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Na­vi­ga­ti­on

Ros­tock trau­ert um Wil­liam Wolff

Pres­se­mit­tei­lung vom 09.07.2020

Kon­do­lenz­buch liegt in der Rat­haus­hal­le aus


Die Han­se- und Uni­ver­si­täts­stadt Ros­tock trau­ert um ih­ren Eh­ren­bür­ger Wil­liam Wolff. Der lang­jäh­ri­ge Lan­des­rab­bi­ner ist ges­tern, am 8. Ju­li 2020, im Al­ter von 93 Jah­ren in Eng­land ver­stor­ben.

„Sein ein­zig­ar­ti­ges Ver­mächt­nis wird uns al­len ei­ne dau­ern­de Ver­pflich­tung sein. Die Han­se- und Uni­ver­si­täts­stadt Ros­tock ver­neigt sich in Dank­bar­keit vor ih­rem Eh­ren­bür­ger“, so Bür­ger­schafts­prä­si­den­tin Re­gi­ne Lück und Ober­bür­ger­meis­ter Claus Ru­he Madsen. „Als Brü­cken­bau­er zwi­schen den Wel­ten setz­te er sich ve­he­ment für ei­ne welt­of­fe­ne und de­mo­kra­ti­sche Ge­sell­schaft ein und er­mu­tig­te uns, bei der ge­mein­sa­men Ge­stal­tung un­se­res Ge­mein­we­sens mit­zu­wir­ken. Sein im­mer­wäh­ren­der per­sön­li­cher Auf­trag war die Aus­söh­nung und das Ge­den­ken an die Ver­fol­gung und Ver­nich­tung von Ju­den im fa­schis­ti­schen Deutsch­land. Vol­ler Op­ti­mis­mus und mit bei­spiel­lo­sem Ein­satz präg­te er als geist­li­ches Ober­haupt der Ju­den Meck­len­burg-Vor­pom­merns über lan­ge Zeit das re­li­giö­se Le­ben auch in Ros­tock. Die Ros­to­cke­rin­nen und Ros­to­cker so­wie al­le, die ihn im Ver­lauf sei­nes er­füll­ten Le­bens ken­nen­ler­nen durf­ten, wer­den ihm ein eh­ren­des An­denken be­wah­ren.“

Wil­liam Wolff wur­de 1927 als deut­scher Ju­de in Ber­lin ge­bo­ren. Schon 1933 muss­ten sei­ne El­tern mit ihm vor den Na­tio­nal­so­zia­lis­ten nach Ams­ter­dam flie­hen und von dort 1939 wei­ter nach Eng­land. Den über­wie­gen­den Teil sei­nes Le­bens ar­bei­te­te er dort als Jour­na­list. Erst im Al­ter von 50 Jah­ren stu­dier­te er Jü­di­sche Theo­lo­gie und wur­de Rab­bi­ner. Seit 2002 ist Wil­liam Wolff Lan­des­rab­bi­ner, zu­vor war er be­reits Gastrab­bi­ner in den Jü­di­schen Ge­mein­den in Ros­tock und Schwe­rin.

Die Ver­lei­hung der Eh­ren­bür­ger­wür­de an Dr. Wil­liam Wolff am 12. Ju­ni 2017 ging auf ei­nen Be­schluss der Bür­ger­schaft zu­rück. Dar­in hei­ßt es: „Der Lan­des­rab­bi­ner Wil­liam Wolff ver­steht es nicht nur, die un­ter­schied­li­chen jü­di­schen Strö­mun­gen in­ner­halb der Ros­to­cker Ge­mein­de zu­sam­men­zu­hal­ten, er hat sich stets mit ver­söh­nen­den Wor­ten im in­ter­re­li­giö­sen Dia­log und im po­li­ti­schen Dis­kurs zu Wort ge­mel­det. Ver­söh­nung, oh­ne je­mals das Ver­bre­chen des Ho­lo­caust zu ver­ges­sen, das war und ist sein An­lie­gen. Er setz­te sich nach­drück­lich für ei­ne of­fe­ne de­mo­kra­ti­sche Ge­sell­schaft ein, wehr­te sich über­zeu­gend ge­gen An­ti­se­mi­tis­mus, Frem­den­hass und Ras­sis­mus.“ Lau­da­tor war Bun­des­prä­si­dent a.D. und Eh­ren­bür­ger Joa­chim Gauck, der im Rah­men der da­ma­li­gen Fest­ver­an­stal­tung nach ei­nem Rück­blick auf jü­di­sche Ge­schich­te in Ros­tock un­ter­strich: „Er war die rich­ti­ge Per­son zur rech­ten Zeit. Wil­li Wolff hat sich noch im ho­hen Al­ter ei­ne Neu­gier er­hal­ten, die an­de­re Men­schen im Le­ben nie hat­ten.“

In der Rat­haus­hal­le liegt mon­tags bis frei­tags in der Zeit von 8 bis 18 Uhr ein Kon­do­lenz­buch aus.