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Na­vi­ga­ti­on

Gast­sti­pen­dia­ten la­den ein ins of­fe­ne Ate­lier im Am­berg 13

Pres­se­mit­tei­lung vom 15.12.2004

Auf Ein­la­dung des Lan­des Meck­len­burg-Vor­pom­mern und der Han­se­stadt Ros­tock ar­bei­ten zur­zeit Stef­fi Wei­gel und Rai­ner Fest - Ma­le­rei und Bild­haue­rei - im Schles­wig-Hol­stein-Haus am Am­berg 13. Bei­de be­en­den ih­ren Sti­pen­dia­ten­auf­ent­halt im Ros­to­cker Schles­wig-Hol­stein-Haus mit ei­nem Tag des of­fe­nen Ate­liers am Frei­tag, dem 17. De­zem­ber 2004 von 15 bis 21 Uhr, zu dem In­ter­es­sier­te herz­lich ein­ge­la­den sind.

In der Ma­le­rei von Stef­fi Wei­gel geht es um Bild­nis­se. Bild­nis­se von Men­schen, von Land­schaf­ten, von Din­gen. Bild­nis­se sind Trä­ger des Ge­heim­nis­ses des Ab­ge­bil­de­ten, Spei­cher ih­rer En­er­gie, ihr Ge­dächt­nis. Die Ar­bei­ten wi­der­spie­geln ei­ne Art Fan-Sein - ein ro­man­ti­sches Le­bens­ge­fühl. Sie ent­sprin­gen ei­ner Neu­gier auf Men­schen und die Le­gen­den, die sich um sie ran­ken. Es ist ei­ne Art Spiel mit dem My­thos des "Aus­er­wäh­lens" und "Aus­er­wähl­t­seins" - das Her­aus­he­ben aus der Flüch­tig­keit un­se­rer Zeit und die Be­wah­rung durch das Bild. Es ist ein Ret­ten vor dem Ver­ges­sen, vor dem Ver­schwin­den in der An­ony­mi­tät.

Die in Ros­tock be­gon­ne­ne Se­rie "Hin­ter den Ber­gen" be­schäf­tigt sich mit dem Ver­bor­ge­nen. Ver­BER­Gen. Ber­ge sym­bo­li­sie­ren ei­ne Über­gangs­zo­ne zwi­schen der mensch­li­chen und gött­li­chen Ebe­ne. Was ist hin­ter den Ber­gen? Ei­ne Stim­me? Ein Land? Ver­lo­re­nes? Schein­bar ewig, re­flek­tie­ren sie Ver­än­de­rung im Be­trach­ter. Ber­ge ver­stel­len den Blick, lei­ten ihn nach oben, ru­fen laut­los. Auf Ber­gen wird ge­op­fert, ge­pil­gert, Got­tes Wort emp­fan­gen. Die ver­gilb­ten Far­ben der Bil­der, und de­ren Äs­the­tik von al­ten Fo­to­gra­fi­en (die viel Licht kom­men und ge­hen sa­hen), be­to­nen die Kost­bar­keit ei­nes er­in­ner­ten Bil­des als ent­rück­ten Zu­stand, der Zeit ent­ho­ben. Die Far­ben er­zäh­len von kol­lek­ti­ven Er­in­ne­run­gen, von al­ten mensch­li­chen Wel­ten und ur­sprüng­li­chen Le­bens­wei­sen.

Wie ein Berg mu­tet auch die Skulp­tur - Raum für Wand­lung, Gra­nit, Find­ling, von Rai­ner Fest an. Was in den Skulp­tu­ren des Bild­hau­ers an­klingt, wi­der­spricht in Vie­lem den Vor­stel­lun­gen ei­ner schnell­le­bi­gen und kurz­at­mi­gen Epo­che, die Über­le­gun­gen zur Ein­heit von Mensch, Na­tur und Kos­mos fremd und un­si­cher ge­gen­über­steht. Was in sei­nen Ar­bei­ten zum Aus­druck kommt, tan­giert Vor­stel­lun­gen vom Mensch­sein im My­thos - al­so ei­ner Da­seins­form vor und au­ßer­halb his­to­ri­scher Di­men­si­on. My­thos meint in die­sem Sin­ne Kon­takt zum Ur­sprung und Ver­bin­dung zwi­schen Mensch, Na­tur und Kult.

Künst­ler wie Rai­ner Fest ver­mö­gen mit ih­ren Wer­ken die­sen Kon­takt zum Ur­sprung her­zu­stel­len. Kunst ist für ihn zu­gleich Ge­gen­stand und Ver­mitt­lungs­ebe­ne im öf­fent­li­chen Pro­zess, wie auch ein Vor­gang, der im Ver­bor­ge­nen statt­fin­det. Bei­de Be­rei­che sind ur­ei­ge­ne Do­mä­nen der Kunst und An­lie­gen von Rai­ner Fests Schaf­fen. Er stellt so­wohl Brun­nen und Skulp­tu­ren für den öf­fent­li­chen Be­reich her, als auch klei­ne­re Ar­bei­ten, die ent­we­der am Fund­ort des Steins oder Find­lings voll­endet wer­den, oder in sei­nem Bild­hau­er­ate­lier ent­ste­hen. Rai­ner Fest un­ter­sucht, wie po­si­ti­ve und ne­ga­ti­ve For­men aus­ein­an­der her­vor­ge­hen, wie sie in­ein­an­der grei­fen und sich ge­gen­sei­tig be­stä­ti­gen - wie, da­mit ein­her­ge­hend, Hel­les und Dunk­les zu­ein­an­der ste­hen, Fül­le und Lee­re, Auf­ra­gen­des und Ver­senk­tes, fes­ter und flüch­ti­ger Stoff und wie dies al­les zu­sam­men et­was wie ei­nen fort­lau­fen­den Text bil­det."

Dr.​Katrin Ar­rie­ta