Home
Na­vi­ga­ti­on

Re­de von Se­bas­ti­an Schrö­der, Se­na­tor für Fi­nan­zen, Ver­wal­tung und Ord­nung, zur Ein­brin­gung der Fort­schrei­bung des Haus­halts­si­che­rungs­kon­zep­tes 2003 bis 2006

Pres­se­mit­tei­lung vom 03.04.2003

(Es gilt das ge­spro­che­ne Wort.)

Herr Prä­si­dent, mei­ne Da­men und Her­ren,

ge­stat­ten Sie mir, dass ich, ob­wohl wir uns bei der Haus­halts­si­che­rung in den fi­nan­zi­el­len Nie­de­run­gen der Kom­mu­nal­po­li­tik be­we­gen, zu Be­ginn Vol­taire zi­tie­re. Er sag­te:

"Wir sind ver­ant­wort­lich für das, was wir tun, aber auch für das, was wir nicht tun." Mei­ne Da­men und Her­ren,

Spa­ren ist das Ge­bot der Stun­de. Die Ver­wal­tung muss Be­schlüs­se vor­be­rei­ten und aus­füh­ren, die Bür­ger­schaft muss Be­schlüs­se fas­sen, die den Haus­halt kon­so­li­die­ren. Das geht nicht oh­ne schmerz­haf­te Ein­schnit­te.

Der Ver­wal­tungs­haus­halt der Han­se­stadt Ros­tock weist für das Jahr 2003 ein Haus­halts­de­fi­zit von 56,6 Mio. Eu­ro­aus. Die­ses De­fi­zit wird bis zum Jahr 2006 auf vor­aus­sicht­lich über 200 Mio. Eu­ro an­wach­sen, wenn wir nicht ge­zielt ge­gen­steu­ern.

Die Ur­sa­chen sind viel­fäl­tig, und ich möch­te der Ur­sa­chen­ana­ly­se durch die Ver­tre­ter der Frak­tio­nen nicht vor­grei­fen. Ich ver­wei­se nur auf die ge­sam­te wirt­schaft­li­che La­ge in Deutsch­land. Sie spie­gelt sich auch in der Ein­nah­me­si­tua­ti­on der Städ­te wi­der.

Dras­ti­sche Ein­brü­che bei den Steu­er­ein­nah­men und ex­plo­die­ren­de Aus­ga­ben, ins­be­son­de­re im So­zi­al­be­reich, ha­ben zur ei­ner kom­mu­na­len Fi­nanz­kri­se in Deutsch­land ge­führt. Dies hat ver­hee­ren­de Aus­wir­kun­gen auf die lo­ka­len Ar­beits­märk­te, denn drin­gend be­nö­tig­te In­ves­ti­tio­nen der Städ­te und Ge­mein­den blei­ben aus. Man­geln­des Wirt­schafts­wachs­tum lässt die Ar­beits­lo­sig­keit wei­ter stei­gen. Grö­ße­re So­zi­al­las­ten ver­schär­fen die Haus­halts­la­ge wei­ter.

Im­mer neue Auf­ga­ben, neue Kos­ten so­wie ei­ne Flut neu­er Vor­schrif­ten re­du­zie­ren die Hand­lungs­spiel­räu­me ge­gen Null. Der Bund und die Län­der ver­spre­chen neue Wohl­ta­ten auf Kos­ten der Städ­te und Ge­mein­den. Da­mit ver­lie­ren die Kom­mu­nen zu­neh­mend ih­re Hand­lungs­fä­hig­keit.

