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Na­vi­ga­ti­on

Re­de von Se­na­tor Ge­org Schol­ze auf der Per­so­nal­ver­samm­lung der Stadt­ver­wal­tung

Pres­se­mit­tei­lung vom 13.12.2006



Frau Vor­sit­zen­de, Herr Ober­bür­ger­meis­ter,
mei­ne Da­men und Her­ren,
lie­be Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen,

ge­stat­ten Sie mir zu Be­ginn ei­ne Vor­be­mer­kung, ei­ne per­sön­li­che Vor­be­mer­kung: Ich bin seit 4 Mo­na­ten in Ros­tock. Es ist ei­ne wun­der­schö­ne, ab­wechs­lungs­rei­che Stadt mit vie­len Fa­cet­ten, mit in­ter­es­san­ten Auf­ga­ben und Men­schen.

Bei al­len Pro­ble­men, die mir so­fort auf dem Tisch la­gen, stre­be ich aber Lö­sun­gen im weit­ge­hen­den Ein­ver­neh­men an; das kommt mir per­sön­lich am nächs­ten. Da­zu be­nö­ti­ge ich aber Part­ner und kei­ne Mau­er aus Miss­trau­en oder in­ne­rem Wi­der­stand. Zu spü­ren ist je­doch in un­se­rer Ver­wal­tung ei­ne gro­ße Ver­un­si­che­rung und teil­wei­se auch Rat­lo­sig­keit an­ge­sichts der ins Haus ste­hen­den Än­de­run­gen - da­zu kom­me ich noch.

Dass Ver­än­de­run­gen nö­tig sind, wis­sen wir al­le hier im Raum. Dass man­ches nicht so heiß ge­ges­sen wie ge­kocht wird und manch ei­ne Pres­se­mel­dung nur die hal­be Wahr­heit ist, das wis­sen wir eben­falls. Ver­än­de­run­gen sind nicht au­to­ma­tisch et­was Be­droh­li­ches, sie sind nur ein Ab­wei­chen von be­kann­ten Bah­nen. Da­vor braucht nie­mand Angst ha­ben. Ge­mein­sam kön­nen wir Per­spek­ti­ven su­chen und in An­griff neh­men. Ich möch­te Sie ein­la­den, Part­ner zu sein bei der Ge­stal­tung der vor uns lie­gen­den Wand­lungs­pro­zes­se.

Die Stadt­ver­wal­tung Ros­tock lebt in be­weg­ten Zei­ten. Bei­na­he täg­lich konn­ten Sie im ab­lau­fen­den Jahr 2006 fol­gen­de Stich­wör­ter in der Pres­se le­sen:

- Haus­halts­kon­so­li­die­rung und De­fi­zit-Re­du­zie­rung,
- Vor­schlä­ge des Lan­des­rech­nungs­ho­fes und Vor­ga­ben der Kom­mu­nal­auf­sicht aus Schwe­rin,
- Per­so­nal­ab­bau und be­triebs­be­ding­te Maß­nah­men,
- Weg­fall frei­wil­li­ger Leis­tun­gen und Schlie­ßung von Ein­rich­tun­gen.

Da­zu kam dann im Au­gust ein neu­er Fi­nanz­se­na­tor, der gleich zum Amts­an­tritt die Be­zeich­nung "Kon­kurs­ver­wal­ter" er­hielt. Las­sen Sie mich das lie­ber nicht kom­men­tie­ren.

Die Ver­un­si­che­rung der Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter.

Ich kann mir vor­stel­len, dass Sie als Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter un­se­rer Stadt­ver­wal­tung da­durch in ho­hem Ma­ße ver­un­si­chert wor­den sind.

Ge­stat­ten Sie mir, dass ich Ih­nen heu­te Nach­mit­tag ein­mal die we­sent­li­chen Eck­punk­te der ak­tu­el­len Si­tua­ti­on und die an­ste­hen­den Schwer­punk­te mei­ner Tä­tig­keit dar­le­ge. Die Ver­un­si­che­rung muss ein En­de ha­ben, da­mit wir die Ar­beits­fä­hig­keit der Ver­wal­tung er­hal­ten.

