Home
Na­vi­ga­ti­on

Ge­sund­heits­be­richt der Han­se­stadt Ros­tock 2015 (Be­richts­zeit­raum 2004 – 2013)

Pres­se­mit­tei­lung vom 17.06.2015

Die kom­mu­na­le Ge­sund­heits­be­richt­erstat­tung ist ei­ne Auf­ga­be des Öf­fent­li­chen Ge­sund­heits­diens­tes. Ziel der Be­richt­erstat­tung ist es, über die ge­sund­heit­li­che La­ge und die Ver­sor­gungs­si­tua­ti­on der Bür­ge­rin­nen und Bür­ger zu in­for­mie­ren so­wie ggf. Lö­sungs­an­sät­ze auf­zu­zei­gen.
Ani­ca Stürtz, Mas­ter­stu­den­tin der Hoch­schu­le Neu­bran­den­burg er­stell­te in ei­ner Ge­mein­schafts­ar­beit mit den Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern des Ge­sund­heits­am­tes der Han­se­stadt Ros­tock den nun ers­ten wis­sen­schaft­lich be­glei­te­ten Ge­sund­heits­be­richt. Un­ter Nut­zung der Pri­mär­da­ten des Ge­sund­heits­am­tes, der sta­tis­ti­schen Kom­mu­nal­da­ten so­wie auf Ba­sis von AOK-Da­ten konn­ten we­sent­li­che die Ge­sund­heit der Ros­to­cker Be­völ­ke­rung be­tref­fen­den Ent­wick­lun­gen im Ver­gleich zu Lan­des- und Bun­des­sta­tis­ti­ken 2004 – 2013 ana­ly­siert, be­wer­tet und re­gio­na­le Hand­lungs­emp­feh­lun­gen ab­ge­lei­tet wer­den.

In der Be­völ­ke­rung der Han­se­stadt Ros­tock so­wie im ge­sam­ten Bun­des­land Meck­len­burg-Vor­pom­mern zei­gen sich die Aus­wir­kun­gen des de­mo­gra­fi­schen Wan­dels. Von 1993 bis 2013 ist der An­teil der über 65-Jäh­ri­gen in Ros­tock von 10,4 Pro­zent auf 23 Pro­zent deut­lich ge­stie­gen. So­mit hat na­he­zu je­der Vier­te das 65. Le­bens­jahr er­reicht oder über­schrit­ten. Ak­tu­ell wächst die Ros­to­cker Be­völ­ke­rung. In der Zu­kunft wird sich je­doch so­wohl die An­zahl der Kin­der (0 bis 15 Jah­re) als auch der Per­so­nen im er­werbs­fä­hi­gen Al­ter (15 bis 65 Jah­re) wei­ter ver­rin­gern und ei­nem wach­sen­den An­teil an äl­te­ren Per­so­nen (65 Jah­re und äl­ter) ge­gen­über ste­hen. Nach der 4. ak­tua­li­sier­ten Lan­des­pro­gno­se für Meck­len­burg-Vor­pom­mern (2012) wird für das Jahr 2030 hin­ge­gen an­ge­nom­men, dass je­der drit­te Ein­woh­ner im Bun­des­land der Al­ters­klas­se der über 65-Jäh­ri­gen an­ge­hö­ren wird.
Bei der Be­trach­tung der ge­sund­heit­li­chen La­ge aus­ge­wähl­ter Be­völ­ke­rungs­grup­pen kommt den Kin­dern und Ju­gend­li­chen ei­ne be­son­de­re Be­deu­tung zu. Be­reits im Kin­des­al­ter wer­den Ge­sund­heits­res­sour­cen ge­schaf­fen und ge­sund­heits­be­zo­ge­ne Ver­hal­tens­wei­sen er­lernt, die das Fun­da­ment für die ge­sund­heit­li­che La­ge im wei­te­ren Le­ben bil­den und da­mit auch die Chan­ce zur ge­sell­schaft­li­chen Teil­ha­be be­ein­flus­sen.

