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Der TÜV schaukelt immer zuerst

Pressemitteilung vom 15.05.2001

15. Mai 2001

Der TÜV schaukelt immer zuerst
Ständige Sicherheitskontrollen auf den über 200 Rostocker Spielplätzen
Über 200.000 Mark Vandalismus-Schäden jährlich

Tarzan hätte es nicht besser gekonnt. Der elfjährige Mike schwingt behende am Seil quer über den Platz. Plötzlich wird der Gerberbruch zum Dschungelparadies, der Spielplatzschwinger verwandelt sich in eine Liane. Die abenteuerliche Spielarena am Gerberbruch gehört zu den beliebtesten der Hansestadt. Auf dem 6.000 Quadratmeter großen Areal finden alle Altersgruppen zwischen drei und 18 Jahren vielfältige Angebote von der obligatorischen Sandkiste bis zum aufregenden Tarzanschwinger. Der Nervenkitzel am Seil ist gewollt, Gefahr ausgeschlossen. „Alle Anlagen auf unseren öffentlichen Spielplätzen in der Stadt sind so konzipiert, dass den Kindern nichts passieren kann“, unterstreicht Rostocks Senatorin für Umwelt und Ordnung, Karina Jens. Bundesweit einheitliche DIN-Vorschriften geben vor, wie ein Spielgerät aufzustellen ist. „Wir behandeln diese Empfehlungen als Pflichtaufgabe. Alle Geräte gehen erst nach geprüfter DIN-Norm in Betrieb. Immer schaukelt zuerst der TÜV und dann die Kinder“, so Gerda Stiewe.

Werden Spielplätze neu aufgebaut, versuchen die Mitarbeiter des Grünamtes nach Möglichkeit die Geräte an einem Arbeitstag komplett aufzustellen. „Denn selbst die besten Absperrungen und Verbotsschilder halten neugierige Kinder nicht von neuen Schaukeln oder Klettergerüsten fern“, berichet Gerda Stiewe. Trotzdem sollten Eltern ihre Kinder verstärkt darauf hinweisen, dass halbfertige Spielanlagen gefährlich sein können. Eine tragische Verkettung ungünstiger Umstände führte erst vor wenigen Wochen auf einer von der RSAG in Auftrag gegebenen Skaterbahn in Evershagen zum Tod eines Dreizehnjährigen.

„Einen solchen schweren Unfall hat es auf einem Spielplatz in unserer Stadt noch nie gegeben“, so Gerda Stiewe. Alle fünf Skaterbahnen der Hansestadt in Toitenwinkel, Dierkow, in der Hinrichsdorfer Straße, im Wossidlo-Park und an der Reiferbahn wurden daraufhin noch einmal geprüft. Jeder Jugendliche wird vor Ort auf Schildern noch einmal darauf hingewiesen, dass eine Skaterbahn ausschließlich mit Skateboard oder Inlinern sowie angemessener Schutzkleidung befahren werden darf. Doch die Realität sieht anders aus. „Erst letzte Woche haben unsere Kollegen bei einem Vor-Ort-Termin auf einer Skaterbahn nur einen Jungen mit Helm beobachtet, fünf andere fuhren ohne“, berichtet Gerda Stiewe. Cool ist nur, wer dumm genug ist, die Gefahr zu verkennen. Eltern, Lehrer und Erzieher sind hier gefordert, den Heranwachsenden Mut zu angemessener Vorsicht zu vermitteln, unterstreicht Senatorin Karina Jens. Denn die sichersten Anlagen schützen nicht, wenn die Heranwachsenden sich nicht an die Regeln halten.

Jede Woche kontrollieren Mitarbeiter des Amtes für Stadtgrün, Naturschutz und Landschaftspflege alle über 200 öffentlichen Spielplätze der Hansestadt. Kleinere Verschleiß-Schäden wie lockere Schrauben beseitigen die gut ausgebildeten Reparaturtrupps sofort. Fallen größere Mängel auf und sind Spezialwerkzeuge vonnöten, wird das Gerät abgebaut und in einer Werkstatt instand gesetzt. Größere Inspektionen mit umfangreichen Funktionskontrollen werden eimal im Monat auf allen Spielplätzen durchgeführt. Und ein Mal im Jahr sichten die Mitarbeiter des Grünamtes die Anlagen auf Herz und Nieren - das heißt unter anderem jede Schraube wird geprüft, jedes Fundament ausgegraben. Die Statistik weist beispielsweise im März dieses Jahres für die 87 Sport- und Spielanlagen im Rostocker Nordwesten 25 zumeist kleinere Mängel aus, an den 124 Anlagen im Nordosten wurden 14 gezählt. Vandalismus ist oft die Ursache für größere Probleme. Hunde werden auf Schaukelsitze aus Plastik gehetzt, um sich darin zu verbeißen, Schrauben verbogen, Scherben und Hundekot im Spielsand verteilt. Sogar mit einer Kettensäge gingen kriminelle Zerstörer schon zu Werke. Doch die attackierten Geräte konnten rechtzeitig aus dem Verkehr gezogen werden. Zahlreiche Jugendhütten - beliebte Freizeittreffs der Kids - fielen immer wieder Brandanschlägen zum Opfer. „Wir planen jetzt neue Varianten aus Stahl, die sind zwar nicht so schön und leider auch teurer, aber weitaus haltbarer“, erläutert Gerda Stiewe.

Über 200.000 Mark kostet die Hansestadt jährlich der Vandalismus auf Spielplätzen. „Wir können nur an die Anwohner appellieren, uns solche Vorfälle zu melden. Denn das Geld, das uns hier verloren geht, könnte an anderer Stelle für eine neue Spielanlage eingesetzt werden“, so die Senatorin Karina Jens. Zahlreiche neue Spielplätze sind in den letzten Jahren in der Hansestadt entstanden. Der einstige Engpass in der Altersgruppe ab 13 Jahren wurde überwunden - zahlreiche Ballspielplätze locken die Heranwachsenden inzwischen in der Freizeit. Die Anlagen sollen stadtteilübergreifend Anziehungspunkt und zu Wallfahrtsorten für die Mädchen und Jungen werden. Geplant ist beispielsweise eine große Anlage in der Pawlowstraße in der Südstadt mit Ballspielflächen, Skaterbahn, Jugendhütte und Spielgeräten. Über die Kinderkoordinatorin der Hansestadt konnten die Mädchen und Jungen von Anfang an ihre Vorstellungen mit einbringen. Verschiedene Altersgruppen ab sechs Jahren sollen sich hier auf dem Areal wohlfühlen und Freunde finden. Auch in der Dierkower Gutenbergstraße entsteht ein Spielplatz und am Groß Kleiner Dänenberg wird eine Skateranlage gebaut. ka