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Planungsgrundlagen zum Lokalklima als Beitrag zur Anpassungsstrategie an den Klimawandel

Pressemitteilung vom 15.09.2010

Insbesondere große Städte stehen vor der Herausforderung, sich an den Klimawandel anzupassen. Die Hansestadt Rostock hat in diesem Jahr erstmals ein Gutachten in Auftrag gegeben, das sich dieser Thematik annimmt. Die Finanzierung dieser komplexen und anspruchsvollen Aufgabenstellung unterstützt das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern durch die Ausreichung von Fördermitteln auf Grundlage der Richtlinie zur Förderung von Projekten ökologischer Schwerpunkte Lokaler Agenden in Mecklenburg-Vorpommern.

Der Leiter des Staatlichen Amtes für Landwirtschaft und Umwelt Mittleres Mecklenburg, Hans-Joachim Meier, hat dazu heute dem Senator für Bau und Umwelt der Hansestadt Rostock, Holger Matthäus, einen Zuwendungsbescheid für die Umsetzung des Projektes „Planungsgrundlagen zum Lokalklima im Rahmen der Rostocker Anpassungsstrategie an den Klimawandel als Beitrag zum Agenda 21-Prozess der Hansestadt Rostock“ übergeben. Das Projekt wird im Zeitraum 2010/2011 unter fachlicher Leitung des Amtes für Umweltschutz realisiert.

Unter Auswertung von Messdaten des Deutschen Wetterdienstes soll eine Computersimulation mit einem so genannten prognostischen Windfeldmodell erfolgen, um flächendeckende Informationen zum Verhalten des Windes zu erhalten. Daraus werden Luftleitbahnen für lokale Windsysteme abgeleitet. Außerdem sollen Frischluftschneisen, die das Eindringen von regionalen Winden aufgrund ihrer Ausrichtung in Hauptwindrichtung fördern, kartiert werden.

Aufgrund der Lagebesonderheiten des Rostocker Stadtgebietes nahe am Wasser werden außerdem mit einer weiteren Modellrechnung Bereiche identifiziert, in denen mit hohen Böenwindgeschwindigkeiten zu rechnen ist. Ergänzend erfolgt eine computergestützte Auswertung hoch aufgelöster Satellitenbilder, um erste Anhaltspunkte für die Ausprägung von städtischen Wärmeinseln sowie Datengrundlagen für die Überarbeitung der städtischen Klimatopkarte zu erhalten. Damit werden spätere Untersuchungen vorbereitet, die gezielt für Teilräume mittels Thermal-Infrarot(TIR)-Aufnahmen und Bodenmessungen durchgeführt werden sollen.

Im Lokale Agenda 21-Prozess der Hansestadt Rostock gilt die Erarbeitung von Planungsgrundlagen zum Lokalklima daher auch als ein Schlüsselprojekt der Aktivitäten und Projekte für ein zukunftsfähiges Rostock. Das widerspiegelt sich im Leitprojekt „Strategie zur Klimawandelanpassung in der Hansestadt Rostock“ des aktuellen Entwurfs zur Fortschreibung der Rostocker Leitlinien zur Stadtentwicklung, die am 30. September 2010 in einem öffentlichen Forum diskutiert werden.

Ein Hauptansatz für die Klimawandelanpassungsstrategie einer vorsorgenden Stadtplanung der Hansestadt Rostock liegt in der Vermeidung von städtischen Wärmeinseln und der Sicherstellung eines möglichst ungehemmten städtischen Windfeldes. Bei sommerlichen Strahlungswetterlagen sind lokale Windsysteme wie der Land-See-Wind und Flurwinde für die Belüftung von einzelnen Stadteilen bzw. des ganzen Stadtgebietes von großer Bedeutung. Diese führen nicht nur die überwärmte Luft aus den dicht bebauten Innenstadtbereichen ab, sondern auch verkehrsbedingte Luftschadstoffe. Demgegenüber kann es durch die klimawandelbedingte weitere Zunahme von höheren Windgeschwindigkeiten in Teilbereichen des Stadtgebietes zu massiven Problemen mit dem Windkomfort kommen, auf die planerisch reagiert werden kann. Die Kenntnis über Lage und Funktion der lokalen Windsysteme und -verhältnisse ist somit ein wichtiger Faktor für die Bauleitplanung in der Hansestadt.

Bedingt durch den Klimawandel - hauptsächlich verursacht durch den Treibhauseffekt - rechnet der Weltklimarat IPCC bis zum Jahr 2100 für Mecklenburg-Vorpommern mit einem Temperaturanstieg um 2 bis 3 Grad Celsius. Noch ist unklar, wie hoch der Meeresspiegel der Ostsee in Zukunft ansteigen wird, wie sich Häufigkeit und Menge der Niederschläge verändern oder auf welche Windverhältnisse sich die Hansestadt Rostock einstellen muss.

In Städten sind die Folgen der Veränderungen deutlicher zu spüren als im ländlichen Raum. Gerade in Gebieten mit hoher Bebauungs- bzw. Bevölkerungsdichte liegen die durchschnittlichen Temperaturen bereits heute deutlich über denen des Umlandes und die Zahl der so genannten „Tropennächte“ mit Temperaturen gleich/höher 20°C werden zunehmen. Es ist auch mit gravierenden Auswirkungen durch Starkregen- und Sturmflutereignisse zu rechnen. Die Städte werden auf diese Bedingungen reagieren müssen.