Durch den Kin­der- und Ju­gend­ge­sund­heits­dienst der Han­se­stadt Ros­tock wer­den al­le Ein­schü­ler, die Schü­ler der 4. und 8. Klas­sen so­wie die För­der­schü­ler in den Son­der­schu­len re­gel­mä­ßig un­ter­sucht, um Ent­wick­lungs­ver­zö­ge­run­gen und ge­sund­heit­li­che Pro­ble­me früh­zei­tig zu er­ken­nen und ih­nen ent­ge­gen wir­ken zu kön­nen. Auch der be­stehen­de Impf­schutz des Kin­des und des Ju­gend­li­chen wird über­prüft. Bei feh­len­den Imp­fun­gen er­folgt ei­ne Emp­feh­lung zur Imp­fung beim Haus-/ Kin­der­arzt oder in der Impf­sprech­stun­de des Ge­sund­heits­am­tes. Zu­sätz­lich wer­den Schutz­imp­fun­gen in Schu­len an­ge­bo­ten.
Die im Rah­men der Schul­un­ter­su­chun­gen er­ho­be­nen Be­fun­de zeig­ten in der Aus­wer­tung des Be­richts­zeit­rau­mes be­mer­kens­wer­te Ten­den­zen auf. So wur­de ei­ne Zu­nah­me der Auf­fäl­lig­kei­ten der Fein­mo­to­rik, der vi­su­el­len Wahr­neh­mungs­fä­hig­keit, der psy­cho­phy­si­schen Be­last­bar­keit und des Psy­cho­so­zi­al­ver­hal­tens fest­ge­stellt. Be­son­ders zu be­ach­ten sind zu­sätz­lich Stö­run­gen der al­ters­ge­rech­ten Sprach­ent­wick­lung. Bei 40,6 Pro­zent der un­ter­such­ten Ein­schü­ler des Schul­jah­res 2014/2015 wur­den Sprach­stö­run­gen auf­fäl­lig, wo­bei ca. 30 Pro­zent die­ser Kin­der be­reits sprach­the­ra­peu­tisch be­han­delt wur­den.
Fer­ner spie­geln die Er­geb­nis­se der schul­ärzt­li­chen Un­ter­su­chun­gen ei­ne wach­sen­de Pro­ble­ma­tik in der Ge­wichts­ent­wick­lung in Form von Un­ter­ge­wicht, Über­ge­wicht und Adi­po­si­tas wi­der. Auch wei­sen im­mer mehr Schü­le­rin­nen und Schü­ler Ver­än­de­run­gen am Be­we­gungs­sys­tem auf.
Vor dem Hin­ter­grund die­ser Fest­stel­lun­gen und der Tat­sa­che, dass die ge­sund­heit­li­che Si­tua­ti­on der Kin­der und Ju­gend­li­chen über das ge­sund­heit­li­che Be­fin­den im Er­wach­se­nen­al­ter mit ent­schei­det, sind für die Han­se­stadt Ros­tock Maß­nah­men zur För­de­rung ei­nes ge­sun­den Le­bens­stils und -um­felds im Kin­des- und Ju­gend­al­ter von gro­ßer Be­deu­tung. Die für das Land Meck­len­burg-Vor­pom­mern neu for­mu­lier­ten Ge­sund­heits­zie­le un­ter dem The­ma „Chan­cen­gleich ge­sund auf­wach­sen in Meck­len­burg-Vor­pom­mern“ las­sen sich auch auf die Han­se­stadt Ros­tock über­tra­gen. Ver­ant­wor­tungs­ket­ten der El­tern­schaft, der Er­zie­her, der Leh­rer, ja der ge­sam­ten Ge­sell­schaft wer­den auf­ge­zeigt.

Um den Mund­ge­sund­heits­zu­stand sta­tis­tisch zu er­fas­sen, Ent­wick­lungs­ten­den­zen auf­zu­zei­gen und ver­schie­de­ne Prä­ven­ti­ons­an­sät­ze mit ho­her Ef­fek­ti­vi­tät auf den Weg zu brin­gen, sind die zahn­ärzt­li­chen Un­ter­su­chun­gen flä­chen­de­ckend als kom­mu­na­le ge­setz­li­che Auf­ga­be fort­zu­füh­ren. So wer­den Kin­der und Ju­gend­li­che im Al­ter von drei bis 18 Jah­ren ein­mal jähr­lich durch den Kin­der-Ju­gend-Zahn­ärzt­li­chen Dienst un­ter­sucht. Die zu­sätz­lich flä­chen­de­cken­de Grup­pen­pro­phy­la­xe fin­det bei al­len Kin­dern bis zum 12. Le­bens­jahr, bei Kin­dern und Ju­gend­li­chen mit er­höh­tem Ka­ri­es­ri­si­ko bis zum 16. Le­bens­jahr statt.
