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Na­vi­ga­ti­on

Be­richt des Ober­bür­ger­meis­ters an die Bür­ger­schaft am 11. Ok­to­ber 2006

Pres­se­mit­tei­lung vom 12.10.2006



Sehr ge­ehr­te Frau Prä­si­den­tin,

mei­ne Da­men und Her­ren,

in mei­nem heu­ti­gen Be­richt wer­den Sie ei­ne Men­ge Zah­len hö­ren. Die meis­ten da­von sind über­aus er­freu­lich, wie z.B. die Ent­wick­lung auf dem Ar­beits­markt. Seit Fe­bru­ar die­ses Jah­res sinkt näm­lich die Zahl der in Ros­tock ge­mel­de­ten Ar­beits­lo­sen und liegt jetzt erst­mals seit 1991 un­ter der Quo­te der Lan­des­haupt­stadt Schwe­rin. Ins­ge­samt ist die Zahl der Ar­beits­lo­sen ist auch im Sep­tem­ber in Meck­len­burg- Vor­pom­mern über­durch­schnitt­lich zu­rück­ge­gan­gen. Be­son­ders freut es mich, dass die Ar­beits­lo­sen­quo­te in Ros­tock ge­ra­de bei den un­ter 25-Jäh­ri­gen um zwei Pro­zent­punk­te ge­sun­ken ist und da­mit jun­ge Men­schen zu­neh­mend mehr Chan­cen und Per­spek­ti­ven auf ei­ne be­ruf­li­che Zu­kunft in ih­rer Hei­mat­stadt ge­bo­ten wird. Das hei­ßt nicht, dass die struk­tu­rel­len Ar­beits­markt­pro­ble­me auch in Ros­tock nicht wei­ter­hin gra­vie­rend sind, gleich­wohl tra­gen aber die wirt­schaft­li­che Dy­na­mik bei uns und die gu­ten An­sied­lungs­er­fol­ge der letz­ten Mo­na­te ma­ß­geb­lich da­zu bei, die Si­tua­ti­on zu ent­span­nen.

Mei­ne Da­men und Her­ren,

Meck­len­burg-Vor­pom­mern hat ge­wählt. In Ros­tock ha­ben 97.756 von 166.069 wahl­be­rech­tig­ten Ros­to­cke­rin­nen und Ros­to­ckern (58,9 Pro­zent) am 17. Sep­tem­ber ih­re Stim­men ab­ge­ge­ben, um Ih­re Ver­tre­ter in den 5. Land­tag des Lan­des Meck­len­burg-Vor­pom­mern zu ent­sen­den.

Al­len Ros­to­cker Kan­di­da­ten, die über ein Di­rekt­man­dat oder ei­nen Lis­ten­platz er­neut oder erst­mals in den 5. Land­tag ein­ge­zo­gen sind, gra­tu­lie­re ich noch­mals herz­lich zu Ih­rer Wahl. Ich bin si­cher, dass sich die Ab­ge­ord­ne­ten mit gan­zer Kraft für die In­ter­es­sen Ros­tocks und der Re­gi­on stark ma­chen wer­den.

Hof­fen wir, dass die Ko­ali­ti­ons­ver­hand­lun­gen Dy­na­mik be­kom­men und schnell zu ei­nem gu­ten Ab­schluss ge­bracht wer­den kön­nen. Die Men­schen in Meck­len­burg-Vor­pom­mern brau­chen und wol­len sta­bi­le po­li­ti­sche Ver­hält­nis­se und ei­ne ver­läss­li­che Po­li­tik, die sich mit ih­ren Sor­gen und Pro­ble­men aus­ein­an­der­setzt an­statt sich mit sich selbst zu be­schäf­ti­gen. Sie er­war­ten, dass das Rin­gen um den bes­ten Weg zur Lö­sung der viel­fäl­ti­gen Pro­ble­me im Land nicht in klein­ka­rier­tem par­tei­po­li­ti­schen Streit er­stickt. Noch wis­sen wir nicht, ob es zu ei­ner gro­ßen Ko­ali­ti­on kom­men wird, aber die Zei­chen da­für ste­hen gut. Al­le Ab­ge­ord­ne­ten ste­hen nun in der Ver­ant­wor­tung, die be­rech­tig­ten Er­war­tun­gen der Wäh­le­rin­nen und Wäh­ler nicht zu ent­täu­schen.

