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Graffiti: Kunst oder Vandalismus

Pressemitteilung vom 27.02.2020 - Umwelt und Gesellschaft

Für die einen sind Graffiti urbane Kunst, für die anderen sind es Schmierereien und Sachbeschädigung. Etwa 700 eingegangene Anzeigen mit einer Gesamtschadenssumme von mehr als 250.000 Euro werden jährlich bei der Polizeiinspektion Rostock registriert, Fußball bezogene oder politisch motivierte Motive sind dabei noch unberücksichtigt. 

Ob Rostock besonders herausragend ist, kann nicht bemessen werden, da Vergleichszahlen aus anderen Städten nicht vorliegen. Bekannt ist aber, dass auch Nachbarstädte wie Wismar oder Stralsund mit der Thematik kämpfen und Projekte zur Beseitigung mit den gleichen Argumenten ins Leben gerufen haben. 

Grundsätzlich liegt die Zuständigkeit für Beschädigungen durch Vandalismus bei den jeweiligen Eigentümerinnen und Eigentümern. So sind auch die Objekte und Anlagen, die sich in der Verantwortung der Hanse- und Universitätsstadt Rostock befinden, dezentral den jeweiligen Ämtern zugeordnet. 

Örtliche Schwerpunkte liegen in der Kröpeliner-Tor-Vorstadt mit einem großen Anteil an nicht selbst genutztem Wohnraum von privaten Hauseigentümern. Die Wohnungsbaugenossenschaften sind bei der Beseitigung häufig deutlich besser aufgestellt und haben funktionierende Konzepte zur kurzfristigen Bereinigung. 

Zahlreiche private Eigentümer und Unternehmen nutzen die künstlerische Gestaltung von Fassaden durch professionelle Graffiti-Sprayer und vermeiden somit illegales Beschmieren. Diese Form der Prävention ist nachhaltig, jedoch sehr kostenintensiv. Das Erscheinungsbild wird durch diese Maßnahme verbessert und wird auch von Teilen der Bevölkerung akzeptiert. 

Ein in der Hanse- und Universitätsstadt Rostock umgesetztes Projekt ist das so genannte Anti-Graffiti-Projekt des Präventionsrates. Mit dem 2014 erstmalig durchgeführten Anti-Graffiti-Projekt möchte das Gremium zum einen das Stadtbild verbessern und das Sicherheitsgefühl der Rostockerinnen und Rostocker bestärken, zum anderen aber auch straffällig gewordenen Jugendlichen und Heranwachsenden eine Chance zur Wiedergutmachung ermöglichen. 

Das Augenmerk liegt langfristig auf der schnellen Beseitigung von illegalem Graffiti durch straffällig gewordene Jugendliche bzw. Heranwachsende, die durch Vandalismus im Stadtgebiet auffällig geworden sind. Die Jugendlichen oder Heranwachsenden leisten an zwei bis vier Aktionstagen im Jahr ihnen auferlegte Sozialstunden gemeinsam mit dem professionellen Malerteam ab. 

Der letzte Aktionstag hat am 19. Oktober 2019 im Bereich des Goetheplatzes stattgefunden, bei dem acht Jugendliche und Heranwachsende Häuserfassaden, Lichtmasten und Stadtmobiliar von Graffiti und Aufklebern gereinigt haben. Begleitet wurde der Tag von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Jugendgerichtshilfe, einer Jugendrichterin und Polizeibeamten von Landes- und Bundespolizei. 

Die Vorteile sowohl für Jugendliche und Heranwachsende als auch für Geschädigte sind die schnelle Schadensbeseitigung, in vielen Fällen ein direkter Täter-Opfer-Ausgleich und kein „Schuldenberg" für Jugendliche oder Heranwachsende, denn Schadenersatzforderungen sind bis zu 30 Jahre lang vollstreckbar. 

Neben den gewerblichen sind auch die privaten Hauseigentümer aufgerufen, ihre Hausfassaden im Rahmen des Projektes von Graffiti reinigen zu lassen. Für eine Anfrage kann das Antragsformular genutzt werden, das zusammen mit weiteren Informationen im Internet bereit steht.