Bei den zahn­ärzt­li­chen Un­ter­su­chun­gen konn­te ei­ne Ver­bes­se­rung der Mund­ge­sund­heit im 10-Jah­res­zeit­raum nach­ge­wie­sen wer­den. Der An­teil der un­ter­such­ten 3 bis 18 jäh­ri­gen Kin­der mit pri­mär ge­sun­dem Ge­biss ist von 44,9 Pro­zent (2004/2005) auf 64,3 Pro­zent (2011/2012) um fast 20 Pro­zent ge­stie­gen.
An­de­rer­seits wei­sen im Schul­jahr 2013/2014 nur 53,5 Pro­zent al­ler un­ter­such­ten sechs­jäh­ri­gen Kin­der ein pri­mär ge­sun­des Ge­biss auf. Ent­spre­chend der Mund­ge­sund­heits­zie­le der Bun­des­zahn­ärz­te­kam­mer (BZÄK) bis 2020 sind 80 Pro­zent die Ziel­stel­lung. Für ei­ne Ver­bes­se­rung der Mund­ge­sund­heit, soll­te die Grup­pen­pro­phy­la­xe kon­ti­nu­ier­lich und flä­chen­de­ckend er­fol­gen, letzt­lich auch zur Wah­rung der Chan­cen­gleich­heit al­ler Ros­to­cker Kin­der.
Ei­nen Schwer­punkt der Tä­tig­keit der Zahn­ärz­te des Öf­fent­li­chen Ge­sund­heits­diens­tes bil­det die In­ten­siv­pro­phy­la­xe in Ka­ri­es­ri­si­ko­ein­rich­tun­gen und die kon­se­quen­te Durch­füh­rung der Fluo­ri­die­rung als be­son­ders wirk­sa­me Säu­le der Grup­pen­pro­phy­la­xe. Die sta­gnie­ren­de früh­kind­li­che Ka­ri­es bei Kin­dern un­ter drei Jah­ren be­darf er­höh­ter Auf­merk­sam­keit. In die­ser Al­ters­grup­pe muss es ge­lin­gen, Früh­erken­nungs­un­ter­su­chun­gen ge­setz­lich zu ver­an­kern, früh­zei­ti­ge kom­mu­na­le Prä­ven­ti­ons­maß­nah­men und -stra­te­gi­en fest­zu­schrei­ben und ge­mein­sam mit El­tern, nie­der­ge­las­se­nen Zahn­ärz­ten, Ki­ta- und Krip­pen­per­so­nal für ei­ne ge­sun­de Ge­biss­ent­wick­lung ein­zu­ste­hen.

Das Le­ben und die Ge­sund­heit der All­ge­mein­be­völ­ke­rung so­wie des ein­zel­nen In­di­vi­du­ums sind vor ei­ner stets ge­ge­be­nen Ge­fahr der In­fek­ti­on mit Krank­heits­er­re­gern zu schüt­zen. Die Er­fas­sung und Be­wer­tung der Da­ten von mel­de­pflich­ti­gen In­fek­tio­nen durch das Ge­sund­heits­amt der Han­se­stadt Ros­tock sind Vor­aus­set­zung, um Trends der Ent­wick­lung und Or­ga­ni­sa­ti­on von Ab­wehr­maß­nah­men ge­gen­über In­fek­ti­ons­er­kran­kun­gen zu er­ken­nen. Ei­ne Ab­nah­me der Er­kran­kungs­zah­len spie­gelt auch die Ef­fek­ti­vi­tät von Vor­sor­ge­maß­nah­men in der Be­völ­ke­rung wi­der. So konn­ten in den ver­gan­ge­nen zehn Jah­ren in Ros­tock He­pa­ti­tis B In­fek­tio­nen, Keuch­hus­ten und Sal­mo­nel­lo­sen zu­rück­ge­drängt wer­den. Ei­ne her­aus­for­dern­de Auf­ga­be bleibt die Sen­kung der Häu­fung an In­fek­tio­nen in Ge­mein­schafts­ein­rich­tun­gen, vor al­lem in Al­ten- und Pfle­ge­hei­men. Nur durch die kor­rek­te Um­set­zung der in den Ein­rich­tun­gen eta­blier­ten Hy­gie­ne­plä­ne, vor al­lem wäh­rend der Sai­son für Ma­gen-Darm-In­fek­tio­nen und In­flu­en­za­in­fek­tio­nen, ist ei­ne Sen­kung der­ar­ti­ger Krank­hei­ten rea­li­sier­bar. Hier­bei soll­te be­son­de­res Au­gen­merk auf die aus­rei­chen­de per­so­nel­le Aus­stat­tung von Pfle­ge­ein­rich­tun­gen ge­legt wer­den.
