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Na­vi­ga­ti­on

Be­richt von Ober­bür­ger­meis­ter Ro­land Me­th­ling wäh­rend der Sit­zung der Bür­ger­schaft

Pres­se­mit­tei­lung vom 04.11.2015

Sehr ge­ehr­ter Herr Prä­si­dent,
mei­ne Da­men und Her­ren,

mei­nen heu­ti­gen Be­richt kann ich mit ei­ner sehr po­si­ti­ven Zahl be­gin­nen:

En­de Ok­to­ber wa­ren in un­se­rem Mel­de­re­gis­ter ins­ge­samt 205.525 Ros­to­cke­rin­nen und Ros­to­cker mit Haupt­wohn­sitz er­fasst, 888 mehr als noch ei­nen Mo­nat zu­vor und so­gar 1.951 mehr als vor ei­nem Jahr. Das ist ei­ne tol­le Nach­richt und ver­mut­lich die höchs­te mo­nat­li­che Stei­ge­rung, die es je – auch zu DDR-Zei­ten – gab! Ganz si­cher hat die­ser Zu­wachs et­was mit dem Se­mes­ter­be­ginn zu tun. Vor al­lem ist er aber ein Be­leg für die wei­ter wach­sen­de At­trak­ti­vi­tät un­se­rer Stadt als Wohn-, Ar­beits- und Stu­di­en­ort. Un­se­re kom­mu­nal­po­li­ti­schen Ent­schei­dun­gen wir­ken al­so auch an die­ser Stel­le mess­bar po­si­tiv auf die Ent­wick­lung Ros­tocks. Wir soll­ten die­ses Wachs­tum zu­dem als ei­nen wei­te­ren Grund an­se­hen, das Schritt­maß der Stadt­ent­wick­lung und des Woh­nungs­baus in Ros­tock wei­ter auf sehr ho­hem Ni­veau zu hal­ten und wenn mög­lich zu for­cie­ren.

Mei­ne Da­men und Her­ren,

auch in den ver­gan­ge­nen vier Wo­chen be­stimm­te die Hil­fe für Ge­flüch­te­te das Le­ben in un­se­rer Stadt. Seit dem 8. Sep­tem­ber 2015 ha­ben mitt­ler­wei­le et­wa 30.000 Ge­flüch­te­te den Weg über Ros­tock nach Schwe­den ge­nutzt. Da­bei er­reich­te die Zahl der hier un­ter­ge­brach­ten Ge­flüch­te­ten auf ih­rer Durch­rei­se nach Schwe­den in der Nacht zu ges­tern er­neut Höchst­stän­de. Ins­ge­samt 2.135 Ge­flüch­te­te in ins­ge­samt elf Not- und Be­helfs­un­ter­künf­ten wur­den ge­zählt, al­lein am Mon­tag ka­men 912 Ge­flüch­te­te in Ros­tock an. Sie­ben der elf Un­ter­künf­te muss­ten über­be­legt wer­den. In den ver­gan­ge­nen sie­ben Ta­gen muss­ten vier Un­ter­künf­te neu ge­schaf­fen bzw. für Durch­rei­sen­de re­ak­ti­viert wer­den. Die War­te­zeit bis zu ei­ner mög­li­chen Wei­ter­fahrt be­trägt jetzt schon oft mehr als fünf Ta­ge.

Mei­ne Da­men und Her­ren,

nach wie vor gilt: Die per­so­nel­le Be­treu­ung der Un­ter­künf­te wä­re oh­ne das gro­ße En­ga­ge­ment der vie­len Frei­wil­li­gen, u.a. von #HRO­hilft, des Deut­schen Ro­ten Kreu­zes, der Bun­des­wehr, des Öko­haus e.V., der Ca­ri­tas und Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern der Stadt­ver­wal­tung un­denk­bar. Ih­nen gilt nach acht Wo­chen un­er­müt­li­chem Ein­satz gro­ßer Dank und Re­spekt!

Den­noch sto­ßen wir auf al­len Ge­bie­ten deut­lich an Ka­pa­zi­täts­gren­zen. Un­se­re per­so­nel­len Ka­pa­zi­tä­ten ins­ge­samt rei­chen der­zeit nicht aus, um ei­ne Be­trei­bung und Be­treu­ung, um Ord­nung und Si­cher­heit, ei­ne ad­äqua­te me­di­zi­ni­sche Ver­sor­gung und hin­rei­chen­de hy­gie­ni­sche Ver­hält­nis­se in dem Um­fang ge­währ­leis­ten zu kön­nen, den wir uns ei­gent­lich wün­schen. Wir wol­len ei­ne Will­kom­mens­kul­tur le­ben, die die­sem ho­hen An­spruch auch ge­recht wer­den kann. Mo­men­tan kön­nen wir auf vie­len Ge­bie­ten je­doch nur re­agie­ren. Nach wie vor un­ter­neh­men wir al­les uns Mög­li­che, um den Ge­flüch­te­ten ein Dach über dem Kopf, Er­näh­rung und me­di­zi­ni­sche Ver­sor­gung bie­ten zu kön­nen.