Un­ge­ach­tet der Er­war­tun­gen an ei­ne Ge­mein­de­fi­nanz­re­form des Bun­des und ein Fi­nanz­aus­gleichs­ge­setz des Lan­des, das Ros­tock end­lich in die La­ge ver­setzt, sei­ne ober­zen­tra­le Funk­ti­on wahr­zu­neh­men, müs­sen wir un­se­re Haus­auf­ga­ben er­le­di­gen. Es hat kei­nen Zweck, auf Hil­fe von au­ßen zu war­ten. Sie wird im Zwei­fel auf der Stre­cke blei­ben. Wir müs­sen selbst un­se­ren Haus­halt kon­so­li­die­ren, ge­nau wie der Bund und das Land ih­re Haus­hal­te wie­der ins Gleich­ge­wicht brin­gen müs­sen.

Wir wer­den uns auf al­len Ebe­nen des Staa­tes in Zu­kunft nicht mehr al­les leis­ten kön­nen. Die Re­form­de­bat­te des Bun­des­kanz­lers hat deut­lich ge­macht, dass in al­len Be­rei­chen Ver­än­de­run­gen be­vor­ste­hen. Auch Stan­dards, Ein­rich­tun­gen und Dienst­leis­tun­gen, die wir für gut und rich­tig hal­ten, müs­sen grund­sätz­lich in Fra­ge ge­stellt wer­den - so leid es ei­nem in je­dem Ein­zel­fall tut.

Spar­maß­nah­men kön­nen in der Bun­des- und Lan­des­po­li­tik abs­trakt for­mu­liert wer­den. In den Städ­ten und Ge­mein­den wird es sehr viel kon­kre­ter. Die Be­trof­fe­nen sind hier zu Hau­se und for­mu­lie­ren ih­ren Wi­der­spruch und ih­re Er­war­tun­gen sehr di­rekt.

Ich selbst ha­be in den ver­gan­ge­nen Wo­chen dut­zen­de Ge­sprä­che mit Ros­to­cke­rin­nen und Ros­to­ckern ge­führt, die sich vom Haus­halts­si­che­rungs­kon­zept be­trof­fen füh­len. Die Ge­sprächs­part­ner reich­ten von Ver­tre­tern Ros­to­cker Ban­ken, die um ihr An­se­hen fürch­te­ten, weil die Stadt ih­re Kon­ten nicht mehr bei ih­nen wei­ter­füh­ren möch­te, bis hin zu den El­tern­ver­tre­tern des Kon­ser­va­to­ri­ums und dem Vor­stand des För­der­ver­eins der Kunst­hal­le.

Ei­ni­ge Ge­sprä­che fie­len mir leicht, an­de­re wa­ren weit­aus schwie­ri­ger, weil Ein­spa­run­gen im­mer auch Ver­zicht be­deu­tet. Ich hat­te al­ler­dings bei den meis­ten Ge­sprä­chen den Ein­druck, dass die Ein­spar­vor­schlä­ge und ih­re Be­grün­dung zu­min­dest nach­voll­zo­gen wur­den. Es wur­de we­ni­ger über das "Ob" ei­ner Maß­nah­me, son­dern mehr über das "Wie" der Um­set­zung dis­ku­tiert.

Ich be­to­ne: Kein Spar­vor­schlag ist Kri­tik an der bis­he­ri­gen Tä­tig­keit ei­ner be­stimm­ten Ein­rich­tung. Es geht viel­mehr­dar­um, Leis­tun­gen für die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger nach Mög­lich­keit auf­recht zu er­hal­ten, mit Struk­tu­ren, die uns die Auf­recht­erhal­tung der Leis­tun­gen dau­er­haft er­mög­li­chen.

Da­bei ist zu be­ach­ten, dass die fi­nan­zi­el­le Si­tua­ti­on der Han­se­stadt Ros­tock sich in ab­seh­ba­rer Zeit nicht ver­bes­sern wird. Al­le Äm­ter der Stadt wer­den auch in den nächs­ten Jah­ren mit Stel­len­sper­ren, dem Ver­bot ex­ter­ner Be­set­zun­gen, Haus­halts­sper­ren und feh­len­den In­ves­ti­ti­ons­mit­teln le­ben müs­sen. Das be­ein­träch­tigt die Ar­beit und die Mög­lich­keit der Ge­stal­tung, ins­be­son­de­re für kul­tu­rel­le Ein­rich­tun­gen.