In Zu­kunft wird die Mel­de­pflicht für mul­ti­re­sis­ten­te Er­re­ger (MRE) im In­fek­ti­ons­schutz­ge­setz er­wei­tert. Ziel ist es, die Si­tua­ti­on in me­di­zi­ni­schen Ein­rich­tun­gen bes­ser ein­schät­zen zu kön­nen und auf der Grund­la­ge der An­pas­sung der An­ti­bio­ti­ka­the­ra­pie das wei­te­re Auf­tre­ten von Mul­ti­re­sis­ten­zen zu ver­rin­gern. Durch die Schaf­fung von re­gio­na­len MRE-Netz­wer­ken zur Min­de­rung ei­ner MRE-Ver­brei­tung soll die Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen den Kli­ni­ken, am­bu­lan­ten me­di­zi­ni­schen Ein­rich­tun­gen, den Ge­sund­heits­äm­tern so­wie Al­ten- und Pfle­ge­hei­men ver­bes­sert wer­den.

Imp­fun­gen stel­len bei be­stimm­ten Krank­hei­ten die be­deu­tends­te und wir­kungs­volls­te prä­ven­ti­ve Schutz­maß­nah­me dar. In Meck­len­burg-Vor­pom­mern so­wie in der Han­se­stadt Ros­tock wer­den ho­he Impf­quo­ten er­reicht, da die Ak­zep­tanz un­ter der Be­völ­ke­rung noch hoch ist. Zu­neh­mend gibt es auch Impf­skep­ti­ker so­wie Impf­geg­ner in un­se­rer Re­gi­on. Von der WHO wird ein Durch­imp­fungs­grad von 95 Pro­zent an­ge­strebt, um aus me­di­zi­ni­schen Grün­den nicht impf­ba­re Be­völ­ke­rungs­an­tei­le vor impf­prä­ven­ta­blen In­fek­tio­nen zu schüt­zen. Bei den Ein­schü­lern im Schul­jahr 2013/2014 in der Han­se­stadt Ros­tock wur­de ein Durch­imp­fungs­grad ge­gen Te­ta­nus und Diph­the­rie von 98 Pro­zent und bei Mumps, Ma­sern und Rö­teln von über 94 Pro­zent er­reicht. Die Er­wach­se­nen sind nur über ei­ne aus­rei­chen­de öf­fent­li­che Auf­klä­rung für die re­gel­mä­ßi­ge Durch­füh­rung der Auf­fri­schung des Impf­schut­zes zu sen­si­bi­li­sie­ren.

Die Neu­in­fek­tio­nen mit HIV stie­gen von elf im Jahr 2013 auf 23 im Jahr 2014. Auf­fäl­lig ist der An­stieg der Sy­phi­lis­zah­len im glei­chen Zeit­raum von fünf auf 52 dia­gnos­ti­zier­te Fäl­le. Da die In­fek­ti­on mit Sy­phi­lis die An­fäl­lig­keit für HIV er­höht, ist es not­wen­dig, die Neu­in­fek­tio­nen mit Sy­phi­lis recht­zei­tig zu er­ken­nen, um ei­ne ent­spre­chend qua­li­fi­zier­te fach­ärzt­li­che Be­hand­lung ein­zu­lei­ten und da­mit ei­ner Über­tra­gung in­ner­halb der Be­völ­ke­rung ent­ge­gen­zu­wir­ken. Der Auf­recht­erhal­tung der Auf­klä­rungs­ar­beit auf dem Ge­biet der se­xu­ell über­trag­ba­ren In­fek­tio­nen, auch durch den Öf­fent­li­chen Ge­sund­heits­dienst, kommt ei­ne ho­he Be­deu­tung zu. Das nied­rig­schwel­li­ge und kos­ten­freie An­ge­bot zur Un­ter­su­chung auf STI und HIV muss be­stehen blei­ben.
