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Pressemitteilung vom 04.12.1998


4. Dezember 1998

Vom Hirschgarten zum Erlebniszoo 
100 Jahre Tiergarten in Rostock

Als Förster Schramm gleich nach Neujahr 1899 den Tierpfleger Carl Lange einstellte, hatte er sich um gerade einmal zwei Hirsche und zwei Rehe zu kümmmern. Sie waren, wie in den Tagebuchaufzeichnungen des Chronisten Ludwig Krause zu lesen, "als junge Tiere aus der Rostocker Heide bezogen". Chronist Krause notierte akribisch alles, was sich in den folgenden Jahren bei der Entstehung des Tiergartens zutrug.

Durch ihn wissen wir: "Im Frühjahr 1902 hat Schramm sich einen Goldfasan angeschafft." Juli 1902: "Schramm hat sich ein Seeadlerpaar angeschafft, große prächtige Exemplare." 28. November 1902: "Das neue Gehege ist bereits mit Frischlingen besetzt. Die Schweine stammen aus der Gelbensander Forst." Auf dem "Teich der blauen Frösche" - so bezeichnet nach den Moorfröschen, jenen in der Hochbrunstzeit blau schimmernden Teichbewohnern - tummelten sich allerlei "Teichgeflügel" und "Wassergethier". Tierpfleger Lange hatte nun also sein Tun. Zumal das Interesse der Rostocker ständig wuchs. Sie wollten nicht nur in den Barnstorfer Anlagen spazieren oder in die Schankwirtschaft einkehren, die es seit 1839 in der Trotzenburg gab, sondern im Hirschgarten Adler, Hirsche und Fasane ansehen. Immer häufiger äußerten sie den Wunsch nach einem richtigen Tiergarten. Baudirektor Tessendorf und Stadtbaudirektor Schomburg erhielten schließlich den Auftrag, einen Wild- und Dendrologischen Garten anzulegen. Der "Tiergarten", wie ihn die Rostocker fortan nannten, öffnete für Besucher 1910 seine Pforten. Zum Zoologischen Garten ausgebaut wurde er 1956, von 7 ha "Tiergarten" auf 16 ha "Zoo" vergrößert; heute mit historischem Ostteil und Erweiterungsgelände im Westen sind es 56 ha. Tierpfleger Carl Lange jedenfalls steht für den Anfang einer 1999 zu begehenden 100jährigen Tiergärtnerei in Rostock. Und er käme heute wohl aus dem Staunen nicht heraus. Annähernd 2000 Tiere in über 350 Arten aller Kontinente leben im Zoo Rostock, der darüber hinaus einen einzigartigen, oft über einhundertjährigen Baumbestand mit vielen dendrologischen Kostbarkeiten aufweist. Gleich am Eingang Trotzenburg zum Beispiel der schon 1883 von Förster Schramm gepflanzte Mammutbaum, ein erhabenes Natur - "Bauwerk".

Ein Zoobesuch ist zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis, im Winter aber ist es etwas besonderes. Nachdem die "winterharten" Tiere im Freien in alle Ruhe beobachtet werden konnten, die Nase vielleicht etwas rot und die Füße kalt geworden sind, sollte man seine Schritte in das neue Affenhaus lenken.

Im historischen Gelände wurde an Stelle des aus den Gründerjahren stammenden "Vogel- und Affenhaus", das "Südamerika-Haus" gebaut und im Oktober ’98 eröffnet. Hier leben Liszt- und Weißbüschelaffen sowie Gehaupte Kapuziner, in Südamerika beheimatete Neuweltaffen. Inmitten dieser attraktiven Anlage, mit ihren künstlerischen, indianischen Elementen im Haus selbst, befindet sich wieder eine dendrologische Besonderheit: die uralte Moorbirke. Um sie herum wurde im wahrsten Sinne das Affenhaus errichtet.

Dieser stattliche Baum bildet den Blickpunkt in der Außenanlage für die Lisztaffen, die im übrigen ihren Namendem ungarischen Komponisten Franz Liszt zu verdanken haben, weil ihre Mähne an seine Frisur erinnert.

So schwer es auch fällt, sich von den Affen zu verabschieden, auf einem Zoorundgang wird weit mehr geboten: Spielbereiche, in denen man klettern wie die Affen, schleichen wie die Luchse kann, Erfahrungsstationen zum Entfalten der Sinne an Klangsäule oder Summstein, Kunst entdecken. Über 20 Plastiken befinden sich im Freigelände. Eine davon begrüßt die Besucher am Eingang Barnstorfer Ring: der Eisbär, Wappentier des 100jährigen Rostocker Tiergartens. (kop)