in Dier­kow am so ge­nann­ten Pri­mel­berg sai­so­nal be­grenz­te ar­chäo­lo­gi­sche Un­ter­su­chun­gen statt. Beim Pri­mel­berg han­delt es sich um ei­nen Teil ei­ner be­deu­ten­den frühs­la­wi­schen Sied­lung des 8. und 9. Jahr­hun­derts. "Die Fun­de wer­den da­für sor­gen, dass wir Ros­tocks Ge­schich­te um ganz neue Fa­cet­ten er­gän­zen kön­nen", freut sich Ober­bür­ger­meis­ter Ro­land Me­th­ling. "Ge­ra­de im Hin­blick auf das Dop­pel­ju­bi­lä­um 800 Jah­re Ros­tock im Jahr 2018 und 600 Jah­re Uni­ver­si­tät Ros­tock im Jahr 2019 ge­win­nen Fun­de an Be­deu­tung, die noch aus der Sla­wen­zeit stam­men und deut­lich äl­ter sind als die ers­te ur­kund­li­che Er­wäh­nung aus dem Jahr 1161. Wer neu­es­te Er­kennt­nis­se der Ar­chäo­lo­gie be­kannt ma­chen will, der soll­te sie hier in Ros­tock prä­sen­tie­ren. Dies ist ein wei­te­res Ar­gu­ment zur Ein­rich­tung des Ar­chäo­lo­gi­schen Lan­des­mu­se­ums im Ge­bäu­de der ehe­ma­li­gen So­cie­tät am Stein­tor!"

Die durch das Deut­sche Ar­chäo­lo­gi­sche In­sti­tut in Ber­lin und das Nie­der­säch­si­sche In­sti­tut für his­to­ri­sche Küs­ten­for­schung in Wil­helms­ha­ven durch­ge­führ­ten Aus­gra­bun­gen am Pri­mel­berg sind Teil ei­nes von der Deut­schen For­schungs­ge­mein­schaft ge­för­der­ten mehr­jäh­ri­gen For­schungs­pro­jek­tes zu früh­mit­tel­al­ter­li­chen See­han­dels­pält­zen an der süd­li­chen Ost­see­küs­te und ih­ren Hä­fen. Gleich­zei­tig dient die Gra­bung als Lehr­gra­bung für Ar­chäo­lo­gie­stu­den­ten ver­schie­de­ner Uni­ver­si­tä­ten.

Zu den we­ni­gen Han­dels- und Markt­plät­zen an der süd­li­chen Ost­see­küs­te geh­rend, an de­nen im 8. und 9. Jahr­hun­dert der wirt­schaft­li­che Aus­tausch zwi­schen wi­kin­gi­schen und sla­wi­schen Be­völ­ke­rungs­grup­pen ab­spiel­te, ha­ben sich in Dier­kow Sied­lungs- und Ha­fen­res­te in der feuch­ten Nie­de­rung ei­ner ver­lan­de­ten Bachnie­de­rung über­ra­gend gut er­hal­ten. Seit der Zeit um das Jahr 750 nach Chris­ti Ge­burt ist die­se pär­ur­ba­ne Sied­lung in Dier­kow nach­weis­bar und mar­kiert da­mit den Be­ginn ei­nes be­deu­ten­den Sied­lungs­zen­trums an der Un­ter­war­now, das im 11. und 12. Jahr­hun­dert sei­ne Fort­set­zung mit der Fürs­ten­burg auf der so­ge­nann­ten Pe­tri­blei­che un­ter­halb von St. Pe­tri fand und dann fast naht­los in die mit­tel­al­ter­li­che Stadt Ros­tock über­ging.

Die bei den Un­ter­su­chun­gen in Ros­tock-Dier­kow er­ziel­ten Er­geb­nis­se be­le­gen das ho­he Po­ten­zi­al des Plat­zes für die Er­for­schung ei­nes früh­mit­tel­al­ter­li­chen Han­dels­plat­zes im süd­li­chen Ost­see­raum und sei­nes Ha­fens, un­ter­streicht Ros­tocks Stadt­ar­chäo­lo­ge Ralf Mul­sow. Ne­ben dem Nach­weis von weit­rei­chen­den Han­dels­kon­tak­ten und ei­ner über den Ei­gen­be­darf hin­aus­ge­hen­den ge­werb­li­chen Pro­duk­ti­on konn­ten um­fas­sen­de Bau­ak­ti­vi­tä­ten und Lan­der­schlie­ßungs­maß­nah­men des spä­ten 8. und frü­hen 9. Jahr­hun­derts west­lich des Pri­mel­ber­ges do­ku­men­tiert wer­den. Die­se auf die War­now aus­ge­rich­te­ten Bau­maß­nah­men, u. a. gut er­hal­te­ne mehr­pha­si­ge Flecht­werk­mat­ten zur Land­ge­win­nung so­wie Steg­kon­struk­tio­nen, wei­sen auf ein Ha­fen­are­al hin, für des­sen Er­halt bzw. für die Ver­bes­se­rung sei­ner Nutz­bar­keit um­fang­rei­che Bau­maß­nah­men durch­ge­führt wur­den. Zeit­gleich zum Aus­bau des Ha­fen­are­als er­folg­te ei­ne Er­wei­te­rung des See­han­dels­plat­zes über den Pri­mel­berg hin­aus, so dass nun­mehr von ei­ner Grö­ße von mehr als drei Hekt­ar aus­ge­gan­gen wer­den muss. In Ros­tock-Dier­kow be­steht so­mit die ein­ma­li­ge Mög­lich­keit, so­wohl die Ent­wick­lung und Dy­na­mik des Ha­fens als auch der Sied­lung so­wie die An­bin­dung zu­ein­an­der de­tail­liert zu er­for­schen.

Das Gra­bungs­team bie­tet in die­sem Jahr In­ter­es­sen­ten ab­schlie­ßend die Mög­lich­keit, die Gra­bungs­er­geb­nis­se in Dier­kow nä­her ken­nen­zu­ler­nen. Am Mitt­woch, 14. Sep­tem­ber 2016, wer­den um 13, 14, 15 und 16 Uhr Füh­run­gen an­ge­bo­ten. Treff­punkt ist der am Dier­kower Damm hin­ter der ehe­ma­li­gen De­po­nie Rich­tung War­now füh­ren­de Rad- und Fu­weg ge­gen­über der Bus­hal­te­stel­le Schen­ken­dorf­weg, Park­mög­lich­kei­ten sind dort nicht vor­han­den. Vom Treff­punkt geht es dann in ge­führ­ten Grup­pen zur Gra­bungs­stel­le.