Durch kla­re Be­nen­nung des ge­gen­wär­ti­gen Zu­stands, der Zie­le und der Lö­sungs­an­sät­ze will ich da­zu ei­nen Klä­rungs­bei­trag leis­ten. Sie als Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter ha­ben ei­nen An­spruch auf Klar­heit und Wahr­heit. Ge­ben Sie sich nicht zu­frie­den mit

- Se­kun­där-Auf­fas­sun­gen,
- Ter­ti­är-Mei­nun­gen und
- in­ter­es­sen­ge­steu­er­ten Ge­rüch­ten.

Die Rol­le des Fi­nanz­se­na­tors.

Im Se­na­to­ren­team, das un­se­ren Ober­bür­ger­meis­ter Ro­land Me­th­ling zu un­ter­stüt­zen hat, ist es als Fi­nanz­se­na­tor mei­ne Auf­ga­be, da­für zu sor­gen, dass wir das fi­nanz­po­li­tisch er­for­der­li­che Ziel er­rei­chen. Die­ses Ziel lau­tet, vom Jahr 2009 an nur noch so­viel Geld aus­zu­ge­ben, wie wir ein­neh­men.

Der Haus­halts­aus­gleich muss auf­grund der dann fol­gen­den neu­en Her­aus­for­de­run­gen bei Weg­fall der So­li­dar­pakt II-Mit­tel für 2009 ge­schafft wer­den. Soll­ten wir uns die­ser Not­wen­dig­keit ent­zie­hen wol­len, dann dro­hen ganz ein­schnei­den­de auf­sicht­li­che Maß­nah­men. Die­se Bank­rott­er­klä­rung der kom­mu­na­len Selbst­ver­wal­tung müs­sen und wer­den wir ab­wen­den.

Die Rol­le des Per­so­nal­se­na­tors.

Da­ne­ben bin ich als Per­so­nal­se­na­tor da­für ver­ant­wort­lich, dass wir der Für­sor­ge­pflicht ge­gen­über un­se­ren Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern ge­recht wer­den. Die­se Ver­pflich­tung neh­me ich aus recht­li­chen Er­wä­gun­gen und aus Grün­den des mensch­li­chen An­stands sehr ernst.

Ich ha­be in die­sem Zu­sam­men­hang Ver­ständ­nis für sach­li­che Kon­tro­ver­sen. Kei­ner­lei Ver­ständ­nis aber ha­be ich da­für, dass man­ches Mal die Ver­un­si­che­rung der Mit­ar­bei­ter­schaft durch Halb­hei­ten und Teil­wahr­hei­ten zu schü­ren ver­sucht wird.

Ich neh­me als Bei­spiel den Be­richt des Lan­des­rech­nungs­ho­fes, von dem ge­sagt und be­haup­tet wird,

- der Be­richt be­für­wor­te den per­so­nel­len Kahl­schlag,
- der Be­richt sei ein In­stru­ment neo­li­be­ra­ler Käl­te und
- der Be­richt ge­hö­re ins­ge­samt auf den Schei­ter­hau­fen.

Wer die­sen Be­richt mit Sorg­falt liest, der wird er­ken­nen, dass dort für vie­le un­ter­schied­li­che Be­rei­che weit­ge­hen­de Vor­schlä­ge zur fi­nan­zi­el­len Sa­nie­rung ge­macht sind.

Mit kei­nem Wort wer­den in dem Be­richt - nach mei­ner Durch­sicht - be­triebs­be­ding­te Kün­di­gun­gen ge­for­dert. Die ge­gen­tei­li­ge Be­haup­tung scheint das Ziel zu ver­fol­gen, Emo­tio­nen und Ver­un­si­che­rung an­zu­hei­zen.

Wir wer­den sol­chen Ver­su­chen als Ver­wal­tungs­spit­ze ent­schlos­sen ent­ge­gen­tre­ten. Wer den Be­richt mit Ver­stand liest, kann auch er­ken­nen, dass der Lan­des­rech­nungs­hof uns ei­ne gan­ze Rei­he von Kon­so­li­die­rungs­op­tio­nen auf­ge­lis­tet hat, zwi­schen de­nen wir wer­den wäh­len müs­sen.

