Moderner Menschenhandel ist "Weiße Sklaverei"
Pressemitteilung vom
Menschenhandel - das klingt nach amerikanischem Krimi auf großer Kinoleinwand. Doch Menschenhandel ist traurige Realität mitten unter uns. Seit Anfang der neunziger Jahre boomt das große Geschäft mit der "Weißen Sklaverei": Rund 500 000 Mädchen und junge Frauen werden nach internationalen Schätzungen jährlich allein in Europa Opfer von skrupellosen Zuhältern und Menschenhändlern.
Es sind meist Mädchen und Frauen aus den ärmsten Ländern Osteuropas - Bulgarien, Rumänien, der Ukraine, Moldawien. Sie haben keine Zukunftsperspektive und keine Ahnung vom Westen - und fallen so auf die leeren Versprechungen der Menschenhändler und ihrer Mittelsmänner herein, die ihnen einen Super-Job im goldenen Westen versprechen - oder sie einfach verschleppen. Auch hier bei uns werden sie dann brutal in die Prostitution gezwungen, ausgebeutet, weiterverkauft von Zuhälter zu Zuhälter. Ihre Papiere werden ihnen abgenommen, sie sprechen kein Deutsch, sie sind ihren Peinigern ausgeliefert.
Der Handel mit osteuropäischen Frauen und Mädchen, die hier in Bordellen und auf dem Straßenstrich landen, wird von Männern für Männer betrieben. Die Menschenhändler bereichern sich, die Freier zahlen. Pro Tag gehen in Deutschland etwa eine Million Männer in ein Bordell. Gekaufte Befriedigung hatte schon immer Konjunktur, aber sie scheint zu boomen, jetzt wo immer mehr osteuropäische Prostituierte den Markt "überschwemmen" mit billigen und willigen Dienstleistungen. Dass viele von ihnen Zwangsprostitutierte und den Job nicht freiwillig tun, wissen die meisten Freier nicht. Oder doch?
Menschenhandel ist kein Kavaliersdelikt, sondern organisierte Kriminalität. Wer sind die Täter? Wer sind die Frauen? Wer sind die Freier? Und: Wie können SIE helfen? Antworten auf diese Fragen und Einblicke in den teuflischen Mechanismus Menschenhandel gibt eine Veranstaltung der Gleichstellungsbeauftragten der Stadtverwaltung, Brigitte Thielk. Die Lesung plus Filmvortrag von Inge Bell beginnt am Donnerstag (29. November 2007) um 16 Uhr und findet in der Heinrich-Böll-Stiftung, Mühlenstraße 9, statt.
Inge Bell, 1967 in Rumänien geboren, ist TV- und Radio-Journalistin und arbeitet seit Jahren mit dem Schwerpunkt Menschenhandel/Organisierte Kriminalität für die öffentlich-rechtlichen Anstalten der ARD. Die Osteuropa-Spezialistin ist Co-Autorin des Buches "Verkauft, versklavt, zum Sex gezwungen - das große Geschäft mit der Ware Frau".