Be­zo­gen auf die Ros­to­cker Be­völ­ke­rung ver­fügt die Han­se­stadt hin­sicht­lich der am­bu­lan­ten und sta­tio­nä­ren me­di­zi­ni­schen Ver­sor­gung, die Zahl der Apo­the­ken und die An­ge­bo­te in der Pfle­ge über ei­ne der­zeit ak­zep­tiert gu­te In­fra­struk­tur. Al­ler­dings ber­gen die de­mo­gra­fi­sche Ent­wick­lung und die zu­neh­men­de Mit­ver­sor­gung des Ros­to­cker Um­lan­des gro­ße Her­aus­for­de­run­gen für die Si­cher­stel­lung der me­di­zi­ni­schen und pfle­ge­ri­schen Ver­sor­gung. Zum ei­nen ist zu­künf­tig der nicht ge­rin­ger wer­den­de Be­darf an Ärz­ten ab­zu­de­cken, zum an­de­ren ist den Be­dürf­nis­sen ei­ner al­tern­den Ge­sell­schaft mehr Rech­nung zu tra­gen. Ei­ne Mög­lich­keit wä­re, dem Bei­spiel des Bun­des­lan­des Sach­sen zu fol­gen und bis­her feh­len­de „Fach­ärz­te für Ger­ia­trie“ auch in Meck­len­burg-Vor­pom­mern als Fach­arzt aus­zu­bil­den. Für die Si­cher­stel­lung ins­be­son­de­re der haus­ärzt­li­chen Ver­sor­gung in Ros­tock wä­re die be­darfs­ge­rech­te An­pas­sung von Plan­zah­len durch die KVMV emp­feh­lens­wert. Dar­über hin­aus ist die Ge­win­nung von Nach­wuchs zum Er­halt be­stehen­der Arzt­pra­xen auch un­ter Be­rück­sich­ti­gung ei­ner Mit­ver­sor­gung des Ros­to­cker Um­lan­des als Her­aus­for­de­rung zu be­grei­fen.
Für die re­la­tiv neu eta­blier­te so ge­nann­te „am­bu­lan­te“ In­ten­siv­pfle­ge sind drin­gend recht­li­che Re­ge­lun­gen zur Qua­li­täts­si­che­rung und Über­wa­chungs­zu­stän­dig­keit im In­ter­es­se der Pa­ti­en­ten und de­ren An­ge­hö­ri­gen so­wie zum Schutz der Mit­ar­bei­ter und de­ren Ar­beits­be­din­gun­gen er­for­der­lich. Ins­ge­samt be­dür­fen al­le aka­de­mi­schen und nicht­aka­de­mi­schen Heil­be­ru­fe und hier­bei be­son­ders die Pfle­ge­be­ru­fe des sta­tio­nä­ren und am­bu­lan­ten Be­rei­ches ei­ner grö­ße­ren Wert­schät­zung und ei­ner be­son­de­ren Stär­kung durch un­se­re Ge­sell­schaft.
Die Ver­sor­gungs­struk­tur der Hil­fen für psy­chisch kran­ke Men­schen ist in der Han­se­stadt Ros­tock im Ver­gleich zu an­de­ren Krei­sen und bun­des­weit sehr breit ge­fä­chert und dif­fe­ren­ziert. Durch die Funk­ti­on als Ober­zen­trum kon­zen­trie­ren sich in der Stadt psych­ia­tri­sche Ta­ges­kli­ni­ken und Kli­ni­ken, die dia­gno­se­spe­zi­fi­sche Be­hand­lungs­an­ge­bo­te vor­hal­ten.