Wer den Be­richt mit Ver­stand wei­ter liest, kann auch er­ken­nen, dass dort recht­lich zu­tref­fend be­schrie­ben ist, un­ter wel­chen ganz en­gen recht­li­chen Vor­aus­set­zun­gen be­triebs­be­ding­te Maß­nah­men über­haupt erst mög­lich sind. Wir wol­len als Ver­wal­tungs­spit­ze der­ar­ti­ge Maß­nah­men ver­mei­den.

Im Üb­ri­gen kann uns der Lan­des­rech­nungs­hof vor­schla­gen, was er will. Die Ent­schei­dung dar­über, wie wir un­se­ren städ­ti­schen Haus­halt kon­so­li­die­ren, die­se Ent­schei­dung tref­fen wir in Ros­tock selbst.

Die Kampf­trom­mel zu schla­gen und wech­sel­sei­tig auf­ein­an­der ein­zu­dre­schen, hilft uns da­bei aber nicht wei­ter. Die Kon­so­li­die­rungs­ent­schei­dun­gen wer­den nicht vom Lan­des­rech­nungs­hof als Prü­fungs­be­hör­de ge­trof­fen, die Ent­schei­dun­gen wer­den nicht vom In­nen­mi­nis­te­ri­um als Kom­mu­nal­auf­sicht ge­trof­fen.

Die not­wen­di­gen Ent­schei­dun­gen wer­den nicht in Schwe­rin, son­dern von un­se­ren ge­wähl­ten Or­ga­nen, näm­lich dem Ober­bür­ger­meis­ter und der Bür­ger­schaft der Han­se­stadt Ros­tock ge­trof­fen.

Die Kon­so­li­die­rung wer­den wir ge­mein­sam schaf­fen. Mit un­se­rer Ge­mein­sam­keit wer­den wir es de­nen in Schwe­rin zei­gen!

Ge­hen wir aber sach­lich mit den Din­gen um. Die Auf­ga­ben ins­ge­samt sind schwer ge­nug, als dass wir uns durch Des­in­for­ma­ti­on das Le­ben noch schwe­rer ma­chen müss­ten.

Die Mit­wir­kung des Ge­samt­per­so­nal­ra­tes.

Die ge­mein­sa­me An­stren­gung macht aber er­for­der­lich, dass al­le kon­struk­tiv mit­wir­ken. Ich hal­te we­nig da­von, wenn wir bei ge­gen­sei­ti­gen Be­schimp­fun­gen ver­har­ren. Nut­zen Sie, lie­be Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen, die Mög­lich­kei­ten der Mit­wir­kung, die wir Ih­nen sei­tens der Dienst­stel­le auch hier und heu­te er­neut an­bie­ten.

Es nützt nie­man­den, wenn sich der Per­so­nal­rat mit öf­fent­li­chen Er­klä­run­gen selbst aus­schlie­ßt. Den Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern un­se­rer Ver­wal­tung nützt dies am we­nigs­ten.

Hier gilt sinn­ge­mäß das al­te Wort von Her­bert Weh­ner: "Wer aus dem Ver­hand­lungs­saal raus­geht, der muss auch wie­der rein­kom­men". Wer sich aus­schlie­ßt, be­wirkt nichts.

Neh­men Sie die In­ter­es­sen un­se­rer Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen ver­ant­wor­tungs­be­wusst wahr und stel­len Sie ggf. höchst­per­sön­li­che Auf­fas­sun­gen auch ein­mal zu­rück. Die Mit­ar­bei­ter­schaft ins­ge­samt wird es Ih­nen si­cher­lich dan­ken.

Ich selbst ha­be mit ver­schie­de­nen Ver­tre­tern der ört­li­chen Per­so­nal­rä­te schon sehr kon­struk­ti­ve Ge­sprä­che ge­führt, oh­ne dass da­bei die na­tür­li­chen In­ter­es­sen­ge­gen­sät­ze ver­wischt wur­den. Ich den­ke, das kon­struk­ti­ve Be­mü­hen al­ler Sei­ten wä­re auch ei­ne ge­eig­ne­te Ori­en­tie­rung für den Ge­samt­per­so­nal­rat.

Die Rea­li­tä­ten.

