Brunnen gefunden
Pressemitteilung vom
Bei Bauarbeiten im Hof des Anbau des Universitäts-Hauptgebäudes wurde eine Abdeckplatte mit der Jahreszahl 1867 gefunden, als Bauarbeiter die alte Holzdielung eines Raumes aufgenommen haben. Unter der Abdeckplatte verbarg sich ein Brunnen. Dieser runde Brunnen hat ein Durchmesser von drei Metern und ist neun Meter tief. Bis ca. vier Meter ist er mit recht klarem Wasser gefüllt. Die Brunnenwand besteht aus Feldsteinen, woraus Denkmalpfleger schließen, dass es sich um einen Sickerbrunnen handelte. Aus statischen Gründen hat der Brunnen eine Gewölbeaufmauerung erhalten. Das Denkmalpflegeamt vermutet, dass dies bei der späteren Überbauung des Hauses geschah.
Schellenreste im Brunnen lassen vermuten, dass die an der Außenwand vorhandene Pumpe hier angeschlossen war. Gegenstände, die sich auf dem Grund bzw. oberhalb und unterhalb des Wasserspiegels befinden, konnten noch nicht bestimmt werden.
Für Historiker interessant ist die zeitliche Einordnung des Brunnens. Das Hauptgebäude der Universität, der Willebrand-Bau, ist von 1866 bis 1870 als Ersatz für das „Weisse Kolleg“ aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts errrichtet worden. Der Anbau am Weissen Kolleg entstand etwa in den Jahren 1613 bis 1618 oder gar bereits 1567 und blieb beim Neubau des Hauptgebäudes stehen. Dies bedeutet, dass der Brunnen schon vor dieser Zeit vorhanden gewesen sein muss und mit dem Anbau überbaut wurde. Hinweis dafür mag die Gewölbeaufmauerung sein.
Die Fantasie der Forscher erhält also Nahrung: Welche Funktion mag der Brunnen gehabt haben? Was war der Anlaß, diesen dann zu überbauen, ohne ihn zuzuschütten? In der Tarnow-Karte von 1780 bis 1790 finden wir neben den Gärten des Klosters auch Hinweise auf Gärten hinter dem „Weissen Collegium“, für die ein Schöpfbrunnen natürlich wichtig war. Die weiteren Untersuchungen werden vielleicht noch zeigen, ob diese hier erstmals geschilderten Zusammenhänge schon richtig eingeordnet sind.