Im Be­reich der kas­sen­ärzt­li­chen psych­ia­tri­schen Ver­sor­gung wird wie­der­holt von län­ge­ren War­te­zei­ten be­rich­tet, ob­wohl laut Plan­zah­len der Kas­sen­ärzt­li­chen Ver­ei­ni­gung al­le Kas­sen-Arzt- als auch Kas­sen-Psy­cho­lo­gen-Sit­ze in Ros­tock be­setzt sind. In Ros­tock als ge­sperr­tem Pla­nungs­ge­biet sind der­zeit kei­ne wei­te­ren Zu­las­sun­gen mög­lich. Auf­grund der Zen­trums­funk­ti­on be­han­deln die nie­der­ge­las­se­nen Fach­ärz­te für Psych­ia­trie und Psy­cho­lo­gen aber auch hier im er­heb­li­chen Ma­ße Pa­ti­en­ten aus dem Ros­to­cker Um­land. Des Wei­te­ren be­dingt ei­ne äl­ter wer­den­de Be­völ­ke­rung ei­ne zu­neh­men­de Zahl mul­ti-mor­bi­der Men­schen mit ei­ner er­höh­ten Nach­fra­ge fach­ärzt­li­cher Be­hand­lun­gen.
Zu­künf­tig sind die vor­han­de­nen Ver­sor­gungs­an­ge­bo­te auch hin­sicht­lich der de­mo­gra­fi­schen Ent­wick­lung und sich än­dern­der Nut­zer­wün­sche re­gel­mä­ßig zu über­prü­fen und an­zu­pas­sen, wo­bei sich bei den ge­ron­to­psych­ia­tri­schen Ver­sor­gungs­an­ge­bo­ten be­reits ein wach­sen­der Be­darf ab­zeich­net.
Die Sucht­prä­ven­ti­on ist ein wich­ti­ger Be­stand­teil ei­nes kom­ple­xen und ganz­heit­lich aus­ge­rich­te­ten Prä­ven­ti­ons- und Ge­sund­heits­för­de­rungs­kon­zep­tes. Ob­gleich bun­des­wei­te sta­tis­ti­sche Zah­len be­le­gen, dass schon ers­te Er­fol­ge im Kon­sum­ver­hal­ten von Kin­dern und Ju­gend­li­chen in ei­ni­gen Be­rei­chen vor­lie­gen, sind zum Bei­spiel die Fol­gen des Al­ko­hol­kon­sums so­wohl für die Be­trof­fe­nen und de­ren Fa­mi­li­en als auch ge­samt­ge­sell­schaft­lich nach wie vor gra­vie­rend. Durch die Schaf­fung ei­ner kom­mu­na­len Stel­le „Fach­be­ra­tung für Sucht­prä­ven­ti­on für Kin­der und Ju­gend­li­che“ ist ein we­sent­li­cher Be­stand­teil im Netz­werk der Sucht­prä­ven­ti­on in der Han­se­stadt Ros­tock hin­zu­ge­kom­men. Die Ver­net­zung ein­zel­ner Ak­teu­re in­ner­halb der Kom­mu­ne ist für den Auf­bau ei­ner prä­ven­ti­ven In­fra­struk­tur not­wen­di­ge Vor­aus­set­zung. Ei­ne stär­ke­re Au­ßen­wahr­neh­mung der an der kom­mu­na­len Sucht­prä­ven­ti­on be­tei­lig­ten Per­so­nen so­wie ei­ne ge­mein­sa­me kon­zep­tio­nel­le Ar­beit mit den re­gio­na­len Sucht­prä­ven­ti­ons­fach­kräf­ten an den ver­schie­de­nen The­men der Sucht­prä­ven­ti­on sind not­wen­dig und kön­nen nur un­ter ei­ner fach­li­chen Be­glei­tung ver­bes­sert und spür­bar um­ge­setzt wer­den.
Dar­über hin­aus wer­den sich wan­deln­de Kon­sum­mus­ter, wie ge­gen­wär­tig zum Bei­spiel der Kon­sum von „Crys­tal Me­th“ un­ter an­de­rem im­mer wie­der neue und in­no­va­ti­ve An­ge­bo­te der Be­ra­tung und der so­zia­len Ar­beit mit Kin­dern und Ju­gend­li­chen so­wie de­ren El­tern und Freun­den ein­for­dern.
