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Krisen-Management im Kinderzimmer

Pressemitteilung vom 27.04.2005

Sozialarbeiter des Jugendamtes helfen bei der Erziehung Heranwachsender

Krisenzeiten im Kinderzimmer kennt wohl jeder. Wenn die Bausteine fliegen und die Heultiraden kein Ende nehmen, liegen auf beiden Seiten die Nerven blank. "Selbst die niedlichsten Kleinen können ab und an zu ausgewachsenen Quälgeistern werden", schmunzelt Inge Thur, Abteilungsleiterin des Sozialpädagogischen Dienstes im Jugendamt der Hansestadt. Eines ihrer Rezepte: Liebe mit Konsequenz statt Streichelpädagogik. "Kinder brauchen klare Forderungen, die sich an ihrer Entwicklung orientieren und sie gleichzeitig fördern", unterstreicht die zweifache Mutter und Großmutter.

Doch mitunter klaffen Theorie und Praxis hier weit auseinander. Denn nach einem anstrengenden Arbeitstag schwindet der eigene pädagogische Anspruch schnell ins Nichts. "Jeder ist irgendwann mal überfordert. Es kommt nur darauf an, dass man sich allein da wieder herausarbeiten kann", unterstreicht Inge Thur. "Wem das nicht mehr gelingt, der sollte sich unbedingt an das Jugendamt oder eine Erziehungsberatungsstelle wenden." Und die Nachfrage nach unterstützenden "Super-Nannis" steigt. Vor allem junge Alleinerziehende, die das Familien-Management kaum delegieren können, holen sich Tipps erfahrener Pädagogen - wer will, auch anonym. Rund 160 Ratsuchende wandten sich im vergangenen Jahr an die Mitarbeiter des Jugendamtes.

Diese geben vor allem Hilfe zur Selbsthilfe. Erziehungsberatung, finanzielle Förderungen, Unterstützung bei Behördengängen, Tipps zur Haushaltsplanung - alles, was den Alltag der kleinen Familie irgendwie entlastet, wird zum Thema. Das Jugendamt informiert auch über Kurse zu Fragen rund um die Familie, die beispielsweise von den Familienbildungsstätten des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) und Charisma e.V. angeboten werden. Allein im vergangenen Jahr investierte die Hansestadt Rostock rund eine Millionen Euro in die Familienberatung, -bildung, -förderung und Jugendberufshilfe. "Wir unterstützen aber nur so weit, wie die jungen Mütter oder Väter dies zulassen. Im Mittelpunkt steht immer das Wohl des Kindes", unterstreicht Inge Thur.

Wem Kindererziehung und Familienmanagement völlig über die eigenen Kräfte gehen, der kann auch in Wohngemeinschaften, die über den Arbeitersamariterbund (ASB), das DRK und den Hütte e.V. angeboten werden, das Leben mit der Verantwortung lernen. "Bis zu zweieinhalb Jahre bleiben die Alleinerziehenden unter den Fittichen dieser Gemeinschaft. Die Unterstützung untereinander und die Hilfe der Sozialarbeiter geben den jungen Müttern und Vätern aber auch den Kindern wichtigen Halt", so Inge Thur.

Besonders intensive Hilfe des Jugendamtes beim "Projekt Familie" wird den minderjährigen Müttern zuteil. Derzeit leben in der Hansestadt Rostock 25 junge Mütter unter 18 mit Kind, die jüngsten sind 15 Jahre alt. Dreiviertel der Mädchen sind noch im Haushalt der eigenen Eltern untergebracht.
"Bei minderjährigen Eltern wird das Jugendamt nach dem Gesetz zum Vormund für das Kind. Neben der rechtlichen Fürsorge für das Baby kümmern wir uns vor allem auch um die berufliche Perspektive der jungen Mütter, die sowohl Hauptschulen als auch Gymnasien besuchen", so Inge Thur. Immerhin 80 Prozent dieser jungen Väter stehen für ihren Nachwuchs ein, rund 40 Prozent der minderjährigen Eltern sind auch nach der "freudigen Überraschung" ein Paar geblieben.
"Das Experiment Familie kennt kein Patentrezept für Erfolg", so Inge Thur. "Es kann unter verschiedenen Voraussetzungen gelingen. Und das ist gut so." ka

Weitere Informationen über das Jugendamt, Abt. Sozialpädagogischer Dienst, Inge Thur, Tel. 381-2546)