Gaststipendiaten laden ein ins offene Atelier im Amberg 13
Pressemitteilung vom
Auf Einladung des Landes Mecklenburg-Vorpommern und der Hansestadt Rostock arbeiten zurzeit Steffi Weigel und Rainer Fest - Malerei und Bildhauerei - im Schleswig-Holstein-Haus am Amberg 13. Beide beenden ihren Stipendiatenaufenthalt im Rostocker Schleswig-Holstein-Haus mit einem Tag des offenen Ateliers am Freitag, dem 17. Dezember 2004 von 15 bis 21 Uhr, zu dem Interessierte herzlich eingeladen sind.
In der Malerei von Steffi Weigel geht es um Bildnisse. Bildnisse von Menschen, von Landschaften, von Dingen. Bildnisse sind Träger des Geheimnisses des Abgebildeten, Speicher ihrer Energie, ihr Gedächtnis. Die Arbeiten widerspiegeln eine Art Fan-Sein - ein romantisches Lebensgefühl. Sie entspringen einer Neugier auf Menschen und die Legenden, die sich um sie ranken. Es ist eine Art Spiel mit dem Mythos des "Auserwählens" und "Auserwähltseins" - das Herausheben aus der Flüchtigkeit unserer Zeit und die Bewahrung durch das Bild. Es ist ein Retten vor dem Vergessen, vor dem Verschwinden in der Anonymität.
Die in Rostock begonnene Serie "Hinter den Bergen" beschäftigt sich mit dem Verborgenen. VerBERGen. Berge symbolisieren eine Übergangszone zwischen der menschlichen und göttlichen Ebene. Was ist hinter den Bergen? Eine Stimme? Ein Land? Verlorenes? Scheinbar ewig, reflektieren sie Veränderung im Betrachter. Berge verstellen den Blick, leiten ihn nach oben, rufen lautlos. Auf Bergen wird geopfert, gepilgert, Gottes Wort empfangen. Die vergilbten Farben der Bilder, und deren Ästhetik von alten Fotografien (die viel Licht kommen und gehen sahen), betonen die Kostbarkeit eines erinnerten Bildes als entrückten Zustand, der Zeit enthoben. Die Farben erzählen von kollektiven Erinnerungen, von alten menschlichen Welten und ursprünglichen Lebensweisen.
Wie ein Berg mutet auch die Skulptur - Raum für Wandlung, Granit, Findling, von Rainer Fest an. Was in den Skulpturen des Bildhauers anklingt, widerspricht in Vielem den Vorstellungen einer schnelllebigen und kurzatmigen Epoche, die Überlegungen zur Einheit von Mensch, Natur und Kosmos fremd und unsicher gegenübersteht. Was in seinen Arbeiten zum Ausdruck kommt, tangiert Vorstellungen vom Menschsein im Mythos - also einer Daseinsform vor und außerhalb historischer Dimension. Mythos meint in diesem Sinne Kontakt zum Ursprung und Verbindung zwischen Mensch, Natur und Kult.
Künstler wie Rainer Fest vermögen mit ihren Werken diesen Kontakt zum Ursprung herzustellen. Kunst ist für ihn zugleich Gegenstand und Vermittlungsebene im öffentlichen Prozess, wie auch ein Vorgang, der im Verborgenen stattfindet. Beide Bereiche sind ureigene Domänen der Kunst und Anliegen von Rainer Fests Schaffen. Er stellt sowohl Brunnen und Skulpturen für den öffentlichen Bereich her, als auch kleinere Arbeiten, die entweder am Fundort des Steins oder Findlings vollendet werden, oder in seinem Bildhaueratelier entstehen. Rainer Fest untersucht, wie positive und negative Formen auseinander hervorgehen, wie sie ineinander greifen und sich gegenseitig bestätigen - wie, damit einhergehend, Helles und Dunkles zueinander stehen, Fülle und Leere, Aufragendes und Versenktes, fester und flüchtiger Stoff und wie dies alles zusammen etwas wie einen fortlaufenden Text bildet."
Dr.Katrin Arrieta