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Na­vi­ga­ti­on

Be­rufs­feu­er­wehr Ros­tock be­steht am 1. Ju­li seit 100 Jah­ren

Pres­se­mit­tei­lung vom 25.06.2008

Ver­hee­ren­de Stadt­brän­de wie der am 11. Au­gust 1677 von ei­ner Bä­cke­rei in der Alt­schmie­de­stra­ße aus­ge­hen­de Brand, bei dem et­wa ein Drit­tel der 2000 Häu­ser im mit­tel­al­ter­li­chen Ros­tock zer­stört wur­den, mach­te den Stadt­vä­tern sei­ner­zeit deut­lich, dass die Stadt es ver­säumt hat­te, das Feu­er­lösch­we­sen und den Feu­er­schutz den Ge­ge­ben­hei­ten der Zeit an­zu­pas­sen. Aber es dau­er­te noch ein­mal vie­le Jah­re, bis sich man sich da­zu durch­ge­run­gen hat­te, von ei­ner 1866 ge­bil­de­ten Pflicht­feu­er­wehr ab­zu­kom­men und end­lich ei­ne Be­rufs­feu­er­wehr zu grün­den.

Die Grün­dung er­folg­te dann am 1. Ju­li 1908. Stand­ort war das kurz zu­vor fer­tig­ge­stell­te Zen­tral­feu­er­wehr­de­pot auf dem Vö­gen­teich­platz. Die Feu­er­wehr setz­te sich zu­sam­men aus ei­nem Brand­in­spek­tor, ei­nem Feu­er­wehr­feld­we­bel so­wie 31 Feu­er­wehr­leu­ten, die rei­nen Feu­er­wehr­dienst wahr­nah­men. Hin­zu ka­men acht Fah­rer, die kon­trakt­pflich­tig an­ge­nom­men und gleich­zei­tig ver­pflich­tet wur­den, auch au­ßer­halb des Feu­er­wehr­diens­tes tä­tig zu wer­den.

Die Stadt bil­de­te zum Lö­schen des Feu­ers so­wie der sich dar­aus ab­lei­ten­den Maß­nah­men spe­zi­el­le Mann­schaf­ten wie z.B. Sprit­zen­mann­schaf­ten, Be­rufs­mann­schaf­ten der Schorn­stein­fe­ger, Mau­rer, Zim­mer­leu­te und Ma­tro­sen, Re­ser­ve­mann­schaf­ten und Trä­ger­mann­schaf­ten. Ne­ben die­sen per­so­nel­len muss­ten auch die fi­nan­zi­el­len und tech­ni­schen Vor­aus­set­zun­gen ge­schaf­fen wer­den. Die Ein­rich­tung der Be­rufs­feu­er­wehr kos­te­te die Stadt ins­ge­samt 13.795,10 Mark. Das wa­ren die un­mit­tel­ba­ren zu­sätz­li­chen Kos­ten des Jah­res 1908, nicht aber die tat­säch­li­chen Ge­samt­kos­ten. Da­zu zähl­ten auch der Bau der Haupt­feu­er­wa­che, die Mo­der­ni­sie­rung des Feu­er­mel­de­sys­tems und die An­schaf­fungs­kos­ten neu­er Feu­er­lösch­ge­rä­te. Be­son­de­res Ge­wicht wur­de auf die tech­ni­sche Aus­bil­dung der Feu­er­wehr­leu­te ge­legt. Ei­ne all­mäh­li­che Um­rüs­tung der Feu­er­wehr­tech­nik er­höh­te den Ein­satz­wert der Feu­er­wehr. So wur­den nach und nach Dampfsprit­zen, Dreh­lei­ter, Au­to­sprit­zen, Mo­tor­sprit­zen und Kran­ken­wa­gen an­ge­schafft.

Nach der Macht­er­grei­fung der Na­zis be­kam die Feu­er­wehr den Sta­tus ei­ner Po­li­zei­trup­pe. Am 10. Mai 1933 er­folg­te auf dem Vö­gen­teich­platz un­ter Auf­sicht der Feu­er­wehr die Bü­cher­ver­bren­nung. In der Kris­tall­nacht vom 9. zum 10. No­vem­ber 1938 setz­ten die Na­zis Syn­ago­gen und vie­le jü­di­sche Ge­schäf­te in Brand. Die Feu­er­wehr schau­te zu, ließ es bren­nen und schütz­te nur an­gren­zen­de Ge­bäu­de.

Mit der Grün­dung der DDR be­gann ein neu­er Ent­wick­lungs­ab­schnitt für die Feu­er­wehr. Im Mi­nis­te­ri­um des In­nern wur­de die Haupt­ver­wal­tung Deut­sche Volks­po­li­zei ge­bil­det. Die­ser Ab­tei­lung wur­den am 1.​Januar 1950 die Be­rufs­feu­er­weh­ren un­ter­stellt. Mit der Ver­ab­schie­dung ei­nes Brand­schutz­ge­set­zes wur­de der Brand­schutz Be­stand­teil der staat­li­chen und ge­sell­schaft­li­chen Maß­nah­men zur Ge­währ­leis­tung von Ord­nung und Si­cher­heit. Die Über­ga­be ei­nes neu­en Feu­er­wehr­ge­bäu­des am 29. Ju­li 1983 in der Süd­stadt an die Feu­er­wehr Ros­tock mar­kiert den Hö­he­punkt ei­ner Mo­der­ni­sie­rung des Feu­er­lösch­we­sens un­ter so­zia­lis­ti­schen Ver­hält­nis­sen.