Mei­ne Da­men und Her­ren,

125 Jah­re - das ist für ein Un­ter­neh­mens­ju­bi­lä­um schon ei­ne statt­li­che Zahl. Seit 1881 die Er­folgs­ge­schich­te der Stra­ßen­bahn in Ros­tock mit ei­ner schie­nen­ge­bun­de­nen Pfer­de­bahn auf drei Li­ni­en ih­ren An­fang nahm, hat die Ros­to­cker Stra­ßen­bahn AG zahl­rei­che Ver­bin­dun­gen in un­se­rer Stadt ge­schaf­fen und sie im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes „be­wegt". Das Un­ter­neh­men hat Ros­tocks Ge­schich­te ein gu­tes Stück weit mit­ge­schrie­ben und kann mit Stolz auf ei­ne fas­zi­nie­ren­de Ent­wick­lung zu­rück­bli­cken.

Nicht we­ni­ge deut­sche Gro­ß­städ­te ha­ben in den 70er und 80er Jah­ren den Stra­ßen­bahn­be­trieb ein­ge­stellt und dies spä­ter bit­ter be­reut. In Ros­tock blieb die Stra­ßen­bahn er­hal­ten und ist heu­te ein mo­der­nes, kom­for­ta­bles, schnel­les und leis­tungs­fä­hi­ges Nah­ver­kehrs­mit­tel, um das uns so man­che be­nei­den. Und so ge­hört die Stra­ßen­bahn glück­li­cher­wei­se nach wie vor, ja wie­der mehr denn je zum Ros­to­cker Stra­ßen­bild und ist Be­stand­teil un­se­res städ­ti­schen Flairs.

An­ge­sichts die­ser zwei­fel­lo­sen Er­fol­ge ist es ver­ständ­lich, wenn Vi­sio­nen von zu­künf­ti­gen Gro­ß­pro­jek­ten am Ho­ri­zont auf­tau­chen. Las­sen Sie mich an die­ser Stel­le noch­mals klar­stel­len: Ei­ne Stadt­bahn für Ros­tock wä­re oh­ne Zwei­fel ein gro­ß­ar­ti­ges Pro­jekt. Das will ich gar nicht leug­nen. Aber lei­der ist nicht al­les, was wün­schens­wert wä­re, auch be­zahl­bar. Wir al­le soll­ten uns an­ge­sichts der ge­gen­wär­ti­gen dra­ma­ti­schen Haus­halts­si­tua­ti­on nicht von Vi­sio­nen und Wün­schen lei­ten las­sen, son­dern aus­schlie­ß­lich von be­last­ba­ren be­triebs­wirt­schaft­li­chen Da­ten. Ich zu­min­dest bin nicht be­reit, den Ros­to­cke­rin­nen und Ros­to­cker fi­nan­zi­el­le Ri­si­ken zu­zu­mu­ten. Viel­mehr muss das Pro­jekt fi­nan­zi­el­le Vor­tei­le für die Han­se­stadt Ros­tock, aber auch für das Land Meck­len­burg-Vor­pom­mern be­inhal­ten. Und aus mei­ner Sicht rei­chen die mir der­zeit be­kann­ten Zah­len der Ros­to­cker Stra­ßen­bahn AG nicht aus, um im Wett­be­werb mit an­de­ren An­bie­tern zu be­stehen.

Be­vor wir uns al­so in wei­te­re fi­nan­zi­el­le Aben­teu­er stür­zen, des­sen Aus­gang mehr als un­ge­wiss ist, soll­ten wir uns über das Er­reich­te freu­en. Und Grund zur Freu­de ha­ben die Ros­to­cker al­le­mal, nicht nur, wenn am Frei­tag wird die neu ge­bau­te Hun­dert­män­ner­brü­cke ih­rer Be­stim­mung über­ge­ben wird, son­dern auch, wenn am dar­auf fol­gen­den Sonn­abend der vor­erst letz­te Ab­schnitt der Stra­ßen­bahn­netz­er­wei­te­rung Platz der Freund­schaft - Schrö­der­platz frei­ge­ge­ben wer­den kann.

Dann ist näm­lich das gro­ße Vor­ha­ben Stra­ßen­bahn­netz­er­wei­te­rung, dass im Jah­re 1998 be­gon­nen wur­de, voll­endet. 80 % der Ros­to­cke­rin­nen und Ros­to­cker le­ben mitt­ler­wei­le im di­rek­ten Ein­zugs­be­reich der Stra­ßen­bahn. In 2005 wur­den 28.553 Fahr­gäs­te in der Stra­ßen­bahn und 15.436 Fahr­gäs­te in Bus­sen si­cher, schnell und kom­for­ta­bel an ihr Ziel ge­bracht wer­den. Das sind Zah­len, mei­ne Da­men und Her­ren, die ein ho­hes Maß an Mo­bi­li­tät und Le­bens­qua­li­tät in Ros­tock do­ku­men­tie­ren.