Ich hal­te es nicht nur für sinn­voll, son­dern so­gar für ge­bo­ten, in die­ser Si­tua­ti­on über Al­ter­na­ti­ven nach­zu­den­ken und pri­va­te Rechts­for­men an­zu­bie­ten.

Mei­ne Da­men und Her­ren,

die Haus­halts­kon­so­li­die­rung ist auch ein schwie­ri­ges The­ma in der po­li­ti­schen Aus­ein­an­der­set­zung. Die Ver­su­chung, aus un­po­pu­lä­ren Maß­nah­men po­li­ti­sches Ka­pi­tal zu schla­gen, ist groß. Die we­nigs­ten wir­kungs­vol­len Spar­maß­nah­men wer­den den Po­pu­la­ri­täts­test des OZ- Teds be­stehen.

Ich be­dan­ke mich aus­drück­lich bei al­len Frak­tio­nen für die er­geb­nis­ori­en­tier­ten Dis­kus­sio­nen der ver­gan­ge­nen Wo­chen. Zahl­rei­che Än­de­rungs­an­trä­ge und die um­fang­rei­che Dis­kus­si­on zu zeit­wei­se über 80 Ent­wür­fen für An­trä­ge an mei­nem Tisch dien­ten der Su­che nach be­last­ba­ren Kom­pro­mis­sen. Be­son­ders her­vor­he­ben möch­te ich Än­de­rungs­an­trä­ge, die das vor­lie­gen­de Kon­zept um wei­te­re Spar­vor­schlä­ge er­gän­zen.

Für mich steht fest: Wer in Ros­tock in Zu­kunft Po­li­tik ge­stal­ten will, braucht wie­der fi­nan­zi­el­le Hand­lungs­spiel­räu­me. Das gilt für al­le Par­tei­en. Sie müs­sen des­halb ein star­kes In­ter­es­se dar­an ha­ben, dass der Haus­halt wei­ter kon­so­li­diert wird.

Mei­ne Da­men und Her­ren,

die Fort­schrei­bung des Haus­halts­si­che­rungs­kon­zep­tes steht im un­mit­tel­ba­ren Zu­sam­men­hang mit dem im ver­gan­ge­nen Ju­li ver­ab­schie­de­ten Be­schluss und den Ih­nen vor­lie­gen­den Zwi­schen­be­rich­ten.

Sie zei­gen den Stand der Ab­ar­bei­tung. Für den Haus­halt 2002 und 2003 konn­ten die vor­ge­se­he­nen Maß­nah­men zum ganz über­wie­gen­den Teil rea­li­siert wer­den. Al­lein für den Haus­halt 2003 konn­te das De­fi­zit da­mit um über 8 Mio. Eu­ro ge­senkt wer­den. Das Ziel der Haus­halts­kon­so­li­die­rung ist laut Ge­setz der Haus­halts­aus­gleich. Auf dem Weg da­hin ha­ben wir uns meh­re­re Zwi­schen­etap­pen ge­setzt. Zu­nächst gilt es, das struk­tu­rel­le De­fi­zit ein­zu­frie­ren.

Auf Sei­te 2 des Haus­halts­si­che­rungs­kon­zep­tes kön­nen Sie den per­ma­nen­ten An­stieg des struk­tu­rel­len De­fi­zits für die fol­gen­den Jah­re ei­ner Ta­bel­le ent­neh­men. Die gra­vie­ren­de Stei­ge­rung im Haus­halt 2003 durch So­zi­al- und Ju­gend­hil­fe so­wie die Ta­rif­er­hö­hung sind Ih­nen be­kannt.

