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Na­vi­ga­ti­on

Ver­stoß ge­gen das Kon­ne­xi­täts­prin­zip?

Pres­se­mit­tei­lung vom 10.03.2003

10. März 2003

Ver­stoß ge­gen das Kon­ne­xi­täts­prin­zip?

Wer die Ze­che be­stellt, der be­zahlt sie auch, so tri­vi­al könn­te man das Kon­ne­xi­täts­prin­zip er­läu­tern. Die Han­se­stadt Ros­tock hat Mehr­aus­ga­ben in dem so­zia­len Be­reich, der durch das „Ge­setz zur Neu­ord­nung der Auf­ga­ben nach dem Bun­des­so­zi­al­hil­fe­ge­setz und an­de­ren So­zi­al­vor­schrif­ten“ wei­test­ge­hend auf die Land­krei­se und kreis­frei­en Städ­te de­le­giert wur­de. Mit die­sem Ge­setz wur­den vor­mals Auf­ga­ben des über­ört­li­chen So­zi­al­hil­fe­trä­gers - das hei­ßt, des Lan­des Meck­len­burg-Vor­pom­mern - zum Zwe­cke ei­ner bür­ger­na­hen Wahr­neh­mung den Kom­mu­nen ge­gen Kos­ten­er­stat­tung über­tra­gen.

Als fi­nan­zi­el­len Aus­gleich ent­spre­chend dem Kon­ne­xi­täts­prin­zip der Ver­fas­sung des Lan­des Meck­len­burg-Vor­pom­mern er­hielt die Han­se­stadt Ros­tock für die Um­set­zung die­ses Ge­set­zes für das Jahr 2002 ins­ge­samt 19.226.527 Eu­ro. Aus­ge­ge­ben wur­den für die Auf­ga­ben der über­ört­li­chen So­zi­al­hil­fe aber 20.074.172 Eu­ro. So­mit ent­stan­den für den kom­mu­na­len Haus­halt Mehr­aus­ga­ben von 947.645 Eu­ro. Die­se Aus­ga­ben für die Han­se­stadt Ros­tock iso­liert be­trach­tet, las­sen nun zu­nächst den Schluss ei­nes Ver­sto­ßes ge­gen das Kon­ne­xi­täts­prin­zip zu.

Aber man soll­te ge­nau­er hin­schau­en. Ins­ge­samt wur­den vom Land für kreis­freie Städ­te und Land­krei­se für das Jahr 2002 zur Um­set­zung der Auf­ga­ben 182.194.771 Eu­ro zur Ver­fü­gung ge­stellt. Wenn man sich nun ein­mal die Aus­ga­ben der ein­zel­nen Kom­mu­nen an­schaut, so fällt auf, dass vor al­len Din­gen grö­ße­re Städ­te des Lan­des Mehr­aus­ga­ben zu ver­zeich­nen hat­ten, die Land­krei­se da­ge­gen in der Re­gel aber mit den Fi­nanz­zu­wei­sun­gen recht gut zu­recht ge­kom­men sind. Ei­ni­ge der Land­krei­se ha­ben so­gar für die Auf­ga­ben­er­fül­lung ih­ren Fi­nanz­topf nicht aus­ge­schöpft. Schaut man sich die Ge­samt­net­to­aus­ga­ben an, so er­kennt man, dass das Land den Land­krei­sen und kreis­frei­en Städ­ten für die Auf­ga­ben­über­tra­gung ge­nü­gend Geld zur Ver­fü­gung ge­stellt hat, dass aber die Ver­tei­lung nach er­for­der­li­chen Auf­ga­ben nicht ge­recht er­folg­te.

Aus mei­ner Sicht wur­de so­mit bei der Zu­wei­sung durch das Land auch nicht ge­gen das Kon­ne­xi­täts­prin­zip ver­sto­ßen. Aber das Geld be­las­tet nun ein­mal als Mehr­be­darf Städ­te wie Ros­tock, Neu­bran­den­burg oder Stral­sund für not­wen­di­ge so­zia­le Aus­ga­ben wie zum Bei­spiel Ein­glie­de­rungs­hil­fen im kom­mu­na­len Haus­halt.

Wie ge­hen wir da­mit um?
Es scheint, dass der Ver­tei­ler­schlüs­sel bei den Zu­wei­sun­gen die un­ter­schied­li­chen Aus­gangs­po­si­tio­nen von Land­krei­sen ei­ner­seits und grö­ße­ren Städ­ten an­de­rer­seits un­ge­nü­gend be­rück­sich­tigt. Aus Sicht der Han­se­stadt Ros­tock wä­re zum Bei­spiel die Kenn­zif­fer „Hil­fe­emp­fän­ger in der Ein­glie­de­rungs­hil­fe“ stär­ker zu ge­wich­ten. Aus­ga­ben wer­den für Ein­glie­de­rungs­hil­fe stär­ker be­ein­flusst als durch die Al­ters­struk­tur, da in der Han­se­stadt Ros­tock vie­le Be­hin­der­te un­ter 65 Jah­re alt sind. Ge­nau un­ter die­sem Ge­sichts­punkt müss­te ei­ne Än­de­rung des Ge­set­zes er­fol­gen, um in den kom­men­den Jah­ren Mehr­aus­ga­ben zu ver­mei­den. Ein an­de­rer Vor­schlag wä­re, zwi­schen Land­krei­sen und kreis­frei­en Städ­ten ei­ne So­li­dar­ge­mein­schaft ein­zu­rich­ten. Da­zu wä­re es not­wen­dig, Fi­nanz­zu­wei­sun­gen in Form von Ab­schlags­zah­lun­gen zu er­tei­len, so dass am Jah­res­en­de bei vor­aus­schau­ba­ren Mehr- oder Min­der­aus­ga­ben ei­ne Aus­gleichs­zah­lung mög­lich ist. Das be­trifft al­so die kom­men­den Jah­re, und für das Jahr 2002 ste­hen Mehr­aus­ga­ben von rund ei­ner Mil­li­on Eu­ro im Haus­halt Ros­tocks zu Bu­che. Die­se Si­tua­ti­on ist im kom­mu­na­len So­zi­al­ver­band durch die be­trof­fe­nen Städ­te wie Stral­sund, Neu­bran­den­burg und Ros­tock the­ma­ti­siert wor­den. Noch gibt es kei­ne schlüs­si­ge Ant­wort dar­auf. Ich den­ke, es ist an der Zeit, über ei­ne ein­ver­nehm­li­che Re­ge­lung zu re­den. Dr. Wolf­gang Nitz­sche
Se­na­tor für Um­welt,
So­zia­les und Ge­sund­heit x x

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