Sehr ge­ehr­te Frau Prä­si­den­tin,

sehr ge­ehr­te Da­men und Her­ren,

knapp 15.000 Be­su­cher ha­ben die spek­ta­ku­lä­re Aus­stel­lung von Chris­to und Jean­ne-Clau­de, des wohl po­pu­lärs­ten Künst­ler­ehe­paars der Ge­gen­wart, in der Ros­to­cker Kunst­hal­le be­sucht. Nach et­was we­ni­ger als drei Mo­na­ten ist am Sonn­tag mit ei­ner Fi­nis­sa­ge für Freun­de und För­de­rer, Be­geis­ter­te und Kri­ti­ker die Aus­stel­lung zu En­de ge­gan­gen. Die Aus­stel­lung ge­hör­te auf je­den Fall zu den Hö­he­punk­ten die­ses Ros­to­cker Kul­tur­som­mers und hat vie­le kunst­in­ter­es­sier­te Ein­hei­mi­sche und Tou­ris­ten be­geis­tert. Ich möch­te an die­ser Stel­le noch­mals al­len dan­ken, die haupt- oder eh­ren­amt­lich an der Vor­be­rei­tung und Durch­füh­rung der Schau be­tei­ligt wa­ren und sie über fast drei Mo­na­te kom­pe­tent und en­ga­giert be­glei­tet ha­ben. Sie al­le wa­ren dar­an be­tei­ligt, dass die Chris­to und Jean­ne-Clau­de-Aus­stel­lung zu ei­ner der er­folg­reichs­ten Aus­stel­lun­gen in der Kunst­hal­le über­haupt avan­cie­ren konn­te.

Mei­ne Da­men und Her­ren,

Er­folgs­zah­len ha­ben wird auch im Be­reich Kreuz­fahrt­tou­ris­mus zu ver­mel­den, denn in die­sem Som­mer ha­ben 37 Pas­sa­gier­schif­fe mit 150.000 See­rei­sen­den ins­ge­samt 138­mal an der War­nowmün­dung fest­ge­macht; Zah­len, die im Üb­ri­gen bis­lang we­der bei uns noch in ei­nem an­de­ren deut­schen See­ha­fen er­reicht wur­den. Da­mit ging am 1. Ok­to­ber mit dem An­lauf des Crui­se­li­ners „Bou­dic­ca" die bis­her er­folg­reichs­te Kreuz­fahrt­sai­son un­se­rer Stadt zu En­de.

Der Kreuz­fahrt­tou­ris­mus ist im­mer noch ein wach­sen­der Sek­tor in der Tou­ris­mus­bran­che. Ich den­ke, wir dür­fen op­ti­mis­tisch sein, dass wir den dies­jäh­ri­gen Re­kord auch im kom­men­den Jahr ein­stel­len, wenn nicht gar über­bie­ten kön­nen. Bis­lang weist der Bu­chungs­stand schon 100 An­läu­fe auf und das Jahr ist ja noch nicht vor­bei. Und so kön­nen wir uns schon jetzt auf vie­le wei­te­re Oze­an­rie­sen freu­en, die im nächs­ten Som­mern an den Kais von War­ne­mün­de fest­ma­chen wer­den.

Mei­ne Da­men und Her­ren,

wo­zu ich Ih­nen heu­te und auch in der nächs­ten Zeit kei­ne Zah­len wer­de lie­fern kön­nen, ist die Haus­halts­sat­zung 2007. Da­zu ei­ni­ge Vor­be­mer­kun­gen: Ich wer­de mor­gen mit ge­mein­sam mit dem Fi­nanz­se­na­tor nach Schwe­rin fah­ren, um den ab­schlie­ßen­den Prüf­be­richt des Lan­des­rech­nungs­ho­fes ent­ge­gen zu neh­men. Die­ser Schluss­be­richt wird dann auch Grund­la­ge für die Rechts­auf­sichts­be­hör­de zur Ge­neh­mi­gung des Haus­halts 2006 sein.