Bei Um­set­zung der Maß­nah­men des be­reits be­schlos­se­nen Haus­halts­si­che­rungs­kon­zep­tes und sei­ner Fort­schrei­bung wür­de es uns ge­lin­gen, das De­fi­zit zu­nächst bei et­wa 30 Mio. Eu­ro ein­zu­frie­ren. Der nächs­te Schritt ist dann die Re­du­zie­rung des struk­tu­rel­len De­fi­zits auf Null. Und schlie­ß­lich müs­sen wir We­ge fin­den, das an­ge­stau­te ku­mu­lier­te De­fi­zit der Vor­jah­re aus­zu­glei­chen.

In­halt­lich ist es ge­bo­ten, die Las­ten der Ein­spa­run­gen auf al­le Be­rei­che des un­mit­tel­ba­ren und mit­tel­ba­ren Ver­wal­tungs­han­delns ge­recht zu ver­tei­len. Wir kön­nen kei­ne Aus­nah­men ma­chen, und wir wol­len auch kei­ne Be­völ­ke­rungs­grup­pe über Ge­bühr zu den Spar­maß­nah­men her­an­zie­hen.

Es gibt nicht den ei­nen ge­nia­len Vor­schlag, der uns in kür­zes­ter Zeit zwei­stel­li­ge Mil­lio­nen­be­trä­ge ein­bringt und oben­drein auf all­ge­mei­ne Zu­stim­mung stö­ßt. Un­se­re ein­zi­ge Mög­lich­keit be­steht dar­in, mit ei­ner Viel­zahl von klei­nen Maß­nah­men Haus­halts­kon­so­li­die­rung zu be­trei­ben. Da­bei ge­be ich ger­ne zu - die meis­ten Vor­schlä­ge des Fort­schrei­bungs­pa­piers sind nicht un­be­dingt ei­ge­ner Text. Sie be­ru­hen viel­mehr auf Er­fah­run­gen an­de­rer Städ­te und ori­en­tie­ren sich an den ent­spre­chen­den wis­sen­schaft­li­chen Ver­öf­fent­li­chun­gen der KGSt und des Deut­schen Städ­te­ta­ges, be­rück­sich­ti­gen je­doch die Ros­to­cker Be­son­der­hei­ten.

Die Band­brei­te reicht von Ein­nah­me­er­hö­hun­gen durch ent­spre­chen­de Ver­än­de­run­gen von Ge­büh­ren­sat­zun­gen, über die Zu­wen­dun­gen und Zu­schüs­se und den Sach­haus­halt, bis hin zu den Ver­wal­tungs­struk­tu­ren und da­mit den Per­so­nal­kos­ten. Da­bei muss man die Mög­lich­kei­ten und Gren­zen ei­nes Haus­halts­si­che­rungs­kon­zep­tes be­ach­ten. Es geht um Rich­tungs­ent­schei­dun­gen, auf de­ren Grund­la­ge die Ver­wal­tung ar­bei­ten kann.

Es wer­den de­tail­rei­che Be­schlüs­se der Bür­ger­schaft zu den ein­zel­nen Punk­ten fol­gen. Ein Haus­halts­si­che­rungs­kon­zept kann nicht al­le denk­ba­ren Fra­ge­stel­lun­gen auf­grei­fen und be­reits lö­sen. Das Haus­halts­si­che­rungs­kon­zept gibt den Start­schuss, es ist nicht das Ziel.

Es gibt die Rich­tung vor durch kla­re fi­nan­zi­el­le Ein­spar­vor­ga­ben. All­ge­mei­ne Auf­for­de­run­gen, Kon­zep­te oder Ziel­ver­ein­ba­run­gen vor­zu­le­gen, ha­ben oh­ne fi­nan­zi­el­len Rah­men kei­ne haus­halts­kon­so­li­die­ren­de Wir­kung. Die kon­zep­tio­nel­le Ar­beit wä­re au­ßer­dem ver­ge­bens. Man plant ja auch kei­nen Ka­li­for­ni­en-Ur­laub, wenn die Rei­se­kas­se nur bis zum Mit­tel­meer reicht.

