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„Das Land setzt sich auch weiterhin für eine bedarfsgerechte Hafenentwicklung ein“ - Interview mit Jochen Schulte, Staatssekretär im Minsterium für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit des Landes Mecklenburg-Vorpommern

Meldung vom 13.07.2023

Wie wichtig ist der Hafen Rostock für Mecklenburg-Vorpommern?

Seeverkehr und Hafenwirtschaft sind zentrale und stetig wachsende Stützen der wirtschaftlichen Entwicklung von MV. Hierbei ist der Seehafen Rostock (SHR) als umschlagsstärkster Universalhafen an der deutschen Ostseeküste und wichtiger intermodaler Knotenpunkt mit zahlreichen Verbindungen ein wesentlicher Wirtschaftsmotor. Zudem nimmt die Kreuzfahrt- und Passagierschifffahrt mit durchschnittlich drei Millionen Schiffsreisenden eine wichtige Rolle im Leistungsspektrum des Hafens ein.

Was macht den Rostocker Hafen zum bedeutenden Wirtschaftszentrum in Mecklenburg-Vorpommern?

Zusammen mit den wertschöpfungsintensiven hafenaffinen Industrie- und Gewerbeansiedlungen steht der SHR für gut 20.000 hafenabhängige Beschäftigte und eine Ausstrahlung weit über die Landesgrenzen hinaus. So ist dieser als Kernnetzhafen fester Bestandteil im transeuropäischen Verkehrsnetz der Europäischen Kommission. Als Drehscheibe von den zwei europäischen Verkehrskorridoren nehmen die land- und seeseitigen Verbindungen ebenfalls einen großen Stellenwert ein.

Auch spielt der SHR als kritische Infrastruktur mit einem Anteil von gut 80 % am Gesamtumschlag (netto) des Landes für die Versorgung der Bevölkerung und Wirtschaft auch im überregionalen Kontext eine bedeutende Rolle.

Welche Interessen verfolgt das Land bei der Hafenentwicklung?

In der Koalitionsvereinbarung bekennt sich die Landesregierung zur konsequenten Unterstützung des Ausbaus der Hafen. Neben der bedarfsgerechten Infrastrukturforderung umfasst dies auch die langfristige Sicherung der Hafenbelange gegenüber konkurrierenden Nutzungen mittels vorausschauender Flächenbevorratung.

Der Landesraumentwicklungsplan 2016 weist die potenziellen Entwicklungsflächen Seehafen West und Ost zur wettbewerbsfähigen und klimaneutralen Entwicklung als Vorrangstandorte aus. Dieser bildet die Grundlage für die weitere flächenmäßige Ausformung auf regionaler und kommunaler Ebene zur Flächensicherstellung für künftige Ansiedlung hafenaffiner Industrie- und Gewerbeunternehmen.

Warum wird die Bedeutung des Rostocker Seehafens noch weiter zunehmen?

Als logistische Schnittstelle für land- und seeseitige Transporte und Standort industrieller und gewerblicher Ansiedlungen sind auch die Häfen von den klimaschutzbedingten Anforderungen betroffen. So wirken sich Veränderungen in der Energieerzeugung direkt auf die Gutarten-, Dienstleistungs- und Produktionsstruktur in den Standorten aus. Dieser Prozess verstärkt sich durch die sich stetig verschärfenden Sanktionen gegenüber Russland infolge des Kriegs in der Ukraine.

Seit Ende 2022 erfolgt die Vertiefung der seewärtigen Zufahrt in Rostock auf 15 m Tiefgang im Rahmen des aktuellen Bundesverkehrswegeplans 2030, wodurch die natürliche Grenze für in der Ostsee verkehrende Schiffseinheiten ausgeschöpft wird. Zudem hat das Vorhaben im Zuge der Neuaufstellung des Energiebezugs eine Bedeutung von nationaler Tragweite erlangt.

Welche Bedeutung hat der Hafen auch zukünftig für die (nachhaltige) Energieversorgung in Mecklenburg-Vorpommern und darüber hinaus?

Neben der mittelfristigen Sicherung der Rohöllieferungen an die PCK-Raffinerie in Schwedt wird die Produktion und der Import von grünem Wasserstoff für die Einspeisung ins überregionale Verteilnetz und regionalen Abnehmern vorangetrieben. Als erste Schritte der Gesamtstrategie Energiehafen erfolgen der Aufbau einer Elektrolyseanlage und eines Ammoniak-Crackers für die Herstellung von bzw. Umwandlung in Wasserstoff.

Auch ist der SHR für den im Koalitionsvertrag des Bundes festgehaltenen Ausbau der Offshore-Windenergie durch die Produktion, Beschichtung und Verladung notwendiger Gründungspfähle (Monopoiles) von Bedeutung.

Warum benötigt der Rostocker Hafen dafür weitere Flächen?

Die bedarfsgerechte Flächenvorsorge erfordert eine frühzeitige Weichenstellung, da diese bis zur Ausweisung samt anschließender Erschließung und Bebauung einen größeren Zeithorizont erfordert. Mit Blick auf die bisherigen und erwarteten Entwicklungen ist eine langfristige Flächensicherung zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und Energieversorgungsrolle des Hafens geboten.

Wie bringt sich die Landesregierung in der Hafenentwicklung ein? Mit welchen Maßnahmen wird die Hafenentwicklung in den nächsten Jahren gefördert?

Im Vorfeld der anstehenden Fortschreibung des Regionalen Raumentwicklungsplans (RREP) und kommunalen Bauleitplanung erfolgte eine umfassende gutachterliche Bewertung der beiden potenziellen Entwicklungsflächen (Seehafengutachten). Neben dem Regionalen Planungsverband Rostock, der Hanse- und Universitätsstadt Rostock und Rostock Port war das Verkehrsministerium als Projektpartner beteiligt.

Das Land setzt sich auch weiterhin für eine bedarfsgerechte Hafenentwicklung ein, insbesondere auch durch die Bereitstellung von Fördermitteln für den Infrastrukturausbau.

Die geplante Hafenerweiterung würde auch Naturräume betreffen. Wie können Naturschutz und Hafenwirtschaft in Einklang gebracht werden?

Das Seehafengutachten hat klar die erheblichen Eingriffe bei einer Umsetzung der beiden Gebiete herausgearbeitet, darunter die Teilinanspruchnahme von Moorflächen. Für die Abwägung im RREP durfte die Entwicklung des Rostocker Hafens zu einem klimafreundlichen Energiestandort eine erhebliche Rolle spielen. In diesem Zusammenhang sind dann auch die Fragen nach Art und Weise der Überbauung, Ausgleichsflächen, nach dem Zeitpunkt und den Kosten zu klaren.

Der Hafen als Tor zur Welt: Was bedeutet der Hafen für Sie persönlich?

Ein reges Kommen und Gehen von Gütern und Personen aus und in aller Welt.