Fachleute besichtigen Industriedenkmäler
Pressemitteilung vom
Bemühungen um Pflege fanden ein positives Echo
Die Pflege von Industriedenkmalen in Rostock war kürzlich Thema der zweitägigen Beratung einer „Arbeitsgruppe für Industriedenkmalpflege der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepublik“ in der Hansestadt.
Die interessierten Fachleute aus ganz Deutschland besichtigten ehemalige und noch sichtbare Betriebsstätten aus den Jahren 1933 bis 1945. Auf dem Plan standen unter anderem auch die ehemaligen Standorte der Heinkelwerke in Marienehe, die Heinkelwand und die Neptunwerft. Sie zählten zu den bedeutsamsten Betrieben, die während des Zweiten Weltkrieges für die Rüstung produziert hatten. „Dennoch fanden unsere Bemühungen zur Pflege und Aufarbeitung dieser zum Teil umstrittenen Denkmäler bei den Rostockern ein überwiegend positives Echo“, meint Peter Writschan vom Rostocker Denkmalpflegeamt. „Schließlich geht es darum, einen wichtigen Teil deutscher Geschichte anschaulich zu erhalten und damit die Auseinandersetzung mit den Ereignissen jener Tage zu fördern.“ Dabei ist die Neptunwerft mit ihrer 150jährigen Tradition und als Baustandort des ersten Schraubendampfers Deutschlands weniger umstritten als die Heinkelwand in der Lübecker Straße. Viele Rostocker sehen in diesem einzig erhaltenen Teil der ehemaligen Flugzeugwerke eher eine Schandmauer als ein Denkmal. Während des Zweiten Weltkrieges erlangte der Betrieb traurigen Ruhm, da er Kampfflugzeuge in Serie produzierte.
Wie in vielen großen Unternehmen wurden auch hier Zwangsarbeiter eingesetzt. „Ein düsteres Kapitel deutscher Industriegeschichte, das wir jetzt mit zeitlichem Abstand differenziert und allumfassend aufarbeiten wollen“, beschreibt Peter Writschan die Herangehensweise des Denkmalpflegeamtes. Andererseits gehört dazu auch die Erkenntnis, daß Heinkel damals zu den führenden High-Tech-Firmen der Welt gehörte. Im Zuge des Aufstiegs der Heinkelwerke wuchs Rostocks Bevölkerung, besonders in Reutershagen, der Bunker am Thomas-Müntzer-Platz wurde gebaut und bereits 1942 wurden die Hansestadt und ihre Rüstungsindustrie Ziel von Bombenangriffen. „Gerade wegen ihrer Widersprüchlichkeit sind solche Zeitzeugnisse wie die Heinkelwand wichtig“, unterstreicht der Denkmalpfleger. Bei der Pflege von Betriebshallen wie beispielsweise auf der Neptunwerft drängt das Denkmalpflegeamt darauf, trotz aller Rekonstruktionen die Authentizität der Atmosphäre zu erhalten. Susanne Fischer