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Pressemitteilung vom
4. Januar 1999
Macondo ist nicht Rostock
"Hundert Jahre Einsamkeit" im Volkstheater Rostock
Macondo ist nicht Rostock, aber wer Macondo sucht, wird es im Rostocker Volkstheater finden. Eine fiktive Stadt in Lateinamerika entsteht für drei Stunden im Großen Haus bei der Erstaufführung des Stückes "Hundert Jahre Einsamkeit" von Gabriel Garcia Marquez. In der Regie von Schauspieldirektor Alejandro Quintana sucht die Familie Buendia das Paradies auf Erden. Aber wen wunderts? Auch sie finden es nicht. Zwar hat diese Stadt erst den "Hauch einer gerechten Gesellschaft", wie Quintana findet, aber auch hier wiederholen sich die Fehler dieser Welt. Bürokratie und das Streben nach der Macht holt die Familie ein. Katrin Stephan verkörpert die Mutter Ursula Iguran, fungiert als Erzählerin und muß mitansehen, wie ihre Familie zerbricht. Der Zuschauer wird entführt in ein buntes Treiben. Von Ironie, Wut bis zur Melancholie durchlebt das Publikum die Klaviatur der Gefühle. Gegen Ende stirbt der zweite Sohn, der als Oberst absolute Macht errungen hat, die ihm wieder zerrinnt. Das Unglück naht deshalb, da alle dem Fortschritt, der Politik, ja sogar dem Krieg verfallen und die Liebe scheinbar vergessen. "Man stirbt nicht erst, wenn man begraben wird, sondern wenn man nichts mehr hat, wofür man lebt," wird der Tod kommentiert. Macondo ist der Traum von Sinnlichkeit, Kultur, Harmonie, meint Quintana. Wer seiner Einladung folgen will, sollte diese kraftvolle Inszenierung des Volkstheaters nicht versäumen - und wird vielleicht auch den Alltag in Rostock oder anderswo wieder mit neuen Augen betrachten. (he)