Zum 1. Ja­nu­ar 1991 wur­de dann das Brand­schutz- und Ret­tungs­amt der Han­se­stadt Ros­tock ge­grün­det. Heu­te ge­hö­ren 300 Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter zu dem nun wie­der kom­mu­na­len Amt, da­von sind 281 Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter feu­er­wehr­tech­ni­sche Ein­satz­kräf­te (dar­un­ter zehn Frau­en).

Die Be­rufs­feu­er­wehr ist heu­te ei­ne star­ke Feu­er­wehr­or­ga­ni­sa­ti­on, die sich aus haupt­be­ruf­lich tä­ti­gen und stän­dig ein­satz­be­rei­ten Feu­er­wehr­leu­ten zu­sam­men­setzt und im tak­ti­schen Ver­bund mit den Frei­wil­li­gen Feu­er­weh­ren ei­ne Ein­heit bil­den. Durch sie muss si­cher­ge­stellt wer­den, dass das ört­lich vor­han­de­ne Ge­fah­ren­po­ten­ti­al be­herrscht wer­den kann.

Zur Ab­si­che­rung die­ser Auf­ga­be sind die Feu­er­wehr­leu­te auf drei Wach­ab­tei­lun­gen ver­teilt. Sie ab­sol­vie­ren ih­ren Dienst rund um die Uhr im 12-Stun­den-Wach­sys­tem. Zu den Haupt­auf­ga­ben zäh­len die Brand­be­kämp­fung an Land und auf See, die Tech­ni­sche Hil­fe­leis­tung, der Be­völ­ke­rungs­schutz, der Ret­tungs­dienst und der Vor­beu­gen­de Brand­schutz.

131 Land­fahr­zeu­ge und Ab­roll­be­häl­ter für Wech­sel­la­der, zwölf Was­ser­fahr­zeu­ge, ca. 330 Atem­schutz­ge­rä­te so­wie et­wa 66 000 Feu­er­wehr­ge­rä­te al­ler Art ge­hö­ren zur Aus­stat­tung der Feu­er­wehr.

Durch den Auf­bau der neu­en Struk­tu­ren des Ret­tungs­diens­tes in der Han­se­stadt Ros­tock wur­de auch die ehe­ma­li­ge "Schnel­le Me­di­zi­ni­sche Hil­fe" bei der Feu­er­wehr an­ge­sie­delt. Das me­di­zi­ni­sche Per­so­nal wur­de über­nom­men und Feu­er­wehr­leu­te wur­den in der Fol­ge zu Me­di­zi­nern aus­ge­bil­det. Die Han­se­stadt Ros­tock be­treibt der­zeit sechs Ret­tungs­wa­chen so­wie drei Not­arzt­stütz­punk­te. Die Stadt ver­fügt beim Ret­tungs­dienst über 25 Ein­satz­fahr­zeu­ge so­wie ei­nen Ab­roll­be­häl­ter für den Mas­sen­an­fall Ge­schä­dig­ter.

Die Aus- und Fort­bil­dung des ge­sam­ten Per­so­nals von Feu­er­wehr und Ret­tungs­dienst nimmt im Brand­schutz- und Ret­tungs­amt ei­ne zen­tra­le Stel­lung ein. Da­mit wird si­cher­ge­stellt, dass Feu­er­wehr und Ret­tungs­dienst ih­re Auf­ga­ben op­ti­mal er­fül­len kön­nen.

Die Han­se­stadt Ros­tock hat, im Ver­gleich zu den Stadt­vä­tern der Ver­gan­gen­heit, die Zei­chen der Zeit er­kannt und misst dem Brand­schutz die für ei­ne Stadt not­wen­di­ge Be­deu­tung bei.

Sta­tis­ti­sche Zah­len 2007:

2.199 Ein­sät­ze Tech­ni­sche Hil­fe­leis­tung, da­von 285 Fehl­alar­mie­run­gen

919 Ein­sät­ze Brand­be­kämp­fung, da­von 492 Fehl­alar­mie­run­gen

36.908 Ein­sät­ze Ret­tungs­dienst, da­von 20.378 Ret­tungs­trans­port­wa­gen­ein­sät­ze

9.526 Not­arzt­wa­gen­ein­sät­ze

7.004 Kran­ken­trans­por­te

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen zum Brand­schutz kön­nen der Bro­schü­re "100 Jah­re Be­rufs­feu­er­wehr Ros­tock" ent­nom­men wer­den.