Als ich im Au­gust 2006 mei­ne Funk­ti­on als Se­na­tor für Ver­wal­tung, Fi­nan­zen und Ord­nung an­ge­tre­ten ha­be, war ich mir der Schwe­re der Auf­ga­be wohl be­wusst. Ich freue mich, dass es mitt­ler­wei­le ge­lun­gen ist, im Se­na­to­ren­team, in den Frak­tio­nen der Bür­ger­schaft und auch bei den Lei­tungs­kräf­ten der Ver­wal­tung in vie­len Ge­sprä­chen und Ver­hand­lun­gen ein grö­ße­res Ver­ständ­nis we­nigs­tens für die fi­nanz­po­li­ti­schen Not­wen­dig­kei­ten zu we­cken.

Nie­mand muss Angst ha­ben, wenn er zu­nächst ein­mal die fi­nanz­wirt­schaft­li­chen Rea­li­tä­ten zur Kennt­nis nimmt. Über al­le Lö­sungs­an­sät­ze kön­nen wir dann an­schlie­ßend - ger­ne auch kon­tro­vers - dis­ku­tie­ren.

Da­bei neh­men Sie mir bit­te den gu­ten Wil­len ab, die­se Stadt und ih­re Ver­wal­tung in den nächs­ten Jah­ren ent­schei­dend mit vor­an­brin­gen zu wol­len.

Un­ser fi­nanz­po­li­ti­sches Ziel muss es sein, den Haus­halt bis zum Jahr 2009 aus­zu­glei­chen. Da­bei han­delt es sich nicht um "Spar­haus­hal­te", son­dern um Haus­hal­te, die erst­mals wie­der seit Jah­ren den recht­li­chen An­for­de­run­gen ent­spre­chen. Wir spa­ren nicht, son­dern ver­rin­gern die lau­fen­den Kon­to­über­zie­hun­gen. In den ver­gan­ge­nen Jah­ren sind die ein­schlä­gi­gen Rechts­vor­schrif­ten nicht hin­rei­chend be­ach­tet wor­den, sonst wä­ren wir heu­te nicht in die­ser schwie­ri­gen Si­tua­ti­on.

Das muss jetzt an­ders wer­den.

Ein ge­plan­tes struk­tu­rel­les De­fi­zit in der Grö­ßen­ord­nung zwi­schen 50 Mio. und 70 Mio. Eu­ro ist aber nicht nur ein kras­ser Rechts­ver­stoß, son­dern ein sol­ches De­fi­zit nimmt uns für die Zu­kunft al­le Ge­stal­tungs­mög­lich­kei­ten in die­ser Stadt.

Die auf­ge­häuf­ten De­fi­zi­te müs­sen dann von den nach­fol­gen­den Ge­ne­ra­tio­nen ab­ge­tra­gen wer­den. Die Kon­so­li­die­rung ist da­her auch un­ter dem As­pekt der Ge­ne­ra­tio­nen­ge­rech­tig­keit drin­gend ge­bo­ten. Ich den­ke, wir ste­hen ge­mein­sam da­für, dass wir der heu­ti­gen Kin­der­ge­ne­ra­ti­on in Ros­tock kei­nen un­über­seh­ba­ren Schul­den­berg auf­bür­den.

Mein Leit­bild ist ei­ne wirt­schaft­lich ar­bei­ten­de, fach­lich kom­pe­ten­te und mit­hin schlag­kräf­ti­ge Ver­wal­tung für un­se­re Han­se­stadt Ros­tock. Ei­nen Aus­ver­kauf der Stadt­ver­wal­tung wird es nicht ge­ben. Den­noch wer­den wir nicht um­hin kom­men, be­stimm­te Leis­tun­gen zu­künf­tig zu­zu­kau­fen oder in an­de­rer Rechts­form zu er­brin­gen.

Noch ein­mal: die­se Han­se­stadt Ros­tock braucht ei­ne star­ke, kom­pe­ten­te und wirt­schaft­lich ar­bei­ten­de Stadt­ver­wal­tung. Dar­an soll­ten wir al­le mit­wir­ken.

Wir in der Han­se­stadt Ros­tock sind

- die grö­ß­te Kom­mu­ne des Lan­des Meck­len­burg-Vor­pom­mern,
- das wirt­schaft­li­che Herz die­ses Bun­des­lan­des und
- das Tor nach Skan­di­na­vi­en und ins Bal­ti­kum.

