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Digitale Zukunft für das Liegenschaftskataster

Pressemitteilung vom 16.12.1998

16. Dezember 1998Digitale Zukunft für das Liegenschaftskataster Das Gebiet der Hansestadt Rostock besteht aus etwa 32 500 Flurstücken, die die kleinsten Bausteine des Liegenschaftskatasters ausmachen. Dabei gilt die Warnow mit einer Fläche von etwa 1100 ha als das größte Rostocker Flurstück. Bis in die 80er Jahre wurden Veränderungen am Liegenschaftskataster in handschriftlicher Form in Büchern und Karten festgehalten. Seit 1986 rückte in Rostock die computergestützte Liegenschaftsdokumentation (COLIDO) an die Stelle des herkömmlichen Liegenschaftsbuches, die inzwischen in das bundesweit einheitliche Automatisierte LiegenschaftsBuch (ALB) eingegangen sind.
Im Bild nachgewiesen sind die Flurstücke bis heute allerdings in Flurkarten, die mitunter rund 150 Jahre alt sind. Damit verbundene erhebliche Qualitätsunterschiede verstärken sich noch durch verschiedenartige Kartenmaßstäbe (1:500 bis 1:5000), erläutert der für das Kataster zuständige Abteilungsleiter Jan Wehnert im Kataster-, Vermessungs- und Liegenschaftsamt. Die Kartiergenauigkeit manuell gezeichneter Karten schätzen Fachleute mit 0,2 mm , wodurch sich in der Natur bei einem Darstellungsmaßstab von 1: 5000 Abweichungen bis zu einem Meter ergeben können. Außerdem kann das Kartenmaterial durch Feuchtigkeit, Temperaturschwankungen und ständige Benutzung noch weiter leiden. Deshalb arbeitet auch das Rostocker Kataster-, Vermessungs- und Liegenschaftsamt an einer digitalen Datenhaltung und -bearbeitung zur vollständigen Umstellung der Katasterführung auf rechnergestützte Verfahren. Zudem bilden digitale Karten die Grundlage vielfältiger Vorhaben privater und amtlicher Nutzer. So werden zum Beispiel schon jetzt Bebauungspläne oder Planungen für Verkehrsvorhaben und Energieversorgung nahezu ausschließlich durch CAD-Systeme realisiert.
In etwa fünf Jahren soll die Rostocker Flurkarte flächendeckend in digitaler Form vorliegen. Damit wären die Rostocker Daten dann im bundesweit einheitlichen Datenformat der Automatisierte Liegenschaftskarte (ALK) erfaßt. Dem Nutzer stünden damit objektstrukturierte, blattschnittfreie und vom Maßstab unabhängige Geobasisdaten zur Verfügung, die sich problemlos mit spezifischen Sachdaten verknüpfen lassen. Das wäre nicht nur eine Erleichterung für die unmittelbar mit dem Kataster befaßten Mitarbeiter, sondern auch für andere Ämter der Stadtverwaltung oder die Nutzung durch Dritte. So sollen 1999 in den Bereichen Alt-Bartelsdorf, Dierkow, Toitenwinkel und im Rostocker Nordwesten (Lütten Klein und Lichtenhagen) digitale Karten zur Verfügung stehen.Unter tatkräftiger Mithilfe mehrerer öffentlich bestellter Vermessungsingenieure liegt inzwischen für die Gemarkung Toitenwinkel die Flurkarte der Flur 2 in digitaler Form vor, die ein Areal von 214 ha umfaßt und auf rechnerisch bestimmten Flurstücksgrenzen basiert. Dadurch hat sich die Genauigkeit der Flurkarte auf etwa 0,2 m verbessert, die auf der bisher gültigen amtlichen Flurkarte aus dem Jahre 1926 eine grafische Genauigkeit von ca. 0,8 m zuließ.
Die digitale Karte bietet neben der verbesserten Geometrie auch die Möglichkeit die Flurstücke mit diversen flächenbezogenen Daten zu verknüpfen. Zum Beispiel können Energieversorgungsunternehmen, Feuerwehr oder Entsorgungsunternehmen alle für ihre Aufgaben notwendigen Daten mit der Kartengrafik verbinden.

Im Bereich der Verwaltung städtischer Grundstücke werden Anträge (z.B. von Kaufinteressenten) mit dem Liegenschaftsinformationssystem ARCHIKART bearbeitet. Hier ist die digitale Datenbankhaltung aufgrund der Menge eingehender Anträge und die Zahl der durch die Stadt zu verwaltenden Grundstücke unumgänglich. Digitale Verfahren sind insbesondere aus Bereichen investiver Maßnahmen, wie zum Beispiel der neuen Wohnungsbaustandorte, nicht mehr wegzudenken. Dort ist zur Umsetzung städtebaulicher Planungen eine ständige Aktualisierung von Liegenschaftsbuch (ALB) und Flurkarte (ALK) erforderlich, die sich aus aktuellen Vermessungen ergeben haben. Erst dann können die zum Teil städtischen Flächen von künftigen Eigentümern auf Antrag (ARCHIKART) erworben werden.

Das Kataster-, Vermessungs- und Liegenschaftsamt verwaltet alle Grundstücke, die Eigentum der Hansestadt Rostock sind. Seine Aufgaben umfassen unter anderem die Vermietung, Verpachtung sowie den An- oder Verkauf von Grundstücken. Weiterer Schwerpunkt der Arbeit ist die Überführung von Eigentumsformen des DDR-Rechts in bundesdeutsches Recht. Daneben fungiert das Amt als Katasterbehörde des Landes MV auf dem Gebiet der Hansestadt Rostock und ist verantwortlich für die Führung des Liegenschaftskatasters. Dieser amtliche Nachweis von Flurstücken und Gebäuden (Liegenschaften) gewährleistet in Verbindung mit den Angaben des Grundbuches die rechtliche Sicherheit des Eigentums an Grund und Boden. Die Wurzeln des heutigen Eigentumkatasters liegen weitgehend in Registern, die seit dem 16.Jahrhundert für die Erfassung der Grundsteuer angelegt wurden.

Zahlen mit Stand Dezember 1998:
Anzahl der analogen Flurkartenblätter: ca. 300
Anzahl der Flurstücke auf dem Gebiet der Stadt: 32 529
­ davon im Eigentum der Stadt 1799 Grundstücke mit insgesamt 7546 Flurstücken
­ Flurstücke im Eigentum des Volkes: 3122 (Zuordnungsverfahren noch nicht abgeschlossen
Städtische Flurstücke im Landkreis Bad Doberan: 755

Im Monat gehen ca. 200 Anträge bezüglich städtischer Grundstücke ein, rund 40 Änderungswünsche für Flurkarte und Liegenschaftsbuch nach Vermessungen, ca. 420 Änderungen des Liegenschaftsbuches hinsichtlich des Eigentümers.