Ich kann mich auch in fol­gen­dem Punkt nur wie­der­ho­len: Wir müs­sen in Deutsch­land end­lich und vor al­lem schnell wie­der zu ge­ord­ne­ten recht­li­chen Ver­hält­nis­sen kom­men. Das darf kei­ne Fra­ge von Wo­chen oder Mo­na­ten sein, son­dern nur von we­ni­gen Ta­gen! Die Land­krei­se, Städ­te und Ge­mein­den füh­len sich mit ih­ren Pro­ble­men vom Bund und den Län­dern im Stich ge­las­sen, ob­wohl Tran­sit­ge­flüch­te­te in ein­deu­ti­ge Zu­stän­dig­keit von Bund und Land lie­gen. Ich kann Sie nur al­le herz­lich er­mun­tern, die­se Un­ter­stüt­zung auch durch die Ab­ge­ord­ne­ten Ih­rer Par­tei­en im Land­tag und im Bun­des­tag im­mer wie­der ein­zu­for­dern.

Die In­te­gra­ti­on de­rer, die sich in un­se­rer Stadt ei­ne Zu­kunft auf­bau­en wol­len, darf da­durch nicht in den Hin­ter­grund tre­ten. In­so­fern hof­fe ich auf in­ten­si­ve Be­glei­tung die­ser Ar­beit auch und vor al­lem durch die Mit­glie­der des nun ge­bil­de­ten Aus­schus­ses der Bür­ger­schaft.

Sehr ge­ehr­te Da­men und Her­ren,

der von Ih­nen im Sep­tem­ber be­schlos­se­ne Dop­pel­haus­halt 2015/2016 und das Haus­halts­si­che­rungs­kon­zept 2015 bis 2030 wur­den der Rechts­auf­sichts­be­hör­de
zur Ge­neh­mi­gung vor­ge­legt. Um vor­zei­ti­ge Ge­neh­mi­gung der In­ves­ti­ti­ons­kre­di­te wur­de ge­be­ten. Wir ge­hen da­von aus, dass al­le Ge­neh­mi­gun­gen der Rechts­auf­sichts­be­hör­de zu den Haus­halts­sat­zun­gen und Wirt­schafts­plä­nen im No­vem­ber 2015 vor­lie­gen. Bis zur öf­fent­li­chen Be­kannt­ma­chung der Haus­halts­sat­zung gel­ten wei­ter­hin die Vor­schrif­ten der vor­läu­fi­gen Haus­halts­füh­rung.

Zwi­schen­zeit­lich lie­gen die ers­ten Er­kennt­nis­se zu Haus­halts­ab­wei­chun­gen des noch nicht rechts­kräf­ti­gen Haus­halts­pla­nes für das Jahr 2015 und 2016 vor. Die­se re­sul­tie­ren ins­be­son­de­re auf­grund der im Pla­nungs­ver­fah­ren noch nicht aus­rei­chend be­kann­ten Aus­wir­kun­gen der zu­sätz­li­chen Be­dar­fe für die Un­ter­brin­gung, Si­che­rung, Be­treu­ung und Ver­sor­gung von Flücht­lin­gen. Hier­zu wur­den Ih­nen Be­wil­li­gungs­an­trä­ge für
Mehr­aus­zah­lun­gen in Hö­he von 10, 1 Mio. Eu­ro für den Be­reich Ju­gend und
So­zia­les im Jahr 2015 und des Am­tes für Flücht­lings­an­ge­le­gen­hei­ten und
In­te­gra­ti­on in Hö­he von 2,4 Mio. Eu­ro für 2015 so­wie 2 Mio. Eu­ro für 2016
vor­ge­legt.

Für die Mehr­auf­wen­dun­gen, die in die­sem Jahr nicht mehr durch Kos­ten­er­stat­tun­gen des Lan­des aus­ge­gli­chen wer­den, ge­lingt ei­ne Vor­fi­nan­zie­rung durch avi­sier­te Meh­r­ein­zah­lun­gen bei den Ge­mein­de­an­tei­len an der Ein­kom­mens- und Um­satz­steu­er so­wie Min­der­aus­zah­lun­gen bei den Kre­dit­zin­sen.

Nach­ge­steu­ert wer­den muss für den Fi­nanz­pla­nungs­zeit­raum auch bei den Per­so­nal­auf­wen­dun­gen, die ab­schlie­ßen­de Er­mitt­lung des Mehr­be­dar­fes und der mög­li­chen De­ckungs­quel­len er­folgt der­zeit.

