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"Bernard Schultze (1915 - 2005) - Werke aus privaten Sammlungen" in der Kunsthalle Rostock

Pressemitteilung vom 16.02.2006

Eine neue Sonderausstellung zum späten Werk des 2005 verstorbenen Kölner Malers Bernard Schultze (1915 bis 2005) ist unter dem Motto "Werke aus privaten Sammlungen" ab dem 24. Februar 2006 in der Kunsthalle Rostock zu sehen. Die Schau umfasst 78 Gemälde, Aquarelle und Handzeichnungen des international geschätzten Altmeisters des deutschen Informel. Diese abstrakte Kunstrichtung hatte sich Mitte der 40er Jahre in Paris gebildet. Im Gegensatz zur geometrischen Abstraktion lehnt das Informel jegliche organisierte Formstruktur ab. Die informelle Malerei verwendet keine festen Kompositionsregeln, um so durch neu erfundene Zeichen sowie durch spontane Rhythmik von Linien und Farbflecken die geistigen Impulse des Malers unmittelbar auszudrücken.

Bernard Schultze wurde 1915 in Schneidemühl im heutigen Polen geboren, studierte in den dreißiger Jahren in Düsseldorf und Berlin, wo 1944 sein gesamtes Frühwerk einem Bombenangriff zum Opfer fiel. Seit 1947 lebte er in Frankfurt/Main, wo 1951 die ersten informellen Bilder entstanden. Mit Karl Otto Götz, Otto Greis und Heinz Kreutz gründete er die Künstlergruppe *Quadriga", die seit 1952 mit gemeinsamen Ausstellungen in der Frankfurter Zimmergalerie Franck auf sich aufmerksam machte. Mit seinen spektakulären *Migof"-Objekten * phantastischen Gebilden aus Pappmaché, Draht und Farbe * entwickelte er in den 60er und 70er Jahren seine Bildwelt ins Räumliche. Es entstanden eindrucksvoll raumgreifende Environments, deren scheinbar ins Unendliche wuchernde filigrane Morphologie wie das freigelegte Innere seltsam fremdartiger Organismen anmutet, die in der floralen wie animalischen Welt gleichermaßen zu Hause zu sein scheinen.

Seit 1968 lebte Bernard Schultze in Köln. Hier arbeitete er mit seiner Frau Ursula, die 1999 verstarb, in enger Gemeinschaft. Noch stärker als die Kunst Bernard Schultzes ist die Ursula Schultze-Bluhms von radikalen Formulierungen abgründiger Phantasien getragen, die auf die sogenannte "Art brut" verweisen - Kunst aus den "Randzonen" des kulturellen Lebens. In der Rostocker Ausstellung ist sie mit einer markanten Arbeit vertreten.

Seit den 80er Jahren wandte sich Bernard Schultze wieder verstärkt dem klassischen Tafelbild, dem Aquarell und der Zeichnung zu. Die Formate seiner Bilder wuchsen an, Farbe und Zeichnung wurden zunehmend expressiver und dramatischer. Es entstand ein opulentes Alterswerk, an dem der vitale Künstler bis in die letzten Tage seines Lebens besessen arbeitete. Kurz vor seinem 90. Geburtstag ist Bernard Schultze im April 2005 in Köln verstorben.

Bisher hatte es lediglich eine Ausstellung mit Werken Bernard Schultzes in einem Museum der neuen Bundesländer gegeben * die über einen langjährigen Kontakt zwischen dem damaligen Direktor des Kupferstichkabinetts Dresden, Werner Schmidt, und dem Künstler 1991 zustande gekommene Werkschau im Dresdener Albertinum mit Arbeiten aus den Jahren 1947 bis 1990. Die Ausstellung in der Kunsthalle ist in Zusammenarbeit mit dem Frankfurter Ausstellungsmacher Timm Gierig entstanden. Sie zeigt ausschließlich Arbeiten aus privaten Sammlungen seit den 1980er Jahren. Erstmals wird in einem Museum der neuen Bundesländer nun das an die expressive Werkphase der 80er Jahre anschließende opulente Alterswerk vorgestellt. Neben den Ölbildern sind einige seltene, sehr großformatige und überaus subtile Zeichnungen und Aquarelle spektakulärer Höhepunkt der Ausstellung.

Die Ausstellung wird am Freitag, dem 24. Februar 2006, um 18 Uhr eröffnet und ist bis zum 2. April 2006 zu sehen. Die Kunsthalle Rostock ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.