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Na­vi­ga­ti­on

Aus­stel­lung "Deut­sche Jü­di­sche Sol­da­ten" im Rat­haus

Pres­se­mit­tei­lung vom 22.10.2008

Die Aus­stel­lung "Deut­sche Jü­di­sche Sol­da­ten" wird heu­te im Ros­to­cker Rat­haus er­öff­net und ist bis zum 5. No­vem­ber 2008 in Ros­tock zu se­hen. Sie be­han­delt auf 69 Bild­ta­feln das Schick­sal jü­di­scher Sol­da­ten in Deutsch­land von der Epo­che der Ju­den­eman­zi­pa­ti­on zu An­fang des 19. Jahr­hun­derts bis zum Zeit­al­ter der Welt­krie­ge. Im Zen­trum steht da­bei der Zu­sam­men­hang zwi­schen In­te­gra­ti­on bzw. Aus­gren­zung auf der ei­nen so­wie dem Mi­li­tär bzw. dem Mi­li­tär­dienst auf der an­de­ren Sei­te.

Wird heu­te an jü­di­sches Le­ben in Deutsch­land er­in­nert, so ge­rät un­wei­ger­lich der un­ter NS-Herr­schaft ver­üb­te Völ­ker­mord in den Blick. Dem Mord ging der Ruf­mord vor­aus. Zu die­sem zähl­te die durch die Ver­fol­ger be­trie­be­ne Leug­nung des Mi­li­tär­diens­tes deut­scher Ju­den. Der die In­te­gra­ti­on an­stre­ben­den jü­di­schen Be­völ­ke­rungs­grup­pe aber war die­ser Dienst Teil ih­res Selbst­ver­ständ­nis­ses. An die­se durch die Ver­fol­gung ge­schwärz­te Per­spek­ti­ve knüpft die Aus­stel­lung an.

Nicht von un­ge­fähr war gleich­zei­tig mit der be­gin­nen­den Eman­zi­pa­ti­ons­dis­kus­si­on im aus­ge­hen­den 18. Jahr­hun­dert die Fra­ge des Mi­li­tär­diens­tes deut­scher Ju­den auf­ge­wor­fen wor­den. Fort­an soll­ten die Ju­den gleich der nicht­jü­di­schen Be­völ­ke­rung die Last des Mi­li­tär­diens­tes tra­gen. Schlie­ß­lich fiel die er­streb­te recht­li­che Gleich­stel­lung zu­sam­men mit der deut­schen Reichs­grün­dung 1871, die dem Mi­li­tär ei­nen her­aus­ra­gen­den ge­sell­schaft­li­chen Stel­len­wert ver­schaff­te. Wäh­rend in­des die Ju­den wei­ter­hin ih­ren An­teil am Mi­li­tär­dienst leis­te­te, zeich­ne­te sich im­mer stär­ker ei­ne un­heil­vol­le Ver­bin­dung von An­ti­se­mi­tis­mus und Mi­li­ta­ri­sie­rung ab. In Fol­ge des Ers­ten Welt­krie­ges, der "Ur­ka­ta­stro­phe des Zwan­zigs­ten Jahr­hun­derts", er­hielt je­ne Ver­bin­dung ei­ne Mas­sen­ba­sis. Sie ver­half den Na­tio­nal­so­zia­lis­ten zur Macht, ge­gen de­ren Ver­fol­gung sich die Be­ru­fung auf den noch so loy­al ge­leis­te­ten Mi­li­tär­dienst der deut­schen Ju­den - im Ers­ten Welt­krieg wa­ren es 100.000 - als macht­los er­wei­sen soll­te. Die Aus­stel­lung schlie­ßt mit ei­ner Ab­bil­dung der Zu­fahrt in das Ver­nich­tungs­la­ger Ausch­witz.

Im Jahr 1996 wur­de die Aus­stel­lung des Mi­li­tär­ge­schicht­li­chen For­schungs­am­tes in Zu­sam­men­ar­beit mit dem Cen­trum Ju­dai­cum und dem Mo­ses Men­dels­sohn Zen­trum in Pots­dam neu ge­stal­tet und am 2. De­zem­ber im Bran­den­bur­gi­schen Land­tag in Pots­dam er­öff­net. Seit­dem wird sie im ge­sam­ten Bun­des­ge­biet ge­zeigt.

Zur Aus­stel­lung ist ein wis­sen­schaft­li­cher Be­gleit­band mit zahl­rei­chen Ab­bil­dun­gen er­schie­nen, der über den Buch­han­del be­zo­gen wer­den kann: Deut­sche Jü­di­sche Sol­da­ten. Von der Epo­che der Eman­zi­pa­ti­on bis zum Zeit­al­ter der Welt­krie­ge. Ei­ne Aus­stel­lung des Mi­li­tär­ge­schicht­li­chen For­schungs­am­tes in Zu­sam­men­ar­beit mit dem Mo­ses Men­dels­sohn Zen­trum Pots­dam und dem Cen­trum Ju­dai­cum Ber­lin. Ham­burg, Ber­lin, Bonn: Ver­lag E.S. Mitt­ler u. Sohn, 3. Aufl. 1996, 209. S., EUR 14,90, ISBN 3-8132-0525-8.

Die Aus­stel­lung im Ros­to­cker Rat­haus ist mon­tags bis frei­tags von 7 bis 18 Uhr ge­öff­net, der Ein­tritt ist frei.