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Felix-Ernst Westphal - ein Unikat in der Rostocker Heide

Pressemitteilung vom 17.08.1999

17. August 1999

Felix-Ernst Westphal - ein Unikat in der Rostocker Heide
Rostocker Stadtforstamt will mit Gedenktafel an einen engagierten Revierförster erinnern

Bei einer Wanderung duch die Rostocker Heide trifft man im Revier Meyerhausstelle an der westlichen Seite der Meilensteinschneise einen kleinen Weg, der zu einer Anhöhe im Bestand führt. Dort findet man vier wunderschöne und stattliche etwa 90jährige Douglasien, die von einem kleinen Fichtenbestand umgeben sind. Deren Spitzen ragen gerade bis an die unteren Äste der Douglasien, so daß nur wenig Licht auf den Boden gelangt. Zwei einfache Holzbänke laden den Heidewanderer dazu ein, sich dort für eine kleine Pause niederzulassen, sein Brot auszupacken und die schöne Natur zu genießen.

Wer viel Zeit, Ruhe und Geduld mitbringt, wird vielleicht die eine oder andere kleine Dachsnase zu sehen bekommen, die vorsichtig aus ihrer Burg herauslugt. Manch einer, der an diesem geheimnisvollen Ort ein wenig Ablenkung vom Alltag sucht, wird gar nicht wissen, daß dieser den Namen "Westphalsruh" trägt, zu Ehren des 1990 verstorbenen Revierförsters Felix-Ernst Westphal aus Rövershagen. Im Jahre 1938 kam er in die Rostocker Heide und war dort bis ins hohe Alter als Revierförster tätig und in seiner Persönlichkeit einzigartig. Trotz seiner Kriegsverletzung - einer Amputation des linken Beines in Oberschenkelmitte - war er mit Hilfe eines speziellen Fahrrades so mobil, daß selbst Gräben kein Hindernis für ihn waren.

Sein ganz besonderer Verdienst waren die vielen akribisch angelegten kleinen Baumschulen. Um die Arbeit darin zu erleichtern und zu verbessern, funktionierte er landwirtschaftliche Geräte so um, daß sie auch im Wald genutzt werden konnten. Wegen der damaligen enormen Holznachfrage wurde auf vielen Flächen gefällt. Um diese schlimmen Lücken zu schließen, ließ Felix-Ernst Westphal schnell wieder neue Pflanzgärten anlegen - teilweise durch Saat, teilweise durch Pflanzungen. Dazu nutzte er neben den einheimischen auch schneller wachsende ausländische Baumarten wie zum beispiel Douglasie, Japanische Lärche, Lebensbäume etc. Vor der Saat ließ er den Sand und den Humus der aufzuforstenden Flächen mit Hilfe eines Bodenmeißels großflächig durchmischen und verbesserte somit die Bodenqualität erheblich. Das Saatgut behandelte Felix-Ernst Westphal durch Lagerung auf Eisblöcken so vor, daß die üblichen ca. 50 Anwuchsprozente auf bis zu 90 Prozent gesteigert wurden. Das Ergebnis war so, wie er es erwartet hatte: Die Saaten schossen in die Höhe. Um die jungen Pflänzchen vor Verbiß durch das Wild zu schützen, legte er Hordengatterzäune an. Da Draht nur sehr schwer zu bekommen war, ließ er einfach viele Holzpfähle dicht nebeneinander in die Erde bringen. Wenn die Arbeiten in den Pflanzgärten kaum noch zu schaffen waren, organisierte Felix-Ernst Westphal sogar Leute von der Polzei, der Bahn und aus Schulen, um zu helfen.

Durch seine Arbeit und seinen Einsatz schuf Felix-Ernst Westphal viele schöne Waldbilder. So kann man unter anderem die Lebensbäume am Krummen Damm als einen ehemaligen Pflanzgarten bewundern. Neben den kleinen Baumschulen war auch die Jagd eine große Leidenschaft dieses Mannes. Viele Nächte verbrachte er im Fulgen auf speziell nach seiner Anleitung gefertigten Hochsitzen. Das Verhalten der einzelnen Tiere kannte er so genau, daß kaum ein Abschuß Zufall war. Wegen seiner hervorragenden Jagdkentnisse und seinen exakt durchgeführten Gesellschaftsjagden war er bei seinen Weidgenossen hoch angesehen. Seine guten Kontakte zu den Menschen in seiner Umgebung waren auch forstlich nützlich, vor allem, wenn es darum ging, etwas zu organisieren oder zu beschaffen.

Über eine Besonderheit schmunzeln heute noch seine damaligen Forstarbeiter ganz besonders: Felix-Ernst Westphal sprach seine Schüler und Forstarbeiter - nach alter mecklenburger Art - nicht persönlich mit Namen an. Ein strenges - Da hätte "hei" mich wohl mal fragen sollen - (Plattdeutsch) bekam der Betreffende statt dessen zu hören. Daß Felix-Ernst Westphal dabei demjenigen nicht direkt in die Augen schaute, wird der eine oder andere bei der ohnehin schon strengen Zurechtweisung nicht unbedingt vermißt haben. Zu seinen Ehren wurde auf den Vorschlag seines Nachfolgers Revierförster Hubert Goldberg im Frühjahr 1995 die "Westphalsruh" eingerichtet. Die schönste Stelle im Revier, der Hügel in der Nähe der von Felix-Ernst Westphal eingerichteten Wildfütterung, wurde beräumt und zwei einfache Holbänker aufgestellt. Künftig soll jeder schnell erkennen, wo er sich dort niedergelassen hat. Das Stadtfortsamt Rostock wird eine kleine Tafel aufstellen, die das Geheimnis dieses schönes Ortes lüftet. Felix-Ernst Westphal war ein Unikat in der Rostocker Heide und wird den damaligen wie den heutigen Forstleuten stets in guter Erinnerung bleiben. Jana Lorenz