Mei­ne Da­men und Her­ren,

las­sen Sie mich zu ein­zel­nen Punk­ten der Fort­schrei­bung des Haus­halts­si­che­rungs­kon­zep­tes ei­ni­ge Aus­füh­run­gen ma­chen: Ver­schie­de­ne För­der­richt­li­ni­en der Stadt ge­hö­ren auf den Prüf­stand. Be­reits mit dem Haus­halts­si­che­rungs­kon­zept 2002 wur­de dies für die Be­rei­che Kul­tur, So­zia­les und Ju­gend be­schlos­sen.

Die Fort­schrei­bung be­trifft nun auch die För­de­rung des Sports. Da­bei sol­len Kri­te­ri­en im Mit­tel­punkt ste­hen, die der ge­sam­ten Stadt nüt­zen. Kri­te­ri­um für die För­de­rung könn­te u. a. die tat­säch­li­che Be­dürf­tig­keit des Ver­eins sein. Sie wä­re aus mei­ner Sicht z. B. im­mer dann ge­ge­ben, wenn der Ver­ein Ziel­grup­pen er­reicht, die sich oh­ne ei­ne städ­ti­sche För­de­rung das Sport­trei­ben nicht leis­ten kön­nen.

Die Re­du­zie­rung der Zu­schüs­se und die Er­hö­hung der Ge­winn­ab­füh­rung bei den städ­ti­schen Be­tei­li­gun­gen war be­reits The­ma des Haus­halts­si­che­rungs­kon­zep­tes 2002. Auch die­se Po­si­ti­on wird hier fort­ge­schrie­ben und nun­mehr auf die Ge­sell­schaf­ten RVV, den Zoo und den Ver­kehrs­ver­bund War­now so­wie die Tou­ris­mus­zen­tra­le Ros­tock & War­ne­mün­de er­streckt. Das kann auch be­deu­ten, dass Leis­tun­gen die­ser Ge­sell­schaf­ten nicht im bis­he­ri­gen Um­fang auf­recht er­hal­ten wer­den kön­nen.

Recht­zei­ti­ge fi­nan­zi­el­le Vor­ga­ben ge­ben den Ge­schäfts­füh­run­gen die Chan­ce, ihr Un­ter­neh­men ent­spre­chend aus­zu­rich­ten. Es ist nicht mög­lich, die städ­ti­schen Be­tei­li­gun­gen aus dem Kon­so­li­die­rungs­pro­zess her­aus­zu­neh­men und da­mit den oh­ne­hin schon ex­trem ho­hen Ein­spar­druck der Kern­ver­wal­tung noch wei­ter zu stei­gern.

Bei den Ein­spa­run­gen zum Sach­haus­halt steht die Im­mo­bi­li­en­ver­wal­tung im Mit­tel­punkt. Wir schla­gen Ih­nen den Grund­satz vor, mög­lichst al­les zu ver­kau­fen, was nicht un­mit­tel­bar den Zwe­cken der Ver­wal­tung dient. Da­mit er­spa­ren wir Ver­wal­tungs­kos­ten und kön­nen durch den Ver­kaufs­er­lös dem Ver­mö­gens­haus­halt Geld zu­füh­ren, das dort drin­gend be­nö­tigt wird.