Las­sen Sie uns nicht als die fi­nanz­po­li­ti­schen "To­ren" im Nor­den da­ste­hen.

Auf uns schaut das Land, un­se­re Stadt ist der Mo­tor die­ses Lan­des.

Zei­gen wir doch der Lan­des­re­gie­rung mit ei­ner er­folg­rei­chen Kon­so­li­die­rungs­po­li­tik, wie man so et­was macht. Das Land lernt si­cher­lich ger­ne von uns.

Die Schwer­punk­te.

Im In­ter­es­se der Stadt wol­len wir so schnell wie mög­lich ei­nen HH-Ent­wurf in den Ge­schäfts­gang der Bür­ger­schaft ge­ben. Um un­ter der Be­din­gung ei­ner vor­läu­fi­gen HH-Füh­rung Gel­der auch im nicht pflich­ti­gen Be­reich aus­ge­ben zu kön­nen, ha­ben wir uns dar­auf ge­ei­nigt, so­wohl im Se­na­to­ren-Team als auch mit den Frak­ti­ons­vor­sit­zen­den, sog. Eck­wer­te vor­zu­ge­ben und kom­men­de Wo­che in der Bür­ger­schaft be­schlie­ßen zu las­sen. Die Jah­re zu­vor ist es stets ir­gend­wie gut ge­gan­gen mit der vor­läu­fi­gen HH-Füh­rung. Die Bür­ger­schaft hat ihr Bud­get­recht nicht um­fas­send wahr­ge­nom­men und bei­spiels­wei­se frei­wil­li­ge Leis­tun­gen wur­den nach dem 1/12-Prin­zip aus­ge­zahlt. Nun aber ste­hen wir un­ter be­son­de­rer Be­ob­ach­tung, da be­nö­ti­gen wir an­de­re Lö­sun­gen. Eck­wer­te sind dann zwar noch kein HH, aber ein An­fang - und vor al­lem ein Zei­chen Rich­tung In­nen­mi­nis­te­ri­um, es nicht nur selbst zu wol­len, son­dern auch zu kön­nen. Na­tür­lich sind Eck­wer­te kein ge­neh­mi­gungs­fä­hi­ger Haus­halt, aber sie er­öff­nen Ver­hand­lungs­mas­se mit dem In­nen­mi­nis­te­ri­um und Spiel­raum hier vor Ort - und um bei­des geht es in die­ser Si­tua­ti­on.

Wel­che Schwer­punk­te se­he ich für das kom­men­de Jahr, um das er­for­der­li­che Kon­so­li­die­rungs­an­lie­gen vor­an­zu­brin­gen?

Zu­nächst ein­mal wer­den wir den Haus­halt 2006 mit ei­nem deut­li­chen ge­rin­ge­ren struk­tu­rel­len De­fi­zit ab­schlie­ßen, als dies zu Jah­res­be­ginn ge­plant wur­de.

Nach heu­ti­ger Ein­schät­zung dürf­ten wir im ab­lau­fen­den Jahr "le­dig­lich" et­wa 40 Mio. Eu­ro mehr aus­ge­ge­ben ha­ben, als wir ein­ge­nom­men ha­ben. Zu Jah­res­be­ginn lag das ge­plan­te De­fi­zit eher in der Nä­he von 70 Mio. Eu­ro.

Die Qua­li­tät der vor­jäh­ri­gen Fi­nanz­pla­nun­gen ist ver­bes­se­rungs­be­dürf­tig. Der­ar­ti­ge Pla­nun­gen - wie sie sich auch in den Jah­ren 2004 und 2005 ge­zeigt ha­ben - müs­sen ab­ge­stellt wer­den, zu­mal sie nicht den tra­gen­den Grund­sät­zen von Haus­halts­wahr­heit und Haus­halts­klar­heit ent­spre­chen.

Für das kom­men­de Jahr 2007 pla­nen wir - nach heu­ti­gem Er­kennt­nis­stand - mit ei­nem struk­tu­rel­len De­fi­zit in der Nä­he von nur noch un­ter 35 Mio. Eu­ro. Der Haus­halts­aus­gleich im Jahr 2009 ist so­mit nicht nur recht­lich ge­bo­ten, wirt­schaft­lich er­for­der­lich, son­dern er­scheint auch rea­lis­tisch.