Aus­schlag­ge­ben­des Kri­te­ri­um für die Be­schluss­fas­sung des Haus­halts ist nicht ein fest­ge­setz­ter Ter­min, son­dern viel­mehr die kon­se­quen­te Um­set­zung haus­halts­kon­so­li­die­ren­der Maß­nah­men zur Ab­sen­kung des struk­tu­rel­len De­fi­zits.

Des­halb macht es der­zeit kei­nen Sinn, ei­ne Haus­halts­sat­zung 2007 auf Ter­min zu er­ar­bei­ten. Wir ste­hen vor der Pro­ble­ma­tik, dass der der­zei­ti­ge Ar­beits­stand den Vor­ga­ben des Lan­des­rech­nungs­ho­fes bzw. der Rechts­auf­sichts­be­hör­de noch gar nicht ent­spre­chen kann, weil wir die ab­schlie­ßen­den Eck­wer­te und For­de­run­gen des In­nen­mi­nis­te­ri­ums zur Ge­neh­mi­gung des dies­jäh­ri­gen Haus­halts noch gar nicht ken­nen und so­mit auch noch kei­ne ge­si­cher­te Grund­la­ge für die Haus­halts­pla­nung 2007 be­steht.

Ei­ne zü­gig vor­ge­leg­te Haus­halts­sat­zung, die bin­nen we­ni­ger Wo­chen wie­der ob­so­let sein könn­te, nützt uns zur Lö­sung un­se­rer Pro­ble­me al­so nur we­nig. Nach­hal­tig­keit und Zu­ver­läs­sig­keit soll­te hier vor Schnel­lig­keit ge­hen, dar­in stim­men wir si­cher über­ein. Über das wei­te­re Vor­ge­hen und Ver­fah­ren wer­de ich Sie dann wie ge­wohnt schnellst­mög­lich in­for­mie­ren.

Mei­ne Da­men und Her­ren,

am Sams­tag hat die deut­sche Na­tio­nal­mann­schaft im Ver­gleich ge­gen die Aus­wahl aus Ge­or­gi­en im Ost­see­sta­di­on wie­der en­ga­gier­ten und be­herz­ten Fuß­ball ge­zeigt und auch das vier­te Län­der­spiel nach der be­geis­tern­den Welt­meis­ter­schaft im Som­mer für sich ent­schei­den kön­nen. Lei­der konn­te der Schal­ker Ge­rald Asa­mo­ah ver­let­zungs­be­dingt nicht da­bei sein.

Ich bin si­cher, die Ros­to­cker Fuß­ball­freun­de hät­ten dem Stür­mer ei­nen ganz be­son­ders herz­li­chen Emp­fang be­rei­tet und mit al­len Kräf­ten ver­sucht, die schänd­li­che Schmäh­ru­fe und ras­sis­ti­schen Sprech­chö­re so ge­nann­ter „Fans" beim Po­kal­spiel des 1 FC Schal­ke ge­gen Han­sa Ros­tock An­fang Sep­tem­ber ver­ges­sen zu ma­chen.

Sie stim­men si­cher mit mir über­ein, dass die dis­kri­mi­nie­ren­den und ver­let­zen­den Skan­die­run­gen Ein­zel­ner kei­nes­falls die vor­herr­schen­den Mei­nun­gen in un­se­rer Stadt­ge­sell­schaft wi­der­spie­geln. Wir wer­den jetzt und auch in Zu­kunft aus­län­der­feind­li­che Het­ze und Ak­tio­nen nicht un­wi­der­spro­chen hin­neh­men und deut­lich ma­chen, dass Ros­tock nach wie vor für Welt­of­fen­heit und ein fried­li­ches Mit­ein­an­der al­ler Men­schen un-ge­ach­tet ih­rer Her­kunft steht. Des­halb ha­be ich Ge­rald Asa­mo­ah zu uns nach Ros­tock ein­ge­la­den und ihn ge­be­ten, sich zu­sam­men mit dem Ka­pi­tän und dem Trai­ner vom FC Han­sa Ros­tock in das Gäs­te­buch der Stadt ein­zu­tra­gen. Ich hof­fe, dass Herr Asa­mo­ah un­se­re Ein­la­dung und un­se­re Zu­si­che­rung an­neh­men wird, dass ras­sis­tisch mo­ti­vier­tes Ver­hal­ten in Ros­tock heu­te und in Zu­kunft kei­nen Platz ha­ben wird.

Ich wün­sche uns al­len ei­ne an­ge­neh­me und kon­struk­ti­ve Sit­zung und be­dan­ke mich für Ih­re Auf­merk­sam­keit!