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Bodenschutzkonzept der Hansestadt Rostock jetzt als Broschüre

Pressemitteilung vom 29.05.2002

29. Mai 2002

Bodenschutzkonzept der Hansestadt Rostock jetzt als Broschüre

Obwohl der Boden eine zentrale Rolle in allen Bereichen des Naturhaushaltes spielt, er Lebensgrundlage und Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen ist, wird seine Bedeutung erst seit kurzem öffentlich diskutiert. Schadstoffbelastungen von Böden bzw. ein sorgloser Umgang mit dieser nicht vermehrbaren Ressource bei der Siedlungsentwicklung und in der Landwirtschaft sind die wesentlichen Bedrohungen für unsere Böden.

Für einen wirksamen Bodenschutz müssen die seit dem 1. März 1999 bundesweit geltenden Zielvorgaben des Bundesbodenschutzgesetzes durch entsprechende Konzepte und Programme in den Ländern und Kommunen untersetzt werden. Im Juli des vorigen Jahres wurde daher von der Bürgerschaft das Bodenschutzkonzept der Hansestadt Rostock als Grundlage für weitere Planungen und als Handlungsrichtlinie für die Verwaltung beschlossen. Mit dessen Hilfe will die Hansestadt Rostock Einfluss auf die Grundsätze der Flächennutzung und den Umgang mit dem Boden ausüben.

Jetzt liegt das Bodenschutzkonzept als Broschüre vor. Es richtet sich an Praktiker der Verwaltung und Wirtschaft und auch an interessierte Bürger. Im Berichtsteil des Bodenschutzkonzeptes ist zum einen eine umfangreiche Bestandsaufnahme zum Schutzgut Boden in der Stadt mit Ergebnissen bisheriger Kartierungen und Messungen enthalten. Eine wesentliche Datengrundlage bilden die Stadtbodenkartierung und die satellitenbildgestützte Flächenbilanzierung, die zusammen mit der Universität Rostock erarbeitet wurden und die auch weiterhin vervollständigt werden. Die Daten werden in einem Bodeninformationssystem zusammengeführt, das sich noch im Aufbau befindet.

Zum anderen werden Gefährdungen des Bodens thematisiert. Abgeleitete Bodenentwicklungsziele orientieren sich an den Leitlinien zur Stadtentwicklung, die den Schutz des Bodens durch Altlastensanierung, flächenschonende Stadtentwicklung und Entsiegelung vorgeben. Die Flächenentwicklungsziele werden unter anderem für die Niedermoore, den Wald oder die Dünen formuliert, durch sie sind in einigen Fällen auch Nutzungs- und Bewirtschaftungsbeschränkungen festgelegt.

Als wichtiges Ergebnis entstand in Abstimmung mit den beteiligten Ämtern ein Maßnahmekatalog, der prioritäre Aufgaben für die nächsten fünf Jahre aufschlüsselt und Verantwortliche festlegt. Die Umsetzung der Bodenschutzmaßnahmen berührt viele Fachgebiete und erfordert die Bereitschaft einer engen Zusammenarbeit. So sollen Bodenschutzbelange bereits in die Planungsphasen integriert werden.

Folgende Handlungsschwerpunkte sind im Maßnahmekatalog verankert:

· Flächenrecycling durch Altlastensanierung

In diesem Jahr konnte die Sanierung des B-Plan-Gebietes Schutow, des zukünftigen Standortes eines Max-Bahr- Baumarktes, abgeschlossen werden. Weitere Beispiele für ein vorgesehenes Flächenrecycling sind die B-Plan-Gebiete Osthafen mit der ehemaligen Bitumenverarbeitung und östlich derStadtmauer, das Gelände des ehemaligen Chemiehandels (VENOC) und die Holzhalbinsel. In diesem Zusammenhang bemüht sich das Amt für Umweltschutz, ein Brachflächenkataster aufzubauen, in dem längere Zeit ungenutzte, meist versiegelte Flächen beschrieben werden und so einer zukünftigen Nutzung verstärkt zugeführt werden sollen.

