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Na­vi­ga­ti­on

Be­vor in Ros­tock Bäu­me fal­len ...

Pres­se­mit­tei­lung vom 16.03.2001

16. März 2001

Be­vor in Ros­tock Bäu­me fal­len ...
Ex­per­ten des Stadt­grün­am­tes und un­ab­hän­gi­ge Gut­ach­ter prü­fen Pflan­zen-Ge­sund­heit / Jähr­li­che Fäll­lis­te er­fasst Ro­dungs-Kan­di­da­ten

Oh­ne Gurt wä­re sie nicht zu ret­ten ge­we­sen. Fest ver­schnürt hängt die Jahr­hun­der­te al­te Lin­de auf dem Bies­tower Kirch­fried­hof in den Sei­len und da­mit auf der si­che­ren Sei­te. „Das Na­tur­denk­mal droh­te um­zu­stür­zen. Des­halb ha­ben wir Hal­te­run­gen und ein Gurt­sys­tem in­stal­liert. Die Kon­struk­ti­on ist kaum zu se­hen. Und der Baum ver­trägt sie pri­ma“, freut sich Stef­fie Sol­dan, Pfle­ge­be­reichs­lei­te­rin im Amt für Stadt­grün, Na­tur­schutz und Land­schafts­pfle­ge.

Der­ar­tig teu­re Ret­tungs­ak­tio­nen kön­nen na­tür­lich nicht bei je­dem Baum zum Tra­gen kom­men. Durch­schnitt­lich rund 150 Bäu­me an öf­fent­li­chen Stra­ßen und Grün­flä­chen, Schul­hö­fen und in Kin­der­ein­rich­tun­gen wer­den all­jähr­lich in der Han­se­stadt ge­fällt. Nach der jähr­li­chen Kon­trol­le, ein­ge­stuft in die Ka­te­go­rie „nicht mehr ver­kehrs­si­cher“, müs­sen sie nach­wach­sen­den Be­stän­den Platz ma­chen. Wel­cher Baum be­trof­fen ist, dar­über gibt ei­ne Fäll­lis­te Aus­kunft, die all­jähr­lich vom Amt für Stadt­grün, Na­tur­schutz und Land­schafts­pfle­ge er­stellt und von Ros­tocks Se­na­to­rin für Um­welt und Ord­nung, Ka­ri­na Jens, be­stä­tigt wird. Al­lee­bäu­me, die in Meck­len­burg-Vor­pom­mern un­ter be­son­de­rem Schutz ste­hen, wer­den erst nach Ab­spra­che mit den Na­tur­schutz­ver­bän­den ge­ro­det. „Schlie­ß­lich fäl­len wir nicht aus lau­ter Lust am Sä­gen“, un­ter­streicht Se­na­to­rin Ka­ri­na Jens. So wird bei­spiels­wei­se kein Baum ent­fernt, nur weil er Nach­bars Kü­che ver­dun­kelt oder des­sen Dach­rin­ne mit Blät­tern ver­stopft. Obers­tes Kri­te­ri­um sei die öf­fent­li­che Si­cher­heit. Kei­nes­falls dürf­ten her­ab­fal­len­de Äs­te und Zwei­ge oder gar um­stür­zen­de Stäm­me Ge­bäu­de oder Pas­san­ten ge­fähr­den.

Dies droht im­mer dann, wenn der Baum durch Krank­heit sehr ge­schwächt ist. Schon kleins­te Faul­stel­len kön­nen auf ei­nen ge­fähr­li­chen Pilz­be­fall hin­wei­sen, der den Stamm von in­nen zer­frisst. Ist die Dia­gno­se der Ros­to­cker Grün­amts-Ex­per­ten nicht ein­deu­tig, wer­den un­ab­hän­gi­ge Gut­ach­ter aus Laa­ge, Ber­lin, Rü­gen oder Ham­burg hin­zu­ge­zo­gen. „Wir prü­fen je­den Ein­zel­fall mit gro­ßer Sorg­falt. Und man­cher kran­ke Baum bleibt zu­nächst ein Jahr un­ter Be­ob­ach­tung und erst dann wird ent­schie­den“, so Se­na­to­rin Ka­ri­na Jens.

In punc­to Ge­sund­heit ran­gie­ren Ros­tocks Stadt­bäu­me in der von der bes­ten Ka­te­go­rie Null bis zur schlech­ten Drei rei­chen­den Klas­si­fi­zie­rung auf ei­ner mitt­le­ren Vi­ta­li­täts­stu­fe. Be­son­ders Ka­bel­ar­bei­ten im Wur­zel­be­reich und Au­to­ab­ga­se ma­chen vie­len Bäu­men in der Han­se­stadt zu schaf­fen. Oft lei­den die grü­nen Schat­ten­spen­der auch un­ter zu dicht par­ken­den Fahr­zeu­gen, die mit ih­rem Ge­wicht den Bo­den zu­sam­men­pres­sen und so die Bäu­me von Re­gen­was­ser und Sauer­stoff ab­na­beln. Bei künf­ti­gen Pflan­zun­gen ent­lang der Stra­ßen wer­den des­halb be­son­ders ro­bus­te Ar­ten wie Ro­bi­ni­en und Eschen be­vor­zugt. Mit wei­te­ren Pol­lern und Baum­schutz­bü­geln, Ak­tio­nen zur Bo­den­lo­cke­rung und Be­lüf­tung so­wie Dün­gung wird das Grün­amt künf­tig ver­stärkt Baum­pfle­ge be­trei­ben. Ein Baum­ka­tas­ter soll künf­tig al­le Stra­ßen­bäu­me der Han­se­stadt er­fas­sen und so die Kon­trol­le ih­rer Ge­sund­heit er­leich­tern. ka