Die Fort­schrei­bung des Haus­halts­si­che­rungs­kon­zep­tes un­ter­setzt fer­ner das Vor­ha­ben, bis zum Jahr 2010 700 Stel­len zu strei­chen. Die Or­ga­ni­sa­ti­ons­un­ter­su­chun­gen lau­fen - zum Teil mit ex­ter­nem Sach­ver­stand. Er­geb­nis­se kön­nen Sie be­reits dem Text des Haus­halts­si­che­rungs­kon­zep­tes ent­neh­men. Ziel ist es, für den Haus­halt 2004 700 KW-Ver­mer­ke aus­zu­brin­gen. Da­bei muss auch ge­prüft wer­den, in wel­chen bis­he­ri­gen Ver­wal­tungs­ein­hei­ten durch pri­va­te Un­ter­neh­men oder zu­min­dest durch ei­ne pri­va­te Rechts­form Auf­ga­ben wirt­schaft­li­cher er­le­digt wer­den kön­nen. Die Aus­la­ge­rung von Auf­ga­ben kann kein Ta­bu sein, sie ist je­doch auch kein Selbst­zweck.

Die Ein­spa­rung muss auf Dau­er sicht­bar wer­den. Ich schla­ge Ih­nen hier­für ei­ne Quo­te von 20 % ge­gen­über den bis­he­ri­gen Ver­wal­tungs­kos­ten oder an­de­re ver­gleich­ba­re Vor­tei­le für die Stadt vor.

Ich bin da­von über­zeugt, dass Pri­va­ti­sie­rung auch die Chan­ce bie­tet, un­ab­hän­gig von bü­ro­kra­ti­schen Ver­wal­tungs­zwän­gen zu wirt­schaf­ten, um da­mit mehr Ef­fek­te und Leis­tun­gen für die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger die­ser Stadt zu er­zie­len.

Das gilt auch für Ein­rich­tun­gen im Kul­tur­be­reich. Hier ist es das Ziel, An­ge­bo­te auf­recht zu er­hal­ten. Die vor­ge­schla­ge­nen Pri­va­ti­sie­run­gen wer­den je­doch nicht oh­ne Struk­tur­ent­schei­dun­gen mög­lich sein. Das be­deu­tet auch, dass man bis­her wahr­ge­nom­me­ne Auf­ga­ben, Leis­tun­gen und Stan­dards in die­sen Be­rei­chen nicht zu 100 % auf­recht er­hal­ten kann. Im Ge­gen­zug kann aber über Ziel­ver­ein­ba­run­gen auch Pla­nungs­si­cher­heit ge­währ­leis­tet wer­den. Der der­zei­ti­ge Zu­stand, dass die Kul­tur­ein­rich­tun­gen an al­len Haus­halts­ein­schrän­kun­gen wäh­rend des Haus­halts­jah­res be­tei­ligt wer­den und bei der Auf­stel­lung ei­nes je­den Haus­halts­pla­nes von neu­em ih­re Exis­tenz recht­fer­ti­gen müs­sen, wür­de da­mit der Ver­gan­gen­heit an­ge­hö­ren. Da­bei steigt die Ver­ant­wor­tung des Ein­rich­tungs­lei­ters und sei­nes Teams er­heb­lich. Es wird in pri­va­ter Rechts­form schwe­rer sein, Pro­ble­me weg­zu­de­le­gie­ren. Die Stadt will sich je­doch kei­nes­falls ih­rer Ver­ant­wor­tung ent­zie­hen. Auch in pri­va­ten Rechts­for­men soll der Ein­fluss und die Mit­ver­ant­wor­tung der Stadt ge­währ­leis­tet blei­ben.

Dem vor­lie­gen­den Haus­halts­si­che­rungs­kon­zept ist mit­un­ter ein kul­tu­rel­ler Kahl­schlag un­ter­stellt wor­den. Die­sen Vor­wurf wei­se ich in al­ler Form zu­rück. Ich hal­te es für sehr viel ge­fähr­li­cher für die kul­tu­rel­len Ein­rich­tun­gen der Stadt, wenn wir die Au­gen vor der fi­nan­zi­el­len Ent­wick­lung ver­schlie­ßen und al­les so wei­ter­lau­fen las­sen.

