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Na­vi­ga­ti­on

Mo­der­ner Men­schen­han­del ist "Wei­ße Skla­ve­rei"

Pres­se­mit­tei­lung vom 27.11.2007

Men­schen­han­del - das klingt nach ame­ri­ka­ni­schem Kri­mi auf gro­ßer Ki­no­lein­wand. Doch Men­schen­han­del ist trau­ri­ge Rea­li­tät mit­ten un­ter uns. Seit An­fang der neun­zi­ger Jah­re boomt das gro­ße Ge­schäft mit der "Wei­ßen Skla­ve­rei": Rund 500 000 Mäd­chen und jun­ge Frau­en wer­den nach in­ter­na­tio­na­len Schät­zun­gen jähr­lich al­lein in Eu­ro­pa Op­fer von skru­pel­lo­sen Zu­häl­tern und Men­schen­händ­lern.

Es sind meist Mäd­chen und Frau­en aus den ärms­ten Län­dern Ost­eu­ro­pas - Bul­ga­ri­en, Ru­mä­ni­en, der Ukrai­ne, Mol­da­wi­en. Sie ha­ben kei­ne Zu­kunfts­per­spek­ti­ve und kei­ne Ah­nung vom Wes­ten - und fal­len so auf die lee­ren Ver­spre­chun­gen der Men­schen­händ­ler und ih­rer Mit­tels­män­ner her­ein, die ih­nen ei­nen Su­per-Job im gol­de­nen Wes­ten ver­spre­chen - oder sie ein­fach ver­schlep­pen. Auch hier bei uns wer­den sie dann bru­tal in die Pro­sti­tu­ti­on ge­zwun­gen, aus­ge­beu­tet, wei­ter­ver­kauft von Zu­häl­ter zu Zu­häl­ter. Ih­re Pa­pie­re wer­den ih­nen ab­ge­nom­men, sie spre­chen kein Deutsch, sie sind ih­ren Pei­ni­gern aus­ge­lie­fert.

Der Han­del mit ost­eu­ro­päi­schen Frau­en und Mäd­chen, die hier in Bor­del­len und auf dem Stra­ßen­strich lan­den, wird von Män­nern für Män­ner be­trie­ben. Die Men­schen­händ­ler be­rei­chern sich, die Frei­er zah­len. Pro Tag ge­hen in Deutsch­land et­wa ei­ne Mil­li­on Män­ner in ein Bor­dell. Ge­kauf­te Be­frie­di­gung hat­te schon im­mer Kon­junk­tur, aber sie scheint zu boo­men, jetzt wo im­mer mehr ost­eu­ro­päi­sche Pro­sti­tu­ier­te den Markt "über­schwem­men" mit bil­li­gen und wil­li­gen Dienst­leis­tun­gen. Dass vie­le von ih­nen Zwangs­pro­sti­tu­tier­te und den Job nicht frei­wil­lig tun, wis­sen die meis­ten Frei­er nicht. Oder doch?

Men­schen­han­del ist kein Ka­va­liers­de­likt, son­dern or­ga­ni­sier­te Kri­mi­na­li­tät. Wer sind die Tä­ter? Wer sind die Frau­en? Wer sind die Frei­er? Und: Wie kön­nen SIE hel­fen? Ant­wor­ten auf die­se Fra­gen und Ein­bli­cke in den teuf­li­schen Me­cha­nis­mus Men­schen­han­del gibt ei­ne Ver­an­stal­tung der Gleich­stel­lungs­be­auf­trag­ten der Stadt­ver­wal­tung, Bri­git­te Thielk. Die Le­sung plus Film­vor­trag von In­ge Bell be­ginnt am Don­ners­tag (29. No­vem­ber 2007) um 16 Uhr und fin­det in der Hein­rich-Böll-Stif­tung, Müh­len­stra­ße 9, statt.

In­ge Bell, 1967 in Ru­mä­ni­en ge­bo­ren, ist TV- und Ra­dio-Jour­na­lis­tin und ar­bei­tet seit Jah­ren mit dem Schwer­punkt Men­schen­han­del/Or­ga­ni­sier­te Kri­mi­na­li­tät für die öf­fent­lich-recht­li­chen An­stal­ten der ARD. Die Ost­eu­ro­pa-Spe­zia­lis­tin ist Co-Au­to­rin des Bu­ches "Ver­kauft, ver­sklavt, zum Sex ge­zwun­gen - das gro­ße Ge­schäft mit der Wa­re Frau".