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Das „Schneckenhaus“ wird zur „Schatzkiste“

Pressemitteilung vom 02.09.2022 - Umwelt und Gesellschaft

Wiedereröffnung der Kita in der Lagerstraße nach erfolgter Sanierung und Erweiterung 

Von dem alten „Schneckenhaus“ in der Lagerstraße 17 ist nicht mehr viel übrig, nicht einmal der Name. In großen Lettern prangt nun „Schatzkiste“ in dezentem Farbton an der neugestalteten Fassade. Die Kindertagesstätte wurde mittels Neubaus um die maximal mögliche Kapazität erweitert, der Altbau vollständig denkmalgerecht saniert. Dazwischen: ein transluzenter Glasverbinder. Dahinter: ein umgestalteter Hof mit modernen Spielgeräten und Aufenthaltsflächen. Die Schnecke hat ihr Haus verlassen und einen Schatz zurückgelassen. 

„Aus funktionaler Sicht war die Umsetzung des Projektes zwingend notwendig, denn die Kinderbetreuungsplätze im Innenstadtbereich sind äußerst rar. Zudem hat uns das Land bei diesem Vorhaben mit Fördermittel in Höhe von 2,917 Millionen Euro aus dem EFRE-Programm bedacht“, verdeutlicht Steffen Bockhahn, Senator für Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule. Innenminister Christian Pegel hatte den entsprechenden Förderbescheid 2020 persönlich überbracht. Bei einem Rundgang durch die in diesem Jahr fertiggestellte Einrichtung überzeugte er sich nun von dem Ergebnis. 

„Die Sanierung und Erweiterung der Kita hat uns von Beginn an vor Herausforderungen gestellt“, sagt Sigrid Hecht, Chefin des für den Bau zuständigen „Eigenbetriebes Kommunale Objektbewirtschaftung und -entwicklung der Hanse- und Universitätsstadt Rostock“ und erklärt: „Die Sanierung eines Denkmals birgt grundsätzlich Ungewissheiten. In diesem Fall war die Kita zum Zeitpunkt der Planung und Beurteilung der Sanierung und Erweiterung noch vollständig im Betrieb. Das heißt, zur tatsächlichen vorhanden Bausubstanz konnten nur sehr partiell konkrete Untersuchungen durchgeführt werden. Diese waren jedoch die Grundlage für weitere Planungen. Mit dem Schritt für Schritt durchgeführten Abbruch und die Freilegung des Gebäudes, mussten wir schließlich feststellen: Um die denkmalgeschützte Bausubstanz zu retten, sind  zusätzliche statische Sicherungsmaßnahmen nötig, die unter anderem zu Mehrkosten und einer zeitlichen Verzögerung der Projektabläufe geführt haben.“  

Das Haus in der Lagerstraße 17 steht seit 1978 unter Denkmalschutz und wird seit 1985 als Kita genutzt. Der KOE konnte im Herbst 2020 mit den Rohbauarbeiten an dem Standort beginnen. Diese wurden aufgrund der durch die Innenstadtlage verursachten engen Baustellenverhältnisse abschnittsweise umgesetzt. Zuvor wurden notwendige Abbrucharbeiten durchgeführt, das Gelände von Bodenarchäologen inspiziert und Erschließungsarbeiten geleistet. Im Zuge der Baumaßnahmen wurden im und am vorhandenen Altbau unter anderem die Fenster ausgetauscht, das Dach abgebrochen und erneuert, die Fassade saniert, der Innenraum entkernt sowie sämtliche sanitären und technischen Anlagen modernisiert. „Dieses Bauvorhaben war durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie geprägt. Hierzu zählen Personalausfälle bei den bausauführenden Firmen ebenso wie Lieferengpässe bei Materialien“, fasst KOE-Chefin Sigrid Hecht zusammen. Rund 6,4 Millionen Euro wurden schließlich für das Bauvorhaben aufgewendet. 

Seit August dieses Jahres sind die ersten Kinder in der Eingewöhnung. Noch ist die Kita „Schatzkiste“ nicht voll besetzt. Für den Träger, den Diakonie Rostocker Stadtmission e.V., ist der Abschluss der Bauarbeiten mit einem Neubeginn verbunden: „Wir sind froh, dass die lange Bauphase endlich vorüber ist. So haben wir wieder Planungssicherheit und das ungewisse Warten hat nicht nur für die Eltern mit ihren Kleinen, sondern auch für unsere Mitarbeitenden ein Ende. Die Umsetzung des Sanierungskonzeptes des Gebäudes und die Kombination von Altem und Neuen sind sehr gut gelungen. Ein besonderes Highlight ist der große Mehrzweckraum im Dachgeschoss. Dieser eignet sich hervorragend für Theater oder Musikprojekte und Sportangebote oder gibt Raum für Bewegungsmöglichkeiten bei schlechtem Wetter“, betont Vorständin Vera Pürckhauer. 

In naher Zukunft werden 48 Krippenkinder sowie 90 Kindergartenkinder nach und nach die evangelische Kita für sich erobern. Die Kinder werden nach dem situationsorientierten Ansatz begleitet, gefordert und gefördert. Besonderen Wert legt die Kita auf das Zusammensein und die Gemeinschaft, so werden Morgenkreise zum Austausch nicht nur in den einzelnen Gruppen durchgeführt, sondern auch in regelmäßigen Abständen gemeinsam mit allen Kindern des Hauses im großen Mehrzweckraum.   

Den alten Namen „Schneckenhaus“ hat der Träger ganz bewusst abgeworfen. „Hier ist etwas ganz Besonderes entstanden: eine Schatzkiste. Und wenn man diese Schatzkiste öffnet, so soll einem direkt das vertraute Gefühl der Diakonie entgegenkommen. In dieser Umgebung soll Platz sein, die ganze Welt zu entdecken. Egal, wer die Türschwelle zu unserer Kita übertritt, soll erleben können: ich bin ein Schatz“, erklärt Einrichtungsleiterin Nora Beyer.

 Zur Geschichte 

 Das denkmalgestützte Haupthaus wurde in den Jahren 1798 und 1799 als Stiftshaus des St. Georg-Hospitals auf den Grundmauern älterer mittelalterlicher Vorgängerbauten errichtet. Eine Sanierung erfolgte erstmals 1916 bis 1922. Anschließend wurde das Gebäude als Armenhaus genutzt, bevor es Ende der 1950er- und Anfang der 1960er-Jahre schrittweise renoviert und nachfolgend als Wohnhaus genutzt wurde. Zwischen 1981 bis 1984 stand das Gebäude leer, bevor es schließlich zur Kindertagesstätte umgebaut wurde. Hierbei kam es zu einer Überformung der Gebäudestruktur. Nach erfolgten Modernisierungen in den Jahren 1991 und 2002 wurde 2012 eine erste Planungsunterlage vorgelegt, in der das Ziel beschrieben wurde, die Lagerstraße 17 zu einem zukunftsfähigen Kitastandort zu entwickeln. In den Folgejahren und bis 2018 wurden diverse Begutachtungen zur Gebäudehistorie und der Bausubstanz angestellt. 2019 untersuchen Archäologen das Areal.