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Begrüßung von Oberbürgermeister Roland Methling während des Empfangs zum Start in die Doppeljubiläumsjahre am 1. Januar 2018 in der Rathaushalle

Pressemitteilung vom 02.01.2018

Das Doppeljubiläum 800 Jahre Rostock – 600 Jahre Universität Rostock begann mit einem historischen Ereignis: Am Neujahrstag, dem 1. Januar 2018, um 14 Uhr wurde das neue Kalendarium der Astronomischen Uhr feierlich enthüllt. Im Anschluss an die feierliche Veranstaltung in der St.-Marien-Kirche gab Oberbürgermeister Roland Methling in der Rathaushalle einen Empfang.

Hinweis für die Medien: Ergänzend zur gestrigen Pressebetreuung hier die Begrüßungsworte von Oberbürgermeister Roland Methling nun auch in digitaler Form.

„Sehr geehrter Herr Präsident,
Magnifizenz,
meine Damen und Herren,
liebe Gäste,

herzlich Willkommen am ersten Tag unserer Doppeljubiläumsjahre hier an historischem Ort in der Rathaushalle. Zweifellos gehören die St.-Marien-Kirche und das Rathaus zu den ältesten Gebäuden unserer Hanse- und Universitätsstadt. Und dennoch haben auch diese beiden Gebäude die acht Jahrhunderte nicht von Anfang an miterlebt.

Denn 800 Jahre Rostock sind eine nahezu unvorstellbar lange Zeit - und ein über Grenzen hinweg beachtenswertes Jubiläum! Es stellt unsere Geschichte in den Mittelpunkt und die unserer Vorfahren und der Menschen, die hier lebten. Wohl über 30 Generationen haben Rostock im Laufe der acht Jahrhunderte geprägt. Viele einzelne Stationen auf dem Weg der Entwicklung unserer Stadt und unseres Gemeinwesens werden wir in den kommenden beiden Jahren in sehr unterschiedlichen Formen und Formaten näher beleuchten.

Wir freuen uns 2018 unter anderem auf...

- auf „Rostock kreativ“ in der Kunsthalle Rostock und die Eröffnung des Schaudepots,
- auf zahlreiche Ausstellungen zum Stadtjubiläum, u.a. im Kulturhistorischen Museum, in der Marienkirche, in der Kunsthalle, im Kröpeliner Tor und im Rathaus,
- auf eine Rostock-Briefmarke und eine 20-Euro-Gedenkmünze, die am 17. Mai präsentiert werden,
- auf den 24. Juni mit dem Konzert von sieben Rostocker Orchestern mit „Karat meets Classic“ und den geplanten Festumzug,
- auf den ökumenischen Stadtkirchentag am 30. Juni,
- auf die 81. Warnemünder Woche und die 28. Hanse Sail,
- auf die Eröffnung des Polariums,
- auf die Rost(R)ock-Suite „ACHTHUNDERT“ am 2. September im Kurhausgarten,
- und auf viele weitere Kultur- und Sportveranstaltungen mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern nicht nur aus Rostock und Mecklenburg-Vorpommern, sondern auch aus Schwester- und vielen befreundeten Städten.

Mit uns feiern aber auch...

- Gäste der Städtevereinigung des Ostseeraumes Union of the Baltic Cities, die uns anlässlich einer Konferenz im März besuchen,
- zahlreiche Gäste zum Mecklenburg-Vorpommern-Tag zu Pfingsten,
- die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 3. Internationalen Symposiums
„Städte der Erinnerung – Cities of Memory“ Ende Mai,
- Delegationen aus etwa 190 Hansestädten während des 38. Internationalen Hansetages rund um den 24. Juni als Datum der Stadtrechtsbestätigung,
- Bürgermeister und Marinevertreter der Marinehauptstädte der Welt während einer internationalen Konferenz zur Hanse Sail sowie
- Vertreterinnen und Vertreter von Archiven aus ganz Deutschland während des 88. Deutschen Archivtages Ende September.

Viele dieser Eckdaten sind in unserem Jubiläumsmagazin zusammengefasst, das in den kommenden Tagen an alle Rostocker Haushalte verteilt wird und das Sie heute hier ganz exklusiv bereits mit nach Hause nehmen können.

Meine Damen und Herren,

wenn wir an die Anfänge der Geschichte unserer Stadt zurückdenken, dann waren dies bisher das 12. und 13. Jahrhundert. Denn im Jahr 1160 erwähnte der dänische Geschichtsschreiber Saxo Grammaticus erstmals den Namen „roztoc“ im Zusammenhang mit der Zerstörung einer slawischen Burg.

Heute wissen wir, dass hier schon um das achte Jahrhundert herum ein kleiner Hafen existierte mit Verbindungen von und nach Skandinavien. Die Grabungen rund um den Primelberg in Dierkow und damit die Suche nach unseren ersten Wurzeln werden – auch von der Hanse- und Universitätsstadt Rostock unterstützt – in diesem Jahr fortgesetzt.

