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Innovative Arbeitsmarktpolitik – Fachpreis für das Rostocker „Programm 600“

Pressemitteilung vom 17.11.2000

17. November 2000

Innovative Arbeitsmarktpolitik – Fachpreis für das Rostocker „Programm 600“

Zeitgleich, als das Arbeitsamt Rostock seine aktuelle Septemberstatistik zur Arbeitsmarktpolitik veröffentlichte, fand etwa 800 Kilometer südwestlich von Rostock ein bemerkenswerter Fachkongress statt. New work welfare – Zukunft der Arbeit – Arbeitsmarktpolitik der Zukunft – unter diesem anspruchsvollen Motto kamen am 17. und 18. Oktober etwa 80 Vertreter aus Politik, Wissenschaft und der Praxis in Halsenbach (Rheinland-Pfalz) zusammen, um über Trends und Leitlinien einer modernen Beschäftigungspolitik zu streiten. Dazu eingeladen hatte die prosozial GmbH, eine Gesellschaft, die mit softwaregestützten Expertensystemen und mit kompetentem Fachwissen sowie direktem Praxisbezug bundesweit Kommunen und Träger im Sozial- und Bildungsbereich unterstützt.

Prosozial lobte auch erstmalig den Fachpreis 2000 „IAP“ für innovative arbeitsmarktpolitische Projekte aus. Besondere Würdigung sollten Vorha-ben im Bereich „Hilfe zur Arbeit/Arbeit und Bildung statt Sozialhilfe“ finden. Für Vertreter des Rostocker Sozialamtes und der Gemeinnützigen AFW Arbeitsförderungs- und Fortbildungswerk GmbH (AFW) ein Grund mehr zur Konferenzteilnahme. Im Vorfeld war eine Ergebnispräsentation des Rostocker „Programms 600“ als Modellprojekt zur Beschäftigung, Bildung und Arbeitsvermitt-lung von Sozialhilfeempfängern erarbeitet, zwischen dem AFW, der Kommunalen Arbeitsförderungs-, Beschäftigungs- und Strukturentwicklungsgesellschaft mbH (KABS) sowie den verantwortlichen Ämtern und Funktionsträgern der Hansestadt Rostock abgestimmt und als Wettbewerbsbeitrag eingereicht worden.

Die Preisverleihung erfolgte am Abend des ersten Konferenztages: Unter 27 Bewerbern aus der gesamten Bundesrepublik erhielt das Rostocker „Programm 600“ den 2. Preis. Würdigung für eine mühevolle, aber auch sehr schöne und lohnende Aufgabe, die alle Beteiligten in Rostock seit eineinhalb Jahren mit viel Engagement bewältigen. Es war nicht nur der Preis, es war auch das entgegengebrachte Interesse, die in vielfachen Gesprächen erfahrene Bestätigung, auf dem richtigen Weg zu sein, was wiederum bestärken muss, das Programm erfolgreich weiterzuführen.

Innovative Projekte moderner Arbeitsmarktpolitik benötigen die effiziente Bündelung unterschiedlicher Aktivitäten spezifisch festgelegter Kompetenzbereiche. Wie kommen Beschäftigung, Innovation und Region zusammen? Welche Organisation der Arbeitsmarktpolitik passt zur jeweiligen Situation? – waren zentrale Fragestellungen. Innovative Projekte benötigen eine klare Zielbestimmung. Geht es beispielsweise immer und nur darum, Sozialhilfeempfänger vorrangig in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren (der mitunter gar nicht ausreichend existent ist) oder vielleicht auch darum, so zu motivieren, dass sie die „Beschäftigungsfähigkeit“ erreichen?