Hin­sicht­lich der Stel­len­plan­auf­stel­lung 2007 wur­den auch be­reits wie­der Ge­rüch­te ge­streut, die der Klar­stel­lung be­dür­fen. Wir ha­ben durch Ein­rich­ten von drei neu­en Un­ter­ab­schnit­ten die Stel­len - nicht die Per­so­nen - iden­ti­fi­ziert. Zu den neu­en We­gen ge­hört auch ei­ne ganz an­de­re Art der Dar­stel­lung des Stel­len­plans, der Sie wie­der­um ganz per­sön­lich zu be­tref­fen scheint.

Wir un­ter­tei­len nun in Po­ten­tia­le: in das Bleibe­po­ten­ti­al von 1.300 bis 1.400 Stel­len, in das Kreis­ge­biets­po­ten­ti­al mit ca. 500 Stel­len, in das Ab­bau­po­ten­ti­al mit 900 Stel­len.

Mit dem Bleibe­po­ten­ti­al hat si­cher nie­mand von Ih­nen ein Pro­blem.

Das Po­ten­ti­al, das mög­li­cher­wei­se an den Kreis ge­hen wür­de, ist ei­ne Ent­schei­dung der Ver­wal­tung und des po­li­ti­schen Rau­mes wert: Be­hal­ten wir die Auf­ga­ben, be­hal­ten wir auch das Per­so­nal - vor al­lem aber be­hal­ten wir die Steue­rungs­mög­lich­kei­ten, was an­ge­sichts der Tat­sa­che, dass wir die Kos­ten so­wie­so tra­gen müs­sen, das Ent­schei­den­de ist.

Das Ab­bau­po­ten­ti­al ist be­reits durch die Bür­ger­schaft in vor­an­ge­gan­ge­nen HH-Si­che­rungs­kon­zep­ten be­schlos­sen wor­den - in­so­fern gibt es im Stel­len­plan kei­ne wirk­li­che Neu­ig­keit.

Wor­an wir je­doch ar­bei­ten müs­sen, ist ei­ne Lö­sung zu fin­den für die ca. 382 Stel­len von den ca. 900 zum Ab­bau be­schlos­se­nen, die bis da­to nicht über Al­ter­aus­schei­den, Fluk­tua­ti­on u. ä. frei wer­den.

Nach wie vor ste­he ich für Lö­sun­gen, die nicht Kün­di­gun­gen hei­ßen.

Üb­ri­gens ver­fah­ren un­se­re Kol­le­gen bei der Lan­des­haupt­stadt Schwe­rin in ähn­li­cher Wei­se. Wir ha­ben da­mit ver­gleich­ba­re stel­len­pla­ne­ri­sche Struk­tu­ren ge­schaf­fen. Die Ein­zel­ar­beits­ver­hält­nis­se sind da­von nicht be­trof­fen.

Die Eck­da­ten für 2007 mit ei­nem De­fi­zit in der Nä­he von nur noch un­ter 35 Mio. Eu­ro ha­ben wir - mei­ne sehr ver­ehr­ter Da­men und Her­ren, lie­be Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen - im Üb­ri­gen oh­ne ir­gend­ei­ne be­triebs­be­ding­te Maß­nah­me er­reicht. Je­den­falls nach mei­nem Wil­len kann das wei­ter­hin so blei­ben. Und ich glau­be, hier bin ich auch mit "mei­ner" Bür­ger­schaft ei­nig.

Was müs­sen wir tun?

Ich le­se ge­le­gent­lich in der Zei­tung, dass der ein oder an­de­re ei­ne "Vi­si­on" an­mahnt. Ich glau­be, wir be­nö­ti­gen so et­was wie ei­nen Mas­ter­plan. Wes­halb nen­nen wir die­sen Plan nicht ein­fach "Ros­tock 2018" - schlie­ß­lich wird Ros­tock dann 800 Jah­re alt. Und un­se­re Uni­ver­si­tät wird ein Jahr spä­ter 600 Jah­re alt.

