"Honecker kommt in den Himmel" - Politischer Witz und Staatsmacht in der DDR
Pressemitteilung vom
Diktaturen haben ihre Probleme mit dem Humor. Humor aber ist eine Lebenseinstellung, die als solche nicht zu ahnden ist. Sie lebt von innerer Freiheit und der Fähigkeit, sich selbst und die Dinge des Lebens nicht zu ernst zu nehmen. Diktatoren verlangen geschlossene Gefolgschaft, missionarischen Ernst und Eifer gegenüber dem fiktiven Feind. Dabei entsteht soviel unfreiwillige Komik, dass das stumme Lachen nie ganz aufhört. Da, wo es sich Luft macht, im Spott, im politischen Witz, schlägt die Diktatur mit aller Härte zu.
Auch in der DDR galt das Weitererzählen politischer Witze zeitweise als Tatbestand, der mit Zuchthaus bestraft werden konnte. Lachen über die kleinen menschlichen Schwächen, Lachen über den Gegner, erst recht. Über die eigene Gesellschaft und ihre Führung zu lachen aber hieße, sich zum Werkzeug des Feindes zu machen. Deshalb nahm die Staatssicherheit Einfluss auf die in der DDR so beliebten Kabaretts und versuchte, Gegenstand und Form des Lachens zu bestimmen. Wo das gelang, stand am Ende ein "bunter Kessel" krampfhaft-spaßiger Witzeleien. Unterhalb dessen lebte der Humor in all seinen Spielarten, von der feinen Ironie über die bissige Satire und Parodie bis zum bitteren Sarkasmus als ein unverzichtbares Ventil gegenüber dem gesellschaftlichen Druck fort.
Der Vortrag findet am 4. Oktober 2007 um 19.30 Uhr in der Volkshochschule der Hansestadt Rostock, Alter Markt 19, mit dem Referenten Christoph Kleemann, Leiter der Außenstelle Rostock der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, statt.