Sucht­prä­ven­ti­on für Kin­der und Ju­gend­li­che soll nicht als „Feu­er­wehr“ fun­gie­ren, son­dern lang­fris­tig, kon­ti­nu­ier­lich und nach­hal­tig im Bil­dungs­pro­zess in­te­griert sein. Nur so kön­nen ge­samt­städ­tisch Er­fol­ge in der Sucht­prä­ven­ti­on er­zielt wer­den. Die Ein­be­zie­hung von po­li­ti­schen Gre­mi­en zum Er­rei­chen der sucht­prä­ven­ti­ven Zie­le ist un­er­läss­lich.

Auf dem Ge­biet der kom­mu­na­len Ge­sund­heits­för­de­rung weist die Han­se­stadt Ros­tock gu­te re­gio­na­le und bun­des­wei­te Ver­net­zun­gen auf. Auch zu­künf­tig be­darf es ei­ner so­zi­al­räum­li­chen ziel­grup­pen­spe­zi­fi­schen Ko­or­di­nie­rung der Ge­sund­heits­för­de­rung, um die Ge­sund­heits­kom­pe­ten­zen der Kin­der und Ju­gend­li­chen, Er­wach­se­nen und äl­te­ren Men­schen zu stär­ken so­wie ge­sund­heits­för­der­li­che Im­pul­se, zum Bei­spiel durch quar­tiers­be­zo­ge­ne Maß­nah­men zu set­zen. Wei­ter­hin wer­den der Auf- und Aus­bau nach­hal­ti­ger Ge­sund­heits­för­de­rungs­struk­tu­ren und die Ge­sund­heits­zie­le „Ge­sund auf­wach­sen“ und „Ge­sund äl­ter wer­den“ im Fo­kus der kom­mu­na­len Ge­sund­heits­för­de­rung ste­hen. Die Kin­der­ge­sund­heits­zie­le so­wie das kom­mu­na­le Pro­gramm „Äl­ter wer­den in Ros­tock“ sind, ge­mäß den Leit­li­ni­en der Stadt­ent­wick­lung 2025, fort­zu­schrei­ben. Er­gän­zend da­zu ist die Er­stel­lung the­men­spe­zi­fi­scher Ge­sund­heits­be­rich­te, zum Bei­spiel Kin­der­ge­sund­heits­be­rich­te, Be­rich­te über die ge­sund­heit­li­che La­ge äl­te­rer Men­schen in Ros­tock, an­zu­stre­ben.
Die Han­se­stadt Ros­tock ver­fügt be­reits über gu­te An­sät­ze, um den zu­künf­ti­gen Her­aus­for­de­run­gen, wie dem de­mo­gra­fi­schen Wan­del, zu be­geg­nen. Durch den Be­richt wer­den viel­zäh­li­ge Hand­lungs­emp­feh­lun­gen ge­ge­ben. Die nach­hal­ti­ge Um­set­zung die­ser Emp­feh­lun­gen und die kon­ti­nu­ier­li­che Fort­schrei­bung der Ge­sund­heits­be­richt­erstat­tung (GBE) kön­nen folg­lich ei­nen Bei­trag zur För­de­rung der Ge­sund­heit der Ros­to­cker Be­völ­ke­rung leis­ten. Hier­für ist aber auch ei­ne in­ten­si­ve­re Ver­net­zung von kom­mu­na­len Ak­teu­ren, Äm­tern und frei­en Trä­gern an­zu­stre­ben. Die kom­mu­na­le Po­li­tik trägt da­bei ei­ne we­sent­li­che Schlüs­sel­rol­le, um ge­sund­heit­li­che The­men in Pla­nungs- und Ent­schei­dungs­pro­zes­se zu in­te­grie­ren. An­ge­sichts des breit­ge­fä­cher­ten Auf­ga­ben­spek­trums des Öf­fent­li­chen Ge­sund­heits­diens­tes (ÖGD), wel­cher als ein­zi­ge In­sti­tu­ti­on ei­nen Zu­gang zu al­len Be­völ­ke­rungs­grup­pen hat, ist auch künf­tig die Funk­ti­ons­fä­hig­keit des ÖGD durch ei­ne ad­äqua­te Per­so­nal­aus­stat­tung und ei­ne aus­rei­chen­de Fi­nan­zie­rung si­cher­zu­stel­len.