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Na­vi­ga­ti­on

Auf­bruch aus ei­ner zer­stör­ten Stadt Au­stel­lung "Zwi­schen­Zeit. 1945-1953. Ros­tock in den Jah­ren nach dem Krieg"

Pres­se­mit­tei­lung vom 07.04.2005



La­chen­de Ge­sich­ter auf ver­gilb­ten Fo­tos, Weih­nach­ten 1951 in Ros­tock. Sechs Jah­re nach dem En­de ei­nes Welt­krie­ges kehrt der Zau­ber der Un­be­schwert­heit für Stun­den in die Fa­mi­li­en zu­rück. Fast 60 Jah­re spä­ter wird die­ses klei­ne pri­va­te Glück zum Spie­gel der Zeit­ge­schich­te - zu­gäng­lich ge­macht für die Bli­cke un­se­rer Ta­ge in der Son­der­aus­stel­lung "Zwi­schen­zeit. 1945 - 1953. Ros­tock in den Jah­ren nach dem Krieg" im Kul­tur­his­to­ri­schen Mu­se­um der Han­se­stadt. In bis­lang noch nie ge­zeig­ten Auf­nah­men -grö­ß­ten­teils aus pri­va­ten Ar­chi­ven - do­ku­men­tiert die vom 22. April bis zum 28. Au­gust vor­ge­stell­te Ex­po­si­ti­on das Le­bens­ge­fühl je­ner Jah­re. Hun­der­te Fo­tos schil­dern den Auf­bruch aus ei­ner zer­stör­ten Stadt. Trüm­mer­ber­ge um die Ma­ri­en­kir­che, Ros­to­cker, die sich Stei­ne aus der zer­stör­ten Ja­ko­bi­kir­che klau­ben für ihr von Bom­ben ver­wun­de­tes Heim, aber auch Ein­bli­cke in die le­gen­dä­re Bier­knei­pe in der heu­ti­gen Päd­ago­gi­en­stra­ße, in der sich in den 50er Jah­ren die Bau­leu­te der Ros­to­cker Ma­gis­tra­le Lan­ge Stra­ße mit den Stadt­obe­ren tra­fen, fa­mi­liä­re Schnapp­schüs­se aus den Weih­nachts­ta­gen je­ner Zeit. "Die­se oft sehr pri­va­ten Mo­men­te bo­ten den Jour­na­lis­ten je­ner Ta­ge we­nig Ori­gi­na­li­tät und wur­den des­halb kaum ge­zeigt. Jetzt, vie­le Jahr­zehn­te spä­ter, schöp­fen sie ih­ren his­to­ri­schen Wert ge­ra­de aus die­sen per­sön­li­chen An­sich­ten", un­ter­streicht Dr. Stef­fen Stuth, stell­ver­tre­ten­der Lei­ter des Kul­tur­his­to­ri­schen Mu­se­ums der Han­se­stadt, die Be­deu­tung der für Ros­tock ein­ma­li­gen Aus­stel­lung.

Zahl­rei­che Ros­to­cker wa­ren dem Auf­ruf ih­res Mu­se­ums in den letz­ten Wo­chen ge­folgt und hat­ten Er­in­ne­run­gen je­ner Nach­kriegs­jah­re als Leih­ga­ben für die Aus­stel­lung zur Ver­fü­gung ge­stellt, ne­ben zahl­rei­chen Fo­tos un­ter an­de­rem auch Koch­töp­fe aus Gra­na­ten, Sie­be aus Gas­mas­ken, his­to­ri­sche Bier­fla­schen und selbst ge­bas­tel­te Ra­di­os. Er­gänzt wird die Ex­po­si­ti­on, die aus der Zu­sam­men­ar­beit des Kul­tur­his­to­ri­schen Mu­se­ums mit dem Stadt­ar­chiv ent­stan­den ist, mit ein­ma­li­gen Ex­po­na­ten aus den his­to­ri­schen Samm­lun­gen der Han­se­stadt. So wird die sel­ten ge­zeig­te Ori­gi­nal- Ge­ne­ral­stabs­kar­te des so­wje­ti­schen Front­kom­man­dan­ten aus dem Jahr 1945 prä­sen­tiert. Erst­mals wer­den auch Ori­gi­nal- Be­bau­ungs­plä­ne des Neu­en Mark­tes und der Lan­gen Stra­ße aus den 40er und 50er Jah­ren aus­ge­stellt. Auch das Kul­tur­his­to­ri­sche Mu­se­um Ros­tock selbst gibt der Ex­po­si­ti­on mehr als nur Ku­lis­se - es war im Ok­to­ber 1945 als ers­tes Mu­se­um der so­wje­ti­schen Be­sat­zungs­zo­ne wie­der er­öff­net wor­den. The­ma­ti­sche Füh­run­gen und Vor­trä­ge wer­den den Be­su­chern die Ein­bli­cke in Ros­tocks Ver­gan­gen­heit il­lus­trie­ren. "Wir wol­len kein Mu­se­um sein, was da­steht und war­tet. Ge­schich­te soll für die Be­su­cher le­ben­dig wer­den", meint Dr. Stef­fen Stuth, der be­reits Plä­ne für ei­ne Fort­schrei­bung der Aus­stel­lung hegt. "In­dus­trie und Städ­te­bau" könn­te das nächs­te Ka­pi­tel hei­ßen, an dem die Ros­to­cker dann wie­der be­geis­tert mit­schrei­ben sol­len.

Kers­tin Ka­naa

Das Kul­tur­his­to­ri­sche Mu­se­um hat diens­tags bis sonn­tags von 10 bis 18
Uhr ge­öff­net. Re­gel­mä­ßi­ge Füh­run­gen zur am 22. April be­gin­nen­den
Aus­stel­lung fin­den diens­tags 15 Uhr statt.