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Laudatio von Senatorin Dr. Liane Melzer für Maria-Sigard Heyer während der Sozialpreisverleihung 2009

Pressemitteilung vom 04.12.2009

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Frau Heyer,
sehr geehrte Damen und Herren,

lassen Sie mich mit einem Ausspruch Martin Luther Kings beginnen:

„Wir neigen dazu, Erfolg eher nach der Höhe unserer Gehälter oder nach der Größe unserer Autos zu bestimmen, als nach dem Grad unserer Hilfsbereitschaft und dem Maß unserer Menschlichkeit.“

Umso mehr freut es mich, heute einen Menschen unserer Stadt zu ehren, für den die Hilfsbereitschaft und das Maß der Menschlichkeit der Sinn des Lebens ist.

Die Hansestadt Rostock verleiht heute den Sozialpreis der Hansestadt Rostock 2009 auch an Frau Maria-Sigard Heyer.

Meine Damen und Herren,

lassen Sie mich versuchen, Ihnen Maria-Sigard Heyer etwas näher zu bringen.

Maria-Sigard Heyer wurde 1956 in Warin in Mecklenburg geboren. Aufgewachsen als einziges Kind, dessen Eltern während des zweiten Weltkrieges aus ihrer Heimat vertrieben wurden, waren für sie Themen wie Abschied, Schmerz und Verzweiflung nicht fremd, sondern prägend.

Schon ihr Berufswunsch bezeugt, dass für sie der Mensch im Mittelpunkt ihres Lebens steht, denn sie wurde Erzieherin. Und wenn man ihre Lebenslinie mit ihren einzelnen Stationen verfolgt, kann man zurückschauend sagen, dass dieser Beruf für sie eine Berufung war. Schon damals wollte sie helfen, Menschen helfen. Und was kann es Schöneres geben, als Kindern zu helfen, in ein Leben hinein zu wachsen.

Aber Frau Heyer wollte mehr. Sie ließ sich erst an der Betriebsakademie des Gesundheitswesens und 1993 bis 1994 zur Psychosozialen Beraterin mit dem Schwerpunkt Sucht-Alkoholabhängigkeit weiterbilden. Sie wollte denjenigen helfen, die durch ihr Suchtverhalten an den Rand der Gesellschaft gedrückt wurden oder auf dem Weg dahin waren. Folgerichtig leitete sie ehrenamtlich eine Selbsthilfegruppe von 1994 bis 1997, die zum Ziel hatte, Sucht präventiv zu bekämpfen.

Doch damit nicht genug - es gab noch weitere Menschengruppen, die ihrer Hilfe bedurften, und so stellte sich Frau Heyer von 1995 bis 1996 einer Ausbildung zur Lebensberaterin bei einem sozialen Träger, der ehrenamtlich kostenlose anonyme Lebensberatung durchführt.

1998 ließ sie sich dann zur Sterbebegleiterin ausbilden und leitet bis 1999 eine ehrenamtliche Gruppe zur Begleitung Sterbender und ließ sich noch im gleichen Jahr zur Trauerbegleiterin in Hamburg fortbilden. Sie hatte bei all dem Erlebten erkannt, dass manchen Menschen die Auseinandersetzung mit ihrer Trauer nur über das Gespräch gelingt. Indem sie mit Anderen reden, klärt sich für sie die Situation, und so verarbeiten sie ihre Trauer. Es ist eine Funktion von Trauerbegleitung und Trauertherapie, sich der Auseinandersetzung mit dem Verlust zu stellen sowie die Trauernden bei ihrer Trauerarbeit empathisch zu begleiten. Das war die Aufgabe, die es für Maria-Sigard Heyer zu bewältigen gab. So nimmt sie folgerichtig eine ehrenamtliche Tätigkeit als Trauerbegleiterin beim Verein „Carisma“ auf.

2001 entschließt sich Frau Heyer zur Ausbildung als Notfallbegleiterin und dem Aufbau der Notfallbegleitung bei den Johannitern in der Hansestadt Rostock. Seit mehr als acht Jahren ist sie in dieser Funktion ehrenamtlich tätig und rund um die Uhr für die Notfallbegleitung abrufbar.

Am 1. Mai 2004 beginnt für die heute zu Ehrende und Mutter dreier Kinder ein neuer Lebensabschnitt. Sie eröffnet in der Rostocker Friedrichstraße die „Trauer-Lebens-Oase“, eine Begegnungsstätte für Trauernde und Menschen in Krisensituationen. Sie versucht, sich mit einer Trauerberatung und -begleitung selbstständig zu machen, zumal es diese Art von Beratung in der Hansestadt noch nicht gab. Die wirtschaftliche Situation der Menschen in Rostock lässt ihr nicht viel Spielraum für diese Selbstständigkeit. Sie muss ihre Selbstständigkeit aufgeben und arbeitet, dann wieder ehrenamtlich, in der Wismarschen Straße 17 weiter.

Fortan führt sie einzeln und gemeinsam mit den Betroffenen Gespräche, damit sie Verlust und Schmerz überwinden. Auch kleinere Ausflüge und Exkursionen gehören zum Programm ihrer Trauerarbeit. Regelmäßig findet bei Frau Heyer ein Trauercafe statt. Ein weiterer Teil ihres ehrenamtlichen Engagements ist die soziale Beratung und Begleitung für Menschen in sozialen und finanziellen Nöten. Hier hilft Frau Heyer vielen, vor allem alten und kranken Menschen, z.B. bei der Antragstellung von Blindengeld, Wohngeld, bei Behördengänge usw. Die Menschen danken es ihr. Sie erhält viel Zuneigung, Zuspruch und Herzlichkeit von den Menschen, die sie betreut.

Für dieses außergewöhnliche soziale Engagement erhält Frau Heyer heute den Sozialpreis der Hansestadt Rostock.