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Ausstellung über das Leben eines Schiffbauers

Pressemitteilung vom 14.10.1999

14. Oktober 1999Ausstellung über das Leben eines Schiffbauers „Ein Leben für den Schiffbau. Wilhelm Schröder auf Warnemünder Werften“ ist eine Ausstellung überschrieben, die vom 15. Oktober 1999 bis 27. Februar 2000 im Schiffahrtsmuseum auf dem Traditionsschiff zu sehen sein wird. Die Geschichte Mecklenburgs ist reich an Persönlichkeiten, die bedeutenden Anteil an der Entwicklung der maritimen Wirtschaft des Landes hatten und deren Werk bereits in vielen Formen gewürdigt wurde. Daneben gab es aber noch viele andere, die nicht durch Erfindungen glänzten, jedoch mit Fleiß, Engagement und Ideenreichtum Großes im Beruf leisteten. Eine dieser Persönlichkeiten war Wilhelm Schröder. Bisher ist über Wilhelm Schröder wenig berichtet worden, dabei gehört er zu den interessantesten, aber auch widersprüchlichen Persönlichkeiten der Schiffbaugeschichte Mecklenburgs der Nachkriegsjahre. Ein Stück Warnemünder Schiffbaugeschichte mit dem Lebensweg und beruflichen Werdegang des Schiffbaukonstrukteurs zu verknüpfen, war die Idee der Ausstellung. Sie entstand während der Bearbeitung des beruflichen Nachlasses von Wilhelm Schröder (1906-1991), den das Schiffahrtsmuseum 1992 in seinen Bestand übernahm. Die Ausstellung dokumentiert, daß mit der Errichtung des Bootsbaubetriebes der Gebrüder Karl und Hans Kröger 1928 wichtige Grundlagen für den Schiffbaustandort Warnemünde gelegt worden sind. Auch wenn nach dem zweiten Weltkrieg der Ausbau dieser kleinen Bootswerft zur Großwerft im Interesse der sowjetischen Besatzungsmacht lag, wurde mit der Warnowwerft in relativ kurzer Zeit ein moderner Schiffbaubetrieb geschaffen, der bis heute ein wichtiges industrielles Standbein des Landes darstellt. Die Krögerwerft produzierte zunächst kleinere Segelyachten und Motorboote, später auch Polizeiboote. Während des zweiten Weltkieges wurden Flugsicherungsboote für das „Kommando der Schiffe und Boote“ der Luftwaffe in Lübeck-Travemünde gebaut. In dieser Zeit war es für W. Schröder oft problematisch, seine Arbeit als Konstrukteur von Kriegsmaterial mit seiner tief verwurzelten pazifistischen Weltanschauung in Einklang zu bringen. Nach Kriegsende, dem Wegzug der Familie Kröger in die britische Besatzungszone und der beginnenden Demontage der Werft als ehemaliger Rüstungsbetrieb im Auftrag der sowjetischen Militäradministration (SMAD) suchte Wilhelm Schröder nach neuen Berufswegen und begann eine Umschulung zum Lehrer. Mit der Entscheidung der SMAD, in Warnemünde Schiffe für die Sowjetunion reparieren zu lassen, wurde Schröder von der kommissarischen Werftleitung gebeten, wieder als Schiffbauer zu arbeiten. In dieser Aufbauphase waren Fachleute im Schiffbau der sowjetischen Besatzungszone rar. Schröders Kenntnisse und Erfahrungen als Schiffbauer wurden geschätzt, so daß er in die neue Werftleitung berufen wurde, um den Aufbau der Warnowwerft voranzutreiben. Als 1950 die FDJ-Organisation dazu aufrief, ein „Schiff für die Jugend“ zu bauen, übernahm Wilhelm Schröder die Konstruktion des Schiffes. Am 2. August 1951 wurde als Segelschulschiff WILHELM PIECK übergeben. In einem Teil der Ausstellung werden Geschichte und Nutzung dieses Schiffes beschrieben: Die Finanzierung des Baus wurde hauptsächlich durch Spendenaufrufe der FDJ, Sammlungen in der Rostocker Bevölkerung sowie im gesamten Land ermöglicht. Mit der Übergabe des Schiffes an die Gesellschaft für Sport und Technik (GST) beabsichtigten Partei- und Staatsführung der DDR, Ausbildungsmöglichkeiten für dringend benötigte Nachwuchskräfte für die aufzubauende Handelsflotte und die Seepolizei - dem Vorläufer der Volksmarine - zu schaffen. Die WILHELM PIECK stand dementsprechend auch viele Jahre im Mittelpunkt des Interesses der seesportbegeisterten Jugend der DDR. Weitere Themen der Ausstellung sind die Vorstellung des ersten Kapitäns, Ernst Weitendorf, und einiger Besatzungen, die Ausbildung auf dem Schiff, das Segelschulschiff im Dienste der „vormilitärisch-maritimen“ Ausbildung, „sozialistische“ Eheschließungen an Bord und nicht zuletzt die veränderte Nutzung des Schiffes seit 1990. Die Ausstellung ist von Dienstag bis Sonntag von 10 - 18 Uhr zu besichtigen. (Eröffnung ist am 14. Oktober um 17 Uhr) Wilhelm Gustav Otto Schröder - eine biografische Skizze Schule und Ausbildung
17.95.1906     geboren in Hamburg
1912 - 1921    Besuch der Volksschule und Mittelschule in Hamburg und Segeberg
1921 - 1924    Lehre als Schiffbauer auf der Binnenschiffswerft Heyden, Hamburg und in Glückstadt
1924 - 1926    Studium des Schiffbauingenieurs an den Hamburger Staatslehranstalten Berufstätigkeit
1926 - 1927    als Konstrukteur auf der F. Schichau Schiffswerft Danzig
1927 - 1928    als Konstrukteur auf der A.G. Weser Schiffswerft Bremen
1928 - 1936    als Konstrukteur und Betriebsingenieur auf der Meidericher Schiffswerft in Duisbug
1837              als Konstrukteur bei der Lübecker Maschinenbau Gesellschaft
1937 - 1945    als Chefkonstrukteur und Abteilungsleiter auf der Yacht- und Bootswerft Gebr. Kröger Warnemünde
1945 - 1947    als stellvertretender Betriebsleiter und Chefkonstrukteur auf der Bootswerft Warnemünde
1947 - 1973    als Abteilungsleiter des Konstruktionsbüros Ausrüstung und Entwicklungsingenieur im VEB Warnowwerft Warnemünde 04.09.1936      Heirat mit Elisabeth Schilling aus Berlin
ab 1973         Ruhestand in Warnemünde
25.6.1992      verstorben in Warnemünde