Las­sen Sie uns das nächs­te Jahr nut­zen, um die Schwer­punk­te un­se­rer ge­mein­sa­men Ziel­vor­stel­lun­gen mit­ein­an­der zu er­ör­tern. Zu dem Mas­ter­plan zäh­len ne­ben der Stär­kung der Ver­wal­tung aus mei­ner Sicht die As­pek­te:

- Ord­nung in den Fi­nan­zen,
- Qua­li­täts­stei­ge­rung im Schul- und Bil­dungs­an­ge­bot,
- Ver­bes­se­rung der Rah­men­be­din­gun­gen für die Wirt­schaft
- Wahr­neh­mung al­ler Op­tio­nen bei der Ver­wal­tungs­re­form.

Die Op­ti­on bei der Ver­wal­tungs­re­form.

Hier­zu wer­de ich bei den Vor­be­rei­tun­gen zur Ver­wal­tungs­re­form ganz deut­lich ma­chen, dass aus mei­ner Sicht für all die Auf­ga­ben "op­tiert" wer­den soll­te, die das Ge­setz vor­ge­se­hen hat.

Ich bin nach­drück­lich da­für, dass wir zum Bei­spiel die Auf­ga­ben:

- der So­zi­al­hil­fe,
- der Ju­gend­hil­fe oder
- der Ver­wal­tung von Gym­na­si­en und Ge­samt­schu­len

wei­ter­hin in städ­ti­scher Re­gie wahr­neh­men. Ei­ne Ab­ga­be an den neu­en Land­kreis Mitt­le­res Meck­len­burg ent­spricht nicht den In­ter­es­sen der Han­se­stadt Ros­tock. Un­se­re Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter leis­ten in die­sen Be­rei­chen pri­ma Ar­beit - das soll­te so blei­ben!

Die städ­ti­schen Un­ter­neh­men.

Dar­über hin­aus müs­sen wir die Un­ter­neh­men der Han­se­stadt Ros­tock ver­stärkt in die Pflicht neh­men. Wir ha­ben in Teil­be­rei­chen er­heb­li­che Zu­schuss­be­dar­fe und Ver­lust­aus­glei­che hin­zu­neh­men. Das kann so nicht wei­ter­ge­hen.

Ei­nes un­se­rer gro­ßen Un­ter­neh­men hat im Som­mer stolz in der Pres­se über sei­ne ho­he Kre­dit­wür­dig­keit be­rich­tet. Ein sol­ches Un­ter­neh­men soll­te in der La­ge sein, sein ope­ra­ti­ves Ge­schäft und sei­ne ei­ge­nen Ver­wal­tungs­aus­ga­ben so an­zu­pas­sen, dass kei­ne über­mä­ßi­ge Be­las­tung un­se­res Haus­hal­tes statt­fin­det. Die im Ver­sor­gungs­be­reich bei Gas, Was­ser und Strom ver­dien­ten Gel­der müs­sen in hö­he­rem Um­fang im städ­ti­schen Haus­halt lan­den und dür­fen we­ni­ger zum Aus­gleich von Ver­lus­ten an­de­rer Un­ter­neh­men ein­ge­setzt wer­den.

Ein wei­te­res gro­ßes Un­ter­neh­men wer­den wir fra­gen müs­sen,

- war­um die Aus­schüt­tung an den städ­ti­schen Haus­halt auf­grund ei­ner kos­ten­in­ten­si­ven ho­hen Fer­ti­gungs­tie­fe nicht hö­her aus­fal­len kann,
- war­um be­stimm­te Leis­tun­gen nicht - wie an­de­ren­orts üb­lich - zu­ge­kauft wer­den,
- war­um die Stel­len- und Ver­wal­tungs­aus­stat­tung au­gen­schein­lich deut­lich über dem Durch­schnitt ver­gleich­ba­rer Un­ter­neh­men liegt?

Wenn es uns an die­ser Stel­le ge­lingt, die Ab­füh­run­gen an den städ­ti­schen Haus­halt deut­lich zu ver­bes­sern, dann rückt die Be­dro­hung un­se­rer Ver­wal­tungs­mit­ar­bei­te­rin­nen und -mit­ar­bei­ter durch be­triebs­be­ding­te Maß­nah­men in wei­te­re Fer­ne.

Da­ne­ben wer­den wir mit al­ler ge­bo­te­nen Sorg­falt prü­fen müs­sen, von wel­chen Ver­mö­gens­ge­gen­stän­den sich die Han­se­stadt Ros­tock ein­zeln, in Pa­ke­ten oder in ih­rer Ge­samt­heit tren­nen kann, um den Haus­halt zu ent­schul­den.