· Bodenschutzmaßnahmen auf Niedermoor- und Waldböden

Obwohl der Schwerpunkt noch beim Altlastenmanagement liegt, soll mit dem Bodenschutzkonzept der Vorsorgegedanke stärker in den Vordergrund gerückt werden. In diesem Jahr wird die abschließende Erfassung der Flächenausdehnungen der noch vorhandenen Niedermoorböden angestrebt. Entsprechend aktueller Kartierungen des Umweltamtes muss die bisherige Angabe der Gesamtmoorfläche im Stadtgebiet korrigiert werden. Es ist von einer Fläche von ungefähr 1.300 Hektar auszugehen, das entspricht rund sieben Prozent der Gesamtfläche Rostocks. Auf den Erhalt der naturnahen Kernzonen der Niedermoorbereiche wurde auch beim Großvorhaben IGA 2003 hingewirkt. Durch Öffnung des Altarmes des Schmarler Baches sind die Voraussetzungen für eine Wiedervernässung von Teilflächen geschaffen worden.

Weiterhin wird die Aufnahme von Parametern zur Charakterisierung des Zustandes der hochempfindlichen Niedermoore weiterverfolgt. Umfangreiche Bodenproben verdichten hier das Netz ausgewerteter Bodenprofile im Stadtgebiet, das bis jetzt aus ca. 1.400 Profilen besteht.

· Bodenvorsorgeuntersuchungen auf sensibel genutzten Flächen (Kinderspielplätze, Kleingärten, Parks)

Hier richteten sich die Aktivitäten auf Untersuchungen der Schadstoffbelastungen von Kleingärten (KGA “Schutow” und “Schleusenberg”), neuangelegten Kinderspielplätzen in Reutershagen und dem Kurpark Warnemünde. Für dieses Jahr sind zusätzlich zu den ca. 30 schon untersuchten Flächen weitere Kinderspielplätze zu überprüfen, wobei bisher keine Grenzwertüberschreitungen auftraten. Der Vorsorge dienen auch Boden- Dauerbeobachtungsflächen, auf denen in Abständen von zweieinhalb bzw. zehn Jahren wichtige bodenphysikalische und -chemische Parameter sowie der Schadstoffstatus ermittelt werden. Zehn solcher Flächen sind im vorigen Jahr vom Forstamt in der Rostocker Heide eingerichtet worden. Für dieses Jahr ist geplant, erstmals in Mecklenburg-Vorpommern Bodendaten auf einer innerstädtischen Fläche im Rahmen einer Dauerbeobachutng zu erheben. Diese Fläche soll am Holbeinplatz, nahe des Immissions-Messcontainers eingerichtet werden.

· Versiegelungsbegrenzung und kleinflächige Entsiegelungen (Schulhöfe, Hinterhöfe)

Die Einflussnahme bezüglich einer Begrenzung einer Neuversiegelung vollzieht sich über Stellungnahmen zu B- Plänen. Es gibt gemeinsame Bemühungen des Amtes für Stadtgrün, Naturschutz und Landschaftspflege, des Schulverwaltungsamtes, des Hochbauamtes und des Amtes für Umweltschutz, bestehende Projekte zur Schulhofentsiegelung umzusetzen. Beispiele hierfür sind die Schulstandorte Ratzeburger und Sternberger Straße und der Picasso-Schule Toitenwinkel.

· Bodenmanagementkonzepte für städtische Großvorhaben

Am Beispiel des Großprojektes zur IGA 2003 kann der Vorteil eines Bodenmanagementkonzeptes mit dem Ziel der Koordination von Vorhabenträgern (hier Warnowquerung GmbH und Co. KG und IGA GmbH)und der Einsparung von Mitteln deutlich gemacht werden. Eine Mengenbilanzierung erbrachte einen Bedarf an mineralischem Bodenmaterial von ca. 200.000 Kubikmetern und einen Überschuß an organogenem Material (Torf, Mudden) von ca. 62.000 Kubikmeter. Ziel ist, zukünftig für alle städtischen Großvorhaben mit Bodenbewegungen von mehr als 10.000 Kubikmetern Bodenmanagmentkonzepte erstellen zu lassen.

Wegen veränderter Bedingungen und der sich verbessernden Datenlage muss das Bodenschutzkonzept nach fünf Jahren weiterentwickelt und überarbeitet werden. Die Erarbeitung von stadtteilbezogenen Bodenschutzprogrammen ist geplant. Jährlich erfolgt eine Berichterstattung über die Aktivitäten und umgesetzten Maßnahmen vor dem Ausschuss für Stadt- und Regionalentwicklung, Umwelt und Ordnung.  i