Eine mehrfach gestellte Forderung war, von der konditionalen auf die finale Förderung umzustellen. Das schließt eine konzentrierte, zielorientierte und breitgefächerte finanzielle Förderung als Rahmenbedingung ein. Das „Programm 600“ wird unterstützt durch den Europäischen Sozialfonds, das Arbeitsamt Rostock, das Land Mecklenburg-Vorpommern und die Hansestadt Rostock. Innovative Projekte gestatten, so wie die Initiative ZIEL im „Programm 600“, an individuellen Bedarf anzuknüpfen, passgenau und problembezogen mit dem Klienten gemeinsam zu arbeiten, ihn zu fördern und zu fordern, ihn sozialpädagogisch und ggf. psychologisch zu begleiten. Von einer individuellen Qualifikations- und Sozialanalyse führt der Weg in die Berufswege- und Personalentwicklungsplanung. Einzelne inhaltliche Module, die ineinander greifen, bilden flexible Förderketten.

Innovative Projekte benötigen zu ihrer Realisierung kompetente Träger, die Qualitätsstandards in ihrer Arbeit verwirklichen und stetige Evaluation betreiben. Diese sind lernende Organisationen und können ohne starre Reglementierungen agieren. Sie benötigen die regelmäßige Einbindung in die Wirtschaftsförderung und die enge Zusammenarbeit mit den externen Akteuren der Arbeitsmarktpolitik. Beratend und begleitend stehen dem „Programm 600“ ein Beirat und ein Schlichtungsausschuss zur Seite.

Innovative Projekte im Bereich „Arbeit statt Sozialhilfe“ verlangen nicht ausschließlich die Vermittlungsquote als Gradmesser für Erfolg oder Nichterfolg. Besagen die eigenen regionalen Erfahrungen mittlerweile nicht auch, dass es „Dauerarbeitslose“ gibt, besonders Sozialhilfeempfänger, die niemals die Chance haben werden, auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen? Mehrere Redner in Halsenbach gingen aus von einem „Sockel von Langzeitarbeitslosen, der nicht vermittelbar ist“ und regten an, das auch deutlich zu benennen und bewusst zu machen. Wäre eine Alternative die Schaffung von „Dauerarbeitsplätzen“, z. B. dauerhafte Dienstleistungen für Bürger, die zur Wertschöpfung bei der Bevölkerung führen? Es gilt, in dieser Richtung noch viel nachzudenken und auf den Weg zu bringen. Das „Programm 600“ bietet dafür vielfältige Chancen. Der Beschluss der Stadtverwaltung und der Bürgerschaft vom 7. April 1999 zu diesem Programm war ein richtungsweisender Beschluss. Angelika Coors
amt. Leiterin des Sozialamtes

Ziel des Projektes

Sozialhilfeempfängerinnen und -empfänger in gemeinnützige sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse und direkt in den allgemeinen Arbeitmarkt zu vermitteln.

Wege zur Erreichung des ZIELs:

1. Teilnahme an einer Trainingsmaßnahme
Inhalte sind u. a. Stärkung des Selbstwertgefühls, Aufarbeitung und Neubestimmung des Berufszieles des Tätigkeitswunsches, Training sozialer Kompetenzen, Trainieren der Selbstdarstellung im Vorstellungsgespräch sowie Wissensvermittlung im Arbeitsrecht, Sozialhilferecht u.a.m.

2. Aufnahme einer Tätigkeit in einem Projekt über die Dauer eines Jahres
Inhalte: Tätigkeitsfelder sind gemeinnützige Beschäftigungen, die in unterschiedlichen Bereichen stattfinden z. B. im Denkmalpflegebereich, im Grünbereich, im Metallbereich, im Dienstleistungsbereich.
Die Projekte sind mit einem Bildungsanteil gekoppelt.

3. Teilnahme an Bildungsmaßnahmen

4. Möglichkeiten der Direktvermittlung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt

In Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt, der Handwerkskammer und der IHK soll ein Wiedereinstieg in das Erwerbsleben erreicht werden. Nach intensiven Gesprächen mit den Arbeitgebern wird eine direkte Vermittlung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt angestrebt.