Doch es geht nicht nur um die Anfänge unseres Gemeinwesens. Unser Stadtgeburtstag, der sich auf die Stadtrechtsbestätigung durch den slawischen Fürsten Heinrich Borwin I. vom 24. Juni 1218 bezieht, ist auch ein Anlass, um Licht in das mittelalterliche Dunkel unserer Stadtgeschichte zu bringen. Nie war Rostock reichsfrei. Immer musste die Stadt sich den mecklenburgischen Fürsten, Herzögen und Großherzögen beugen. Und dennoch versuchte sie, so viel Eigenständigkeit wie möglich zu erreichen - zu erkämpfen, zu erkaufen. Die Münzhoheit gehörte dazu ebenso wie die Gerichtsbarkeit, wie der Kauf der Rostocker Heide im Jahr 1252 und der Kauf des kleinen Fischerdorfes Warnemünde im Jahr 1323. Die Warnemünderinnen und Warnemünde haben uns das wohl bis heute – trotz vielfacher Wiedergutmachungen - nicht verziehen. Aber, verehrte Gäste, das waren gute „Deals“ – für uns und wohl spätestens auch heute für Warnemünde!

Das frühe Mittelalter war eine Blütezeit für unsere Stadt. Die Händler und Kaufleute begründeten früh den Ruhm Rostocks als Mitglied der Hanse. Auch hier in der Rathaushalle wurde Handel getrieben, wenn es draußen stürmte und schneite.
Geschichte ist ja auch deshalb so faszinierend, weil wir wissen, dass genau hier vor mehreren Hundert Jahren sich ebenfalls Menschen versammelt haben.

Rostock war Teil des „wendischen Quartiers“ der Hanse, das gut und gern als Herz des Städtebundes bezeichnet werden kann. Bier und Fisch, Getreide, Gewürze, Stoffe und Tuche wurden gehandelt, aber auch Wissen. „Leuchte des Nordens“ – diesen Beinamen hatte sich die 1419 gegründete Rostocker Universität bald erworben, strahlte sie doch aus in den gesamten skandinavischen Raum. Ich gehe davon aus, dass das ursprünglich zum 200. Geburtstag geplant war, aber schon damals Bauausschuss, Postweg und Rechtsaufsichtsbehörde, die damals noch nicht in Schwerin, sondern in Rom beim Papst lag, … das verhinderten.

Meine Damen und Herren,

in diesem Jahr feiern auch die bayrischen Städte Straubing und Neustadt an der Waldnaab sowie die sächsischen Städte Stolpen und Frauenstein 800. Jubiläum. Die Verknüpfung mit dem 600-jähigen Bestehen der Universität Rostock, das wir im kommenden Jahr feiern, macht unser Doppeljubiläum jedoch einmalig. Denn unsere Universität ist nach Heidelberg (1386) und Leipzig (1409) die drittälteste Universität Deutschlands mit durchgehendem Lehrbetrieb.

Seit der Bestätigung durch Papst Martin V. am 13. Februar 1419 und ihrer feierlichen Eröffnung am 12. November 1419 war sie immer eng mit der Geschichte Rostocks verbunden – in Höhen und Tiefen. Die Domfehde als größte mittelalterliche Erhebung in Rostock, der Niedergang der Hanse und der große Stadtbrand von 1677 markieren zweifelsohne schwere Zeiten für unsere Stadt.

Mit der zaghaften Industrialisierung begannen auch für Rostock und seine Universität neue Kapitel. Der mittelalterliche Stadtmauerring markierte nicht mehr die Grenzen der Stadt, der Hafen kehrte zu alter Blüte zurück, das Bäderwesen entwickelte sich, der Schiffbau und später auch der Flugzeugbau bestimmten die Stadtentwicklung.

Noch sehr im kollektiven Gedächtnis unserer Stadt verankert ist natürlich das 20. Jahrhundert. Es mag zugleich exemplarisch stehen für das Auf und Ab in der gesamten Stadtgeschichte. Auf der einen Seite sind da das Wachsen und Werden zur Großstadt und später dann bis zu einer Zahl von 253.990 Einwohnerinnen und Einwohnern (1988), Innovationen und Modernität auf den Werften und im Flugzeugbau. Auf der anderen Seite stehen zwei große Weltkriege und unzählige Opfer von Gewaltherrschaft und Machtmissbrauch. Mit der friedlichen Revolution des Herbstes 1989 besinnt sich unsere Stadt wieder ihrer hansischen Traditionen und unterstreicht dies ab 1990 auch mit dem Titel „Hansestadt“. Ein neues, ein wirklich demokratisches Zeitalter beginnt nun auch für Rostock.

