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Kempowski-Tage 2014 - „Auto-Bio-Grafie“ Retrospektiven und ihre Gestaltung vom 20. bis 27. Oktober 2014

Pressemitteilung vom 15.10.2014

Die Kempowski-Tage 2014 finden in diesem Jahr vom 20. bis 27. Oktober statt. Walter Kempowskis Romane werden überwiegend autobiografisch gelesen; die literarischen Figuren und Ereignisse in der Realität angesiedelt. Der Entwicklung der literarischen Gattung Autobiografie und ihrer immensen Verbreitung in der aktuellen Literaturproduktion soll mit den diesjährigen Kempowski-Tagen Rechnung getragen werden, hierbei besonders im Vergleich und eben auch in Abgrenzung zum Werk von Walter Kempowski.

Gemeinsam mit dem Institut für Germanistik und dem Literaturhaus Rostock wurde die Veranstaltungsreihe konzipiert. Wissenschaftler werden sich gemeinsam mit Autoren, die "autobiographisch" geschrieben haben, mit deren Arbeitsweisen auseinandersetzten, diese vorstellen und analysieren. Autobiographien sind referentielle Texte, weil sie sich auf eine historische Realität beziehen. Nicht nur für Kempowski ist dabei interessant, wie der Konflikt zwischen einer gewollten bzw. gewünschten objektiven Darstellung und der subjektiven Haltung des Autors gelöst wird.

Bei der Eröffnung der diesjährigen Kempowski-Tage steht das posthum erschienene Werk „Plankton“ im Mittelpunkt. Der Nachlass des Schriftstellers Walter Kempowski birgt neben unzähligen Notizzetteln und regelmäßig geführten Tagebüchern auch Rohfassungen einzelner Projekte und einige Manuskript-Entwürfe. Der Autor verwendete speziell angefertigte weiße Kartons, um sie zu sortieren und zu lagern. In einem dieser Kartons wartete das Projekt „Plankton“ auf seine Realisierung. Unter dem Kartondeckel fanden sich Hunderte von ausgedruckten Seiten, obenauf ein Blatt mit einem handgeschriebenen Zitat aus einem Buch von Michel Leiris: „Mehr noch als die anderen bin ich gerade von diesem eiskalten Dämon der Befragung besessen.“ Dieses von Walter Kempowski notierte und dem „Plankton“-Manuskript quasi vorangestellte Zitat offenbart eine zutreffende Selbsteinschätzung des Schriftstellers. Es weist aber auch auf den Inhalt dessen, was sich hinter „Plankton“ verbirgt: unzählige Erinnerungen von Menschen, die der Autor in nahezu 50 Jahren befragen konnte.
Es ist eigentlich ganz egal, wo man das Plankton fischt. Ob im Foyer eines Hotels, ob in der Bahn im Abteil oder unter Freunden. Niemand wundert sich darüber, daß ich mein Büchlein zücke und einfach mitschreibe." (Walter Kempowski im Oktober 2006)

Programm

Mo 20.10. Eröffnungsveranstaltung
19.00 Uhr Aula der Universität Rostock
„Plankton – Ein kollektives Gedächtnis“ Literaturkritiker Volker Hage und Simone Neteler, Herausgeberin von „Plankton“, sprechen über die Bedeutung des kollektiven Gedächtnisses. Moderation: Wiebke Juhl-Nielsen und Katrin Möller-Funck
Das Sammeln und Bewahren von Erinnerungen war für Walter Kempowski ein zentrales Motiv seiner Arbeit. Sein Lebenswerk ruht auf Erzählungen und Gedächtnisbildern. „Plankton
fischen“ nannte er das Zusammentragen dieser „Erinnerungskristalle“.
Eintritt: frei

Di 21.10. LiterarTour Nord
20.00 Uhr Literaturhaus Rostock

Lesung und Gespräch
Sabrina Janesch „Tango für einen Hund“
Moderation: Lutz Hagestedt
Eintritt: 8 Euro, 6 Euro

Mi 22.10. Der autobiografische Pakt
19.00 Uhr Hörsaal 218 der Universität Rostock

Philippe Lejeune (* 1938) im Gespräch mit Andreas Plath
Der französische Literaturwissenschaftler und Autor des Standardwerkes „Der autobiographische Pakt“ kommt anlässlich der Vorstellung seines neuen Werks „Liebes Tagebuch. Zur Theorie und Praxis des Journals“ nach Rostock.
Eintritt: frei

Fr 24.10. Autobiografie! – vielleicht aber auch nicht?
20.15 Uhr Universitätsbuchhandlung Hugendubel

Tanja Dückers im Gespräch mit Privatdozent Torsten Voss, Bielefeld
Eintritt: 5 Euro, 3 Euro

Sa 25.10. Erinnerungsbücher
19.00 Uhr Kempowski-Archiv-Rostock

Lesung und Gespräch Dietrich von Maltzahn
Moderation: Lutz Hagestedt
Eintritt: frei

So 26.10. Als Hitler unser Nachbar war
19.00 Uhr Festsaal Rathaus

Lesung Edgar Feuchtwanger, Neffe von Lion Feuchtwanger liest aus seinen Erinnerungen „Als Hitler unser Nachbar war"
Vorverkauf: 8 Euro, Abendkasse: 10 Euro

Mo 27.10. Der gebrauchte Jude – eine Art Autobiografie
20.00 Uhr Literaturhaus Rostock

Maxim Biller im Gespräch mit Klaus-Dieter Kaiser, Rostock
Eintritt: 8 Euro, 6 Euro

Weitere Information über das Kempowski-Archiv-Rostock, Ein bürgerliches Haus e.V.
Klosterhof Haus 3, 18055 Rostock, Tel. 0381 2037540, kempowski-archiv-rostock@t-online.de, www.kempowski-archiv-rostock.de.