Home
Navigation

Sozialarbeiterin wirbt für ein gesundes Schulklima

Pressemitteilung vom 11.10.1999


Catrin Draheim nimmt sich an Schmarler Berufsschule der Probleme von Jugendlichen an

Noch vor vier Jahren war Catrin Draheim die einzige Schulsozialarbeiterin an einer Rostocker Berufsschule. Inzwischen hat sie Verstärkung, sind es schon acht Kolleginnen und Kollegen, die sich der Sorgen und Nöte von Berufschülern annehmen. Die Probleme sind von Schule zu Schule anders. Auch Catrin Draheim hat ihre Vorstellungen sozusagen in der Praxis erprobt. Nicht alles entsprach dem, was sie als Vorreiterin zuvor für ein entsprechendes Projekt und einen Förderantrag zu Papier brachte. Gewalt und Drogen waren in der Beruflichen Schule für Handel in Schmarl keineswegs gravierende Problemfelder. Zu ihren "Schützlingen" gehören vor allem angehende Kaufleute im Einzel- und im Außenhandel, Automobilkaufleute, Rechtsanwaltsgehilfen oder Schüler, die ihre Schulabschlüsse nachholen. Deren Sorgen liegen auf anderen Ebenen und die erfahrene Sozialarbeiterin hat sich darauf eingstellt.

Von Beruf Kindergärtnerin, bildete sich die damals 30jährige zur Sozialarbeiterin weiter. Erste Kontakte im neuen und ungewohnten Metier knüpfte sie 1995 zunächst im Jugendtreff des Vereins Kellerkind e.V. im Rostocker Schülerfreizeitzentrum. Als stellvertretende Hausleiterin ist sie zweimal in der Woche auch hier vor Ort, arbeitet aber hauptsächlich als Sozialarbeiterin des Vereins in der Schmarler Berufsschule. Ein gesundes Schulklima liegt ihr am Herzen und ein gemäßigter Umgangston auch unter jenen Schülern, für die nicht alle Zukunftspläne in Erfüllung gingen. In den Förderklassen des Arbeitsamtes mit Lehrlingen, die überbetrieblich ausgebildet werden, bietet Catrin Draheim regelmäßig eine Sozialarbeiterstunde an. Hier ist Frust abladen erlaubt, können Ärgernisse mit Lehrern oder Pannen im Ausbildungsbetrieb zur Sprache kommen. Sie wirbt für ein freundlicheres Miteinander und denkt gemeinsam mit Lehrern über alternative Unterrichtsmethoden nach. Sie bietet Hilfe zur Lebenshilfe an, organisiert Gesprächspartner zu Schuldnerberatung oder anderen Themen, hat bei Disziplinschwierigkeiten mitunter auch für Lehrer einige Ratschläge parat.

Daneben sind es auch die schwerwiegenderen Einzelfälle. Catrin Draheim kümmert sich insbesondere darum, daß Schüler ihre Ausbildung nicht abbrechen, nicht abbrechen müssen. Wenn die Lust an der Schule nachläßt und auch im Ausbildungsbetrieb die Bummelei beginnt, sind daran kaum nur schlechte Zensuren schuld. Meist liegen die Ursachen tiefer, weiß die Sozialarbeiterin aus Erfahrung. Da gibt es Probleme mit der Familie, mit Freund oder Freundin, fehlt oft das Nötigste für den eigenen Lebensunterhalt. Sie kann Hilfe anbieten, aber nicht aufdrängen. So manchem Schüler geht sie entgegen, versucht in der Pause oder im Schulklub ein Gespräch anzuknüpfen und wartet darauf, daß das Eis bricht. Den Weg in ihr freundlich eingerichtetes Büro müssen Hilfesuchende jedoch aus eigenem Antrieb finden. Die Hemmschwelle ist groß. Gerade Jugendliche zwischen 16 und 25 wollen sich beweisen, ihre Probleme auch ohne den Rat von Erwachsenen lösen. Doch stoßen sie oft in ihrem verzweifelten Kampf für die eigenen Interessen an ihre Grenzen.

Draheim kann zuhören, ermutigen, das Selbstvertrauen stärken. Sie kann bei unliebsamen Wegen zum Sozialamt oder in dieSchuldnerberatung dabei sein, bei Schwierigkeiten eingreifen. Etwa zehn Jugendliche nutzen ihre Sprechstunde häufiger. Nicht jeder wird so gegen Windmühlenräder ankämpfen müssen, wie zum Beispiel Marita (Name geändert). Seit acht Monaten kommt die 18jährige zu der inzwischen vertrauten Sozialarbeiterin. Mit 14 zog sie aus der elterlichen Wohnung in eine betreute Wohnung, mußte um jeden Pfennig kämpfen, das Kindergeld sogar gerichtlich einklagen. Probleme mit dem Freund kamen hinzu. Im Herbst letzten Jahres dann der Zusammenbruch, Krankenhaus. . . Seit Januar geht es nun mit Catrin Draheim an der Seite Schritt für Schritt wieder aufwärts. Marita besuchte die Berufsschule wieder regelmäßig und wird in wenigen Wochen ihre Ausbildung abschließen. Das freut auch die Schmarler Sozialarbeiterin. Schließlich ist doch gerade Erfolg in ihrem Beruf eine schwer meßbare Größe. Sie freut sich über jeden, der den Weg zu ihr findet, über jeden, der wiederkommt. Sie weiß, daß jugendliche Ratsuchende sie nicht mit Dankesworten überschütten. Sie ist froh über Aufgeschlossenheit und Vertrauen, das Schüler und Lehrer inzwischen ihrer Schulsozialarbeiterin entgegenbringen. An ihrer Schule ist bekannt, daß Catrin Draheim keineswegs die Lehrerin für alle Fälle und so manche Vertretungsstunde ist.        sw