Meine Damen und Herren,

Entwicklungen verlaufen nie automatisch, sie werden immer von Menschen initiiert und getragen. Wir denken daher heute in Ehrfurcht und mit Hochachtung auch an die vielen herausragenden Leistungen, zu denen unsere Vorfahren fähig waren. Die Astronomische Uhr von Hans Düringer aus dem Jahr 1472 ist zweifellos so ein ganz besonderes Zeugnis ihrer Zeit. Wenn wir eben das neue Kalendarium in feierlichem Rahmen eingesetzt haben, so können wir das auch als Symbol für den Start in eine neue Zeitrechnung ansehen.

Denn das Grün als tragende Farbe unseres Doppeljubiläums ist zu gleich die Farbe der Hoffnung und der Zukunft. Deswegen sind wir heute hier in der Rathaushalle auch alle in ein frühlingshaftes Grün getaucht. Doch Hoffen allein wird nichts ändern. Wir müssen Zukunft wollen und sie auch weiterhin selbst gestalten!

Und wir haben noch viel vor in Rostock, denn wir wollen die Zukunftschancen nutzen, die sich für unsere Stadt aus der aktuellen wirtschaftlichen Situation und der demografischen Entwicklung ergeben.

Wir müssen dringend und schnell Wohnungen bauen und wir wollen Projekte verwirklichen, die unsere Stadt auf den unterschiedlichsten Gebieten weiter voran bringen. Das Petriviertel und die Holzhalbinsel sind planerisch fast schon Geschichte. Aktuell geht es um die Thierfelderstraße, den Kiefernweg, das Werftdreieck, die August-Bebel-Straße, um den Groten Pohl und um Biestow und den Gehlsdorfer Nordosten. Aber auch die Zukunftsplanungen für Warnemünde werden wir fortsetzen.

Koordinierungs- und Katalysator-Funktionen erhoffen wir uns von einer Bewerbung um die Austragung der Bundesgartenschau 2025, deren Machbarkeit wir derzeit prüfen. Denn dabei geht es in erster Linie um die Verknüpfung der bisherigen Planungsansätze rund um das Rostocker Oval. Eine Gartenschau ist längst nicht mehr nur ein 170 Tage währendes Blumenfest. Sie ist auch Instrument für eine ganzheitliche Stadtentwicklung. In diesem Fall haben wir die Chance, die Pläne für den Theaterneubau, den Neubau eines Archäologischen Landesmuseums, die Freiflächenentwicklung im Stadthafen, die Tieferlegung der Straße Am Strande, den Bau einer Fußgänger- und Radfahrerbrücke nach Gehlsdorf und die Freiflächenentwicklung auf der ehemaligen Dierkower Deponie geschickt miteinander zu verknüpfen.

Und weitere Wunden im Stadtbild schließen wir unter anderem mit dem relativ kleinen Projekt für ein neues Petritor und - in einem ersten Schritt - mit dem geplanten Verwaltungsneubau am Rathaus. Hierbei geht es um Stadtreparatur und Verdichtung, denn der Bedarf und die Infrastruktur sind vorhanden, und um die weitere Präzisierung unserer Vorstellungen für die neue Nordkante am Neuen Markt.

Der 22. Dezember 2017 ist seit über 15 Jahren der erste Tag mit eigenem Geld auf dem laufenden Konto! Wenn wir in wenigen Monaten unsere seit spätestens 2001 angehäuften Altschulden formal und damit endgültig abgebaut haben, können wir uns auch wieder an größere Projekte wagen und ihre Finanzierungen stemmen. Ein Rathausanbau kostet zwar zunächst Geld, spart aber Mietzahlungen jetzt und später in Größenordnungen ein. Gerade aber bei Projekten wie dem Theater, dem Archäologischen Landesmuseum, der Tieferlegung der Straße Am Strande wird es ohne eine Unterstützung durch die Landesregierung nicht funktionieren können. Und wir werden Partner aus der Wohnungswirtschaft brauchen, um unsere Ziele gemeinsam umzusetzen.

Alle Projekte unserer Stadtentwicklung bleiben realistisch, wenn sie sich an wirtschaftlichen Kennziffern orientieren. Dann haben wir schon ab 2019 die Kraft, dafür jährlich ein Volumen von bis zu 100 Mio. rentierlicher Kredite zu nutzen - als Investitionen in unsere gemeinsame Zukunft!

Meine Damen und Herren,

wir haben keine Glaskugel, in die wir schauen können. Wir wissen heute nicht, wie sich die Steuereinnahmen mittel- und langfristig entwickeln, wann die Zinsen und die Inflation möglicherweise wieder steigen. Aber wir haben die Grundlagen für eine realistische Zukunftsplanung gelegt. Und genau dafür brauchen wir Sie alle, Ihre Kraft und Ihr Engagement! Denn das sind wir den Menschen in unserer Stadt, das sind wir uns, das sind wir unserer Vergangenheit und unserer gemeinsamen Zukunft schuldig.

Liebe Gäste,

erheben wir daher jetzt die Gläser auf unsere 800-jährige Stadtgeschichte – und auf unsere Zukunft!

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!“