Un­se­re fi­nan­zi­el­len Mög­lich­kei­ten rei­chen jetzt schon kaum für den ord­nungs­ge­mä­ßen Be­trieb aus. Der Sa­nie­rungs­be­darf bei der Kunst­hal­le, der Wunsch nach ei­nem Thea­ter­neu­bau, die be­schei­de­nen Aus­stel­lungs­etats der städ­ti­schen Mu­se­en, die drin­gen­de For­de­rung des Kon­ser­va­to­ri­ums, freie Stel­len von au­ßen be­set­zen zu kön­nen, wer­den wir mit un­se­rem Haus­halt auf lan­ge Sicht nicht ent­spre­chen.

Auch des­halb ist es ge­bo­ten, Struk­tu­ren zu re­du­zie­ren, da­mit man das, was man macht, rich­tig ma­chen kann. Von dem Pro­zess der Haus­halts­kon­so­li­die­rung kann auch das Volks­thea­ter nicht aus­ge­nom­men wer­den. Dort sind weit über 10 % der städ­ti­schen Mit­ar­bei­ter be­schäf­tigt. Wer die­sen Be­reich nicht an­tas­ten will, der muss noch stär­ker in an­de­re Äm­ter ein­grei­fen. Ei­ne Struk­tur­re­du­zie­rung ist auch Vor­aus­set­zung für ei­nen Thea­ter­neu­bau. Das In­nen­mi­nis­te­ri­um hat ein­deu­tig auf die­sen Zu­sam­men­hang hin­ge­wie­sen.

Das Haus­halts­si­che­rungs­kon­zept lässt den Thea­ter­be­schluss der Bür­ger­schaft von Mai 2002 un­be­rührt. Für 2003 und 2004 bleibt der Etat wie er ist. Ein Thea­ter­be­trieb hat je­doch lan­ge Vor­lauf­zei­ten. Wer 2005 am Thea­ter et­was än­dern will, muss da­mit heu­te be­gin­nen.

Mei­ne Da­men und Her­ren,

die Be­schluss­vor­la­ge selbst ent­hält in Zif­fer 4 die Strei­chung ei­nes al­ten Bür­ger­schafts­be­schlus­ses. Da­nach wa­ren Sport­stät­ten zu er­set­zen, die aus Stadt­ent­wick­lungs­grün­den an an­de­rer Stel­le ab­ge­ris­sen wer­den muss­ten. So sym­pa­thisch ich die­sen Be­schluss fin­de, er ist im Ver­mö­gens­haus­halt der Han­se­stadt Ros­tock auf lan­ge Sicht nicht dar­stell­bar. Wir wer­den in den nächs­ten Jah­ren Sport­stät­ten nur ein Ein­zel­fäl­len bau­en kön­nen - nach Ab­wä­gung al­ler an­de­ren Prio­ri­tä­ten.

Wer an die­sen und ähn­li­chen Be­schlüs­sen fest­hält, sorgt bei den Bür­ge­rin­nen und Bür­gern der Han­se­stadt Ros­tock für Il­lu­sio­nen, die er spä­ter bit­ter ent­täu­schen muss. Ei­ne Ros­to­cker Ta­ges­zei­tung hat­te wohl auch des­halb ih­ren Be­richt über die Fort­schrei­bung des Haus­halts­si­che­rungs­kon­zep­tes mit der Über­schrift "Das En­de der Il­lu­sio­nen" ver­se­hen.

Mei­ne Da­men und Her­ren,

die Fort­schrei­bung des Haus­halts­si­che­rungs­kon­zep­tes ha­be ich mit der Kom­mu­nal­auf­sicht aus­führ­lich er­ör­tert. Das In­nen­mi­nis­te­ri­um sieht uns mit­die­sem Pa­pier auf dem rich­ti­gen Weg, auch wenn ein Haus­halts­aus­gleich noch nicht dar­stell­bar ist. Die Ent­schei­dung liegt jetzt bei Ih­nen.

Ich bit­te um Zu­stim­mung zur Be­schluss­vor­la­ge und dan­ke für Ih­re Auf­merk­sam­keit.