Die Un­ter­brin­gung und In­te­gra­ti­on der Flücht­lin­ge stellt der­zeit so­wie in den kom­men­den Mo­na­ten und Jah­ren ei­ne be­son­de­re Her­aus­for­de­rung für die Han­se­stadt Ros­tock dar, ist aber auch gleich­zei­tig ei­ne Chan­ce den Aus­wir­kun­gen der de­mo­gra­fi­schen Ent­wick­lung ak­tiv zu be­geg­nen. Auch wenn die Fi­nan­zie­rung im Mo­ment nicht im Vor­der­grund der so­fort zu tref­fen­den Ent­schei­dun­gen steht, ist zu be­rück­sich­ti­gen, dass er­heb­li­che zu­sätz­li­che Fi­nanz­be­dar­fe für die zu er­brin­gen­den Leis­tun­gen ent­ste­hen wer­den, für die pla­ne­risch Vor­sor­ge zu tref­fen und ei­ne an­ge­mes­se­ne Re­fi­nan­zie­rung ein­zu­for­dern ist.

Mei­ne Da­men und Her­ren,

um die Fi­nan­zie­rung der Auf­ga­ben der Volks­thea­ter Ros­tock GmbH zu si­chern, wird die Stadt­ver­wal­tung nun selbst ein Kon­zept er­ar­bei­ten und vor­le­gen, das die ge­stell­ten An­for­de­run­gen be­rück­sich­tigt. Dies ist lei­der not­wen­dig ge­wor­den, um ei­ne ge­si­cher­te Fi­nan­zie­rung des Thea­ter­spiel­be­trie­bes für die nächs­ten fünf Jah­re, die ver­spro­che­ne Dy­na­mi­sie­rung der Kos­ten ab dem Jahr 2021 so­wie die Zu­sa­ge des Lan­des zur ge­mein­sa­men Fi­nan­zie­rung des Thea­ter­neu­baus nicht zu ge­fähr­den.

Auch das zwei­te Kon­zept­pa­pier der Ge­schäfts­füh­rung der Volks­thea­ter Ros­tock GmbH vom 9. Sep­tem­ber 2015 er­füllt nicht die An­for­de­run­gen. Hin­wei­se zum ers­ten vor­ge­leg­ten Kon­zept­pa­pier vom 20. Ju­li 2015 wur­den nicht be­rück­sich­tigt. Er­neut wur­den von der Volks­thea­ter-Ge­schäfts­füh­rung die Rah­men­be­din­gun­gen igno­riert, ins­be­son­de­re Ihr Be­schluss vom 25. Fe­bru­ar 2015 und die Fort­schrei­bung der Ziel­ver­ein­ba­rung vom 6. Mai 2015. Zu­dem ist der im Pa­pier ent­hal­te­ne „künst­le­ri­sche Teil" oh­ne jeg­li­che fach­li­che Prä­gnanz und kon­kre­te Un­ter­set­zung.

Da­mit hat die Ge­schäfts­füh­rung er­neut die ihr ge­stell­te Auf­ga­be nicht er­füllt und lässt nicht er­ken­nen, dass sie kon­struk­tiv an ei­ner kon­zep­tio­nel­len Lö­sung ge­ar­bei­tet hat. Es be­steht die Ge­fahr, dass der vor­lie­gen­de Ar­beits­stand auch von Sei­ten des Lan­des so ein­ge­schätzt wird, dass die Han­se­stadt Ros­tock die Ziel­ver­ein­ba­rung nicht wirk­lich um­zu­set­zen be­reit ist.

Sehr ge­ehr­te Da­men und Her­ren,

und zum Ab­schluss noch zwei klei­ne Emp­feh­lun­gen:

Die Stadt­ver­wal­tung hat ge­mein­sam mit der Ros­to­cker Ge­sell­schaft für Stadt­er­neue­rung, Stadt­ent­wick­lung und Woh­nungs­bau mbH als Sa­nie­rungs­trä­ge­rin ei­ne Bro­schü­re „25 Jah­re Stadt­er­neue­rung Ros­tock von 1990 bis 2015“ her­aus­ge­ge­ben. Die Pu­bli­ka­ti­on ver­mit­telt Hin­ter­grün­de, Zie­le und Er­geb­nis­se der Stadt­er­neue­rung in den ver­gan­ge­nen 25 Jah­ren und lädt ein zu ei­nem „Stadt­sa­nie­rungs­rund­gang“ durch die In­nen­stadt und die För­der­ge­bie­te im Nord­os­ten und –wes­ten un­se­rer Han­se­stadt.

Ei­ne neue Bro­schü­re mit der Denk­mal­lis­te der Han­se­stadt Ros­tock zum The­ma Bau­denk­ma­le ist jetzt er­schie­nen. Ei­ne dar­in ent­hal­te­ne Fo­to­se­rie do­ku­men­tiert der Zu­stand der Bau­denk­ma­le vor und nach der Sa­nie­rung. Da­mit wird die enor­me Ver­än­de­rung, die un­se­re Han­se­stadt in den letz­ten Jah­ren er­lebt hat, deut­lich. Der zwei­te Teil wird die Denk­mal­be­rei­che ent­hal­ten und soll An­fang 2016 er­schei­nen.

Vie­len Dank für Ih­re Auf­merk­sam­keit!