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Na­vi­ga­ti­on

Fach­leu­te be­sich­ti­gen In­dus­trie­denk­mä­ler

Pres­se­mit­tei­lung vom 28.10.1999


Be­mü­hun­gen um Pfle­ge fan­den ein po­si­ti­ves Echo

Die Pfle­ge von In­dus­trie­denk­ma­len in Ros­tock war kürz­lich The­ma der zwei­tä­gi­gen Be­ra­tung ei­ner „Ar­beits­grup­pe für In­dus­trie­denk­mal­pfle­ge der Ver­ei­ni­gung der Lan­des­denk­mal­pfle­ger in der Bun­des­re­pu­blik“ in der Han­se­stadt.

Die in­ter­es­sier­ten Fach­leu­te aus ganz Deutsch­land be­sich­tig­ten ehe­ma­li­ge und noch sicht­ba­re Be­triebs­stät­ten aus den Jah­ren 1933 bis 1945. Auf dem Plan stan­den un­ter an­de­rem auch die ehe­ma­li­gen Stand­or­te der Hein­kel­wer­ke in Ma­ri­en­ehe, die Hein­kel­wand und die Nep­t­un­werft. Sie zähl­ten zu den be­deut­sams­ten Be­trie­ben, die wäh­rend des Zwei­ten Welt­krie­ges für die Rüs­tung pro­du­ziert hat­ten. „Den­noch fan­den un­se­re Be­mü­hun­gen zur Pfle­ge und Auf­ar­bei­tung die­ser zum Teil um­strit­te­nen Denk­mä­ler bei den Ros­to­ckern ein über­wie­gend po­si­ti­ves Echo“, meint Pe­ter Writ­schan vom Ros­to­cker Denk­mal­pfle­ge­amt. „Schlie­ß­lich geht es dar­um, ei­nen wich­ti­gen Teil deut­scher Ge­schich­te an­schau­lich zu er­hal­ten und da­mit die Aus­ein­an­der­set­zung mit den Er­eig­nis­sen je­ner Ta­ge zu för­dern.“ Da­bei ist die Nep­t­un­werft mit ih­rer 150jäh­ri­gen Tra­di­ti­on und als Bau­stand­ort des ers­ten Schrau­ben­damp­fers Deutsch­lands we­ni­ger um­strit­ten als die Hein­kel­wand in der Lü­be­cker Stra­ße. Vie­le Ros­to­cker se­hen in die­sem ein­zig er­hal­te­nen Teil der ehe­ma­li­gen Flug­zeug­wer­ke eher ei­ne Schand­mau­er als ein Denk­mal. Wäh­rend des Zwei­ten Welt­krie­ges er­lang­te der Be­trieb trau­ri­gen Ruhm, da er Kampf­flug­zeu­ge in Se­rie pro­du­zier­te.

Wie in vie­len gro­ßen Un­ter­neh­men wur­den auch hier Zwangs­ar­bei­ter ein­ge­setzt. „Ein düs­te­res Ka­pi­tel deut­scher In­dus­trie­ge­schich­te, das wir jetzt mit zeit­li­chem Ab­stand dif­fe­ren­ziert und all­um­fas­send auf­ar­bei­ten wol­len“, be­schreibt Pe­ter Writ­schan die Her­an­ge­hens­wei­se des Denk­mal­pfle­ge­am­tes. An­de­rer­seits ge­hört da­zu auch die Er­kennt­nis, daß Hein­kel da­mals zu den füh­ren­den High-Tech-Fir­men der Welt ge­hör­te. Im Zu­ge des Auf­stiegs der Hein­kel­wer­ke wuchs Ros­tocks Be­völ­ke­rung, be­son­ders in Reu­ters­ha­gen, der Bun­ker am Tho­mas-Münt­zer-Platz wur­de ge­baut und be­reits 1942 wur­den die Han­se­stadt und ih­re Rüs­tungs­in­dus­trie Ziel von Bom­ben­an­grif­fen. „Ge­ra­de we­gen ih­rer Wi­der­sprüch­lich­keit sind sol­che Zeit­zeug­nis­se wie die Hein­kel­wand wich­tig“, un­ter­streicht der Denk­mal­pfle­ger. Bei der Pfle­ge von Be­triebs­hal­len wie bei­spiels­wei­se auf der Nep­t­un­werft drängt das Denk­mal­pfle­ge­amt dar­auf, trotz al­ler Re­kon­struk­tio­nen die Au­then­ti­zi­tät der At­mo­sphä­re zu er­hal­ten. Su­san­ne Fi­scher