Schlie­ß­lich dient die For­de­rung nach Kon­so­li­die­rung der städ­ti­schen Un­ter­neh­men nichts an­de­rem als der Her­stel­lung von Gleich­be­hand­lung und da­mit Ge­rech­tig­keit zwi­schen den Kol­le­gen der Stadt­ver­wal­tung und den Be­tei­li­gun­gen.

Zu­sam­men­fas­sung

Las­sen Sie mich noch ein­mal zu­sam­men­fas­sen: Die kom­plet­te Sa­nie­rung des städ­ti­schen Haus­halts ist kei­ne ver­rück­te Idee ei­nes Fi­nanz­se­na­tors, der tol­le Eck­wer­te hin­be­kom­men will, son­dern ei­ne Not­wen­dig­keit für die na­he und fer­ne Zu­kunft al­ler.

Wir soll­ten un­se­re Kräf­te mehr bün­deln und ei­ne lang­fris­ti­ge Stra­te­gie für Ros­tock zur Dis­kus­si­on stel­len - ei­nen Mas­ter­plan ent­wi­ckeln. Das soll­te in ei­nem Drei­klang von Kon­so­li­die­ren, In­ves­tie­ren und Vor­sor­gen er­fol­gen.

Ins­ge­samt be­nö­ti­gen wir mehr Pro­blem­be­wusst­sein und Zu­kunfts­dis­kus­sio­nen. Wir brau­chen zu­sam­men mit der Bür­ger­schaft ei­ne po­li­ti­sche Ge­wich­tung von­Vor­schlä­gen. Letzt­lich be­nö­ti­gen wir ei­ne Stra­te­gie für al­le Be­rei­che.

Es geht um stra­te­gi­sches Den­ken je­des ein­zel­nen Mit­ar­bei­ters - und das Be­wusst­sein, dass wir al­le, je­der Ein­zel­ne an sei­ner Stel­le, für die Ge­ne­ra­tio­nen nach uns Ver­ant­wor­tung tra­gen und da­mit für das Wohl un­se­rer Stadt sor­gen müs­sen.

In 2007 soll­ten wir un­se­re Zie­le fest­le­gen.
In 2007 und 2008 soll­ten wir mit der Um­set­zung be­gin­nen, da­mit wir in 2009 den Haus­halts­aus­gleich schaf­fen - aus mei­ner jet­zi­gen Kennt­nis er­scheint das mach­bar.
Wir brau­chen Ver­trau­en statt Miss­trau­en.
Wir brau­chen das Mit­ein­an­der nicht das Ge­gen­ein­an­der oder Bun­ker­men­ta­li­tät. Las­sen Sie uns des­halb zu­sam­men ste­hen.

Sie se­hen, mei­ne Da­men und Her­ren, lie­be Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen, die Zei­ten sind schwie­rig, die Zei­ten sind be­wegt und be­we­gend und die Lö­sungs­mög­lich­kei­ten höchst un­ter­schied­lich.

Aber las­sen Sie sich nicht un­nö­tig ver­un­si­chern. Wir wer­den die Her­aus­for­de­run­gen ge­mein­sam meis­tern! Wir dür­fen ge­mein­sam stolz dar­auf sein, für die Ver­wal­tung der Han­se­stadt Ros­tock zu ar­bei­ten. Für das Ver­trau­en und die Un­ter­stüt­zung, die mir vie­le von Ih­nen seit mei­nem Ar­beits­be­ginn ent­ge­gen­ge­bracht ha­ben, möch­te ich mich an die­ser Stel­le be­dan­ken.

Lie­be Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen, Ih­nen und Ih­ren Fa­mi­li­en wün­sche ich ein be­sinn­li­ches Weih­nachts­fest.

Im Neu­en Jahr wer­den Sie in mir wei­ter­hin ei­nen im­mer ge­sprächs- und dis­kus­si­ons­be­rei­ten Part­ner fin­den - denn ich hal­te es für bes­ser, wenn wir häu­fig mit­ein­an­der, als dau­ernd über­ein­an­der re­den.

Vie­len Dank für Ih­re Auf­merk­sam­keit!